HB ohne Filter: Diesel, BfI, Audi
Heute: Wo bleibt die Aufklärung in Sachen Diesel?, 25 Jahre BfI, Stadler - Razzia bei Audi, Freier Mehrmarkenhandel - leichte Nutzfahrzeuge mit TOHA, Grande Dame Heidi Hetzer.
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17.03.2017Heute: Wo bleibt die Aufklärung in Sachen Diesel?, 25 Jahre BfI, Stadler - Razzia bei Audi, Freier Mehrmarkenhandel - leichte Nutzfahrzeuge mit TOHA, Grande Dame Heidi Hetzer.
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Wo bleibt die Aufklärung in Sachen Diesel?
Derzeit wird das Thema Diesel unter dem Dach Feinstaubalarm Stuttgart & Co wenig differenziert in der Öffentlichkeit vor- bzw. dargestellt. Wenn es zur Blauen Plakette kommt, dann sind alle Dieselfahrzeuge schlechter als Euro 6 vom Fahrverbot betroffen. Von 45 Millionen Pkw in der Republik sind 14,5 Millionen Diesel, 4,5 Millionen mit Euro 6 und sechs Millionen mit Euro 5.
Es ist festzustellen, dass nicht nur die Pkw für Stickoxidausstoß verantwortlich sind. Der Verkehr macht gut 40 Prozent aus. Frage: Von den 40 Prozent verursacht der Diesel welchen Anteil? Es sei vermerkt, dass es Euro-6-Motoren gibt, die mehr Stickoxide emittieren als Euro-5-Modelle. Was ist mit denen? Es gehören dringend wissenschaftlich fundierte Ermittlungen auf den Tisch. Am Montag führten wir bei einem Treffen in der Dekra-Zentrale ein Gespräch. Offensichtlich misst die Dekra gegenwärtig am "Neckartor", der schmutzigsten Veranstaltung in Stuttgart, "saubere Messungen" durch. Gut so!
Der zweite Teil des Verbotes, der Feinstaub wird unzureichend erörtert. Das Gesundheitsrisiko durch Feinstaub ist unbestritten. Die EU-Vorgabe meint, ein Grenzwert von 50 Mikrogramm PM 10 (Partikelmasse) pro Kubikmeter darf maximal an 35 Tagen im Jahr überschritten werden, ansonsten droht Fahrverbot. Abb. 2 zeigt, dass der Verkehr am Feinstaub mit ganzen 15 Prozent beteiligt ist. Komisch, wo bleiben irgendwelche Begrenzungen für Industrieprozesse, Energie, Landwirtschaft etc.?
So wie das öffentlich dargestellt wird, ist mal wieder das Auto, vor allem der Diesel der Schuldige. Im aufgemischten Bodenstaub, gerade im Bereich von Stuttgart 21 ist auch Bremsen- und Reifenabrieb von Elektrofahrzeugen oder gar der Straßenbahn dabei. Die Feinstaubemssion des Verkehrs macht laut Umweltbundesamt in Stuttgart nur vier Prozent des Gesamtaufkommens aus. Es sollte also viel substanzieller informiert werden, geschweige denn wissenschaftliche Fakten auf den Tisch kommen. Wie wirkungsvoll wäre eine "Grüne Welle", was könnte durch Vernetzung an Staus, Parkplatzsuche reduziert werden, durch umweltfreundliche Busse, Taxis und bitte, Behördenfahrzeuge!
Produzenten von Stickoxiden
Produzenten von Feinstaub
25 Jahre BfI - Bundesverband freier Kfz-Importeure
Zu gut erinnere ich mich, als 1992 Dipl. Ing Theo Breitgoff diesen Verband gründete, um "Grauimporte" aus der EU, so nannte ich sie über Jahre, salonfähig zu machen. Mein Markenhändlerherz wehrte sich dagegen, dass am Markenhandel vorbei dieselben Modelle plötzlich 30 Prozent günstiger sein sollten, nur weil man sie über fragwürdige Quellen im Ausland findig zu Lasten der "Anständigen" auf dem heimischen Markt platziert. Ich habe sie als Trittbrettfahrer charakterisiert.
