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HB ohne Filter vom 12. Februar 2010

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Datum:
12.02.2010

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Heute zu den Themen: Dudenhöffer-Reinking-Effekte, Weller - Dudenhöffer, Das Finale des Autohandels einläuten, Profilierungsmanagement contra Intrabrand-Wettbewerb, Netzstrukturen, Niederlassungspolitik, Zu viele Händler?, Die ewige Rabattschraube, Die Chinesen kommen!, VW-Lustaffäre – letzter Akt!

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Dudenhöffer-Reinking-Effekte


Es ist immer interessant, auf welche Prädikate diverse Magazine ihre Daseinsgröße beziehen. Die "Automobilwoche" schmückt sich damit, 2009 insgesamt 102 Mal in der deutschen Presselandschaft zitiert worden zu sein und setzt sich damit auf den ersten Platz. Dem entsprechen pro Woche also zwei Auftritte in irgendeiner Zeitung bzw. in irgendeinem Magazin. Und das bei 248 Tageszeitungen in Deutschland. Nun ja!


Weller - Dudenhöffer


Der Chefredakteur der "Automobilwoche", Guido Reinking, verbrüdert sich in der aktuellsten Ausgabe (AW Nr. 4) mit Herrn Dudenhöffer, unterstreicht die Richtigkeit von dessen Rabattaussagen und trifft unwahre Vermutungen aus internen Verlautbarungen. Fakt ist, Herr Weller hat Herrn Dudenhöffer zu seinem unhaltbaren Marktgebaren mehrfach persönlich angesprochen. AUTOHAUS hat Herrn Dudenhöffer mehrfach zu seinen unhaltbaren Aussagen um eine Stellungnahme gebeten. Er meint, wir würden seine Stellungnahme falsch wiedergeben und verzichtet darauf. Als könnten wir nicht zitieren! Herr Weller wurde im Rahmen seines öffentlichen Briefes an Herrn Dudenhöffer, der zuerst exklusiv in AUTOHAUS Online publiziert worden war, immerhin von Vox zu einem Interview im Fernsehen gebeten. Die Sendung steht noch aus. Wer da nun kneift, Herr Reinking, ist nicht Herr Weller, sondern Herr Dudenhöffer. Weller hätte gerne mit Dudenhöffer im Fernsehen ein Streitgespräch. Dass ZDK-Präsident Robert Rademacher mit Dudenhöffer als Gentleman lieber im stillen Kämmerlein unter vier Augen spricht – so die Automobilwoche –, ist Rademacher-Stil. Darum hört man vom ZDK zu einschlägigen Themen so gut wie nichts, weil lieber im stillen Kämmerlein gearbeitet wird. Auf grobe Klötze gehören aber grobe Keile! Da ist Betulichkeit fehl am Platze. Im Gegenteil: Der ZDK müsste Herrn Dudenhöffer längst juristisch abmahnen.


Das Finale des Autohandels einläuten


Die "Automobilwoche" lässt sich inzwischen offensichtlich vom ehemaligen Vorstandsvorsitzenden der Fahrzeugwerke Lueg, Alexander v. Gizycki beraten. Dass selbiger über sein Mehrmarkenengagement bei Lueg mit fortlaufendem Erfolg agierte, ist hinlänglich bekannt. Van Eupen lässt grüßen! Klaus Schroff ebenso! Gizyckis neuerliche Empfehlung, freiwerdende Autohausflächen an Fitnessstudios, Schuh-Outlets, Schnellrestaurants oder gar Kinos weiter zu vermieten, mag ja für den einen oder anderen Standort eine Alternative sein. Dass dann aber Chefredakteur Reinking gleich draufsattelt und meint: "Händler, nehmt das Geld und rennt!", wäre in der praktischen Umsetzung die reine Bankrotterklärung für den Automobilhandel. Solange es Autos gibt, wird es Handel geben! Die Frage ist nur, wer ihn (erfolgreich) praktiziert. Wenn von den nur noch 93 MB-Vertretern 80 Prozent ihre Betriebe am liebsten verkaufen würden, so ist nach der Ursache zu fragen. Der Hauptgrund liegt in der unzureichenden Rendite. Wer immer auch in deren Nachfolge einsteigen würde – und seien es die werkseigenen Niederlassungen – , hätte selbiges Problem. Es stimmt das Geschäftsmodell nicht mehr. Und das mit Wirkung zu gestalten, schaffen offensichtlich die Hersteller als Systemführer selbst nicht mehr. Da kämpft der Sektor Produktion und Entwicklung gegen den Bereich Vertrieb und Marketing, und das Sagen haben dann zum Schluss die Erbsenzähler, genannt Controller. Sie stehen sich selbst im Wege. Ein Teufelskreis! Der Knoten aber ist dennoch zu lösen.


Profilierungsmanagement contra Intrabrand-Wettbewerb


Reinking zitiert auch noch die Aussage des VW-Vertriebsvorstandes Christian Klingler, der meint, dass es in Deutschland so viele Autohäuser gebe, als würden pro Jahr vier Millionen Autos verkauft. Auch diese Pauschalbetrachtung ist nicht haltbar. Das muss doch von Marke zu Marke getrennt analysiert werden. So gibt es nur noch 93 MB-Vertreter. Oder beispielsweise nur noch 240 eigenständige BMW-Händler. Statt dass die Mannen um BMW-Vertriebschef Karsten Engel mal ihren Kopf in eine andere Richtung strecken würden – wie nämlich ein Profilierungsmanagement zur Reduzierung des Intrabrand-Wettbewerbs aussehen könnte –, lassen sie ihre großen Händler inklusive ihrer Niederlassungen aufeinander einhauen, dass die Balken fliegen. Man schaue sich beispielsweise deren Messerstecherei im Rhein-/Ruhrgebiet an. Sie wird von BMW geradezu systematisch geschürt. Wenn BMW sich über die Dienstwagenschiene nach sechs Monaten und 6.000 gefahrenen Kilometern von einem 1er mit einem Restwert von 51 Prozent trennt, dann stellt sich die Frage, wie der Hoffnungsträger im März, der neue 5er, der jetzt seit 1972 in der sechsten Generation in Deutschland fährt, für die BMW-Händler inklusive der BWM-Niederlassungen zum Ertragsbringer werden soll? Wenn BMW bis 2010 pro Jahr 1,6 Millionen Fahrzeuge verkaufen möchte und das mit einer Rendite von acht Prozent, dann kann man jetzt schon erahnen, zu wessen Lasten das umgesetzt wird. Auf dem deutschen Markt hieße das für den BMW-Handel: 240.000 Einheiten bei drei Prozent Rendite für den Handel. Davon ist aber nichts, gar nichts zu hören.


