HB ohne Filter vom 25. Juli 2014
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25.07.2014Heute: GM & Co. – Rückrufaktionen, Deutsches Autowunder wackelt, CSU-Baby Pkw-Maut, Schwarzarbeit im Gewerbe, Juli-Werbetrommel.
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21. Juli - Montag<br><br>GM & Co. - Rückrufaktionen
Was ein fehlerhaftes Zündschloss in Kombination mit GM-Ignoranz von oben bewirken kann: Mindestens 16 Menschen ließen darob ihr Leben. Aber bitte, nicht nur GM, sondern auch Toyota, Porsche, Mercedes, Ford, BMW, Mazda, Subaru, Hyundai sind ebenso dabei. Oder anders: Welcher Hersteller ist noch frei von Rückrufaktionen? 2013 gab es allein in Deutschland sage und schreibe 180 Rückrufaktionen. Nachzulesen beim KBA. Das waren vor 15 Jahren noch 55. Komplexere Technik, Spardruck auf die Zulieferer, kürzere Entwicklungszeiten und die Modellvielfalt sind die Ursachen dafür.
Mittlerweile ist die geballte Fülle an Rückrufaktionen gleichzusetzen mit Vertrauenseinbruch und Imageverlust. Und das hat Folgen für das künftige Kaufverhalten. Wir sprechen jeweils von Qualitätsmängel, die die Verkehrssicherheit bedrohen bzw. die Umwelt. Die Verantwortung dafür hat einzig und allein der Hersteller. Über die Auswirkung der Rückrufaktionen auf die Kundenzufriedenheit schweigen sich die Hersteller vornehmlich aus. Mit "äußerst zufrieden" wird da sicher kein Kunde werten! Von Begeisterung wird man gleichfalls nicht reden. Die Puls Marktfotschung hat in einer Befragung dazu festgestellt, dass 79 Prozent der Kunden mit der Durchführung der Rückrufaktion (sehr) zufrieden sind. Diese Zufriedenheit "produziert" primär der Handel vor Ort. Einmal mehr repariert der Handel Herstellerschäden!
22. Juli - Dienstag<br><br>Deutsches Autowunder wackelt!
Es ist schon bemerkenswert, da kündigt der Volkswagenkonzern zu jeglichem Anlass an, 2018 weltgrößter Hersteller zu sein. Da wird bis dorthin ein Investitionsprogramm von 105 Milliarden Euro angekündigt und aus allen Rohren Mengen produziert. Inzwischen neun Millionen pro Jahr. Und jetzt kündigen unisono gleich alle deutschen Hersteller massive Sparprogramme an, als hätte man sich im VDA dazu abgestimmt. Und siehe da, gleich wehren sich - wie könnte es anders sein - die Betriebsräte. Aus ihrer Sicht liegt die Malaise am Management in den Fabriken. Von steigenden Energiepreisen, Umweltauflagen oder gar den Lohnkosten kein Wort. Man sollte doch zur Kenntnis nehmen, dass die deutschen Hersteller Zug um Zug Werke in Asien, Amerika, Russland u.a. bauen. Die Produktion wird verlagert. Von der deutschen Produktion gingen im ersten Halbjahr 75 Prozent in den Export. Das soll keineswegs die Leistung trüben, dass die deutschen Autobauer ein Drittel aller bundesdeutschen Mittel für Entwicklung und Forschung zur Verfügung stellen.
