HB ohne Filter vom 29.2.2008
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Datum:
29.02.2008Heute mit den Themen: Fiat-Händlerklage, IG-Metall-Tarifpolitik, VW Gesetz, Klaus Volkert, "S'Hexle geht, Porsche, Weylers Demission
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25. Februar – Montag
Fiat-Händlerklage
Wer erinnert sich nicht an den phänomenalen Werbeauftritt, den Fiat mit dem neuen Fiat 500 zur IAA 2007 hinlegte? Eine Renaissance kündigte sich an. Der neue Branchen-Liebling stand. Ein Kleinwagen! Wem gelingen schon derartige Würfe? Zuletzt dem Mini, 1999 dem Beetle. Statt den Aufschwung in der Anlaufphase gemeinsam mit dem Handel zu nutzten, zeigte sich Fiat nicht bereit, gemeinsam auf die Jagd zu gehen und die Beute verträglich zu teilen, sondern legte am 18. September 2007 ein separates "Margensystem für den Fiat 500" vor. Der Fiat-Vorstandsvorsitzende in Deutschland, Manfred Kantner, hatte aus Turin Weisung, eine gegenüber anderen Vertragsfahrzeugen geringere Marge für den Fiat 500 umzusetzen. Mal handelte es sich beim Fiat 500 nicht um ein Vertragsfahrzeug im Sinne des Fiat Pkw-Händlervertrages, dann sollte er nicht in den Verkaufsplan einfließen, dann handelte es sich um ein neu entwickeltes Kraftfahrzeug in einem Segment, in dem Fiat nicht bereits mit einem Vertragsfahrzeug vertreten war, obwohl das Segment des Seicento diese Klasse repräsentiert. Dann wollte Fiat den Anspruch auf Volumenbonus für den Fiat 500 ausschließen.
Fazit: Laut Händlervertrag hat Fiat keinerlei Berechtigung, bei dem Fiat 500 andere Margen- bzw. Boni zugrunde zu legen als bei jedem anderen Vertragsfahrzeug. Daraus folgt obligatorisch, dass Fiat auch die Fiat 500-Fahrzeuge mit dem Volumenbonus zu bonifizieren hat. Die hirnkranken Fiat-Manager in Turin spekulieren nur darauf, dass die Auseinandersetzung zur Klage sehr lange dauern wird, während dieser Zeit einige Fiat-Händler mehr auf der Strecke bleiben und sie sich über diesen Weg verdiente Händlermargen einsparen. Das nennt man Partnerschaft. Nach dem schwäbischen Motto: Der Partner schafft! Der Verliebtheitseffekt des Fiat 500 lässt ja jetzt schon nach! Dem Verband der Fiat Konzern-Händler und seinem Vorsitzenden Friedrich-Karl Bonten kann man abermals bei derartig italienischer Frivolität nur Beharrlichkeit wünschen. Eine gütliche Einigung ist seit September 2007 bis heute nicht möglich gewesen. Der Verband hielt sehr lange die Türe offen. Also, jetzt muss das Landgericht Frankfurt sprechen. Hoffentlich ohne "linke" Beteiligung!
27. Februar – Mittwoch
IG-Metall-Tarifpolitik
Die IG-Metall ist derzeit in Baden-Württemberg, dem Stammland des neuen IG-Metallvorsitzenden Berthold Huber dabei, aktiv in die Neukonstellation schwindender Flächentarifverträge einzugreifen. Was in Ostdeutschland längst Gang und Gäbe ist, will die IG-Metall-Kampforganisation verhindern, nämlich Tarifgemeinschaften, deren Mitgliedschaft freiwillig ist. Große Kfz-Betriebe werden über von der IG-Metall gesteuerte Betriebsräte von innen her mit einschlägigen Parolen aufgemischt. Die IG-Metall verlangt nunmehr eine Liste der Betriebe, die Mitglied in der Tarifgemeinschaft sind. Unglaublich! Mitglieder dort sind vor allem große Autohäuser. Ihnen drohen möglicherweise in der Endkonsequenz Haustarifverträge. Das führt dann zumindest bei der IG-Metall zu neuen Arbeitsplätzen, denn sie müssen bei jedem einzelnen Betrieb antanzen. Das ist zu anstrengend. Lasst sie toben. Aussitzen! Es kann nicht sein, dass ganze 5 Prozent IG-Metallmitglieder sagen, was 95% Freigesinnte zu tun haben. Dieser unhaltbare Gewerkschaftsterror, diese Vermessenheit passt wirklich nicht mehr ins 21. Jahrhundert. Die Verarmung des Proletariats ist überwunden.