Sämtliche Mengenboni gehören beseitigt. Sie fördern nur den Intrabrandwettbewerb. Oder anders formuliert: Mit permanent überhöhten Zielen wird derIntrabrandwettbewerb systematisch angeheizt. Die Großbetriebe behalten den Mengenbonus nicht für investive Bereiche zurück, sondern reichen die höhere Geldprämie direkt an den Kunden durch. Und das ist auch das, was die Hersteller/Importeure wollen: Das Geld darf nicht in den Betrieben bleiben, sondern muss an den Kunden direkt durchgestreckt werden. Es könnte ja sonst ein Händler zu viel verdienen. Wie dümmlich: Es wird über die ganze Schleuderaktion innerhalb der Marke kein einziges Auto mehr verkauft. Es wird nur von einem anderen Händler ausgeliefert. Das ist kein Fort-, sondern Rückschritt. Das ist hirnlose Kapitalvernichtung.


Das zu steuern wäre die wichtigste Aufgabe des Regional-Verkaufsleiters in der jeweiligen Region. Er hat für die Marktbalance zu sorgen und die Extremisten, die nur den Markt kaputt machen, auf Maß zu bringen. Man schiebe da nicht kartellrechtliche Gründe vor. Sich für wirtschaftliche Vernunft stark zu machen, ist kartellrechtlich nicht verboten.


Wenn die Denke um größere Einheiten sich um jeden Preis weiterhin durchsetzt, bleibt selbst unter den großen Händlern einer nach dem anderen auf der Strecke. Zu gut stecken die Quasi-Insolvenzen der MAHAG, Kroymans, Aventi, Kittner, Geiger u.a. in Erinnerung. Sie gehen nicht nur auf Restwertverluste aus Leasinggeschäften zurück. Weitere (große) Betriebe folgen. An die Art und Weise, wie gegenwärtig VW und Audi die Unterschriften zur neuen Restwertregelung bei Leasinggeschäften von den Händlern einsammeln, sei hier am Rande erinnert. Und wer wird als privater Händler dann im verbleibenden Wettstreit mit den Werksniederlassungen übrigbleiben? Zuletzt kämpfen die Hersteller über ihre volkseigenen Betriebe markenübergreifend gegeneinander. Spätestens dann werden sie nach anderen Lösungen suchen. Aber erst wird verbrannte Erde produziert.


Netzstrukturen


BMW meint immer noch, dass ein Händler pro Standort 1.000 Einheiten verkaufen müsse. Derweil verkauft BMW in ganz Mecklenburg-Vorpommern nicht einmal 1.000 Fahrzeuge. Wann wollen die Vertriebsstrategen es wahrhaben, dass das Gießkannenprinzip Unsinn pur ist? Man muss sich den jeweiligen Markt vor Ort anschauen und individuelle Marktkonzepte erarbeiten. VW kündigt den Service-Betrieben den Dienstwagenzugang auf, um den Handel zu stützen. Die VW-Vertragswerkstätten bedienen sich dann anderer "Graukanäle". Da wird in Wahrheit nichts gewonnen. Und sollte der Hersteller wirklich seine Schattenkanäle austrocknen, dann verkaufen sie an den VW-Vertragswerkstätten-Standorten weit weniger Fahrzeuge als zuvor. So lehrt das die Praxis. Audi hat die Serviceverträge gekündigt und zieht jetzt noch höhere Standards ein, um das Servicenetz zu reduzieren. Das werden jetzt zwar weniger Audi-Werkstattbetriebe sein. Die Standards liegen aber so hoch, dass sie zur Überteuerung in der Serviceofferte führen. Deutschlands größter und bester freier Automobilhändler, die AutoWelt in Leipzig-Brehna arbeitet in seinen zehn Meisterwerkstätten mit einem Stundenverrechnungssatz von 39,90 Euro. Die Audi-Werkstätten liegen im Schnitt bei 80 Euro plus MWSt. Wie lange wollen die denn noch zur Verteuerung der Leistung beitragen, nachdem sich viele Kunden diese Werkstattkosten weder leisten können, noch leisten wollen. Sie merken gar nicht mehr, wie sie ihre Kunden systematisch aus dem Hause vertreiben. Die Frage muss doch lauten, wie man die Werkstattkostendimension reduzieren kann!


Da eröffnete Audi-Retail in Leipzig vergangene Woche einen neuen Betrieb. Ein klassisches Audi-Terminal. Im Ausstellraum haben dort ganze 18 Neuwagen Platz. In 2015 will Audi aber 45 verschiedene Modelle auf dem Markt platziert haben. Wo stellt man die in fünf Jahren hin? Wie sieht das zugehörige Vorführwagen-Management aus? Überall herrscht tiefes, tiefes Schweigen!


