HB ohne Filter: Tesla, Digitaler Handel, Kreditverträge
Heute: Wunderwelt Tesla?, Bundespolitische Weichenstellungen, Digitale Handelsprodukte, Lücken in Autokreditverträgen, IG-Metallforderung: 28-Stunden-Woche plus sechs Prozent mehr Lohn
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27.10.2017Heute: Wunderwelt Tesla?, Bundespolitische Weichenstellungen, Digitale Handelsprodukte von Porsche Austria, Lücken in Autokreditverträgen ermöglichen Widerruf eines Darlehens, IG-Metallforderung: 28-Stunden-Woche plus sechs Prozent mehr Lohn
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Wunderwelt Tesla?
Da sprach vergangene Woche einer bei einer Veranstaltung der "Passauer Neue Presse" im Medienzentrum zum Thema "Die Zukunft der Automobilindustrie" zu Tesla Klartext: VW-Konzernchef Matthias Müller. Man möge doch nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. Hier Tesla und mühevollen 80.000 verkauften Einheiten in 2017, dort VW mit elf Millionen. Man möge auch die Kirche im Dorf lassen. Hier ein Jahresgewinn im Konzern von 13 Milliarden Euro, dort vierteljährliche Verluste in dreistelliger Millionenhöhe. Tesla schreibt in der Tat seit Firmengründung in 2003 rote Zahlen. Aktuell wurden 700 Mitarbeiter gefeuert. Auch Tesla muss aktuell Fahrzeuge zurückrufen, da Rücksitze bei einem Unfall möglicherweise nach vorne knallen. Der Produktionsanlauf des Modell 3 läuft in der Menge nicht wie geplant. Für 2018 sind da 500.000 Einheiten angesagt. Tesla will zum e-Volkswagen werden. Müller sprach ferner von einem "Ankündigungsweltmeister", ohne Elon Musk beim Namen zu nennen.
VW-Markenvorstand Herbert Diess machte dennoch deutlich, dass sich Volkswagen im Wettbewerb sehr stark auf Tesla fokussieren wird. Musk (46), ein Tausendsassa, fasziniert immer wieder mit seinen Hyperprojekten: Solarstromanlagen, Giga-Factory, Hochgeschwindigkeitstransport, Mars-Mission, künstliche Intelligenz, sprich Vernetzung des menschlichen Gehirns mit Maschinen. Offensichtlich weiß er mit all diesen Plänen als zukunftsweisendes Technologieunternehmen zu faszinieren. Anders lässt sich der hohe Tesla-Aktienkurs in der Höhe von Ford oder BMW nicht erklären. Die Automobilindustrie nimmt sicher zur Kenntnis, dass Musk in Sachen E-Auto nach wie vor in der Reichweite mit seinen Fahrzeugen deutlich vorausfährt.
Bundespolitische Weichenstellungen
Heute trat in Berlin der neue Bundestag zusammen. Zugleich werden erste ernsthafte Koalitionsverhandlungen geführt. Aktuelle Umfrageergebnisse sagen ganz klar, was politisch eigentlich zu tun ist:
- 67 Prozent der Bürger verlangen von der Regierung eine Obergrenze für Flüchtlinge
- 83 Prozent fordern ein Einwanderungsgesetz
- 75 Prozent der Bürger lehnen die Abschaffung des Verbrennungsmotors ab!
- 78 Prozent der Bürger fordern, dass der Soli 2019 komplett gestrichen wird.
- 62 Prozent der Bürger wollen, dass die 20 ältesten Kohlekraftwerke schnell abgeschaltet werden.
- 77 Prozent der Bürger sind dafür, dass Mütter im Ruhestand einen weiteren Aufschlag auf die Rente erhalten.
Beim Geld hört bekanntlich die Freundschaft auf. Das Leistungsfähigkeitsprinzip hat ohne Frage seinen Sinn. Es sollte jetzt bei den Koalitionären nicht ums große Verteilen gehen. Man möge auch mal deutlich machen, dass da all die Leistungen erwirtschaftet werden müssen. Oder wo bleibt ein Staatskostensenkungsprogramm, wo Subventionsstreichungen.
Ein Mechaniker arbeitet inzwischen bis Anfang August jeden Jahres nur für die Steuern und Sozialabgaben. Das sind mehr als 40 Prozent seines Einkommens. Und das ist unhaltbar! Es sind doch gerade diese 42 Millionen Arbeitnehmer, die jeden Tag zur Arbeit gehen und ihre Leistung bringen, die ganz maßgeblich zum Wohlstand beitragen. Wann hören endlich derartige Exzesse wie bei Air Berlin auf, wo sich deren Chef Thomas Winkelmann (57) sein Gehalt in Höhe von 4,5 Millionen Euro bis 2021 garantieren lässt, obwohl sein Unternehmen pleite ist und keine Maschine mehr abhebt. Und dann wundern sie sich über die Wahlergebnisse und die Kanzlerin weiß dann immer noch nicht, was sie verändern muss. Dringlich angesprochen sei eine Steuerreform. Vereinfachung! Dringlich angesprochen sei der Bürokratieabbau! Und wünschenswert wäre nicht die Umsetzung der unsinnigen CSU-Maut, sondern ein europaeinheitliches Pkw-Mautsystem, das streckenabhängig ist und Hubraum und Umweltfreundlichkeit integriert. Wir werden sehen, was die hohe Politik zusammenschnürt.
