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HB ohne Filter vom 20. Juli 2007

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Datum:
20.07.2007

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Heute mit den Themen: Automobile Konzentrationsbewegungen, Fiat auf dem Vormarsch?, Catch Me Now!, Die grüne Plakette



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16. Juli – Montag



Automobile Konzentrationsbewegungen. Keine Woche ohne handelspolitische Gewichtsverschiebungen. Vor zwei Wochen erwarb "Auto&Service" PIA GmbH in München, ein Unternehmen der Porsche Gruppe Salzburg, das Augsburger VW-/Audi-Traditionshaus namens "Schwaba". Sprich, Herr Piëch & Co. ist seit 1997 in München vertreten, heuer mit fünf Betrieben. Sie stellen dort quasi den Contrapunkt zur MAHAG dar, die 2006 23.000 Neufahrzeuge vermarktete. Die Porsche Holding, Salzburg, in Summe in Europa 420.000 Einheiten! Herr Piëch ist also zugleich Europas größter Automobilhändler. Und das nicht nur mit Marken aus dem hauseigenen Konzern. Die Bastionen Weilheim, Landsberg und Penzberg sind für die PIA gleichermaßen schon eingenommen. Stuttgart wird wohl für PIA die nächste Angriffsfläche bilden. Möglicherweise wird dann der VW-Konzern der AMAG in der Schweiz den VW-Importeursvertrag kündigen – nachdem das mit dem Porsche-Vertrag bereits geschehen ist – und man hat dann das deutschsprachige Süd-Deutschland in der Hand.



Die "Automobilwoche", ein Magazin, das seit fünf Jahren alle zwei Wochen erscheint, will wissen, dass die "Schwabengarage" und damit die Emil Frey-Gruppe das Autohaus Reichstein übernommen hat. Faktisch trifft das zumindest noch nicht zu. Damit wäre die Emil Frey-Gruppe auch in Augsburg vertreten. Es treffen dann erstmals PIA, die Frey-Gruppe, die Penske-Group (BMW), die MB-Niederlassung und die AVAG auf dichtem Felde in der Fuggerstadt aufeinander. Man darf dann gespannt sein, wie die Großen dann künftig "gegeneinander" auf höherer Ebene marschieren werden. Oder kehrt wirtschaftliche Vernunft ein und man setzt sich an einen großen Tisch?!



Man kann sich allerdings beim Studium der Presse und der Wissenschaft des Eindrucks nicht erwehren, als gäbe es nur noch Großbetriebe. Tatsache ist, dass die 50 größten Händler in Deutschland zur Stunde maximal zehn Prozent des gesamten Handelsvolumens bewältigen. Man müsste mal die Einheiten der Niederlassungen zusammenzählen. Sie kommen mindestens auf selbiges Gewicht. Womit einmal festgestellt wäre, dass die Klein- und Mittelbetriebe zur Stunde das weitaus größte Verkaufsvolumen erwirtschaften! Dennoch werden die Penskes, die Pendragons, die Inchcapes oder japanische Handelshäuser wie Sumitomo oder Marubeni, vielleicht Morgen sogar chinesische oder koreanische Handelsgruppen angreifen. Und die Großgruppen gehen derzeit aggressiver im Markt vor. Wenn Dello im "Hamburger Abendblatt" eine knackige Doppelseite für 70.000 Euro schaltet, dann hat das ohne Frage Gewicht. Auch in schweren Zeiten!