Die größte Schwäche des Handels ist die mangelnde Solidarität. Sonst würde der Handel einmal über vier Wochen seine Teile auf dem freien Markt einkaufen. Die findigen Händler sind da schon in Asien auf dem Original-Teile-Einkauf unterwegs und erzielen dort – für Originalteile – um 50 Prozent bessere Einkaufskonditionen. Das Industriemagazin "Automobilwoche" möge doch dazu als kreativen Beitrag einmal die Einkaufsquellen aufzeigen.


Niederlassungspolitik


Wer die Niederlassungen – oder vornehm genannt: Retail-Betriebe – analysiert weiß, dass sie zunächst weder unter finanzieller noch Kundenzufriedenheitssicht wahre Freude machen. Doch die Hersteller rechnen da anders. Verkauft eine Niederlassung 2.000 neue Einheiten pro Jahr und diese zum Werksabgabepreis, so verbleiben dem Hersteller immer noch pro Fahrzeug 60 Prozent Marge. Klar, die Premiummarken verlangen beispielsweise für eine Metallic-Lackierung vom Kunden über den Ausstattungs-Verwirrnis-Katalog zwischen 700 und 1.100 Euro. Die eigenen Mehrkosten pro Fahrzeug pro Metallic-Lackierung betragen neun Euro. Da kommt Freude auf. Aber: Wer gegenwärtig die Marktschlachten analysiert, stellt fest, dass selbst diese Giga-Margenanteile inzwischen über zahlreiche Verkaufsförderungsaktionen bzw. individuellen Prämienaktionen kräftig schmelzen. Das bedeutet: Monetärer Substanzverlust.


Zu viele Händler?


Es geht in der Zukunft des Automobilhandels nicht um die absolute Zahl an Händlern, sondern um die richtige Verkaufsstruktur für die einzelne Marke. Es ist sicher – je nach Marke – sinnvoll, in Ballungszentren die Zahl der Verkaufsstützpunkte zu reduzieren. Bei der Zahl der Servicebetriebe sieht es aber schon wieder anders aus. Wer meint, er könne über große Händlerstrukturen die ländlichen Gebiete abdecken, der irrt. Marken unter fünf Prozent Marktanteil würden dort allesamt auf der Strecke bleiben. Warum sollte beispielsweise auf dem Lande einer einen Nissan fahren, wenn für ihn vor Ort nicht ein vertrauter Ansprechpartner, sprich Händler, agiert? Je nach Gegend sind hier A-/B-Händlerverhältnisse am wirkungsvollsten. Es gibt auch noch andere sinnvolle Formen von Zusammenarbeit in der Branche. Auch das Instrument der Kooperation sollte mittelständisch viel stärker forciert werden. Wer das verhindert? Die Systemführer namens Hersteller/Importeure, die ihre Einkaufsvorteile wegschwimmen sehen.


Die ewige Rabattschraube


Noch ein Irrweg des Herrn Reinking und anderer Industrieagenten. Reinking: "Wenn die Nachfrage weiter so schwach bleibt wie im Januar, dann werden die Hersteller darauf mit neuen Rabattaktionen reagieren, um ihre Werke zumindest zum Teil auszulasten." Als könnte man über uferlose Rabattsätze jegliche Nachfrage steuern! Auch das hat monetäre wie modellspezifische Grenzen. Einige Modelle in der Oberklasse kann man bald verschenken. Außerdem fehlen mehr und mehr Herstellern/Importeuren für derartige Aktionen die notwendigen Mittel. Von Ford bis Opel, von Saab, Volvo bis zu Subaru. Da strecken selbst einige Herstellerbanken heute schon die Waffen. Die höchste Form des Handelns ist das Schenken! Davon kann aber kein Unternehmen leben. Die dringlichste Forderung stellt Reinking nicht: Die Überproduktion muss reduziert und angepasst werden. Und wer setzt sich da z.B. gegen die IG-Metall in Wolfsburg durch? Für die Hersteller gilt jede an den Händler fakturierte Einheit als verkaufte Einheit. Ob Lagerwagen, Vorführwagen, Mietwagen, Dienstwagen oder Tageszulassung. Wer bei klassischen Markenhändlern beispielsweise den Monat Januar analysiert, stellt – je nach Marke – fest, dass an eigentlichen Neuwagen an Endkunden wenig verkauft wurde. Man muss sich der Tageszulassungen bedienen. Da kennt jeder wenigstens seinen wahren Einkaufspreis. Die Verkaufsförderungsprogramme für Neuwagen sind inzwischen so komplex, dass sie jeder schon mental meidet. Ein Unding!


Grundsatzfrage: Wo stehen wir im Automobilhandel, wenn wir einem Kunden bei solidem Geschäftsgebaren aus wirtschaftlichen Gründen gar keinen Neuwagen mehr empfehlen können? Schlimm! Gehen wir noch einen Schritt weiter. Es sei für die Gegenwart deutlich gesagt: Man darf derzeit überhaupt keine Lagerwagen mehr auf den Hof stellen. Nachdem sich wöchentlich die Verkaufsaktionen und Sondermodellaktionen überschlagen, vor allem zum Monatsende, verliert man als Händler an seiner Lagerware nur Geld. Vergleichbares gilt sogar für die Vorführwagen. Diverse Hersteller/Importeure haben markthinderliche Vorführwagenregelungen. Die Normaldenke eines interessierten Kunden, der einen Vorführwagen kaufen möchte, lautet, dass er einen Vorführwagen nach regulärer Haltedauer (vier bis acht Monaten) aufgrund der Vorführeffekte zu einem Vorzugspreis erwerben kann. Das lässt sich oftmals gar nicht darstellen, weil die Neuwagenverkaufsprogramme inklusive der Finanzierungskonditionen für den Vorführwagen nicht gelten. Damit ist jedes Vorführwagengeschäft für einen Händler ein Verlustgeschäft. Also, man darf bei derartigen Unsinnsprogrammen gar keinen Vorführwagen mehr vorhalten. Man besorge sich die Vorführwagenmodelle über den grauen Markt. Dann schaut da wenigstes etwas heraus.


