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HB ohne Filter vom 17. April 2015

Prof. Hannes Brachat
Prof. Hannes Brachat
© Foto: AUTOHAUS

In der Diskussion: Autohaus-Unternehmer wollen nicht mehr, Werbeakzente April, Aktuelle Zinsinformationen und Ferdinand Piëchs "Machtkultur".

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Datum:
17.04.2015

3 Kommentare

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Heute: 80 Prozent der Autohaus-Unternehmer wollen nicht mehr, Werbeakzente April, Aktuelle Zinsinformationen - AUTOHAUS-Zinsspiegel, Ferdinand Piëchs "Machtkultur".

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80 Prozent der Autohaus-Unternehmer wollen nicht mehr!

AUTOHAUS führt online wöchentlich die "Frage der Woche" durch. In der abgelaufenen Woche lautete die Frage: Würden Sie heute nochmals einen Handels- oder Werkstattbetrieb neu gründen? Bitte, 1.246 haben abgestimmt. Eine respektable Resonanz. 80 Prozent würden es nicht mehr tun. Sie bedauern ihre unternehmerische Entscheidung. Das hat mich arg betroffen gemacht! AUTOHAUS wird dieses Thema vertiefen. Eigentlich sollte die Gene für Unternehmertum, für Eigenverantwortung, für die freiwillige Übernahme von Risiko im Lande wachsen, sich mehren. Aber ...

© Foto: AUTOHAUS

Hängen wir die Sache oben auf. Der höchste Zufriedenheitsgrad für einen Unternehmer geht von der Rendite des Unternehmens aus. Die Rendite ist zugleich der Maßstab für die Zukunftssicherung des Unternehmens. Wer heute die Anforderungen der Hersteller/Importeure, der Kunden, der Mitarbeiter, der fachlichen Ebenen im gesamten Spektrum vor sich sieht, stellt zum einen hohe Komplexität fest, zum anderen aber, dass zur professionellen Bewältigung des Ganzen die finanziellen und bei manchen die personellen Mittel fehlen. Überforderung! Man kann eine Zitrone ausdrücken, der Saft ist dann weg. Mehr geht nicht. Die zu gestaltende Welt im Autohaus ruht auf den Schultern Verkauf und Service. Wer hier den Alltag vor sich sieht weiß, welche Anforderungen gestellt sind. Goethe sagt aus gutem Grunde: Das Schwierigste im Leben ist es, den jeweiligen Alltag zu gestalten. Es läuft im Autohaus kein Tag wie geplant ab. Und doch ist es immer wieder erstaunlich, wie über die Kraft des kreativen Durchwurstelns, schöner formuliert: über die Genialität der Improvisation, die meisten Betriebe es jeden Abend wieder geschafft haben, dass eben 90 Prozent der Aufträge kundenwirksam erfüllt wurden. 

Sie kennen meine Auffassung: Hersteller und Importeure müssten in Sachen Wertschätzung vor Ort in den Betrieben eine ganz andere "Musik auflegen". Leistung und Gegenleistung stimmen nicht mehr. Anständiges Geld für anständige Arbeit! So lautet die berechtigte Grundformel. Das hat nichts mit Jammern zu tun, sondern damit, dass da inzwischen die Geschäfte ganz gezielt zu Lasten des Schwächeren gemacht werden. Über diesen subtilen Weg findet die Selektion statt, bis einen die Kräfte verlassen bzw. man schlicht und ergreifend nicht mehr will.