Seit 1992 ist die EU nunmehr auf 27 Länder angewachsen. Seit 1998 arbeiten wir in der Branche mit Internet, was in Folge den digitalisierten Handel mit sich brachte und zukünftig noch erweiterte Ausmaße finden wird. Man denke mal daran, dass die GVO 2022 ff. möglicherweise auslaufen wird. Es war aber auch die GVO 2002, mit der EU-Kommissar Mario Monti den Mehrmarkenhandel für die Markenhändler durchsetzte. Das hat zu sichtbaren Marktwandlungen geführt. Und machen wir uns nichts vor, der Markenhandel hat - auch Dank des Direktvertriebes der Hersteller - die vergangenen sieben Jahre Jahr um Jahr Marktanteile verloren und liegt heute bei 65 Prozent der Neuwagenzulassungen.
Theo Breitgoff blieb dennoch unermüdlich dran und baute Hürde um Hürde im internationalen Handelsgeschehen ab. Es sei erwähnt, dass er AUTOHAUS als Verbandsvorsitzender immer offen informierte. Er lud uns zu den Rechtsseminaren des BfI ein, und selbst jetzt beim Jubiläumskongress in Berlin nehmen die Rechtsfragen ein besonderes Spektrum ein. Man denke an die Hyundai-Markenrechtsaffäre, die seit Mitte 2016 ausgefochten wird. Es gelangten offensichtlich neue Hyundai-Fahrzeuge von außerhalb des EU-Raumes in die EU. Man munkelt von Kiew über Mazedonien, Bosnien und Serbien. Es sollen mehr als 30.000 Fahrzeuge sein. Ob nicht gar Hyundai - aus Korea gesteuert - selber dahinter steht? So wird in Fachkreisen gemunkelt. Hyundai pocht nun auf sein Markenrecht und mahnt ab. Da stecken gehörige Abmahngelder dahinter.
Der BfI konnte in Verhandlungen mit Hyundai Europe erreichen, dass alle BfI-Mitglieder, die mit markenrechtswidrigen Hyundai-Fahrzeugen gehandelt haben und insoweit noch nicht zur Unterlassung aufgefordert wurden, von Schadenersatzansprüchen seitens Hyundai verschont bleiben. August Schürenstedt, der 1. Vorsitzende des BfI, wird auf dem Jubiläumskongress am 31. März und 1. April 2017 den aktuellen Stand der Dinge darlegen. Wie zu hören ist, planen die Hersteller, Neuwagengarantieansprüche aus einem anderen EU-Land für den deutschen Markt zu kippen bzw. deren Laufzeit zu verkürzen. Interessenten sind zum BfI-Jubiläumskongress in Berlin willkommen. Weitere Details unter www.bfi-ev.de.
Die Markenhändlerkonsolidierung ist das eine, die positive Entwicklung des freien Automobilhandels das andere. Gerade durch die Digitalisierung wird der freie Handel eine weitere Aufwärtsentwicklung erfahren. Das bringt für den BfI wie für den benachbarten BVfK (Bundesverband Freier Kfz-Händler) gehörige Arbeit mit sich.
Dem BfI-Gründer Theo Breitgoff sage ich von hier aus nochmals Dank für die langjährige geduldige Betreuung, für's Durchhalten! Dem BfI, seinem fundierten Vorsitzenden August Schürenstedt, seiner Vorstandschaft wie seinen (internationalen) Mitgliedern gratulieren wir zu ihrem gemeinsamen, manchmal beschwerlichen Weg und wünschen für die Zukunft in Sachen Kooperationsfähigkeit eine positive Verbandsentwicklung. Wir bräuchten im Mittelstand einen viel höheren Solidaritätsgrad und stehen uns - wie menschlich - immer wieder selber im Wege. Gut ist das nicht!
