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HB ohne Filter vom 16. Mai 2014

Prof. Hannes Brachat
Professor Hannes Brachat
© Foto: AUTOHAUS

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Datum:
16.05.2014

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Heute: Ein Meister der Balance – Jürgen Karpinski, Wolfsburger Investitionswunder, Unermessliche Staatsgier, Markante aktuelle Anzeigen, Bayern München contra Augsburg & Paderborn.

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12. Mai - Montag<br><br>Ein Meister der Balance – Jürgen Karpinski


Wenn einer die Tugend der heiteren Gelassenheit in sich trägt, dann ist das wohl der Mann, der mit größter Wahrscheinlichkeit am 13. Juni 2014 in Bremen zum neuen ZDK-Präsidenten gewählt werden wird. Jürgen Karpinski. Warum kann ich das so deutlich sagen? Wenn einer eine Kfz-Innung in der Größenordnung Frankfurts seit 25 Jahren so erfolgreich führt, wer seit zehn Jahren als Landesverbandspräsident agiert – und das als Nachfolger vom "Hessen-Jäger" – und damit schon lange in der Vorstandschaft des ZDK sitzt, der übersteht all diese ehrenamtlichen Tätigkeiten nur mit großer Gelassenheit und: einer Esels-Geduld. Wer all die ZDK-Präsidenten, von Fritz Haberl – die herausragende Ausnahmeerscheinung schlechthin –, Bernhard Enning, Rolf Leuchtenberger und nun Robert Rademacher erlebt und erfahren hat, weiß um all die Aufs und Abs, die die gennanten Verbandsinstitutionen auf allen Ebenen in sich tragen. Eine hohe Leidensfähigkeit hat Jürgen Karpinski damit bewiesen. Er hat gleichermaßen vorgelebt, wie man einen "Laden" zusammenhält. Jürgen Karpinski ist damit nicht nur Kfz-Meister, sondern auch ein Meister der Balance. Er stand ja mit seiner Frau Silvia über Jahre im familieneigenen, mittelständischen VW- und Audi-Autohaus mitten in Frankfurt, direkt gegenüber vom "Deutschen Sportbund" gelegen, Tag für Tag am Tresen. Fachlich, auch handwerklich, trägt er die Seele des Autohandels aus eigener Fronterfahrung tief in sich. Jürgen Karpinski weiß was es bedeutet, seinen Betrieb als Unternehmer zu gestalten. Da passiert jeden Tag etwas, das einen zu Entscheidungen aufruft.

Nebenstehende Abb. zeigt ganz plakativ seine wahre Verwurzelung: 80 Jahre besser. Jeden Tag. Seine Tochter Yasmin betreibt u.a. eine Werbeagentur und hat zum 80-jährigen Firmenjubiläum ein ganzheitliches Werbekonzept geschaffen. Schauen sie da mal unter www.autoschmitt.com rein. Lassen wir die Firmenbotschaft als Credo gleich für den künftigen ZDK-Präsidenten stehen:

"Wir sind Helden.
Im Kampf um das Beste.
Eine Mannschaft.
Wie ein Motor.
Stark, schnell und präzise.
Wir sind 3 Generationen.
Wir sind 80 Jahre Auto.
Wir sind 80 Jahre Leidenschaft.
W
ir sind 80 Jahre Erfahrung.
Wir sind 80 Jahre besser.
Jeden Tag."

Das sei nun mit seinem obersten ehrenamtlichen Überzeugungsgrundsatz gepaart: "Alles was wir im Verband tun, muss zum Nutzen unserer Betriebe sein." Das kann und möchte man nur unterstreichen. Eine weitere starke Gabe sei hervorgehoben: Jürgen Karpinski kann sehr gut zuhören. Er ist für kreative Anregungen offen. Er wägt ab.