VW-Gesetz
Was die Politik im Verbund mit den IG-Metallern derzeit in Wolfsburg konzipiert, ist bar jeglicher Vernunft. Man fordert über die Hintertüre die Wiedereinführung des VW-Gesetzes, wonach das Land Niedersachsen weiterhin über eine Sperrminorität verfügen soll. Eine Werksschließung wäre beispielsweise an eine 80-Prozent-Mehrheit gebunden. Man könnte gar den Einfluss der Porsche-Mehrheit dezimieren. Offensichtlich haben die einschlägigen Kreise der IG-Metall aus ihrer speziellen "IG-Metall-Damen-und-Lust-Praxis" nur wenige Konsequenzen gezogen. Das IG-Metall-Management in Wolfsburg sollte dringlichst auf Normalmaß gebracht werden. Im Werk Wolfsburg selbst sollte sich endlich herumsprechen, dass man auch am Zentralstandort mit Gewinn produzieren sollte. Wolfsburg muss endlich ein ganz normales Unternehmen werden, frei von überzogenen IG-Metallgiften. Warum fordert die IG-Metall selbigen Unsinn nicht bei BMW in München oder gar beim Daimler ein?
Ex-Betriebsratschef Klaus Volkert
Zurecht prangert der zu drei Jahre und neun Monaten verurteilte IG-Metall-Manager, Ex-Betriebsrats-Vorsitzender Klaus Volkert an, dass sein Urteil in Relation zum ehemaligen VW-Personalvorstand Peter Hartz alles andere als gleich vor dem Gesetz abliefen. Der Prozess von Hartz dauerte zwei Tage, kostete Hartz 576.000 Euro. Das war's! Und das für den eigentlichen Strippenzieher der "IG-Metall-Damen-und-Lust-Praxis". Dafür erhält Hartz jetzt auch noch monatlich 16.000 Euro VW-Betriebsrente. Volkert belastet abermals den Aufsichtsratsvorsitzenden Ferdinand Piëch: "Wer die damalige Gesamtkonstellation im Unternehmen kennt, kann sich schwer vorstellen, dass all das ohne Piëch gelaufen ist. Es gab wenig im VW-Konzern, was er nicht wusste." Soviel zum Intriganten Ferdinand Piëch!
29.2. – Freitag
Sonstiges: "S 'Hexle" geht, Porsche – Politik – Pression, Weylers Demission
"S' Hexle" geht!
Am 25. Februar verkündete Daimler (endlich), dass Lydia Schrempp, Ehefrau des früheren Daimler-Chefs Jürgen Schrempp und nunmehr dessen "ständige Büroleiterin" in der MB-Niederlassung, 14. Stockwerk, zu München geht. Allerdings nicht freiwillig. Weshalb "s´Hexle" obendrauf eine gigantische Abfindung kassieren wird. Die ärmliche Abkassiererin bezog die fürsorgliche Sekretärinnengage von – so sagen Insider – 250.000 Euro p.a. Seit Jahren wurde diese Unglaublichkeit – selbst in Hauptversammlungen – immer wieder aufgezeigt. Warum braucht ein Daimler-Aufsichtsrat bzw. Dr. Zetsche so lange, um endlich Glaubwürdigkeit herzustellen? Sie mögen sich nicht wundern, dass derartige Beispiele nach wie vor die Verfilzung in den oberen Reihen von Daimler dokumentieren.
Ein anderes Beispiel soll zeigen, wie da in Wahrheit in den Konzernen jongliert wird. Es sei auch an die Ankündigung an den anstehenden BMW-Personalabbau erinnert. Wobei massive Entlassungen auf der einen Seite und gleichzeitig Produktionsrekorde und Rekordgewinne auf der anderen Seite einfach nicht vermittelbar sind. Das darf man nicht hinnehmen! IG-Metall, wo bleibst du?! Sie decken das abermals ab. Die Familie Quandt möchte als Hauptaktionär von BMW 26 Prozent Kapitalrendite! Damit das kurzfristig möglich ist, müssen jetzt 8.100 Mitarbeiter gehen. Auch Führungskräfte. Für wen eigentlich? Sie dürfen sich nach außen natürlich nicht äußern. Man achtet sehr wohl auf BMW-Pomade. Und BMW-Chef Reithofer muss als Kapitalisten-Vasall für die kurzfristige Umsetzung sorgen. Ansonsten ist er selber fällig. Im Kfz-Handel sollte die Kapitalrendite 8 Prozent sein. 2007 lagen wir bei 3,6 Prozent! Soviel zu fürsorglichen Realitäten. Jetzt zurück zum Daimler-Fall.
