Ausgabe 14-15/2007: Teilegrossist

Teilegeschäft / Das NORA-Zentrum Wolfsburg zählt in der deutschen VW/Audi Organisation zu den größten Teiledistributeuren.Teilegrossistvon Thomas SeidenstückerMit NORA am Hals erzielte nicht nur Modern Talking - Stimme Thomas Anders in den achtziger Jahren beachtliche Erfolge. Kurz zuvor hatte Volkswagen für seine "Nicht Organisationsgebundenen Rabattbegünstigten Abnehmer" das Kürzel NORA kreiert und damit dem Teilevertrieb an alle nicht VW-und Audi-Händler eine einprägsame Bezeichnung gegeben. Schon etwas früher (exakt 1978) und lange vor vielen anderen, begann Peter Pohling (heute Prokurist und Gesamt-Teiledienstleiter im NORA-Zentrum Wolfsburg) im Autohaus Schade in Wolfsburg damit, den Teilvertrieb an freie Werkstätten, Tankstellen und Autohäuser fremder Marken aufzubauen. Aus wenigen Beziehern im Umkreis von Wolfsburg sind heute ca. 7.000 bundes- und europaweit verteilte Kunden geworden von denen 1.000 bis 1.200 täglich aus dem neuen Standort (seit 2005) in Wolfsburg/Heinenkamp beliefert werden. Komplettes SortimentHierbei steht für die regionale Auslieferung bis 200 km Umkreis (Auslieferung bis zweimal pro Tag) eine eigene Flotte mit neun Transportern zur Verfügung. Weitere Strecken decken ein 7,5 t Lkw, ein 12,5 t Lkw mit Hänger sowie ein 40t Lastzug ab. Über konkrete Erfolge und Umsätze im Teilegeschäft schwieg sich der Teilechef bei unserem Treffen beharrlich aus. Aufgrund der Größe des Unternehmens darf man den Umsatz aber auf einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag schätzen. Auch eher bescheiden und zurückhaltend wird die Teile-Umschlaghäufigkeit mit einem Wert zwischen 8 und 10 benannt. Das gut 8.000 qm große Lager des NORA-Zentrums Wolfsburg mit 50.000 Lagerpositionen enthält weit mehr als nur Audi, VW, Seat und Skoda Teile. Pohling: "Wir liefern unseren Kunden Originalteile aller Marken die beim jeweiligen Hersteller oder dem zuständigen Zentrallager bezogen werden. Darüber hinaus führen wir wie ein freier Teilehändler die so genannten Identteile im Sortiment." Ein interessanter Part ist zudem seit 2002 das Geschäft mit Gebrauchtteilen, die überwiegend aus Entwicklungsträger-Fahrzeugen von Volkswagen und Audi stammen und nicht wie bei vielen anderen Gebrauchtteilelieferanten aus Unfallautos oder vom Schrottplatz. So finden sich aktuelle VW- und Audi-Motoren und -Getriebe in den Regalen des NORA-Zentrums Wolfsburg, die mit "0" Kilometer Laufleistung gut 1/3 weniger kosten als das sonst notwendige Austauschaggregat. "Lieferfähigkeit, Schnelligkeit, Zuverlässigkeit, Preiswürdigkeit und Service sind die Kriterien, die die Werkstatt schätzt und auf denen unser Erfolg beruht. Auch wenn ich bei vielen Markenkollegen im Land weniger gern gesehen bin – weil wir vor Ort im harten Wettbewerb stehen und manches Geschäft für uns entscheiden – wir kaufen alle zu den gleichen Konditionen im Vertriebszentrum ein und haben es am Ende selbst in der Hand den Kunden von uns zu überzeugen.", so Pohling. GemeinschaftsarbeitFür den direkten Draht in die Werkstatt zeichnen sich neben den drei bundesweit aktiven Außendienstbetreuern ca. 20 Fachberater für VW und Audi sowie 10 Fachberater für konzernfremde Kunden in der telefonischen Bestellannahme des Unternehmens verantwortlich. Zudem bleibt die Möglichkeit, Teile per Fax, E-Mail oder das elektronische Bestellsystem eparts (Freischaltung erforderlich) zu ordern. Alle Bestellungen für vorrätige Teile (98 Prozent Lieferfähigkeit), die bis 18.00 Uhr eingehen, werden bis zum nächsten Morgen um 8.00 Uhr zugestellt. Nach dem Bestelleingang läuft die Bestellliste des Kunden (mit Adressaufkleber) sofort auf der jeweils richtigen Lagerebene aus dem Drucker. Etwa 15 Mitarbeiter greifen die Teile manuell und stellen die Lieferung für den Versand zusammen. Das Lager selbst ist ein Gemeinschaftsprojekt der Firmen Obermüller, SSI Schäfer sowie Peter Pohling und seinem Sohn Maik. Es grenzt über sehr kurze Wege direkt an den Verwaltungstrakt an und wird im Durchlaufverfahren beschickt. Sämtliche Teilelieferungen gehen auf der einen Seite des Lagers in einer Schleuse ein, werden in den Regalen auf drei Etagen verteilt und verlassen das Lager auf der gegenüberliegenden Seite. Mit dieser Anordnung können An- und Auslieferung nie miteinander kollidieren. Eigene KreationDie schwersten Teile (Karosserieteile) lagern unten auf Paletten, da sie hier leichter zu händeln sind. Je kleiner das Teil desto höher ist es im Lager verstaut. In den zwei oberen Etagen findet sich zudem eine günstige und sehr praktische Eigenkreation von Peter Pohling, die bislang noch kein Lagerlieferant in sein Programm aufgenommen hat: Statt längere Kleinteile in Fachböden oder Schubladen abzulegen, hat Pohling zahlreiche KG-Rohre in einem leeren Regal übereinander gestapelt und bringt so auf verhältnismäßig wenig Platz viele Teilepositionen unter. Um die einzelnen Etagen bei der Teileauslieferung schnell zu überwinden, wurde eine Bandförderanlage installiert. Für mehr Ergonomie beim Verpacken gibt es Hubtische.In seiner Dimension ist das Lager des NORA-Zentrum Wolfsburg vier Nummern größer als das eines üblichen Autohauses. Dennoch hat es aufgrund des professionellen Managements, des sukzessiven Kundenausbaus und der optimierten Abläufe Beispielfunktion für kleinere Unternehmen. Zudem zeigt sich hier die deutliche Tendenz, dass weitsichtige Autohäuser und größere Automobilhandelsunternehmen neben dem Fahrzeugverkauf und Service längst begonnen haben, neue Marktchancen ertragreich zu nutzen.

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