Die Chinesen kommen!


Ein weiterer Gedanke. Wenn jetzt Hyundai mit dem neuen IX35 und einem Preis von 20.800 Euro an den Start geht, so ist dieser im Vergleich zum VW-Tiguan sage und schreibe 5.000 Euro günstiger. Eine A-Klasse im Preisniveau von 26.000 Euro ist nicht mehr zu verkaufen. Wenn jetzt in Kürze die Chinesen auf dem deutschen Markt angreifen, dann liegen die im Preisgefälle nochmals ein Drittel unter den Koreanern! Und zwar vorab crashgetestet durch den ADAC. Diese anstehende Entwicklung hat mit kleinen oder großen Händler überhaupt nichts zu tun, sondern mit der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Automobilindustrie. Entweder das gesamte automobile Preisniveau verschiebt sich nach unten oder es sind zwangsläufig weitere Produktionsverlagerungen ins Ausland angesagt. Wolfsburg wird seine 90.000 Arbeitsplätze im Inland nicht halten können.


Weiberfastnacht: VW-Lustaffäre – letzter Akt!


Im Falle der Lustreisen und Huren auf VW-Konzernkosten wurden nun über den letzten Beschuldigten verhandelt. Ex-Skoda-Personalvorstand Dr. Helmuth Schuster (55) ist dran. Er wurde zu einem Jahr Haft auf Bewährung und 10.000 Euro Geldstrafe verdonnert. Lassen wir die Themen Untreue, Beihilfe zum Betrug und Bestechlichkeit einen Moment weg. Schuster hat nun Einspruch eingelegt. Im anstehenden Prozess werden beteiligte Zeugen auftreten, darunter Hartz und der Ex-Betriebsratsvorsitzende Volkert. Schade, nachdem Ferdinand Piech vom "erotischen Fall der IG-Metall" zu Wolfsburg nichts gewusst haben soll, wird er nicht in den Zeugenstand berufen. Piech, mit hellseherischen Fähigkeiten ausgestattet, soll plötzlich ein Blindgänger sein. Dabei vergeht selbst einem Narren an Weiberfastnacht der Humor.



Spruch der Woche:
"Wegen Ihres defekten Bremslichtes müssen Sie zehn Euro zahlen. Einverstanden?", fragt der Polizist einen Autofahrer. "Klar", antwortet der. "In der Werkstatt hätte ich Bestimmt 100 bezahlt."

Mit närrischen Grüßen


Ihr



Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS

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KOMMENTARE


Klaus Blattmann

12.02.2010 - 16:08 Uhr

Sehr geehrter Herr Prof. Brachat, Ihrem Beitrag in Sachen Weller - Dudenhöffer kann ich nur voll und ganz beipflichten. Ich habe dem ZDK schon vor Monaten mitgeteilt das ich mich im Hinblick auf die " Rabattstudien" des Herrn Dudenhöffer vom ZDK sehr mangelhaft verteten fühle. Es ist genau wie Sie sagen " Auf grobe Klötze gehören grobe Keile." Die Öffentlichkeitsarbeit des ZDK bezüglich dieses Themas empfinde ich nach wie vor als mangelhaft !


Maximilian Späth

12.02.2010 - 18:25 Uhr

Sehr geehrter Herr Prof. Brachat, es ist zum einen erschreckend welches Spielchen die Hersteller mit ihren Händler spielen. Am Beispiel der MAHAG kann man es doch u.a. festmachen: Fakt ist, hätte die MAHAG in München kein neues Audi-Terminal gebaut wäre die Audi AG direkt in den Münchner Markt eingestiegen. Ich denke nicht das das grosse Problem der MAHAG die Restwerte der Leasingrückläufer waren sondern zum grössten Teil das Verhalten und das "an die Wand" stellen der Hersteller. Was hätte eine MAHAG denn damals tun sollen? Nicht bauen? ... dann gäbe es schon lange eine Audi eigene Niederlassung in München. Ein weiteres riesiges Problem sind die "leeren Hosen" in den Händlerverbänden. Schauen Sie mal auf VW oder gar noch besser auf BMW! Solche Leute gehören vielleicht noch als Sachbearbeiter im örtlichen Finanzamt eingesetzt aber nicht als Sprecher der Händlerschaft. Liebe Händler, denkt mal darüber nach und organisiert Euch ordentlich. Nehmt einen Mann der auch seinen Mann stehen kann und sich mit den Herstellern auch getraut anzulegen. Es geht um Euer Geld und um Eure Lobby.


Jörg-Uwe Banach

13.02.2010 - 12:13 Uhr

"Der ZDK müsste Dudenhöffer längst juristisch abmahnen." Fast richtig: Er müsste ihn auf Schadenersatz verklagen und den Prozesserlös seinen zahlenden Mitgliedern zukommen lassen. Bin gespannt, ab wieviel Hunderttausend Euro Prof. D. die Füße streckt. Der Schaden beläuft sich nach meiner Einschätzung sicherlich in die hundert Millionen!


