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"HB ohne Filter" vom 1. Juni 2007

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Datum:
01.06.2007

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Heute mit den Themen: Mr. VDA – Bernd Gottschalk, Spritpreise, GVO 2010


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29. Mai – Dienstag


Mr. VDA – Bernd Gottschalk. Am 22. Juni 2007 findet in München der Jubiläums-Kongress „50 Jahre AUTOHAUS“ statt. Wichtigster Redner seitens der Automobilindustrie sollte VDA-Präsident Prof. Dr. Bernd Gottschalk sein. Es soll nun nicht sein. Gottschalk – und das spricht für sich – sagte uns im Oktober 2006 nach einer Anfrage binnen sieben Tage zu. Andere Manager und Vorstände in vergleichbaren Positionen brauchen dagegen acht Wochen – um dann abzusagen. So unrühmlich Gottschalks Amtsfinale ausfiel, so hervorragend war seine offizielle Verabschiedung am 22. Mai, standesgemäß im Hotel Adlon zu Berlin. 400 Repräsentanten aus allen gesellschaftlichen Lagern erwiesen dem längstgedienten VDA-Präsidenten die Ehre. Wenn der VDA-Vorstand ihn einstimmig zum VDA-Ehrenmitglied erkoren hat und die Motorjournalisten ihm die Ehrenmitgliedschaft antrugen, dann drückt sich hier eine besondere Wertschätzung aus. Gottschalk selbst zu seinem Rücktritt: „Niemand aus dem Vorstand hat mich dazu bewogen, Druck gemacht oder Kritik geübt . . . Ich hätte mir gewünscht, die Medien hätten die Statements aller Vorstandsmitglieder in der letzten Vorstandssitzung gehört und in ihr Meinungsbild einfügen können.“


Warum tritt überhaupt ein Mann mit diesen Verdiensten vorzeitig ab? Wer da im Hintergrund die Netze warf, bleibt offen. Porsche-Chef Wendelin Wiedeking wird sich seine Hände nicht in Unschuld waschen können. Wer hat Piëchs Ex-Propaganda-Chef Dr. h.c. (St. Pölten) Klaus Kocks in „Auto-Bild“ im März die Plattform bereitet für Aussagen wie: „Der VDA braucht jetzt kein Weichei . . . Man löst (Klimaschutzprobleme) nicht mit besseren Manieren, man muss auch mal draufhauen . . . Kämpfen, und nicht nur mit fairen Mitteln . . .“ Wenn im Adlon der Grünen-Chef Reinhard Bütikofer zu Gottschalks Auftritt beim Zukunftskongress der Grünen meinte, dass der VDA-Präsident, nicht der Gaukler Thomas Gottschalk, dort die Grünen (!) schwer beeindruckte, dann weiß man, was von der Pressedarstellung zu halten ist, wonach Gottschalk bei Frau Christiansen zur Klimadiskussion nicht erschien. Das hatte bei Gott wichtige Gründe.


Wir konnten den VDA-Präsidenten auf vielen Bühnen in verschiedensten Rollen beobachten. Als Gastgeber der weltgrößten Automobilmesse, der IAA, als (Wirtschafts-, Umwelt-, Verkehrs-)Politiker im Umfeld von schwarz-gelb, rot-grün und schwarz-rot. Drei Bundeskanzler und fünf Verkehrsminister hat er als Manager begleitet. Selbst die Bundespräsidenten. Bis zum Jahresende wird er seine Aufgaben als BDI-Vizepräsident wahrnehmen, auch seine Aufgabe als Präsident des Welt-Herstellerverbandes (OICA). Als Wissenschaftler für „Mobilität, Transport und Verkehr“ machte er an der Hochschule Zwickau Karriere. Als Buchautor im AUTOHAUS-Verlag mit dem Titel „Markenmanagement in der Automobilindustrie“.


Als Brückenbauer operierte er zwischen vielen Fronten. Der VDA-Präsident hat Neutralität zu halten, Glaubwürdigkeit zu verkörpern. Und das bei 600 Verbandsmitgliedern mit vielfältigen Interessen. Das Verhältnis Hersteller zu Zulieferer, das im VDA unter einem Dach „zelebriert“ wird, gleicht vielfach der Relation Hersteller zu Automobilhandel. Da spielen sich die eigentlichen Auseinandersetzungen, die „Casi belli“ erst einmal hinter den Kulissen ab. Auf diesem Klavier wusste Gottschalk auch mit den schwarzen Tasten die richtigen Tonarten zu spielen. Für sein ehrenamtliches Engagement, u.a. als Beirat der Internationalen Stiftung Mozarteum in Salzburg erhielt er das Bundesverdienstkreuz.


