HB ohne Filter: Börsenrückzug MeinAuto +++ ZDK-Vorstand Vorbeck wirft hin +++ Prüfdienst-Zertifizierung mit Folgen +++ Mitsubishi Sigma
Unabhängig, scharfsinnig, auf den Punkt: der aktuelle Wochenkommentar von AUTOHAUS-Herausgeber Prof. Hannes Brachat!
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Datum:
14.05.2021Lesezeit:
8 minBörsenrückzug MeinAuto Group +++ ZDK-Vorstandsmitglied Stefan Vorbeck im Rückwärtsgang +++ Zertifizierung der Prüfdienste und Auswirkungen auf die Werkstätten mit Prüfstützpunkten +++ Ein Autohändler auf dem Weg in den Deutschen Bundestag +++ Mitsubishi-Sigma - Autos für die Ewigkeit
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Montag, 10. Mai 2021
Börsenrückzug MeinAuto Group
Da sollte diese Woche, am 12. Mai 2021 der Börsenstart der MeinAuto Group über die Bühne gehen. Aufgetreten ist man dazu unter anderem als Onlinemarktführer bei Neuwagen. Im Geschäftsbericht vom 15. März 2021 ist das immerhin etwas zurückhaltender, realistischer formuliert: "Der Konzern verfügt über eine der führenden Plattformen im Online-Vertrieb." Die Behauptung, Onlinemarktführer bei Neuwagen zu sein und eine der führenden Plattformen im Online-Vertrieb zu haben, zeigt, wie da verbal via Börsenzugang rizollisch die Buschtrommel betätigt wird. Weiter, man nennt sich Konzern. Ob man bei 212 Mio. Euro Auto-Umsatz und 380 Mitarbeitern unbedingt von Konzern reden sollte? Auch hier zeigt Geschäftsführer Rudolf Rizolli, wie er zu "frisieren" versteht. Ein Rabulistiker, ein marktschreierischer Clever-Advokat ist er. Jetzt hat er im Verbund mit dem britischen Finanzinvestor HG überraschend die Entscheidung getroffen, den Börsengang bis zu normaleren Marktbedingungen zu verschieben. Ergo: Prinzip Hoffnung!
Hintergründe
Ich habe in meinem Kommentar vom 9. April 2021 einmal dargestellt, wie sich der "Untergrundhandel" der MeinAuto Group als Geschäftsmodell zusammensetzt. Woher kommen die Autos? Vorwiegend von großen Händlern und den Herstellern/Importeuren, die dieses Spiel mitspielen. Das Motto von MeinAuto lautet: "Top Konditionen und niedrigerer Preis". Es ist in Wahrheit alles nur preisgetrieben. Zu Lasten von wem? Da machen einige wenige die Geschäfte zu Lasten des großen Ganzen.
Hinter MeinAuto steht die Private-Equity-Firma HG und diese Herren haben auch mit einem späteren Börsengang nur eines im Sinn: Kohle in die eigene Tasche abzugreifen. Immerhin kam auch die "Wirtschaftswoche" in Sachen Börsengang der Group vorab zur Empfehlung: Nicht zeichnen! Und das sind externe Beobachter. Am 11. Mai 2021, also einen Tag vor Börsengang schreibt die Wirtschaftswoche: "MeinAuto zieht die Notbremse". Weiter: "MeinAuto sagt nicht mal 24 Stunden vorm geplanten Debüt den Börsenstart ab. Das Interesse der Anleger war schon vorher gebremst, denn der Händler ist zwar hiesiger Onlinemarktführer bei Neuwagen, aber doch eine Nummer zu klein." Also nix mit Konzern! Dennoch, auch die Wirtschaftswoche sitzt dem "Onlinemarktführer" auf.
Geschäftsbericht 2019
Diese nun gebremsten, fundierten Anleger zum Börsengang haben sich sicher mal den Geschäftsbericht der "MeinAuto Group AG" für das Wirtschaftsjahr 2019 angesehen. Dieser stammt vom 15. März 2021 (Mobility Holding II GmbH). Zu diesem Datum legen die ganz schnellen eigentlich bereits den Geschäftsbericht 2020 nicht 2019 vor. Und MeinAuto meint, zwei Monate vor Börsengang mit den Zahlen von 2019 glänzen zu können. Wer dort die Konzern-Gewinn- und Verlustrechnung aufschlägt (siehe Abb. nachzusehen auf www.bundesanzeiger.de unter MeinAuto Group AG), stellt dort für 2019 ein Ergebnis vor Steuern (EBT) von Minus, im Klartext einen Verlust von 55 Mio. Euro fest. Im Vorjahr waren es 36 Mio. Euro Miese. Und nach Steuern errechnet sich für 2019 ein Konzernjahresfehlbetrag von 49 Mio. EUR, nach einem Fehlbetrag in 2018 von 30 Mio. Euro. Wer sich diese Zahlen sauber analytisch zu Gemüte führt und das dahinterstehende fragile Geschäftsmodell durchblickt, kommt zum Schluss, dass Rudolf Rizzolli & Co. offensichtlich eine "verblendete" Nummer fahren wollten und auf viele "Blöde" gesetzt haben. Wären diese Woche alle Aktien abgegriffen worden, wären da zwischen 412 und 439 Mio. Euro an unsolider Beute zusammengekommen. Rizolli hätte sich damit fürstlich abgefunden für weitere neue Beute-Abenteuer zurückziehen können. Kostolany sieht das ohnehin anders: An der Börse kommen erst die Schmerzen, dann das Geld.