Michael Luft

13.02.2010 - 17:16 Uhr

Sehr geehrter Herr Prof. Brachat, sie sprechen uns aus der geschundenen Autohändlerseele. Vielen Dank für die offene und klare Analyse. Leider werden die einsamen Rufer in der Wüste nicht gehört. Wie war das noch gleich mit der Finanzkrise ? Keiner hat was gemerkt ? Das hochbezahlte Management ahnungslos ? Aufsichtsräte, Wirtschaftsprüfer, alle nach dem Motto: Wird schon schiefgehen. Das hat ja dann auch geklappt. Da erscheinen mir doch auffällige Parallelen zum automobilen Sektor. Wieviel Autos verkauft VW und Audi den jetzt über seine Retailbetriebe und wieviele hauseigene Standorte hat VW und Audi ? Und das alles weil dem Hersteller an den wichtigen Volumenstandorten der Handel schlichtweg unter dem Hintern zusammengebrochen ist. Angefangen in Hamburg, Hannover, Frankfurt, Stuttgart, München, Berlin usw. usw. Leider kann man im elektronischen Bundesanzeiger (ebanz.de) die einzelnen Ergebnisse nicht mehr nach verfolgen, da die Retailbetriebe mittlerweile von der Offenlegungspflicht befreit sind. Das geht dann in der Konzernbilanz unter. Was aber aus den Bilanzen 2006 und 2007 zu lesen war lässt nicht Gutes vermuten. Wie hoch ist eigentlich der Verlust den sich die VW AG leistet, nur um den Markt Deutschland selbst zu bedienen, nachdem man den Handel systematisch ruiniert hat. Was man so hört könnte das bei 300 bis 500 Millionen Euro pro Jahr liegen. Genau werden wir das nicht erfahren, aber bessere Ergebnisse als die Vorbesitzer werden die Geschäftsführer dieser Betriebe auch nicht schreiben. So könnte sich die Strategie, wenn es denn eine war, als höchst gefährlich für den Konzern heraustellen. Das wird Jahr für Jahr Unsummen verschlingen. Mercedes und BMW haben da schon einschlägige Erfahrungen. Mit winzigen Schritten versucht man dem angeschlagenen Handel jetzt zu helfen. Die von Ihnen geforderte Umkehr im Denken ist nicht in Sicht. Das liegt in der Natur der Sache. Die Hersteller wollen Autos verkaufen. So viele wie nur irgend möglich. Daran wird das Management gemessen und der Aktienkurs. Klappt das nicht, wird ausgetauscht und der Abgang mit netten Abfindungen versüßt. Beim depperten Autohändler steht da Haus und Hof und wirtschaftliche Existenz auf dem Spiel. Am Ende des Tages muss die Kasse stimmen. Und zwar sollte der Bilanzgewinn drei Dinge beinhalten. Erstens sollte der Unternehmer Gewinne thesaurieren um sein Eigenkapital zu stärken, zweitens sollte ein Unternehmen wenigstens seine Erhaltungsinvestitionen verdienen und drittens sollte der Unternehmer jedes Jahr etwas für seine persönliche Altersvorsorge tun. Dieser Dreiklang ist schon seit langem nicht mehr möglich. Verschieben wir es auf morgen ! Mit herzlichen Grüßen Michael Luft


Schlothauer

14.02.2010 - 12:30 Uhr

Zitat Hannes Brachat: "Die größte Schwäche des Handels ist die mangelnde Solidarität." Wie wahr! Schlothauer


Thorsten Podlech

14.02.2010 - 14:06 Uhr

Hallo Herr Brachat, da ich zur Zeit nebenbei meinen MBA an der Northwood University in Automobilmarketing und - Management als Fernuni Programm erarbeite, schaffe ich es nicht zur NADA in Orlando. Meine Geschwister haben es zum Glück geschafft und sind wie immer begeistert davon, wie die Händler sich zu einer starken Interessengemeinschaft des Vertriebs zusammenraffen und wie die NADA motivieren kann. Dieses Jahr nehmen 20% mehr Händler und Aussteller an der Messe teil. Darum möchte ich an dieser Stelle meinen Wunsch an Ihren Verlag herantragen dabei zu helfen, in 2010 oder spätestens 2011 ein Händlertreffen zu veranstalten, bei dem alle Werkstätten, Händler, Karosserie, Lack und Reifen Betriebe teilnehmen um die Vereinstreffen durchzuführen. Sinn würde das natürlich absolut im Rahmen der Automechanika machen! Als Gastredner Angela Merkel, Harald Schmidt und Herr Zetsche. Schöne Grüße Thorsten Podlech


Holger Dorn

15.02.2010 - 11:00 Uhr

Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Brachat, als Endkunde wundere ich mich über die Preisgestaltung deutscher Automobilhersteller. In USA bekomme ich z.B. einen Audi A6 3.0 FSI mit Vollausstattung für knapp 50.000 USD. Daraus wird klar, daß der deutsche Autokäufer abgezockt wird und weltweite Eskapaden finanzieren darf. Ein Skandal, wenn ansichtlich des überzogenen Preisniveaus gleichzeitig die Autohändler um ihre Existenz bangen müssen! Eine ehrliche Preisgestaltung seitens der Hersteller sieht gewiß anders aus. Ohne überzogene Listenpreise brauche ich auch keine überzogenen Rabatte! MfG, H. Dorn