Bernd Gottschalk hat in seinen elf Jahren VDA-Aktivitas das verbandspolitische Betätigungsfeld erheblich verbreitert. Welcher Verband kann schon darauf verweisen, seine Beiträge gesenkt und dennoch das Verbandsvermögen vermehrt zu haben? In seiner Amtszeit entwickelte sich die Globalisierung mit Riesenschritten. Verkehrspolitisch galt es die Infrastrukturlücke aus 40 Jahre deutscher Teilung zu schließen, Toll Collect aus der Blamage funktionierend auf die Autobahn zu bringen, die Bahnreform mit zu gestalten, europäische Verkehrsmärkte zu öffnen.


Da wäre zuletzt sein Verhältnis zur Presse zu erwähnen. Wie oft musste dieser Mann auf der Schalttafel der Stimmungen den Optimismusknopf betätigen? Ein Psychologe! Er war dabei stets davon getragen, dass Mobilität die Grundlage für unseren Wohlstand ist, dass Freiheit durch mehr Wettbewerb geschaffen wird, dass die Automobilindustrie Deutschlands Paradeindustrie und für uns alle als Premiumsegment entscheidend für die Zukunft ist. Dabei war immer wieder bewundernswert, in welchen Details er auch in Handelsfragen – inklusive GVO – zu Hause war. Er war zu verschiedensten Anlässen des Handels stets präsent. Ich erinnere mich u.a. an die offizielle Einführung im November 1998 anlässlich des „Geprüften Automobilverkäufers“ in Frankfurt oder an den 60. Geburtstag von ZDK-Vizepräsident Otto Hahn in Stuttgart. Da genoss dann der Lübecker Hanseat stets eine gute Zigarre.


Wir sagen einem großartigen VDA-Präsidenten von Herzen Dank und erweisen einem großartigen Menschen ganz besondere Referenz. Schließlich können wir ihn seit seiner Aufgabe als Mercedes-Benz-Nutzfahrzeugchef und Mitglied im Daimler-Vorstand seit 1992 begleiten. Wer gerne zu „Mr. VDA a.D.“ Kontakt aufnehmen möchte, erreicht ihn zukünftig unter www.gcg-consult.de



30. Mai – Mittwoch


Spritpreise. Es soll einmal deutlich gesagt werden: Das Autofahren ist zu teuer geworden! Das ist einer der Hauptgründe für den Marktrückgang in den ersten fünf Monaten. Der einzige flexible Kostenmoment für den Kunden sind die Werkstattkosten. Alle anderen Größen – Steuer, Versicherung, Spritpreise – sind für den Kunden unumgängliche Ausgabenbestandteile. Wenn dann noch der Benzinpreis auf die Hupe drückt, der Superliterpreis über 1,40 Euro steigt, dann hat das für viele Autofahrer Konsequenzen. Der ADAC nimmt die Spritpreise als Datum hin und empfiehlt auf das Fahrrad umzusteigen. Man muss sich aber nochmals vergegenwärtigen, dass der Staat pro Liter Benzin 65,5 Cent und für den Liter Diesel 47 Cent als Ökosteuer einzieht. Hinzu kommen 19 Prozent Mehrwertsteuer. Das sind dann nochmals pro Liter rund 20 Cent.


Nachdem aufgrund der rückläufigen Arbeitslosenzahlen (3,8 Mio.) die Steuereinnahmen wieder sprudeln muss bereits jetzt festgehalten werden, dass die MwSt-Erhöhung auf 19 Prozent nicht erforderlich war. Sieht man sich die Milliarden-Gewinne der großen Multis an und stellt fest, dass deren Vorstände nicht einmal bereit sind, in der Öffentlichkeit ihre Preiserhöhungen zu begründen, dann schafft dies Verdachtsmomente. Da ist dann angeblich der Markt in Rotterdam Schuld. Oder die schlechte Versorgungslage in Amerika. Oder gar die Unruhen in Nigeria. Das Kartellamt sieht keine Handlungsmöglichkeit. Am Montagmorgen sind angeblich die Spritpreise am niedrigsten.



31. Mai – Donnerstag


GVO 2010. Rechtsanwalt Uwe Brossette stellte auf einer Veranstaltung der ANAG den aktuellen Diskussionsstand der GVO 2010 dar. Danach sammelt die Kommission derzeit Informationen über das automobile Marktgeschehen als Folgewirkung der GVO 2002. Entscheidend sei, wie die Kommission letztlich den Vertrieb sieht. Und da sind die EU-Verantwortlichen sehr weit weg von der Praxis. Die Situation im Servicebereich wird noch als unbefriedigend eingestuft. Man möchte mehr Wettbewerb zwischen den markengebundenen Betrieben sowie den markengebundenen und freien Betrieben. Ferner wünscht man die Beseitigung von Wettbewerbshindernissen für Freie Werkstätten. In Sachen Mehrmarkenvertrieb häuften sich die Händlerbeschwerden wegen der Vertragsstandards. Es werde oftmals mit überzogenen Standards agiert. Auch im Teilesektor funktioniert der Markt noch nicht besser als in den Jahren vor 2002.