Stadler - Razzia bei Audi
Eigentlich wollte Audi-Chef Rupert Stadler bei der Bilanzpressekonferenz zum Befreiungsschlag ausholen, aber die Razzia durch die Münchener Staatsanwaltschaft beherrschte die wahre Szene. Schließlich wollte VW-Aufsichtsratschef Pötsch den Abschlussbericht der US-Anwaltskanzlei Jones Day schon zur Hauptversammlung vom 21. April 2016 vorlegen. Jetzt wurde gar die Star-Anwaltskanzlei von der Staatsanwaltschaft heimgesucht. Sapperment! Da sagt der geschasste Motorentwickler Ulrich Weiß vor dem Arbeitsgericht Heilbronn, dass Stadler lange vor dem September 2015 über die Manipulation informiert gewesen sei. Einmal mehr steht dort nun Aussage gegen Aussage.
Audi produzierte 2016 einen Nettogewinn von 1,985 Milliarden Euro. Audi führt in China mit der Händlerschaft einen markanten Streit, nachdem man dort einen weiteren Vertriebskanal mit SAIC in Schanghai eröffnet hat. Die Rede ist von bis zu vier Milliarden Euro Entschädigung. Dann wäre der Audi-Gewinn weg. Der Morast erfordert einen Neuanfang, und zwar mit einem Management von außen, das sich um die Zukunft kümmern kann. Man hat den Eindruck, die sehr guten Jahre von Audi sind erst einmal vorbei.
Freier Mehrmarkenhandel - leichte Nutzfahrzeuge mit TOHA
.... warum denn ich die Ferne schweifen, denn das Gute liegt so nahe. Zwei zentrale Grundsätze der Betriebswirtschaft haben nach wie vor ihre Gültigkeit. 1. Liquidität vor Rentabilität! 2. Im Einkauf liegt der Gewinn! Sie reden einem ein, Zukunft im Handel hätten nur noch große Händlergruppen. Wirklich nicht!
Schauen sie sich die nachstehende Übersicht über die Preisvorzüge des EU-Imports für leichte Nutzfahrzeuge bis 3,5 Tonnen an. Jeder Händler kann, bitte ohne Markenhändlervertrag, neue Transporter quer durch alle Marken mit gigantischen Preisvorteilen anbieten und verkaufen. TOHA hat hierzu einen Neuwagenkonfigurator entwickelt, "Carset" genannt, über den jeder Verkäufer tagesaktuell seinem interessierten "Transporterkunden" sein Wunschfahrzeug zusammenstellen kann. Verbleibende Marge für den Händler pro Einheit zwischen 2.000 und 3.000 Euro. Abb. 2 zeigt tagesaktuelle Offerten. Gerade Händler mit ländlichem Standort haben über diesen Kanal die Möglichkeit, jedem Gewerbetreibenden vor Ort sein neues Wunschfahrzeug für sein Gewerbe zu besorgen. Machen!
Preisvorteile neuer Nutzfahrzeuge über den freien EU-Handel
Aktuelle Nutzfahrzeugofferten aus dem TOHA-Angebot
Grande Dame Heidi Hetzer
Es war unsere letzte persönliche Begegnung - siehe Abb. -, als Heidi Hetzer an der AUTOHAUS Santander Classic-Rallye im Juni 2011 teilnahm und als erfahrene Rallye-Profi auf dem Siegerpodest stand. Sie konnte reden. So schön berlinerisch. "Schwabenseckel" oder "Gelbfüssler" wie ich charakterisieren das als typische "Berliner Schnauze". Wie rassistisch?!
Die gelernte Kfz-Mechanikerin (!) Heidi Hetzer hatte 1969 das Opel-Autohaus von ihrem Vater übernommen und wurde nach und nach zur bekanntesten Autohändlerin Berlins. Ich kenne, schätze und begleite Heidi Hetzer journalistisch seit 25 Jahren. Sie hat 2012 nach 93-jähriger Firmengeschichte ihr Lebenswerk an die Fa. Dinnebier GmbH verkauft. Ihr lag daran, dass die 95 Mitarbeiter alle übernommen wurden! Zu gut erinnere ich mich, als sie mir von ihrem Mietwagenunternehmen erzählte, das sie in den 60er Jahren betrieb. Und wenn Heidi Hetzer erzählt, dann sprudelt das eben so. Jede Begegnung mit ihr war von heiterer Grundstimmung getragen. Also, sie vermietete damals das Auto als "Liebeslaube". Pro Stunde: DM X. Die jungen Leute durften ja ihre Freundin nicht mit nach Hause bringen, die Hotels waren zu teuer, und das war ihre Nische. Ich höre heute noch ihre freudige Stimme über den Vermietungserfolg. Zum Entsetzen ihres Vaters.