18. Juli – Mittwoch



Fiat auf dem Vormarsch? Wer hätte 2004 noch auf Fiat gesetzt? Milliarden-Verluste, keine griffigen Modelle in der Pipeline, Qualitäts- und Imageprobleme, permanenter Führungswechsel, Skandale etc. Dann kam der neue Fiat Bravo. Seit 4. Juli 2007 der hochemotionalisierte Fiat 500. Gut gemacht! Sergio Marchionne (54), Fiat-Konzernchef, derzeit auch ACEA-Chef und gnadenloser Aufräumer, hat da seit Mitte 2004 vieles rigoros zur Seite geschoben, u.a. auch den wahren Fiat-Retter, Dr. Herbert Demel. Marchionne wird da aber noch einiges beweisen müssen, wie er beispielsweise die Produktion von 2,2 Mio. auf 2,9 Mio. in 2010 ausbauen möchte. Mit welchen Modellen? Alfa und Lancia schreiben weiter rote Zahlen. Wer in "AutoBild", Ausgabe Nr. 23, den Qualitätsreport 2007 liest, sieht Fiat seit 2001 bis 2007 immer noch in letzter Position. Da klingen Marchionnes Aussagen: "Unser Qualitätsanspruch orientiert sich immer mehr an Toyota" wie Hohn, sprich: Anspruch und Wirklichkeit liegen da noch immer verdammt weit auseinander.



Ob nun mit der Auditierung von Standards durch die Agentur "SGS" markante Zeichen gesetzt werden sollen? Hinter der SGS (Genfer Société Générale de Survellicance), einem Genfer Warenprüfkonzern, steckt als Großaktionär die Fiat-Eigentümerfamilie Agnelli. Die SGS hat eine weitere fragwürdige Komponente: Bis zu seiner Ernennung zum Fiat-Konzernchef im Frühling 2004 war Marcionne Konzernchef der SGS. 2006 wurde er dann für vier Jahre zum neuen Verwaltungsratspräsidenten der SGS gewählt. Nachdem die SGS schon einmal schlingerte, musste Marcionne offensichtlich jetzt für einen Großauftrag sorgen, zumal die Auditierung durch die "SGS" europaweit angelegt ist. Die Kosten der Auditierung werden angeblich von Fiat getragen.



Uns sind derzeit in der Branche Fälle bekannt, wo der Hase in der Nachauditierung begraben liegt. Bei Nichterfüllung der Standards wird mit einer Abmahnung oder gar einer fristlosen Kündigung gedroht und für die Nachkontrolle enge Termine gesetzt. Und jetzt kommt es: Die hierfür anfallenden Kosten sind dann vom abgemahnten Vertragspartner zu tragen. Da gibt es viele Unzumutbarkeiten, zumal mit dem vorherigen Generaldiretor eine andere Abwicklungsform einvernehmlich geregelt wurde. Man lässt so unliebige Händler über die Klinge springen. Wer davon betroffen ist, sollte sich bei uns melden! Nennen Sie uns dann auch mal abwegige Regelungen. Da werden beispielsweise Parkplatzschilder von Modulex für 78 Euro empfohlen. Warum erhält man diese auf dem freien Markt für 15 Euro? Warum soll man die Außensignalisation montieren, wenn die neuen Logos nicht der Fiat Professionalvorgabe entsprechen? Man staunt!



19. Juli – Donnerstag



Catch Me Now! Opel fährt derzeit in der Branche die Umweltkampagnen am aktivsten. Angefangen von der ecoFlex-Tour, einem Verschrottungsbonus von 3.000 Euro, einem 2.000 Euro Tankgutschein, einem Autogas-Paket und der Ankündigung des Elektroautos zur IAA. Man könnte meinen, sie machten den Hybridantrieb überflüssig. Andere Opel-Händler bieten derzeit 2.000 Euro Urlaubsgeld an. Das hat alles den Charakter von Sommer Spar-Preisen. Volkswagen hält "sauber + sorglos" am "Bindungspaket" für den Golf fest, also vier Jahre Kfz-Vollkasko, zwei Jahre Garantieverlängerung und vier Jahre Wartung und Inspektion im Preis enthalten. Aggressive VW-Händler in der zweitgrößten Stadt Bayerns hauen mit 6.000 Euro über DAT-Schätzwert auf den Putz. Ein anderer lässt zu seinem 115. Firmenjubiläum 115 Fahrzeuge direkt vom Lkw abladen und verspricht Preisvorteile bis zu 9.990 Euro. Warum nicht gleich 9.999 Euro?