Hans von Ohain

15.02.2010 - 13:33 Uhr

@ Maximilian Späth Die "leeren Hosen", die Sie völlig richtig benennen, sind über die Jahre aber nicht ganz von allein entstanden. Die Schuld nun den Vertretern der Händlerverbände zuzuschieben, greift dabei zu kurz. Denn ein solcher Verband lebt in erster Linie von seinen Mitgliedern. Und deren Einstellung und Anspruch an den Verband hat sich erheblich vberändert. Wenn es nämlich darum geht, was die Verbände alles erreichen und mit wem sie sich anlegen sollen, dann wird das große Wunschkonzert aufgelegt. Wenn es aber darum geht, dass die Verbände aktive Mitstreiter suchen, die bereit sind, sich ehrenamtlich zu engagieren, sich mit verschiedensten Ideen auseinanderzusetzen, sich auch mit den Herstellern und deren Ablegern zu streiten, sich der oftmals quälenden Gremienarbeit zu unterwerfen (da wird dann Demokratie geübt), sich andauernd gehörig unter Druck setzen zu lassen (und dabei geht es nicht um Nonsens, sondern bis hoch zur Erpressung) und im Zweifel eben auch allein gegen alle anderen zu stehen - dann haben fast alle plötzlich keine Zeit, kein Interesse, keinen Nachfolger, keinen Ersatz für sich selbst im Betrieb und wer weiß was sonst nicht. Dazu kommt die faktisch nicht vorhandene Solidarität. Ein befreundeter Unternehmer sagte mir neulich in diesem Zusammenhang, "Am Ende stirbt jeder allein". Dem ist so und deswegen möchte ich die mangelnde Solidarität auch nicht wirklich kritisieren. Wenn sich aber letztendlich jedes Mitglied selbst das Nächste ist, wird ein Verband heutiger Organisationsform zwar Forderungen stellen, diese aber niemals durchsetzen können (siehe VW/Audi Restwertthematik). Was wir brauchen, sind neue, schlagkräftige Organisationsformen. Ich persönlich halte den e. V. als Verbandsform nicht mehr für derartige Anforderungen geeignet, denn das ist nur ein Sammelbecken von "egoistischen" Einzelkämpfern. Nein, der Handel muss gegenüber dem Hersteller als wirtschaftliche Macht auftreten. Das geht aber nur, wenn diese Macht so gebündelt wird, dass die vielen Einzelkämpfer nicht mehr gegeneinander ausgespielt werden können. Nach jetziger GVO könnte man da noch etwas machen (Stichwort Übertragung von Händlerverträgen), aber ab 2013 ist dieser Zug abgefahren. Aber auch hier müssten die Händler lernen, dass es nicht ausreicht, sich bei verbands-, innungs- und händlereigenen Einkaufsgesellschaften nur die Rosinen herauszupicken. Bei dem, was mir vorschwebt, müßte es harte Regeln geben, von denen am Ende aber alle profitieren. McDonalds ist dafür ein hervorragendes Beispiel. Momentan sehe ich aber keine verbandsinternenen Diskussionen zu so etwas (egal welche Marke). Stand der Dinge ist vielmehr, auf Basis des Status Quo Dinge zu verbessern. Nur, das geht nicht mehr. Und die Hersteller lachen sich schlapp über uns und ziehen einfach ihr Ding durch.


E.Kühlwetter (wallibelli)

17.02.2010 - 14:07 Uhr

Guten Tag Herr Prof. Brachat, nach der Jeckenzeit aus dem wieder arbeitendem Rheinland ein Kommentar zu ihrem ergiebigen Blogbeitrag: Die Autobranche dreht sich zu sehr im eigenen Kreis. Sie muss sich im Verdrängungsmarkt zur Lösung ihrer Probleme endlich bequemen, den Platz auf der anderen Seite des Schreibtisches einzunehmen. Dort nimmt sie zur Kenntnis, dass inzwischen 42 % der Bundesbürger von staatlichen Leistungen leben bzw. 27.4 Mio. sozialversicherungspflichigen Beschäftigten 24 Mio. Menschen gegenüberstehen, die staatliche Unterstützung erhalten. Sie erfährt, dass im vergangenen Jahrzehnt die Ungleichheit in Deutschland deutlich zugenommen hat. Die reichsten 10 % steigerten ihre Realeinkommen um ca. 15 %, die ärmsten 20 % mussten Realeinkommensverluste von 10 % hinnehmen (Quelle RP vom 17.2. 2010 Schwerpunktthema Sozialdebatte). Sie nimmt war, dass die Autokosten von 2000 - 2008 j ä h r l i c h um 6,8 % lt. ADAC stiegen, die Nettoeinkommen aller abhängig Beschäftigten jedoch nur um 1,5 % p. a . Sie ist mit der Tatsache konfrontiert, dass die finanziellen Belastungen und dramatischen Veränderungen von Beschäftigungsverhältnissen inkl. deren Entlohnung in der jüngeren und mittleren Generation den Erwerb eines Neuwagens immer seltener zulassen. Dies sind nur einige Punkte eines tiefgreifenden Strukturwandels des Automobilmarktes in Deutschland. Die finanziellen Möglichkeiten stehen immer öfter im Widerspruch zum Angebot und dessen Gesamtkosten. Seit der Jahrtausendwende sind die Autohersteller in ihrem Tempowahn zum immer schneller, immer größer, immer teurer den finanziellen Möglichkeiten ihrer Privatkundenmehrheit auf und davon geeilt. Die kamen mit dem Sparen nicht mehr nach und haben deshalb, sieht man mal von den Monaten der Abwrackprämie ab, die Lust am neuen Auto verloren. Um es hier mal deutlich zu sagen, die Leute sind es satt, abgezockt zu werden. Genau hier liegt die Ursache des Rabattitis-Wahn. Die Kaufinteressenten wissen im Zeitalter des Globalismus, was Autos in anderen Ländern kosten. Sie kennen die Deckungsbeiträge der Hersteller und wie sie mit Optionen, deren Wert schneller verfällt als ein Auto fährt, über den Verkäufertisch gezogen werden. Die im Blogbeitrag zitierte Metallic-Lackierung lässt sich noch toppen: Ein schwarzer Dachhimmel kostet in Einkauf und Montage kein Cent mehr als ein grauer. Der Kunde muß dennoch einige hundert Euro dafür abdrücken. Aus Autolust ist Autofrust geworden. Wie macht man wieder Lust auf's Auto? Man kann sich vom Überangebot im deutschen Markt durch Auftragsproduktion verabschieden. Und konzentriert sich auf Exportwachstumsmärkte. Das geht schon kurzfrisig auf Kosten der Mittler mittelfristig auf Kosten der Industriearbeitsplätze. Man kann auch die Preise, wie im Beitrag erwähnt, mit einem Federstrich senken. Das Ergebnis wäre ein weiterer Strohfeuereffekt. Oder Lobby und Verbände lassen sich weitere Subventionen erbetteln. Siehe Überarbeitung Geldwerter-Vorteil. Das ist wieder eine Subvention mehr für die "Elite" der Dienstwagenfahrer. Gleichwohl schützen punktuelle Subventionen nicht vor dem Bedarf neuer staatlicher Anreize. Zwei, drei Marken haben uns letztes Jahr in D-Land gezeigt, was die die Masse der Privatkunde wirklich will: Dacia, Skoda und Hyundai. Die Erste ist eine funktional orientierte Billigmarke, die beiden anderen sind in der Kundenwahrnehmung von ebenso funktionalen Billig- zu preiswerten Qualitätsmarken avanciert. Hier gilt es anzusetzen. Nirgendwo anders. Gebt den Leuten zu objektiv angemessenen, transparenten Preisen bzw. Angeboten, was sie haben wollen und bezahlen können. Die Branche wäre hier zu Lande ihre Sorgen um Käuferstreiks und Rabattitiswahn weitesgehend los.