Wie geht es weiter? Bis zum 31. Mai 2008 will die Kommission einen Evaluierungsbericht zur Funktionsweise der GVO 2002 vorlegen. Das heißt, innerhalb dieses Jahres werden die Fundamente für die Zeit nach 2010 gelegt. Es beginnt also der Wettstreit der Ideen. Uwe Brossette geht davon aus, dass es auch ab 2010 eine branchenspezifische GVO geben muss.


Spruch der Woche:


„Nicht ständiger Kampf ist das Kennzeichen des gesunden Wettbewerbs, sondern Vielfalt.“ – M. Rothschild



Mit meinen besten Grüßen


Ihr



Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS

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KOMMENTARE


Erwin Wagner

02.06.2007 - 10:01 Uhr

Spritpreise Freitag, 25. Mai - großer Reisetag vor Pfingsten. In Bamberg kostet bei Shell 1 Liter Diesel 1.08€. In Passau 1.17€! Beide Orte sind von der Ingolstädter Versorgungsbasis etwa gleich weit entfernt, also die Transportkosten können es nicht sein. Dass an der Autobahn die erhöhte Nachfrage die Preise treibt ist ja noch nachvollziehbar, aber was soll der Preis in Passau wo doch nur 1 Km entfernt die österreichischen Tankstellen mit 0,99€ je Liter Diesel aufwarten. Die Preislandschaft scheint eher konfus zu sein, mit Wettbewerb hat das auch nichts mehr zu tun, denn da müsste man ja an der Grenze zu Österreich die niedrigsten Preise vorfinden. Also bleibt einmal mehr die Frage: Wie kommen die Kraftstoffpreise zustande? Eher Willkür denn Kalkulation.


Rolf-Peter Bleeker

03.06.2007 - 08:28 Uhr

Der Fehler des ehemaligen VDA-Präsident Prof. Dr. Bernd Gottschalk ist die vorwiegend reaktive - und nicht proaktive - Öffentlichkeitsarbeit. Der VDA hat keine Themen besetzt, weder beim DPF noch bei Hybrid geschweige denn bei der derzeitigen C=2-Diskussion (so unsinnig sie auch sein mag). Im Ergebnis führte dies zu einer öffentlichen Wahrnehmung, die verheerend ist. Die deutsche Automobilindustrie wird permanent vorgeführt. Dass in Deutschland jeder siebte Arbeitsplatz direkt oder indirekt davon abhängt und damit auch das Wohlergehen der deutschen Wirtschaft und des deutschen Gemeinwesens, bekommt niemand mit. Statt dessen ist die deutsche Automobilindustrie gezwunden, auf jeden Anwurf, und sei er noch so unsinnig zu reagieren; sich jede Diskussion und sei sie noch so schwachsinnig, aufzwingen zu lassen. Dies sind die Ergebnisse des Versäumnisses des ehemaligen VDA-Präsident Prof. Dr. Bernd Gottschalk. Das Schlimmste daran: Dies wäre vermeidbar gewesen. PS: Sie schreiben: Die eigentlichen Auseinandersetzungen, die „Casi belli“ erst einmal hinter den Kulissen ab. Werter Professor Brachat, "casus" gehört der "U"-Deklination an. Richtig heißt es: "casus belli". Nichts für ungut und mit freundlichen Grüßen.


Hannes Brachat

16.06.2007 - 08:56 Uhr

Sehr geehrter Herr Bleeker, Wie heißt der Plural von "casus belli"? Und da stoßen Sie dann meine Version! Hannes Brachat


Rick Marlowe Investigations

18.06.2007 - 09:13 Uhr

Vieleicht heißt der Plural von Casus ja auch " Casini " oder war das eine Raumsonde ? Profs. haben halt immer recht. Nur Rechtsanwälte haben noch mehr Recht.- Egal, Casini hat den Jupiter und Saturn bereits mehrfach umrundet, deren Monde fotografiert und ist im Begriff das Sonnensystem und somit auch die Probleme der Deutschen Automobilwirtschaft weit hinter sich zu lassen. Da hat sie es gut. Wie heißt es so schön bei "STAR TREK" ---- Space the final frontier----


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