Es sei auch eine ganz wichtige Feststellung getroffen. Wer die Hintergründe der Karpinskis zu Frankfurt, Idstein kennt – sein Schwiegervater war schon Obermeister und was für ein Typ (!), mit 75 Jahren fuhr der noch auf dem Motorrad über Passlandschaften –, der weiß: Jürgen Karpinski braucht dieses Amt nicht. Und es ist immer ein großer Unterschied, ob einer etwas machen muss oder ob er es machen will. Es ist ein Unterschied, ob ein Autohändler ein Auto verkauf will oder ob er es muss! Den Unterschied wollen ja diverse Manager bei den Herstellern und Importeuren bis heute nicht wahrhaben. Gegenwärtig läuft bei verschiedenen Landesverbandstagungen (Bayern, Baden-Württemberg u.a.) mit Jürgen Karpinski das finale Schaulaufen zum Wahltag hin. Ohne Frage, Jürgen Karpinski tritt eine große Aufgabe an. Es wird zumindest die Automechanika und die IAA für ihn zukünftig ein Heimspiel sein! Mit Spannung erwarten wir seine Weichenstellungen für die Zukunft des Kfz-Gewerbes.

 

Jürgen Karpinski, der ZDK-Präsident in spe

 

13. Mai – Dienstag<br><br>Wolfsburger Investitionswunder


Auf der Hauptversammlung der Volkswagen AG in Hannover wurde heute abermals das Investitionsvolumen bis 2018 genannt: 102,4 Milliarden Euro. Das wirkt auf einen, als würde VW-Financial-Services mit seinen 5.000 Beschäftigten in Braunschweig nur noch Geld drucken. Schon 2014 soll für den VW-Konzern die Rekordproduktion von zehn Millionen Einheiten geknackt werden. Eine unvorstellbare Dimension. Jetzt wurde auch noch nach langem und zähen Kämpfen der Verbund MAN mit Scania durchgestellt. Nochmals ein Investment von fast sieben Milliarden Euro. Man will auch in der Lkw-Landschaft ganz vorne mitmischen.

Lkw-Hersteller

 

Wer die Liste der weltweit zehn größten Lkw-Hersteller ansieht, weiß, dass es da bis zum Weltmarktführer Daimler noch ein sehr weiter und steiler Weg ist. Man vergegenwärtige sich, wie viele chinesische Lkw-Marken unter den ersten zehn Lkw-Herstellern mitmischen. Dann kommt lange nichts, dann Renault, DAF, Iveco u.a. Gut, man hat Daimlers früheren Lkw-Chef Andreas Rentschler zum Überläufer gemacht. Im Nutzfahrzeug-Geschäft gelten aber andere Regeln als im Pkw-Geschäft. Da zählt weniger das Image, sondern mehr die Wirtschaftlichkeit. Karossen und Motoren sind anders. Und wie sieht überhaupt die Nutzfahrzeugstrategie von Wolfsburg aus? Vor allem der Lkw-Markteinstieg in China und den USA.

Und in Sachen Wirtschaftlichkeit ist im Konzern die Marke Volkswagen am wenigsten profitabel. Darüber wird öffentlich nie gesprochen, über die Wirtschaftlichkeit des "niedersächsischen Staatskonzerns" selbst. Toyota verdient pro Auto 1.588 Euro, VW nur 616 Euro. Wichtigster Ergebnislieferanten sind Audi und Porsche. Bei einem Gesamtgewinn nach Steuern von 9,145 Milliarden Euro steht Audi knapp für die Hälfte. Auch dort warten gewichtige Herausforderungen, wenn man an BMW und MB im Premiumbereich denkt.

Der VW-Konzern selbst erwirtschaftet rund 50 Prozent seines Gewinns in China. Womit die große Marktabhängigkeit von China angesprochen sei. Die deutschen Automobilhersteller lösen derzeit mit ihrem chinesischen Wirken das chinesische Mobilitätsproblem von morgen nicht. Man höre, dass VW-Chef Winterkorn "die größte Elektro-Offensive in Chinas automobiler Geschichte" angekündigt hat. Umgekehrt sind die Chinesen selbst entschlossen, die technologische Führerschaft beim Elektroauto zu übernehmen. Es ist nicht abwegig zu sehen, wie da mancher Hersteller in der China-Falle sitzt. Chancen und Risiken liegen eng beieinander! Der brennende Ehrgeiz des Patriarchen Ferdinand Piëch (77) als Lebenswerk steht: Als Familienbetrieb das weltgrößte Automobilunternehmen der Welt geschaffen zu haben. Seine Mutter Luise, die u.a. große Handelsgeschichte schrieb, wurde 95 Jahre alt. Noch weitere 18 Jahre zu wirken, ist sicher ein weiterer perspektivischer Radius für den Sohn. Das lässt hoffen!