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Dienstag, 11. Mai 2021
ZDK-Vorstandsmitglied Stefan Vorbeck im Rückwärtsgang
Stefan Vorbeck, seit 2017 ZDK-Vorstandsmitglied und Vorsitzender der Bundesfachgruppe Freie Werkstätten, legt überraschend sein Vorstandsamt nieder. Nachdem er als freier Werkstattbetreiber sehr erfolgreich unterwegs ist und ihm menschlich große Hochachtung gezollt wird, wird sein Ausscheiden aus dem obersten Verbandsgremium einschlägig bedauert. Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Freien Werkstätten über ihre Verbandsvertreter - dazu gehört in Sonderheit auch (wie kann es anders sein) der Kfz-Landesverband Bayern - im ZDK einen eigenen Geschäftsführer einfordern. Nun muss man wissen, dass es Bundesinnungsmeister Wilhelm Hülsdonk (69) quasi als Betreiber einer Freien Werkstatt seit 2005 bestens versteht, die Interessen der Freien Werkstätten im ZDK markant nach vorne zu schieben. Mal sehen, wen Hülsdonk nun als Nachfolger für Stefan Vorbeck aus dem Hut zaubert.
Im ZDK sind über 70 Mitarbeiter beschäftigt. Lassen sich die speziellen Anliegen der Freien Werkstätten im ZDK fachlich wirklich nicht so organisieren, dass man sie unter einem Auto-Gewerbedach zusammenführen könnte? Das ist nicht nur, aber auch eine Frage der Finanzen. Aufblähung! Jeder weiß um die politische wie wirtschaftliche europäische Ausdehnung der automobilen Gesamtmaterie. All die neuen digitalisierten Medien lassen eine viel größere Vernetzung zu. Es gilt also, größere Einheiten zusammenzuführen und weiter zu entwickeln. Zentralisieren, nicht dezentralisieren.
Jetzt ist der ZKF (Karosserieverband) Mitglied im ZDK. Der Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk sitzt im Hause des ZDK in Bonn. Eigentlich gehört der BVdP, der Bundesverband der Partnerwerkstätten (Schadensteuerer) gleich noch hinzu. Auch mit dem Bundesverband der eMobilität bietet sich inhaltlich eine enge Kooperation an. Gewiss hat jeder dieser genannten Teile seine fachspezifischen Besonderheiten. Mindestens 60 Prozent der Themen lassen sich aber für alle unter einem Dach mit mehr Gewicht gestalten. Man denke nur an die gesamte Rechtsthematik oder an Steuerpolitik, Mittelstandpolitik, Ausbildungsfragen, politische Lobbyarbeit, direkte Informationen an die Mitgliedsbetriebe, Verbandskommunikation, Technik sowie Betriebs- und Finanzwirtschaft. Auch bei all den anstehenden Zukunftsaufgaben macht die zentrale Einheit unter einem Dach großen Sinn - etwa als schlagkräftige politische Mittelstandsvereinigung in Berlin bzw. auf Landesebene.
Nicht die Aufblähung über einen weiteren Geschäftsführer für Freie Werkstätten ist die Lösung, sondern eine starke koordinierende Geschäftsführung für das Ganze, die die berechtigten Gruppeninteressen wirtschaftlich für die Mitglieder organisiert und sich nach außen als starke Einheit zu artikulieren versteht. Der ZDK hat die Chance, sich in der bald anstehenden nach-Koblitz-Ära neu auszurichten und über erheblich jüngere Kräfte – auch im ZDK-Vorstand – wirkungsvoll zu impulsieren. Auch hier gilt wie in der Politik: Nach zwei Perioden sollten die wirkenden (Ehren-)Ämter neu besetzt werden. Frisches Blut braucht das ZDK-Ganze!
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Mittwoch, 12. Mai 2021
Zertifizierung der Prüfdienste und Auswirkungen auf die Werkstätten mit Prüfstützpunkten
Wir haben in AUTOHAUS Ausgabe 5 ab Seite 68 über die Planungen der Prüfdienste unter anderem hinsichtlich der Umsetzung der Europäischen DIN 17020 berichtet. Obermeister Volker Höfert und sein Geschäftsführer Michael Wolff von der Kfz-Innung Goslar kämpfen hinsichtlich der Akzeptanz der Abgasuntersuchungs-Bescheinigungen ihrer Innungsmitglieder bei den Hauptuntersuchungen von TÜV, Dekra, GTÜ und KÜS ab dem 1. Juli 2021 dringlich um eine Übergangsfrist bis mindestens zum 1. Juni 2022 bzw. bis die Beschlüsse der Bundesratsdrucksache 397/20 vom 7. Juli 2020 in Kraft treten. Sprich, es geht um eine Übergangszeit von einem Jahr. Hintergrund: Die Überwachungsorganisationen kommunizieren, dass sie aufgrund der geplanten Zertifizierung durch die DAkkS (Deutsche Akkreditierungsstelle) ab 1. Juli 2021 keine Bescheinigungen der Kfz-Betriebe ohne DakkS-Logo mehr annehmen dürften. Man setzt nun auf eine Ausnahmeregelung seitens der DAkkS bis zum Inkrafttreten der Sammel-Verordnung ab frühestens 1. Juni 2022.