Thomas Meier

18.02.2010 - 10:19 Uhr

@Hr. Kühlwetter: Absolut treffende Analyse, kann ich unterschreiben. Die Hersteller haben durch die guten Zahlen (durch staatl. Subvention) bei den gewerbl. Zulassungen den Privatkunden vernachlässigt (ähnlich bei den Banken). Es musste immer toller, schneller und besser sein, unabhängig ob das gefragt wird bzw. va. ob das auch bezahlt werden kann. Gleichzeitig wurden Glaspaläste hochgezogen, die nicht jeder Kunden möchte (teilweise wirken sie sogar einschüchtern und nicht verkaufsfördernd) und mit dem Kauf mitfinanzieren möchte. Nun heißt es auch Fahrzeuge anzubieten, die für das aktuelle Realeinkommen finanzierbar sind (ohne Schulden oder sonstige Herstellersubventionen). Und in diesem Segment gibt es bei den deutschen Hersteller (v.a. Premium) nicht viel bzw. gar nichts. Da ändert auch ein Audi A1 oder ein 1er BMW nichts. Z.B. ich als Akademiker mit einem vernünftigen Haushalt habe mir kürzlichen eine VW als NW geleistet. Dies war schon "schmerzhaft" und ich werde es durch die anstehenden Restwerte sicherlich so schnell auch nicht mehr tun. Das gleiche im Bekanntenkreis (viele Akademiker mit sehr gutem Gehalt): Keiner möchte sich einen Audi, BMW oder Ähnliches in dieser Preisklasse anschaffen. Nicht weil es finanziell nicht geht, sondern weil die Notwendigkeit als Statusobjekt nicht mehr gesehen wird und es sinnvollere, praktischere Alternativen bei den Franzosen, Koreanern und auch Japanern gibt. Natürlich auch günstiger bzw. bei vielen deutschen Hersteller gibt es für Familien gar kein Angebot. Diese Herausforderung wird sicherlich spannend in der Zukunft.


Hans von Ohain

18.02.2010 - 12:25 Uhr

@ E.Kühlwetter (wallibelli) Ihren Ausführungen ist rein objektiv zwar zuzustimmen. Doch marktkonforme Preise/Ware allein löst das Problem nicht. Ich würde das ergänzen und zwei weitere essentielle Forderungen ableiten: Zum Einen müssen die von den Herstellern geforderten Standards (=Kosten) weg oder deren Aufwendungen vollständig von den Herstellern getragen werden. Dabei geht es um jene Vorgaben, die keinen positiven monetären Effekt im Handel verursachen. Zum Anderen müssen die Hersteller ihre Überkapazitäten wirksam abbauen und der realen Marktnachfrage anpassen. Rein volkswirtschaftlich ist eine wesentliche Säule des Kapitalismus die Betrachtung der Ware als knappes Gut. Letzten Endes muss es immer etwas mehr Nachfrage als Angebot geben, sonst funkitioniert unser Wirtschaftsmodell auf Dauer nicht. Wenn das klassische Geschäftsmodell des deutschen Automobilhandels, dessen Grundstruktur sich seit Geburt des ersten Automobils ja nicht wirklich verändert hat, auch nur den Hauch einer Überlebenschance haben soll, dann müssen beide Parteien, Hersteller und Händler, nahezu eine Kehrtwendung vollziehen. Die Hersteller müssen ihre o. g. Hausaufgaben machen, der Handel muss noch deutlich professioneller werden (z. B. regionales Marketing, effektives CRM, bessere Nutzung der Möglichkeiten moderner Medien, Orientierung auf den Menschen hinter Mitarbeitern und Kunden usw.). Allerdings bin ich lange genug dabei, um den Glauben an Weihnachtsmänner und ähnliches verloren zu haben. Ich erkenne weder heute noch morgen eine Entwicklung in diese Richtung. Denn unsere Hersteller sehen das Ganze nicht aus unserem rein deutschen Blickwinkel. Solange sie die Möglichkeit haben, global zu handeln, wird es immer einen Wachstumsmarkt geben, auf dem sie ihre (aus unserer Sicht) abenteuerlichen Phantasien bestätigt bekommen. Und der Handel kann gegenüber den Herstellern nur etwas erreichen, wenn er andere Organisationsformen schafft, die aus den vielen Einzelkämpfern eine starke wirtschaftliche Kraft werden lassen, ohne dabei den individuellen Charakter vor Ort aufgeben zu müssen. Schade, dass es dazu wohl nicht kommen wird.