Digitale Handelsprodukte von Porsche Austria
Porsche Austria gründet eine neue Gesellschaft, die Allmobil GmbH. Der Leistungsfokus liegt dort auf "Auto-Mobilität", neuen Geschäftsfeldern mit disruptivem Ansatz und das markenübergreifend. Auf dem 10. A&W-Tag in Wien stellte der Geschäftsführer von Porsche Austria, Wilfried Weitgasser (43), erste Produkte vor. Mobidrome, die smarte Plattform für alle, die nichts von Autos verstehen (wollen), wohl aber im richtigen Auto sitzen möchten. Für alle Händler, die sich bis 31. Dezember 2017 anmelden, ist die Börsenteilnahme bis Ende 2018 kostenlos. Man schaue unter: mobidrome.com.
Bei DiBox.com geht es um einen überfabrikatlichen Adapter (Dongle), mit dem Fahrzeugdaten in Echtzeit auf das Smartphone übertragen werden und Informationen wie Carfinder, Loyality, Fahrtenbuch, Flotte, Parken und anderes abgebildet werden.
Bei moon-power.com denkt man weniger an ein Produkt als an eine "Mond-Bewegung". Der Internetauftritt dazu wird gerade überarbeitet. Zusammen mit Kreisel hat man eine Vertriebskooperation für Ladestationen mit Speicher entwickelt.
Die Besonderheit der aufgezeigten Offerten: Eine der größten Handelsgruppen – der VW-Konzern - tritt mit Digitalisierungsprodukten überfabrikatlich, international, also auch für Deutschland aktiv in den Markt ein.
Lücken in Autokreditverträgen ermöglichen Widerruf eines Darlehens
Wir haben vergangene Woche dazu an dieser Stelle Details aufgezeigt. Die Autobanken wollen sich zu laufenden Verfahren nicht äußern. Man möchte sich mit den Klägern lieber einigen, um ein Urteil zu verhindern. Wie sich wohl das Landgericht Berlin in dieser Woche entscheiden wird? Landesgerichtsentscheidungen bewirken allerdings nicht viel. Ob die Widerrufsformulierung im Kreditvertrag falsch ist, kann jeder Richter unterschiedlich bewerten. Ein Oberlandesgericht oder gar der Bundesgerichtshof müssten Hand anlegen, dann gäbe das die Richtung vor. So muss jeder Verbraucher selbst für sein Recht kämpfen. Es sollen bereits tausend Klagen zur Sache vor Gericht liegen.
Gabriele Schmitz von der Verbraucherzentrale Hamburg: "Wir wundern uns sehr, dass im Zusammenhang mit dem Dieselskandal immer noch so wenige Menschen von dem Widerruf ihres Autokredits Gebrauch machen." Für betroffene Dieselfahrer ein gefundenes Fressen. Offensichtlich ist das Kleingedruckte in Verträgen selbst für die Profis nicht mehr verständlich. Wo wird da dem Prinzip "Einfachheit" gehuldigt und die Dinge so formuliert, dass man sie überhaupt versteht? Bei einer Kfz-Versicherungsummeldung auf ein neues Fahrzeug erhält der Versicherungsnehmer sage und schreibe 28 Seiten AGBs! In Kleinschrift, ausgedruckt! Papierverschwendung. Wer soll das lesen? Und verstehen? Da läuft etwas falsch. Wer führt das auf Normalmaß zurück?
IG Metall-Forderung: 28-Stunden-Woche plus sechs Prozent mehr Lohn
Die Kfz-Branche steht laut aktuellen Manteltarifverträgen zwischen der 36- und 40-Stundenwoche. Jetzt ruft IG Metallchef Jörg Hofmann für seine 3,9 Millionen Mitglieder zu neuem Kampf. Mehr Zeitsouveränität wird gefordert. Es gibt sicher Fälle, wo dies dem Wunsch eines Arbeitnehmers entgegenkommt, z.B. Pflegefall eines Angehörigen. Man muss aber dagegenhalten, wer bei grundsätzlicher Arbeitszeitreduzierung beispielsweise in den Werkstätten die Arbeit erledigen soll? Und das bei gegebenem Fachkräftemangel.
Warum kann man den Hebel nicht anders anlegen, indem man die Arbeitszeitregelung in beide Richtungen öffnet? Wer möchte, kann 48 Stunden arbeiten. Wer weniger, klar, mit weniger Leistungsanspruch. Und wo sollen die sechs Prozent mehr Lohn und Gehalt in unserem Gewerbe erwirtschaftet werden? Bei durchschnittlich 85 Euro Stundenverrechnungssatz (o.MwSt). Die IG Metall legt großen wert auf Tarifbindung. Sie tut aber offensichtlich mit ihrer neuesten Forderung alles dafür, dass sich noch mehr Kfz-Betriebe aus guten Gründen aus der Tarifbindung lösen.
Spruch der Woche:
"Wir erkennen eine Tendenz, dass Raser vermehrt Carsharing-Autos für ihre abenteuerlichen Touren nutzen." Arnold Plickert (GdP)
Mit meinen besten Herbstgrüßen
Ihr
Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS
www.brachat.de