 

14. Mai - Mittwoch<br><br>Unermessliche Staatsgier!


Für 2014 wird eine Steuer-Rekordsteuereinnahme von 640 Milliarden Euro für Bund, Länder und Gemeinden prognostiziert. Bis 2018 soll der Staat 19,3 Milliarden Euro zusätzlich einnehmen. Gewiss, diverse Ausgaben werden in dieser Zeit auch im Staatssektor steigen. Doch die gesetzlich vorgegebene Senkung des Rentenbeitrages von 18,9 auf 18,3 Prozent wurde seitens der Regierung verhindert, umgekehrt hat man großzügige Wahlgeschenke verteilt: Rente mit 63 oder die Mütterrente. Schlimm wird die Sache, wenn – und das ist Realität – für die eigentlichen Leistungsträger, den Mittelstand (der Stand, der die Mittel erwirtschaftet), aus Brutto-Plus ein Netto-Minus wird. CDU-Fraktionsvorsitzender Volker Kauder spricht dabei von der "sogenannten kalten Progression". Herr Schäuble und die Bundeskanzlerin haben taube Ohren. Herr Gabriel wird hellhöriger. Und man staune, nach Lichtjahren fällt der ersten Gewerkschaft diese Forderung auch mal ein.

Da leben die hohen politischen Ränge mental in einer verkehrten Welt. Außerdem wünschte man sich mal eine einschlägige Kosten- bzw. Subventions-Reduktions-Diskussion. Im Bundestag! Lassen sie sich zum Trost von ihrem Steuerberater - der sucht ja immer originelle Geschenke für sie - die neueste DATEV-Bibel "Tabellen und Informationen für den steuerlichen Berater" schenken. "Des Büchle" hat 600 Seiten Umfang und macht einem mal wieder bewusst, dass wir in Deutschland weltweit mit Abstand das komplizierteste und umfassendste Steuersystem kultivieren. Da kann man nur tief durchatmen und davon träumen, wie einfach es sein könnte. Wenn man wollte!


Steuerbroschüre

15. Mai – Donnerstag<br><br>Markante aktuelle Anzeigen


Weller
eröffnete in Münster großflächig sein neues Toyota-Autohaus. In der Eröffnungsanzeige wird neben der 5-Jahres-Garantie für Neuwagen ganz markant die Service-Brücke gezogen: Boxen-Stopp, sprich Reifenwechsel und Preisvorteil für die erste Inspektion.

Kropf in Nürnberg setzt die "Umdenken im Kopf-Kampagne" von Opel für das Gebrauchtwagengeschäft um: "Nie war umparken günstiger!" Klar, junge Gebrauchte.

Die Dresen-Gruppe in Düsseldorf-Neuss setzt im Service auf attraktive Angebote für Fahrzeuge älter als fünf Jahre. Ford-Preis-Offensive!

Immer mehr Anzeigen zeigen ihre Einbettung in redaktionelle Texte. Man nennt das schwäbisch "native advertising". Die PR-Manager meinen, Werbung soll kein Fremdkörper mehr sein, die in bullige Kästen gesetzt werde, sondern sich ins grafische Gesamtbild integrieren. Der alte Slogan "Zeitung ist das, was zwischen den Inseraten Platz hat" soll verschwinden. Man findet dieses neue Stilmittel inzwischen auch im Internet. Da poppt hier ein Werbefenster auf und dort läuft ein Banner über den Text. Das ist mitunter lästig und der Preis für einen stetigen Rückgang von Anzeigenmenge und Anzeigenerlös bei den Verlagen. Jeder Verlag denkt zumindest über das "native advertising" nach. Man wird sicher darauf achten müssen, wie groß und wie deutlich der Hinweis "Anzeige" über dem Text angebracht ist. So kann man klarstellen, dass es sich um eine Anzeigen-Sonderveröffentlichung handelt. Schafft man es, den Leser nicht zu verwirren und dennoch diverse Werbekunden anzuziehen? Das ist die neue Balance.