E.Kühlwetter (wallibelli)

18.02.2010 - 19:56 Uhr

@ Hans von Ohain, Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass die klassischen Marktmechanismen für den Automobilbereich in unserem Lande nicht gelten. Dafür ist die Bedeutung dieser Industrie einfach zu groß. Deshalb sind auch Prognosen und Planungen so schwierig. Langfristig wird sie trotzdem nicht gegen Marktmechanismen angehen können. Wer nicht mit der Zeit geht, geht eben mit der Zeit. Wir kennen es aus der Vergangenheit: Ob braune oder weiße Ware, ob Kohle oder Werften. Natürlich kann man beharrende Branchenleben mit Subventionen verlängern. Früher oder später sterben sie doch. Die europäische Autoindustrie hat nun die einmalige Chance, die Mobilität der kommenden Generationen zu kreieren. Die liegt nicht mehr im Besitz von Fahrzeugen, sondern in der Entwicklung von cleveren Mobiltätslösungen. Mobilität ist nicht an ein Produkt gebunden, sondern ist eine Funktionsfrage. Ich Verbraucher will demnächst kein Auto mehr besitzen, vielmehr an intelligenten und effzienten Mobiltäts-Lösungskonzepten - gegebebenfalls auch mit Auto - gegen Entgelt teilnehmen. D. Zetsche ist einer der wenigen in der Branche, der heute schon 20-30 Jahre weiterschaut, der weiß, dass nach 2040 der Ölverbrenner ausgestorben ist, der weiß, dass die Begehrlichkeit des Autos schwindet, der einsieht, dass auch MB in EU künftig das Geld mit Modellen der A-und B-Klasse verdienen muss und auch deshalb in neue innovative Lösungen investiert (z.B. smart to go). Er hat auch das größte Problem der Autoindustrie in der Triade auf dem Radarschirm. Das rapide steigende Desinteresse am Auto in der Jugend. Seit world of warcraft, Facebook, youtube und andere soziale Netzwerke die Kinder- und Jugendzimmer stürmen, verlieren die Autohersteller dort ihre Hoheit. Jungs spielen heute nicht mehr mit Autoquartetten und sammeln bzw. tauschen keine Modellautos mehr. Das wird ein gravierendes Problem für die Autohersteller. Um die Konsequenz aus nun fast drei Jahren Autokrise auf den Punkt zu bringen: Die Menschen finden immer mehr Spass daran, vernünftig zu sein. Lange galt die Parole: Bin ich vernünftig, habe ich keinen Spass. Das Leben in Extremen hat ein Ende. Im Überschwang der Emotionen hatten wir den Verstand verloren. Wehrter Herr von Ohain, sicher gibt es zahlreiche Facetten, die die Branchenkrise beeinflussen. Ich habe meine 35 Jahre Autoleben nur gesund und fit überstanden durch die Verinnerlichnung folgenden christlichen Spruches: " Der Herr gebe mir die Gelassenheit die Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden." So werde ich es auch in Zukunft halten. Und so lange es geht, gelassen den spannenden Veränderungen entgegensehen, die sich in den kommenden 20 - 30 Jahren in der Branche ereignen.


Mike Müller

19.02.2010 - 10:12 Uhr

Zum Kommentar über die Audi Retail Betriebe: Es gibt Manager in Ingolstadt, denen es egal ist, ob ein Retail-Betrieb 5, 7 oder 7 Millionen Euro Verlust macht. Es geht nur darum Markt zu machen. Wie bekannt betragen die Herstellkosten nur rund 35% des Verkaufspreises. Jedes verkaufte Fahrzeug spüllt dem Hersteller einen ordentlichen Deckungsbeitrag in die Kasse. Solange die Geschäftsführer der Ratailbetriebe nicht wie ein Händler agieren dürfen, ändert sich auch nichts und es werden noch mehr Händlerexistenzen venrichtet. Und das nicht nur bei Audi, sondern auch beim Mercedes, BMW und den Importmarken.


Hans von Ohain

19.02.2010 - 10:43 Uhr

@ E.Kühlwetter (wallibelli) Stimmt, sehe ich auch so. Dennoch ist das Beharrungsvermögen in unserer Branche immer wieder furchteinflößend. Innovationen sind doch hier nur gut, wenn sie erstens fahrzeugtechnischer Natur sind und zweitens vom Hersteller kommen. Ich kann mich in Sachen Mobilitätskonzepte gut an diverse Pilotprojekte erinnern, teilweise mit dem IfA, die zwar richtungsweisend waren, damals von den beteiligten Händlern aber nur als lästig empfunden wurden. Heute hat in diesem Bereich die Deutsche Bahn den Markt übernommen und der Handel guckt in die Röhre. Leider fehlt mir Ihre Gelassenheit, ich könnte mich jeden Tag über so viele verpasste Chancen aufregen.


Karl Schuler

22.02.2010 - 16:13 Uhr

"Es wird über die ganze Schleuderaktion innerhalb der Marke kein einziges Auto mehr verkauft." Man lasse sich diesen Satz noch einmal gaaanz langsam auf der Zunge zergehen.... Ich glaube an diesen Satz, seit Jahren. Und jetzt meine aktuellen Fragen an die Hersteller: 1. WIE stellen sie sich ein Neuwagengeschäft in 2010 vor, wenn bei vielen Marken die Neuzulassungen auf Händler und Werke bereits über 50%!!! betragen? 2. WANN meinen Sie, wann der letzte "Superleasinggünstig-Kunde" gemerkt hat, dass seine 5.000 Euro Anzahlung und seine 36x99 Euro weg sind, und er aber immer noch 20.000 Euro bei der Autobank ablösen muss? 3. WO werden sie die Stammkunden der Zukunft generieren? 4. WIE reagiert ein Interessent, wenn er den Europreis für sein in Auge genommes Modell mit dem US-Dollar-Preis vergleicht? 5. WÄRE es nicht jetzt an der Zeit, generell die Listenpreise um 20% zu senken und diesem "Sonderaktionsrabattitisleasingspecialkundenüberraschungsprogramm" ein endgültiges Ende zu bereiten? Letzte Anmerkung: Die Abwrackprämie hat doch den Herstellern und dem Handel gezeigt, dass der Automarkt noch funktioniert, wenn Angebot und Nachfrage stimmen!


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