Man möge nicht das Allheilmittel in den großen Betrieben suchen. Wer an die neuerlichen Konkurse von Badenauto, Eitel, König denkt oder gar an die üppigen Sonderzahlungen, mit der "Große" Jahr um Jahr gezielt gestützt werden, der bleibt da in Sachen Betriebsgrößen bei differenzierender Betrachtung. Dello hat Dürkop nicht wegen Expansionswahnsinn übernommen, sondern weil sich Dr. Armin Zitzmann, der Vorstandsvorsitzende der Nürnberger, von sämtlichen Autohausbeteiligungen verabschieden möchte. Zu gerne hätte die Frey-Gruppe einen Audi-Vertrag. Und warum wird das nichts? Weller wäre über sein Toyota-Engagement in Berlin gestolpert, wenn da nicht Toyota aufgrund strategischer Fehlplanung eingesprungen wäre. Man tut gerade so, als gäbe es bei den Großbetrieben nur Erfolgsgeschichten. Ich kenne kein einziges Autohaus, das über 30 Jahre lange nur Erfolg gehabt hat. Das wahre Leben ist ein Auf und Ab. Auch im Autohaus. Für Großbetriebe rechnen sich Filialen unter 350 NW-Einheiten pro Jahr doch nicht. Und wie soll da eine Flächendeckung gerade für Marken unter fünf Prozent Marktanteil aussehen? Hinzu kommt ohne Frage die Veränderungen und Ansprüche aus der Digitalisierungswelt sowie der Automobiltechnik.

Die Rendite ist das primäre. Obenauf, ebenso mit markanter Bedeutung kommt dann die Art und Weise im Umgang Hersteller-Handel-Partnerschaft. Wie wollen Hersteller und Importeure künftig bei den gegebenen Umgangsformen und Verhaltensweisen noch Händler halten, die bereit sind, ins persönliche Risiko zu gehen? Mir liegen dazu von verschiedenen Markenhändlern einschlägige E-Mails, briefliche Korrespondenz, Schiedsgutachten über Jahreszielvereinbarungen, Berichte aus Garantierevisionen, nicht anerkannte Verkaufsprämienzahlungen aufgrund formeller Fehler in Höhe von 100.000 Euro vor. Darüber kann man ja nicht offen schreiben, weil selbiger Händler sofort "gesteinigt" würde. Ja, manchem Händler muss man raten, sich von seiner Marke zu trennen. Mach freien Autohandel! Man erhält heute jeden Neuwagen sowie ein Meer an Jungwagen von jeder Marke auf dem "freien Markt". Das macht nicht nur unterm Strich mehr Freude, als dieses Gebaren, als die "sagenhafte Welt der Standards", der schwarze Fliesen, alles dessen, was da gewisse Hersteller und Importeure eben in Sachen Handelspolitik an den Tag legen. Sie mögen tolle Produkte, tolle Markenimagewerte haben. Das Vertriebssystem ist aber von dieser Klasse weit entfernt. Weit, weit, weit! Zu weit!

Werbeakzente April

Osterzeit ist Hasenzeit. Die Hasen dürfen in der Automobilszene nicht fehlen! Für was die Kerle heute alles herhalten müssen, um echte automobile Eier zu legen? Volkswagen lässt die Umweltprämie aufleben. Offensichtlich müssen da einige Dienstwagen, sprich Junge Gebrauchtwagen, unters Volk. Die Prämie selbst ist modellabhängig. Die Erstzulassung des alten Fahrzeuges muss vor dem 1. April 2006 liegen. Das Fahrzeug muss also älter als neun Jahre alt sein und nachgewiesen verwertet werden. Das Ganze wird noch mit einer GW-Sonderfinanzierung kombiniert von 2,9 Prozent kombiniert.

Ohne Frage, die Elektrofahrzeuge stellen besondere Absatzhürden auf. Ein Stück weit ist das aber auch eine Frage der persönlichen Einstellung der handelnden Personen. Die Anzeige dokumentiert beispielsweise einen Renault-Händler, der inzwischen sieben Prozent seiner Neuwagen über reine Elektrofahrzeuge generiert.

© Foto: Anbieter
© Foto: Anbieter

Aktuelle Zinsinformationen - AUTOHAUS-Zinsspiegel

AUTOHAUS publiziert über www.autohaus.de/marktdaten/zinsspiegel-1377993.html monatlich eine Übersicht über die Zinsen, den Zinsspiegel. Vom Kontokorrent, der Immobilienfinanzierung, der Euribor-Welt bis hin zur Langfristfinanzierung. Wer dazu vertiefende Fragen hat, möge sich an den Autor Martin Dieter Herke wenden. Anschrift: info@unternehmensberatung-herke.de. Herke ist in der Branche bestens bekannt und ist seit 30 Jahren solider Fachautor, Referent und Buchautor bei AUTOHAUS.