Kroymans bietet bei Nissan bis zu 35 Prozent auf Aktionsmodelle. Ein Renault-Händler inseriert ein Prozent Nachlass pro ein Grad Celsius. Beim anderen sind gerade ganz frisch aus der Insolvenzmasse neue Modus Cité angekommen: 9.999 Euro statt 15.200 Euro. Peugeot-Händler werben mit "0,nix"! Null Anzahlung, null Zinsen. Da atmet man wohlig bei Porsche-Anzeigen durch, wenn es da heißt: "Ihren Träumen verpflichtet!" Nichts mit Preis, sondern: "Besuchen Sie uns doch einmal und tauchen Sie ein in die Welt der Porsche Sportwagen." Sicher wird das Jagdfieber während der Schulferienzeit etwas sinken!



20. Juli – Freitag



Die grüne Plakette. Man sollte es nicht für möglich halten, was die Kennzeichnungsverordnung alias Feinstaub-Fahrverbot bis heute angerichtet hat. Der Autofahrer weiß nur Ungenaues, die Stadträte schwimmen und das Finanzamt schickt den Dieselfahrern mit Rußpartikelfiltern mengenweise falsche Kfz-Steuerbescheide. Und die Zulassungsstellen verlangen für die Bescheinigung vom Autofahrer 18 Eruo Gebühr. Und da möchte man etwas für die Umwelt tun und landet in schwierigen Umweltgewässern. Kernpunkt der Auseinandersetzung sind die Ausnahmeregelungen. Soll diese der Umweltminister vorgeben oder sollen die Städte individuell Regelungen finden? Traurig, der Nachrüstmarkt für Partikelfilter ging natürlich unter diesem Hickhack zurück. Was können wir tun? Kleben wir dennoch die grüne Plakette an alle Fahrzeuge, die vom Fahrverbot in den Umweltzonen verschont bleiben!




Spruch der Woche:




"Sie Menschen machen immer die Umstände dafür verantwortlich,
was sie sind.
Ich glaube nicht an Umstände.
Die Menschen, die vorangehen in dieser Welt,
sind stets jene,
die sich aufmachen und die Umstände suchen,
die sie brauchen,
und sie schaffen,

wenn sie sie nicht finden können." – Georg Bernhard Shaw





Mit meinen besten Grüßen
Ihr



Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS

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KOMMENTARE


efficentix

21.07.2007 - 12:09 Uhr

Fiat auf den Vormarsch? wie immer muessen einige Dinge mitspielen, damit es bei Fiat mit den immer gleichen Rezepten nach vorne geht. 1. man braucht einen gesunden Heimatmark (dafuer sorgte wieder die italienische Regierung, mit genau auf die starken Fiat Segmente abgestimmten Foerderungsprogramme.(Panda,Punto,Lancia Y) 2.Brasilien muss passen. Als Marktfuehrer in einem Markt der so rasant waechst, und wo Fiat immer schon gut aufgestellt war,(auch vor Marchionne) schwappt gewaltige Liquiditaet und Marge in die Fiat Kasse. 3. Polen und Tuerkei geben den richtigen Beitrag (in beiden Laender agiert Fiat als Produzent) 4.Leichte Nutzfahrzeuge, in einem Sektor, wo Fiat immer schon stark war,kam es zu einem Modellwechsel, der gut 80% des LNF Umsatzes betrifft,(Ducato und Scudo) diese wurden aber nicht unter der Fuhrung Marchionnes entwickelt. Immer, wenn diese Konstellation passte, ging es Fiat gut, unter Ghidella, unter Cantarella und jetzt unter Marchionne. Der Bravo ist ein schoenes Auto, und der 500 ist auch ein " richtiger Fiat" und der Trend zum kleinen Auto kann ein weiteres dazu tun damit es Fiat nachhaltig besser geht. Um das sicher zu stellen, muss Fiat noch eine weitere,grosse Verhaltensaenderung an den Tag legen, und die ist der Respekt vor den Haendlerpartnern und eine richtig partnerschaftliche Zukunftsgestaltung.. Ich bin ueberzeugt,dass die Situation noch nie so guenstig war, um auch das jetzt auf die Reihe zu bekommen. Besonders in Deutschland wuerde ich es den vielen Fiat Familienbertrieben goennen, da Sie die Markenfahne auch in schwierigen Zeiten immer hoch gehalten haben.


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