 

16. Mai – Freitag<br><br>Bayern München contra Augsburg & Paderborn


Dieser Tage kommen wieder die Top 100-Listen der Branche auf den Tisch. Maßstab ist, wer hat am meisten Neufahrzeuge oder Gebrauchtfahrzeuge in 2013 verkauft hat. Diese Gewichtung liegt ganz im Mengendenken der Hersteller/Importeure. Unabhängig davon, dass da niemand nachprüft, ob denn die angegebenen Mengen auch stimmen, wäre es interessant zu wissen, wie viele der Einheiten an private Endkunden gehen, wie viele an die Abteilung Großabnehmer. Noch mehr würde interessieren, wie hoch ist denn die Rendite der Top-100-Unternehmen? Wäre hier die Rendite der zündende Maßstab, würde man die wenigsten unter ihnen unter den Top-100 finden! Man muss diese Tabelle also mit kritischer Würdigung lesen.

Und so ist es mit Bayern München. Das mag der erfolgreichste Fußballclub sein. Von Effizienz aber keine Spur! Zählten allein die erreichten Punkte im Vergleich zum Etat und den dahinterstehenden Ausgaben, müsste in der Saison 2013 Augsburg auf der Siegertreppe stehen. Dort kostet ein Tortreffer 360.000 Euro, bei Bayern München 1,5 Millionen. Auch die Erfolgsquote der Torschützen relativierte sich. Robert Lewandowski steht mit 20 Treffern und einem Marktwert von 50 Millionen ganz oben. Dahinter steht also pro Tor eine Quote von 2,5 Millionen Euro. Wolfsburgs "Eierdieb" Ivica Olic (34) kommt auf einen Marktwert von 2,5 Millionen Euro. Die Quotierung pro Tor liegt bei ihm bei 0,18 Millionen!

Dass man mit wenig Geld trotzdem erfolgreich sein kann, zeigt das Fußball-Wunder von Paderborn. Mit einem Budget von sechs Millionen Euro und einem Provinzstadion von 15.000 Plätzen wurde man nun zum 53. Neuling der Bundesliga. Das Wunder von Paderborn gibt es auch in unserem Gewerbe. Man vergleiche die uferlos fettgepumpten Niederlassungen und Retailbetriebe und setze pfiffige, kundenorientierte Klein- und Mittelbetriebe, vor allem auf dem Land, dagegen. Größe und Mittel sind eben nicht alles.

Wir wählen aus gutem Grund 2014 den Slogan der 23. AUTOHAUS Sommerakademie vom 27. Bis 29. August im österreichischen Seefeld: Was nutzt der Besen, wenn keiner kehrt! Und die echten Mittelständler, selbständige Unternehmer, Risikoträger, sie wissen obendrein, wo der Dreck hockt!

 

Spruch der Woche:


"Jedes Ding hat zwei Seiten. Die unbekannte ist die größere." (Norbert Stoffel)

Mit meinen besten Grüßen und Wünschen

Ihr

Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS

www.brachat.de

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KOMMENTARE


Gerhard

17.05.2014 - 17:46 Uhr

Na dann warten wir doch mal ab, wer dieses Mal auf dem Siegertreppchen steht.Auch ich konnte meist einen Zusammenhang zwischen Masse und Internetverramschung über diverse Kanäle ausmachen.Das sind dann meist auch die Händler, welche sich über einen schlechten Ertrag beklagen.


Gerdi Hellmann

22.05.2014 - 01:25 Uhr

Die Staatsgier betrifft gerade den mittelständisch geprägten Automobilhandel und seine Mitarbeiter - schlimm!


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