Lassen sie mich noch auf eine weitere (Gratis-)Internetadresse verweisen: www.small-talk-themen.de. Sie sei besonders Verkäufern empfohlen. Wie eröffne ich einen Small-talk? Mit welchen Themen? Wie beende ich den Small-talk? Dahinter steht zugleich die beste Verkaufsweisheit: "Der erste Eindruck ist der wichtigste, der letzte der bleibende."


Übrigens: Unter www.autohaus.de/marktdaten finden Sie viele weitere Marktdaten im Überblick: Neuzulassungen, Besitzumschreibungen, Vertriebsnetze, Autohändler-RankingsDAT-Report und Studien!

© Foto: dpa-bildfunk / Julian Stratenschulte

Ferdinand Piëchs "Machtkultur"

Heute feiert Volkswagen-Konzernpatriarch Ferdinand Piëch seinen 78. Geburtstag. Er trägt ja die Gene seiner Mutter in sich. Und Kommerzialrätin Luise Piëch, die das Handelsimperium in Salzburg aufbaute - die heutige Porsche Holding in der nunmehr 30.000 Mitarbeiter beschäftigt sind, in der trotz 21 verschiedene Marken gehandelt werden und mit 650.000 jährlich vermarkteten Fahrzeugen sicher Europas größtes automobiles Handelshaus steckt. Sie wurde 94 Jahre alt. Man wird mit dem Technikgenie und VW-Konzernretter Ferdinand Piëch noch lange rechnen müssen, auch wenn er sich in der Öffentlichkeit sichtbar an seiner Frau Ursula abstützt. Früher lag er beim Genfer Automobilsalon noch unter den Autos. Nun hat er abermals eine öffentlichkeitswirksame Bombe gezündet.

Als er zum 1. Januar 1993 Carl Horst Hahn als Konzernvorstandsvorsitzender ablöste, hatte Volkswagen seit seiner Gründung 1938 bis 1992 nie eine Rendite von über 0,5 Prozent erwirtschaftet. Halbstaatliches IG-Metallunternehmen! Zu seinen Anfangszeiten in Wolfsburg sprach er immer mal wieder vom herrschenden Wirtschaftskrieg. Die Vokabel hat ihm dann die Öffentlichkeitsabteilung im Konzern abgewöhnt. Das muss aber ja nicht heißen, dass nicht einer weiterhin so denkt. Einige seiner genialen Gaben sind Visionen, Strategie, Überblick, Größenordnung. Und sein Ziehsohn, der mit ihm 35 Jahre vertrauensvoll zusammenarbeitete, Martin Winterkorn, wird nun von ihm mit einem Satz, den der hohe Herr ganz gezielt als Speerspitze über den "Spiegel" absetzte, in einer Art und Weise demontiert, noch mehr, gedemütigt, die mehr als befremdlich ist. Königsmörder! Aber offensichtlich sind die Freiheitsgrade bei finanzieller Unabhängigkeit und gegebener Machtstruktur bei uns im Lande bzw. Österreich so groß, dass es selbst bei einem Technikgenie wenig auf emissionsfreie Entsorgung ankommt. BMW machte es unlängst vor, wie man notwendige personelle Weichenstellungen ganz oben über den Aufsichtsrat verantwortungsvoll angeht. So geht es auch.

Nun weiß man beim "Alten", wie er liebevoll im Konzern genannt wird, dass er derartige Schlachten bis zum Schluss durchdenkt. Und wer die Gesamtergebnisse im Konzern vor Augen hat weiß, was er zusammen im Tandem dem Martin Winterkorn auf die Beine stellte. 2007 - Winterkorns Antritt als Vorstandsvorsitzender - produzierte und verkaufte Volkswagen 5,2 Millionen Fahrzeuge. 2014 waren es 10,2 Millionen. Fünf Millionen Mehr-Output in sieben Jahren! Eine unfassbare Gigantomanie. Dem entspricht eine Umsatzverdoppelung von 108 Milliarden Euro auf 202 Milliarden Euro. Der Volkswagenkonzern ist damit größtes Unternehmen in Deutschland und weist für 2014 in Summe einen Gewinn von 12,7 Milliarden Euro und eine Rendite von  6,3 Prozent aus. Dahinter stehen weltweit 116 Produktionswerke, 600.000 Mitarbeiter und zwölf Marken.