Brechen wir die Realität auf unser Dasein herunter, so sagen mir sowohl Unternehmer im Schwäbischen, als auch in Halle-Leipzig, wie die Hersteller aufgrund überhöhter Lohnzahlungen systematisch Mitarbeiter aus den Autohäusern abwerben. Mehrverdienst pro Monat: 1.500 Euro. Aber nicht nur am Band. Oder nehmen wir die "turbointergalaktische Sonderzahlung mit Jubiläumskomponente" wie Porsche Betriebsratschef Uwe Hück die 8.111 Euro hohe Erfolgsprämie 2013 an die Mitarbeiter nannte, so tun sich da ganz erhebliche Sparpotentiale auf. Bitte, BMW zahlte 2013 jedem 7.630 Euro, VW 7.200 Euro. Daimler begnügte sich mit einer Schwabenprämie von 3.200 Euro. Und weshalb VW-Chef Winterkorn das 300-fache eines Werkers verdienen muss, kann man ebenso nicht nachvollziehen. Diese amerikanische Managergehälterseuche hat in Deutschland Jürgen Schrempp importiert. Böse Zungen behaupten ja, dass er die Ehe im Himmel 1998 mit Chrysler primär aus diesem Grunde schloss. Man vergleiche mal die Managergehälter aus jener Zeit mit dem heute verrückten Maß. Oder man nehme sich die japanischen Managergehälter zum Vorbild. Ne quid nimis - nichts im Übermaß! Nur davon wollen sie alle nichts wissen. Das sind die "heiligen Kühe". Also verlagert man nach und nach die Produktion in lohnfreundlichere Länder. Die Folge: Arbeitsplatzverluste!
23. Juli - Mittwoch<br><br>CSU-Baby: Pkw-Maut
Man staunt immer wieder, wie politischer Unsinn zum Gesetz gemacht wird. Dem Herr Seehofer geht es inzwischen gar nicht mehr um die Sache der Maut, sondern darum, sein politisches "Versprechen" in der Koalitionsvereinbarung um jeden Preis durchzusetzen. Dort ist von der Maut auf Autobahnen die Rede, sie wird aber jetzt gleich auf Landstraßen ausgedehnt. Prompt meldet sich Bayerns Innenminister Joachim Hermann zu Wort und fordert die Ausnahme für Grenzregionen. Der Grenzgänger und Touristen wegen. Dann wird er innerhalb eines Tages intern vom "Ober" so geschurigelt, dass er sofort die Fahrtrichtung ändert.
Jeder weiß, dass Dobrindts Mautpläne viel zu kompliziert sind, und was noch schlimmer ist, sie lenken den Verkehr nicht. Jetzt sitzen da im Verkehrsministerium ja keine Deppen. Doch die müssen in der Umsetzung der politischen "Scheinplausibilität" Folge leisten. CDU und SPD sind ohnehin gegen die Maut. Man trägt in der Koalitionsvereinbarung der Konsensdemokratie Rechnung und toleriert den CSU-Unsinn. Siehe Betreuungsgeld. Offensichtlich können da Experten warnen bis sie schwindelig werden. Der Unsinn wird trotzdem immer wieder zum Gesetz gemacht.
Die Malaise dafür liegt einzig und allein an der politischen Führung. Man vermeidet den Streit. Es fehlt an der Risikobereitschaft zur offenen Auseinandersetzung. Wie lange hat Dobrindt seinen Lösungsvorschlag bewusst geheim gehalten? Bei aller Wertschätzung für die hochverdiente Kanzlerin, doch als ehemalige Umweltministerin müsste ihr an der verkehrssteuernden Lösung der Maut liegen. Dazu müsste das Lkw-Modell auf die Pkw übertragen werden. Darin läge die eigentliche Zukunftslösung. Es fehlen angeblich pro Jahr siebe Milliarden Euro für die Verkehrsinfrastruktur. Dobrindts Lösung bringt 600 Millionen Euro. Was soll das? Der "Horsti", wie Seehofer auch liebevoll genannt wird, sollte seine Österreichvorbehalte besser zu Hause in Ingolstadt lassen.
