TÜV Süd arbeitet an der Zukunft der Hauptuntersuchung (HU). Der Münchner Prüfkonzern baut derzeit ein sogenanntes PTI-Labor am Standort Fürstenfeldbruck auf. Dort testen die Sachverständigen künftig digitale Tools für die HU-Durchführung und die Digitalisierung von Prozessen, um neue Fahrzeugtechnologien prüfen zu können sowie das Kundenerlebnis weiter zu verbessern. PTI steht für "Periodical Technical Inspection".
Alexander Kraus, CTO der TÜV Süd Division Mobility, verwies bei einem Pressetermin am Mittwoch auf die mehr als sechs Millionen Hauptuntersuchungen, die der Prüfdienstleister pro Jahr durchführe. "Das bedeutet für uns als TÜV Süd eine besondere Verpflichtung für die Fahrzeugsicherheit insgesamt."
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Als großen Vorteil wertet das Unternehmen die Lage des neuen Muster-Labors. Im TÜV Süd Service-Center (TSC) nebenan können neue Erkenntnisse und Methoden gleich einem Realitätscheck unterzogen werden. "Direktes Nutzerfeedback von amtlich anerkannten Sachverständigen sowie von Kunden und Partnern garantiert, dass neue Tools sofort mit echten Messergebnissen abgeglichen werden können", erklärte Patrick Fruth, Chef der TÜV Süd Division Mobility.
Innovative Tools
Bei der Weiterentwicklung der HU nimmt TÜV Süd nach eigenen Angaben schlanke, nachvollziehbare und auch nachhaltige Prozesse in den Blick. Dazu zählen nicht nur verbesserte Abläufe bei Terminvereinbarung oder Bezahlung. Intensiv getestet werden auch neue Prüf- und Unterstützungstools wie zum Beispiel ein digitaler HU-Sprachassistent, der nicht nur den Sachverständigen bei der Dokumentation der festgestellten Mängeln helfen, sondern auch das Erstellen des Prüfberichts effizienter machen soll.
TÜV SÜD PTI Lab in Fürstenfeldbruck
Bildergalerie"Durch die digitale Übermittlung und Speicherung können wir auch letzte Lücken für etwaige Fehlerquellen schließen – ein Riesenplus für die Qualität unserer Prozesse", erläuterte Ann-Christin Mainz, Motion Product Innovation Manager PTI 4.0. Weitere zentrale Aufgaben des PTI Labs seien die Etablierung und Validierung von Methoden, die die Prüfbarkeit von Assistenzsystemen im Fahrzeug ermöglichen.
Herausforderung Software Defined Vehicle
Für die Validierung ist am Standort beispielsweise eine Bodenschwelle zur Schwingungsdämpfer-Prüfung im Einsatz. Sie wurde von der Fahrzeugsystemdaten GmbH (FSD) entwickelt und kommt immer dann ins Spiel, wenn es bei der Sichtprüfung im Rahmen der HU Unregelmäßigkeiten gibt. Mainz: "Die Mechanik von Autos zu prüfen, wird eine wichtige Aufgabe bleiben. Eine immer größere Rolle spielt jedoch die Software. Um die Sicherheit von zunehmend Software-basierten Fahrzeugen über den gesamten Lebenszyklus sicherzustellen – dazu testen wir ganz neue Instrumente für die TÜV Süd-Sachverständigen."
Neben neuen Technologien und Entwicklungen fokussiert TÜV Süd auch rechtliche Vorgaben und Standards frühzeitig. Zu den Themen zählen hier die Batterieprüfung in der EU, die Euro 7-Abgasnorm und der Datenaustausch. Diese Standards seien wichtig, um die aktuellen und künftigen Herausforderungen in der Autoindustrie zu meistern und eine Vernetzung der Lieferkette zu bewirken. Damit könnten nachhaltige Wertschöpfungsketten und eine erfolgreiche Kreislaufwirtschaft ermöglicht und fundierte Aussagen zu Softwareständen und Softwareintegrität bei Fahrzeugen getroffen werden, hieß es.
Nachhaltige TSC
Die gesammelten Erkenntnisse sollen außerdem helfen, die eigenen Service-Center nachhaltiger zu gestalten. Zum Umweltprogramm im Muster-Labor gehört unter anderem eine innovative Heizung mit drei Energieträgern. "Wir laufen mit unserer Nachhaltigkeitsstrategie nicht im Mittelfeld, sondern ganz vorne mit", unterstrich Kraus. Fruth ergänzte: "Digitalisierung und Effizienzsteigerung – das sind die Stichworte für den nachhaltigen Umbau aller gut 400 TÜV Süd Service-Center. Daran arbeiten wir in unserem PTI Lab in Fürstenfeldbruck."