Die Innung Goslar wandte sich dazu in einem Schreiben an den örtlichen Bundestagsabgeordneten Dr. Roy Kühne (CDU) und zeigt darin die Details der Vorgänge auf. Immer wieder stößt man sich an der AÜK Plus (Software) und am Faktum, dass die Innung die Leistung gleichermaßen für Mitgliedsbetriebe wie Nicht-Mitgliedsbetriebe erbringen soll. Außerdem wird deutlich, dass gerade einige Klein- und Mittel-Betriebe aufgrund der hohen Kosten die AU-Berechtigung verlieren werden.
Lesen sie hier das vollständige Schreiben an MdB Roy Kühne (CDU)
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Donnerstag, 13. Mai 2021 (Christi Himmelfahrt)
Ein Autohändler auf dem Weg in den Deutschen Bundestag
Die CDU-Mitglieder im Wahlkreis 49, sprich Wolfenbüttel haben im Oktober 2020 den Automobilhändler Holger Bormann zu ihrem Bundestagskandidaten gewählt. Seit März läuft nun die Warmlaufphase für die Bundestagswahl am 26. September 2021. Die Pandemie lässt öffentliche Veranstaltungen nicht zu, so dass vieles auf YouTube-Streams oder Online-Stammtische reduziert wird. Bormann hatte beispielsweise virtuelle Auftritte mit dem CDU-Fraktionsvorsitzenden Ralph Brinkhaus oder CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak – siehe Abbildung. Und als stellvertretender Landesvorsitzender der Niedersächsischen Mittelstandsunion und künftiger Vorsitzender ist er mit dem langjährigen Vorsitzenden Werner Lübbe unterwegs.
Bei unseren Gesprächen freue ich mich stets über sein Feuer, mit dem er unterwegs ist. Aber: Ohne Moos nix los! So ein Wahlkampf kostet Geld und will finanziert sein. Wer also den Mittelstand politisch an erster Stelle unterstützen möchte, kann es mit Spendenquittung über nachstehendes Konto tun. Es wäre für die Branche nur gut, wenn von den 709 künftigen Bundestagsabgeordneten wenigstens einer aus unserem Gewerbe dort ist, wo die politischen Entscheidungen fallen. Wir als Branche und auch der ZDK hätten zukünftig einen wichtigen Brückenbauer. Wir wünschen Holger Bormann als Hoffnungsträger der Branche jetzt noch einen guten Listenplatz, damit die Wahlchancen noch besser werden.
Holger Bormann im AUTOHAUS Podcast
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Freitag, 14. Mai 2021
Mitsubishi Sigma - Autos für die Ewigkeit
Letzten Freitag, 7. Mai, dem Tag der Beisetzung des MMC-Gründers Hanns Trapp-Driess schrieb ich auf AUTOHAUS-Online einen Nachruf auf diese großartige Persönlichkeit. Jens Neuland las den Nachruf und schrieb mir aus Flieden-Struth sprühende Sätze über seine Begeisterung für die Marke Mitsubishi. Das sind die wahren Markenfans. Es gibt sie noch! Er fährt seit 1996 Mitsubishi: Colt, Lancer, Carisma, Galant und seit 2000 Sigma(s), das beste Mitsubishi-Modell, das je produziert wurde. Sagt er! Und siehe da, er schickt mir ein Foto vom ersten Sigma, der deutschen Boden gesehen hat. Wer war erster Eigentümer? Hanns Trapp-Dries. Wo steht er? In Eisfeld-Sachsenbrunn, in der Werrastraße 96.
Und noch ein Tipp des MMC-Fans Jens Neuland: Stefan Kühner, seiner Ansicht nach bester MMC-Experte. Er gestaltete beispielsweise aus einem Sigma ein Pickup mit Straßenzulassung, ebenso rüstete er einen roten Colt mit einem 3-Liter-V6-Motor aus. Details unter www.stefan-kuehner.de. Ursache für diese informelle Bereicherung durch einen MMC-Fan: Hanns Trapp-Driess! Dank an Jens Neuland für seinen Beitrag. Wie schön, wenn Menschen die wahren Werte noch zu schätzen wissen.
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Spruch der Woche
"Umgangsformen sind Formen, die zunehmend umgangen werden." (Oliver Hassencamp)
Mit meinen besten Mai-Grüßen und Wünschen
Ihr
Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS
www.brachat.de
Der nächste HB ohne Filter erscheint am 21. Mai 2021!