Bis zur Hauptversammlung am 5. Mai wird sich Ferdinand Piëch als einer der maßgeblichen Eigentümer outen müssen. Der Machtkampf ist eröffnet. Es mag sein, dass man den Wolfsburger Größenwahn und diese Größendimension gar nicht anders steuern kann als mit gnadenloser, konsequenter Diktion. Im Interesse des Ganzen. Zum heutigen Geburtstag schwingt zum einen große Bewunderung, Gratulation mit. Zum anderen viel an menschlicher Enttäuschung. Wie hat Piëch einen Mann wie Prof. Milberg vom Aufsichtsratsvorsitz bei MAN entfernt, wie Hakan Samuelsson? Zu gut erinnere ich mich, wie der legendäre Vertriebsvorstand Dr. W.P. Schmitt nach 27 Jahren Amtszeit entfernt wurde. Daniel Goeudevert, Wolfgang Bernhard. Herbert Demel, den eigentlichen Audi-Macher! Wie "stilvoll" der Abgang von Bernd Pischetsrieder oder gar von Porsche-Retter Wendelin Wiedeking? Man erinnere sich 2005 an Peter Harz oder an den langjährigen VW-Gesamtbetriebsratschef Klaus Volkers, der über - von wem auch immer bezahlte - "Weibergeschichten" stolperte. Der Konzernherr weiß vor Gericht nie etwas darüber.

Martin Winterkorn wird zukünftig von seiner Villa in München aus, die einmal Wolfgang Porsche gehörte, künftig sein Aufsichtsratsmandat bei Bayern München mit größerer Gelassenheit wahrnehmen. Dritte werden ihm weitere namhafte Aufsichtsratsmandate anbieten. So wird "Wiko" uns Gott sei Dank als ganz Großer in der Automobilwelt erhalten bleiben. Ob das mit dem großen Fußball-Sponsoring von VW so bleiben wird, angefangen beim VfL Wolfsburg, beim TSV 1860 München, als Hauptsponsor des DFB-Pokals oder Audi bei Bayern, wird man sehen. Ferdinand Piëch steht die Welt des Bugatti Veyron, als schnellstem und luxuriösestem Volkswagen der Welt oder Ducati oder gar Alfa Romeo viel näher, als "rundes Leder". Seine Lehre an den Weltkonzern mit Zukunft: Eigensinn macht stark!

Spruch der Woche:

"Die Tat unterscheidet das Ziel vom Traum.“

Mit meinen besten Grüßen und Wünschen

Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS

www.brachat.de

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KOMMENTARE


charly

17.04.2015 - 12:50 Uhr

80% wollen nicht mehr. @Bravo Herr Brachat.So kennen und schätzen wir sie. Alles auf den Punkt gebracht.Nicht nur Rendite.Auch Wertschätzung ist ein Punkt über den in denKonzernen und Köpfen deren Mittelsmänner nicht mal mehr nachgedacht wird.Für die Leute sind wir die Deppen an der Front, mit denen man umgehen kann wie man es gerade möchte. Nicht nur viele Inhaber wollen nicht mehr. Fragen Sie mal die Mitarbeiter.


A. Beyer

17.04.2015 - 14:24 Uhr

Die gestellte Frage war doch, wer würde heute nochmals ein Autohaus aufmachen. Wenn man daraus ableitet daß 80% der bestehenden Unternehmer nicht mehr wollen, dann ist dies nicht ganz korrekt. Wollte man diese Frage beantworten müßte die Frage heißen: Wer würde sein Autohaus aufgeben, wenn er dafür einen marktgerechten Verkauspreis erhalten würde. Bitte nicht falsch verstehen, mir geht es nur um eine wissenschaftlich saubere Vorgehensweise. Einen neuen Betrieb zu eröffnen ist etwas anderes als einen bereits bestehenden mit Kundenstamm etc. weiter zu führen.


Jochen Bederke

24.04.2015 - 18:06 Uhr

http://www.bild.de/regional/muenchen/atu-baut-schuldenberg-ab-glaeubiger-verzichten-33691756.bild.html


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