Ausgabe 01-02/2014: "Sehr schöne Ergebnisse"

Der Gesamtmarkt für Hauptuntersuchungen hat sich 2013 negativ entwickelt (minus 2,8 Prozent). Entgegen diesem Trend konnte die GTÜ um 3,4 Prozent wachsen. AUTOHAUS sprach mit GTÜ-Geschäftsführer Rainer de Biasi über Erfolge des vergangenen Jahres und über gescheiterte Vorhaben.AH: Sind Sie zufrieden mit der Entwicklung der GTÜ im vergangenen Jahr?de Biasi: Die Zahlen für das erste Halbjahr 2013 liegen seit Anfang Dezember vor. Danach haben wir bei den Hauptuntersuchungen einen Marktanteil von 15,1 Prozent erreicht. Wir haben im Jahr 2013 über vier Millionen Hauptuntersuchungen durchgeführt, was einem Umsatz von deutlich über einer viertel Milliarde Euro entspricht. Im Bereich der Technischen Dienstleistungen und der Anlagensicherheit erzielen wir nach wie vor zweistellige Zuwächse. Das sind sehr schöne Ergebnisse. An dieser Stelle möchte ich mich bei unseren Partnern bedanken, die uns die Treue halten und die wir nach unseren besten Möglichkeiten unterstützen.AH: Was hat sich bei der Liberalisierung des §21 getan?de Biasi: Wir haben leider die Liberalisierung des §21 noch nicht erreicht. Es ist nicht nachvollziehbar, warum der ehemalige Verkehrsminister Ramsauer zunächst eine Ausnahmeverordnung zur Anhörung brachte, sie dann aber nicht konsequent umgesetzt hat. Jetzt haben wir eine neue Regierung, d. h. neues Spiel, neues Glück. Wir werden bei diesem Thema nicht nachlassen. Es ist absolut nicht nachvollziehbar, warum wir als Technischer Dienst komplette Fahrzeuge begutachten dürfen, wenn sie noch nicht im Verkehr waren. Wenn sie aber im Verkehr sind, dürfen unsere Sachverständigen selbst eine simple Räder-Reifen-Kombination nicht mehr abnehmen. Diesen Widerspruch wollen wir auf jeden Fall beseitigen, denn es geht hier um Marktverzerrung. Dabei setzen wir auf Unterstützung entweder von Seiten der Bundesländer oder von Seiten der Bundesregierung, Stichwort Ausnahmeverordnung. Ansonsten bleibt wie beim Technischen Dienst noch der Weg über die EU. Auch diesen halten wir uns offen.AH: Das vergangene Jahr wurde stark von den Diskussionen über die Werkstatt-HU geprägt ...de Biasi: Bei diesem Thema wurden Verbandsfunktionärsinteressen in den Vordergrund gestellt und nicht die Interessen der Verbandsmitglieder verfolgt. Dass es im Laufe des vergangenen Jahres zu Irritationen gekommen ist, ist sehr zu bedauern. Ich hoffe, dass wir nun wieder einen vernünftigen Umgangston miteinander finden. Ich glaube, die Diskussion hat gezeigt, dass die jetzige Situation - der eine prüft, der andere repariert - für jeden nur Vorteile hat. Der Kunde kann sich darauf verlassen, dass er eine neutrale und unabhängige Begutachtung seines Fahrzeugs erhält. Daran sollte nicht gerüttelt werden. Das Beispiel Türkei zeigt, dass die neutrale Hauptuntersuchung gerade auch hinsichtlich der Verkehrssicherheit Gigantisches bewegen kann.AH: Das Vorhaben, eine jährliche HU für ältere Fahrzeuge durchzusetzen, ist gescheitert. Woran lag es?de Biasi: Es war ein unglücklicher Vorstoß, der auf Voraussetzungen basierte, die in der Praxis nicht überprüfbar sind. So ist eine Überprüfung nach 160.000 km weder im fließenden noch ruhenden Verkehr zu kontrollieren. Grundsätzlich ist die Frage nach der jährlichen Hauptuntersuchung natürlich berechtigt, aber realistischerweise sollte man sie für Fahrzeuge ansetzen, die neun Jahre und älter sind. Unsere Untersuchungen zeigen seit Jahren, dass diese älteren Fahrzeuge im Vergleich zu Pkw, die erstmalig zur HU kommen, zehnmal mehr Mängel aufweisen. Diese Mängel, z. B. an Beleuchtung und Bremsen, sind absolut sicherheitsrelevant. Deshalb fordern wir die jährliche Hauptuntersuchung für ältere Fahrzeuge mit einer Ausnahmeregelung für historische Fahrzeuge.AH: Welche Schwerpunkte will die GTÜ 2014 setzen?de Biasi: Wir wollen uns noch stärker um Kettenbetriebe kümmern. Wir haben Dienstleistungen von A wie Arbeitssicherheit bis Z wie Zertifizierung im Portfolio. Wir arbeiten mit freiberuflichen Sachverständigen, sind dennoch straff organisiert und bieten die Dienstleistungen mit einheitlichen Qualitätskriterien und zentraler Steuerung und Kontrolle gebündelt an.Ein weiterer Schwerpunkt wird der Ausbau unserer Oldtimeraktivitäten sein, wo wir durch ausgebildete Oldtimer-Experten und mit der Unterstützung durch unser einzigartiges Oldtimer-Archiv weiteres Wachstum im Bereich Schaden und Bewertung generieren und uns als Alternative zu etablierten Anbietern positionieren werden. Ein wichtiges Ziel ist auch, unseren Partnern weiterhin zu beweisen, dass wir die beste Organisation für freiberufliche Sachverständige sind. Hier profitieren wir von der Loyalität unserer Partner, die unsere Dienstleistung sehr zu schätzen wissen. Dadurch ist es möglich, rein organisch zu wachsen und auf teuere Akquisitionen zu verzichten. Wir unterstützen unsere Partner im Operativen, aber auch mit Angeboten wie der Unternehmerakademie, die im Februar wieder auf Gran Canaria stattfinden wird. Generell planen wir lieber eher verhalten und übertreffen dann die Erwartungen.AH: Herr de Biasi, danke für das Gespräch.

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