2006 hatte Daimler einen massiven Stellenabbau angekündigt. Darunter 1.000 Führungskräfte. Sie gingen mit einer üppigen Abfindung. Ein Dutzend Manager weigerte sich. Prompt wurden sie freigestellt, dann gekündigt. Das Arbeitsgericht hat die ausgesprochenen Kündigungen verworfen. Daimler bot neue Tätigkeiten an. Ein Manager weigerte sich, da seine Freistellung "unwiderruflich" erfolgt sei, also keine Widerrufsmöglichkeit bestehe. Das Gericht sah das auch so. Die Folge: Daimler zahlt nun das Managergehalt des 50-Jährigen bis zu dessen Renteneintritt. Der muss keinen Finger mehr krümmen! Das nennt man ganz hohes Personalmanagement im n-dimensionalen Premiumbereich. Das Beispiel zeigt, was Kurzsichtigkeit in Konzernen heute verursacht und welche Peinlichkeiten dabei entstehen. Dieser kurzatmige, strategielose "Shareholder-Blick", diese Übergier diverser Hintermänner, er ist des Übels wahre Wurzel. Nicht die Globalisierung!
Porsche – Politik – Pression
Es war abzusehen, dass Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger und Porschechef Wendelin Wiedeking auch in Herzensangelegenheiten freundschaftlich zusammenspielen. Oettingers Frau Inka verliebte sich in einen Porsche-Manager. Bitte Porsche-Manager! Welcher Adel? Normalerweise schreibt die Presse bei derartiger Gegebenheit von einem "Auto-Tandler". Also besagter Porsche Manager, Otmar Westerfellhaus (45) war erst Geschäftsführer des Porsche-Zentrums Mannheim und wurde dann in selbiger Funktion sehr rasch in die Preußenmetropole Berlin auf räumliche Distanz gesetzt. Dort stört nun Westerfellhaus nicht nur in der Landesvertretung Baden-Württembergs diverse politische Kreise, sondern männlich-politische Brunftsphären. Schreibt doch Martin Walser (73) in seinem neuen Roman "Ein liebender Mann": "Solange man lebt, verliebt man sich." Wenn das aber (geld-)politische Kreise in persönlicher Betroffenheit stört, zieht dabei mancher den Kürzeren. Quod licet Jovi, non licet bovi (Was Jupiter erlaubt ist, steht dem Ochsen noch lange nicht zu)!
Weylers Demission
Meine Frage an die Audi-Obrigkeit (Dr. G. Flandorfer, Heinz-Hermann Nagel) lautete schon 2003, als Ralph Weyler vom Stuhl des BMW-Vertriebschefs Deutschland auf den Audi-Vorstandsstuhl wechselte: Wie kann man einen ausgekochten Händlerhasser zum Vertriebsvorstand von Audi machen? Zu tief sitzt in mir die Erinnerung an das unsägliche Schicksal des BMW-Händlers Kesenheimer in Weingarten, der Geburtsstätte des heutigen BMW-Finanzvorstandes Dr. M. Ganal (!), Altmann in Cham und eben das schamlose Treiben der BMW-Weylers & Co. drum herum. Übel, ganz übel! Ich habe damals ausführlich in AUTOHAUS darüber berichtet. Pischetsrieder hat ihn dann von BMW zu Audi herübergezogen! Schlimm!
Jetzt hat ihn das Fallbeil selbst ereilt. Die Freundschaft der Frauen Winterkorn und Weyler mit den gemeinsam spielenden Kindern hat nicht mehr ausgereicht. Der erfolgsverwöhnte Ralph Weyler als Opfer! Dazu wird es im Vorstand wie im Aufsichtsrat vielerlei Gründe gegeben haben, nicht nur der US-Markt, zu zaghaftes Wachstum in China, nicht nur die Vorliebe seiner Frau in Sachen High-Society, zu Showgrößen und zur Klatschspaltenpresse. Weyler macht sich nun – wie kann es anders sein –, als Berater selbständig. Möglicherweise wird er nun von seinen ganz treuen Audi-Händlern leben müssen, indem er ihnen den Rat erteilt, wie sie an das Geld von Audi kommen, um die geplanten Audi-Luxus-Tempels, genannt Terminals, finanzieren oder abwenden zu können.
Spruch der Woche:
"Agenda 2010. Schröder fällt ins Koma und wird erst 2010 wieder wach. "Was ist aus meiner Agenda geworden? Wie hoch ist die Arbeitslosigkeit?", fragt er die Krankenschwester. "Wir haben Vollbeschäftigung", antwortet die Schwester. "Auch der Staatshaushalt ist saniert. Bremen ist gerade als letztes Bundesland schuldenfrei geworden." Schröder ist begeistert. "Wunderbar", freut er sich. "Holen Sie mir mal ne Flasche Bier, Schwester! Das muss ich feiern." Antwortet die Schwester: "Aber gern, Herr Bundeskanzler. Das macht dann acht Yuan."
Mit meinen besten Grüßen und Wünschen
Ihr
Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS
J.F.(K.)
Striker
Helmut Hennecke
J.F.(K.)
Mr Hyde