24. Juli - Donnerstag<br><br>Schwarzarbeit im Gewerbe
2013 wurden im Kfz-Gewerbe offiziell 80,3 Millionen Wartungs- und Reparaturaufträge durchgeführt. Davon laut DAT-Report 3,3 Millionen in Eigenarbeit und 2,9 Millionen unter der Gattung Bekanntenhilfe. Macht 6,2 Millionen Aufträge ohne gewerblichen Hintergrund. Es ist mit Sicherheit keine Übertreibung, wenn man von zehn Prozent Schwarzarbeitsanteil, also von acht Millionen schwarzen Reparatur- und Wartungsaufträgen p.a. ausgeht. Die Kfz-Innung Niederbayern hat auf ihrer aktuellen Hauptversammlung den Sonder-Innungsbeitrag zur Bekämpfung von Schwarzarbeit in Höhe von 26 Euro pro Mitglied und Jahr verabschiedet. Die Innung kann so gemeldeten Auffälligkeiten unmittelbar nachgehen. Zur Nachahmung empfohlen.
In Sachen Schwarzarbeit versagt der Staat. Es wurde zwar vor zehn Jahren die Finanzkontrolle Schwarzarbeit, eine Spezialtruppe des Zolls eingerichtet. 6.700 Zöllner ermitteln hier pro Jahr in rund 100.000 Fällen. Es werden - siehe oben - notwendige gesetzliche Veränderungen zur Bekämpfung von Schwarzarbeit einfach nicht umgesetzt. Man denke nur an das kriminelle Umsatzsteuerkarussel. An den Arbeiterstrich im Baugewerbe, in der Speditionsbranche, Gebäudereinigung, Textilgewerbe oder auch im Elektrohandwerk. Experten gehen von einer Fiskus- und Sozialkassenschädigung in Hohe von mindestens 50 Milliarden Euro p.a. aus. Man nimmt das eben artig zur Kenntnis und schaut weg!
25. Juli - Freitag<br><br>Die Juli-Werbetrommel
In Deggendorf findet derzeit Bayerns Landesgartenschau statt. Der örtliche Fernsehsender ist natürlich ins Programm eingebunden und sendet. Dazwischen auch Werbeblöcke. Da entdeckten wir eine originelle Einblendung aus dem MB-Autohaus Eiberweiser. Firmenchef Manfred Eiberweiser war über Jahre Obermeister der niederbayerischen Kfz-Innung. Ihm liegt die Ausbildung im Gewerbe besonders am Herzen. So lässt er in dem Werbespot im Fernsehen nun einen 12-jährigen Jungen auflaufen, der einmal Autotestingenieur werden mochte und nun im Autohaus Eiberweiser zuschaut, wie ein Mechaniker ein Lkw-Getriebe repariert. Der Junge: "Gibt es sowas, dass es sowas gibt?"
Von einem werblichen Sommerloch kann man nicht sprechen. Schaut man die vielen "Super-Preisvorteile" an, dann scheinen zu viele Autos auf den Höfen zu stehen. ASL schlägt in Potsdam mit dem Hyundai i20 zu. 7.990 Euro, UPE 11.650 Euro, Nachlassniveau 30 Prozent. Was eben die Fussball World Cup-Serie ausmacht. Klar, mit ordentlicher Händlerbeteiligung.
Es muss einen nachdenklich stimmen, dass der eigentliche Verdienst im Neufahrzeuggeschäft gar nicht mehr über die vertraglich geregelte Händlermarge zustande kommt, sondern über das Ausloben vielfältigster Verkaufsaktionen. Für jedes Modell und jeden Monat gibt es etwas etwas anderes. Da gibt es noch einen Performancebonus, einen speziellen Modellbonus, einen gekürzten Vorführwagenbonus, dann eine Lagerwagenbereinigungsaktion und natürlich noch die Kurzzulassungsprämie, die gleich an den Kunden durchgereicht wird. So fällt selbst mancher Premiumanbieter in die Gattung der Billigheimer ab. Man beachte die Werbeaktion für ältere Fahrzeuge.
Spruch der Woche:
"Es stehen die illegalen, die mit unfairen Tricks arbeitenden Akteure in den Börsen auf den ersten Plätzen, nicht die Angebote von seriösen Anbietern. Und alle Welt nimmt das als gegeben hin. Wo bleibt da der Aufstand für das Solide?"
Mit meinen besten Grüßen und Wünschen
Ihr
Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS
www.brachat.de
Michael Kühn
Michael Kühn