Es war am 10. November 1989. Der Opel-Händlerverband feierte in Mainz sein 25. Verbandsjubiläum. Louis R. Hughes, Vorstandsvorsitzender der Adam Opel AG, Georg Hehner, Opel-Vertriebsvorstand, der legendäre Hans Ravenborg, ZDK-Präsident Fritz Haberl, Dr. Jürgen Wirtz, Opel-Händlerverbandspräsident und Heidi Hetzer. Am 9. November 1989 war die Mauer gefallen, Heidi Hetzer frohlockte in ihrem unvergesslichen Auftritt über die Freiheit und brachte live ein Stück "Mauer" aus Berlin mit. Ein Gänsehautauftritt.
Heidi Hetzer hatte als Markenzeichen schon einen Kadett auf dem Firmendach stehen, wo andere noch überlegten, wie man den überhaupt auf's Dach bringt. Wir halten fest, Heidi Hetzer ist wesenhaft eine Frohnatur, eine originelle Powerfrau, rhetorisch nicht auf die "Schnauze" gefallen. Mit ihren 960 Tagen, die sie nun durch Asien, Australien, Neuseelane, Südamerika und südliches Afrika fuhr, ist sie uns allen zu einem weiteren Vorbild geworden. Welch eine Willenskraft, welch ein Durchhaltevermögen! Noch mehr, wenn eine Frau mit ihrem gesetzten Alter ein solches Abenteuer unternimmt, dann tritt sie im besonderen Maße aus dem Leben heraus. Sie setzt damit einen so schönen Lobgesang, verkündend, dass sie ihr Leben bewusst zu leben versteht. Einfach großartig!
Wie peinlich, dass ein Großteil der Presse nichts über die eigentliche Weltreise berichtete, sondern sich an ihrer Diebstahlerfahrung bei den "Schwarzen" aufhielt. Rassismus! Ein Kommentator schrieb am 15. März 2017 auf AUTOHAUS.de: "Da wird eine fast 80-jährige Dame mit einer tollen Lebensleistung wegen einer solchen Äußerung von den selbsternannten Moralaposteln gleich wieder in die rassistische Ecke gestellt." Ich sehe das genau so. Wenn diese Woche der Bayerische Innenminister Joachim Herrmann die Kriminalitätsstatistik für 2016 vorlegt und sagt:"Der Anstieg der Kriminalität in Bayern im Jahr 2016 ist im Ergebnis ganz überwiegend ausländischen Tatverdächtigen, darunter insbesondere Zuwanderern, zuzuschreiben", dann meint er damit bei Gott nicht alle Zuwanderer, sondern die faktische Entwicklung. Oder wenn der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Hans Georg Massen, auf innertürkische Konflikte (kurdische Arbeiterpartei und nationalistische Türken) verweist, die seit Jahren auch in Deutschland ausgetragen werden und davon eine Terrorgefahr ausgeht, dann sollte man das nicht tabuisieren. Die Verantwortlichen haben die Verantwortung dafür, Realitäten beim Namen zu nennen.
Wir gratulieren dem "Berliner Kind'l" Heidi Hetzer zur großen, automobilen Tat. Sie hat mit Vorbildcharakter einmal mehr besondere Zeichen, auch für unser Automobilgewerbe für uns gesetzt!
Heidi Hetzer bei der Preisverleihung der AUTOHAUS Santander Classic-Rallye 2011 in Rheinsberg und rund um die Mecklenburger Seenplatte. Mit Thomas Hanswillemenke, Vorstand Mobilität Santander, und Ralph Meunzel, Verlagsleiter und Chefredakteur AUTOHAUS
Spruch der Woche:
"Jeder Frühling trägt den Zauber eines Anfangs in sich." (Monika Minder)
Mit meinen besten Grüßen zur keimenden Natur
Ihr
Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS
www.brachat.de
Klaus-lothar Bebber