Ausgabe 01-02/2008: Mehr als HU

Prüforganisationen / HU und AU haben noch immer einen hohen Anteil am Geschäft der Prüforganisationen. Doch auch 2008 versucht jede Organisation sich mit neuen Dienstleistungen zu profilieren.Mehr als HURund 60 Mio. Fahrzeuge gibt es auf Deutschlands Straßen (darunter ca. 45 Mio. Pkw), die fast alle in regelmäßigen Abständen zur HU und AU müssen. Eine sichere Bank für die Prüforganisationen auf der einen Seite, doch schaut man sich die Marktverteilung nach der Liberalisierung an, partizipieren vor allem GTÜ und KÜS jedes Jahr ein Stück mehr und bringen die etablierten Unternehmen TÜV und DEKRA unter Druck. Werkstätten und Autofahrer sind Nutznießer dieses harten Wettbewerbs und können sich über besondere Kundennähe, Services und nahezu 24h-Betreuung freuen. Darüber hinaus versucht jede Prüforganisation, neue Dienstleistungs- und Geschäftsfelder zu besetzen, und so konzentriert man sich auch in diesem Jahr nicht ausschließlich auf die Durchführung von HU und AU. Wir haben bei den Organisationen nachgefragt, welche Prioritäten 2008 weit oben auf der Agenda stehen. Coaching und BeratungSo wird DEKRA nach dem vollständigen Fall des Prüfmonopols für Industrie-Prüfdienstleistungen diesen Bereich erschließen und ab 1. Januar neu installierte überwachungsbedürftige Anlagen überprüfen und wiederkehrende Prüfungen an Tankstellen, Ölabscheidern, Druckgeräten/Kompressoren, Personen- und Lastenaufzügen durchführen (vgl. dazu Seite 68). Daneben bieten die DEKRA-Experten ein komplettes GW-Management an. Stichwort dabei ist der CarOperator, der die Prozesse im GW-Geschäft genau untersucht und Durchlaufzeiten verkürzt, Prozesskosten minimiert und kostenintensive Versäumnisse bei der Fahrzeug-Hereinnahme vermeiden soll. Zu diesen fahrzeugbezogenen Leistungen kommen Pakete, die dem Unternehmer Sicherheitsdienstleistungen bieten und unterstützende Maßnahmen im Bereich Consulting/Coaching von Mitarbeitern in Werkstatt und Verkauf. Mit der Umweltberatung will DEKRA die Kosten für Energie, Abwasser und Abfall reduzieren und mögliche Umweltrisiken im Unternehmen frühzeitig erkennen. Die Ingenieure der GTÜ prüfen inzwischen jedes achte in Deutschland zugelassene Fahrzeug. Vor allem neue Dienstleistungen rund ums Auto beschleunigten das Wachstum der Stuttgarter Überwachungsorganisation – darunter zum Beispiel die sehr detaillierte Gebrauchtwagenberatung oder die verstärkte Konzentration auf Oldtimer. Seit dem Wegfall des Monopols im März 2007 erstellen GTÜ-Prüfingenieure Gutachten, die für die Anerkennung eines Autos als Oldtimer Voraussetzung sind.Hinzu kommt das Oldtimer-Informationssystem der GTÜ mit über 2.100 Automobilmarken, das allen Klassikliebhabern auf der Suche nach technischen Daten und Testberichten wertvolle Hilfe leistet. Starke Nachfrage verzeichnet der Service für die Wiederinbetriebnahme stillgelegter Fahrzeuge, die länger als 18 Monate abgemeldet waren. DatenbankenSchon vor der Einführung der ersten Umweltzonen in den Großstädten ist die GTÜ-Plakettensuch- und Nachrüstdatenbank für Autofahrer, Werkstätten und Behörden sehr erfolgreich. Hier lässt sich sehr schnell feststellen, welche Plakette ein Fahrzeug bekommt, welche Autos nachgerüstet werden können und welche Nachrüstmöglichkeiten es zu welchen Kosten gibt. Angesichts drohender Fahrverbote für ältere Fahrzeuge in Umweltzonen haben Autofahrer auf diese Weise die Möglichkeit, sich zu diesem Thema umfassend zu informieren und ihren Wagen mit einem Schadstoffminderungssystem nachrüsten zu lassen. Weiter forcieren wird die GTÜ die Vermarktung ihres erweiterten Gebrauchtwagenmanagement-Systems, das – vergleichbar mit dem DEKRA-Angebot – zu kürzeren Standzeiten, mehr Gewinn und weniger Reklamationen beim GW-Geschäft führen soll. Und auch im automobilen Umfeld geht man dieses Jahr in die Offensive und will die Prüfung von Druckbehältern, Kompressoren, Aufzügen, Öltanks, Tankstellen und explosionsgefährdeten Anlagen forcieren (siehe Foto rechts). Rund neun Prozent oder ca. drei Millionen Hauptuntersuchungen leistete in 2007 die KÜS. Nach dem besonders guten Start bei Oldtimerbegutachtungen und Prüfungen zur Wiederzulassung stillgelegter Fahrzeuge sollen diese Bereiche in 2008 weiter wachsen. Darüber hinaus wird sich die KÜS neben den umfangreichen eigenen durchgeführten Audits und verdeckten Tests an den von den Überwachungsorganisationen geplanten "unangekündigten Qualitätskontrollen" beteiligen. Hier geht es im Wesentlichen um die Überprüfung einer erfolgten Hauptuntersuchung. Die Teilnahme in verschiedenen Gremien zur Verbesserung der Verkehrssicherheit (DVR-Ausschüsse, Tune it! Safe!, Initiative Reifensicherheit etc.) komplettieren die Aktivitäten.EDV-ToolsDer TÜV Nord konzentriert sich auf den bundesweiten Ausbau der Systemdienstleistungen für Autohäuser und Werkstätten. Dazu zählen GW-Management, Zertifizierungen, Prüfmittelüberwachungen, Umweltschutz, Energieberatung usw. Ein weiterer Fokus liegt auf Unterstützungsleistungen für Autohäuser und Werkstätten im Bereich Servicemarketing, dem Servicekernprozess sowie Personalauswahl und -qualifizierung für Servicemitarbeiter. Ergänzend dazu stellt man Autohäusern und Werkstätten Unterstützungstools (inkl. EDV) für den Bereich Servicemarketing (www.servicelister.de), das Gebrauchtwagenmanage-ment sowie elektronische Systeme für die Durchführung von Sicherheitsprüfungen und Abgasuntersuchungen zur Verfü-gung. Wie wichtig der TÜV Süd das Thema GW-Management nimmt, zeigt sich an der Einführung spezieller Key-Account-Strukturen im Vertrieb und dem gezielten Zukauf von Unternehmen. Über die Töchter TÜV SÜD Auto plus GmbH und FleetCompany GmbH vertreibt man maßgeschneiderte Lösungen im Fahrzeug- und Flottenmanagement. So nimmt Auto plus Autohäusern auf Wunsch das komplette Gebrauchtwagen-Management ab. Mit den beiden anderen Töchtern LC Auto Consult GmbH in Recklinghausen und APZ Auto-Pflege-Zentrum in Darmstadt hat TÜV SÜD seine Kompetenz im bundesweiten GW-Handling für Autohäuser und Werkstätten weiter ausgebaut. Und daran hält man auch 2008 fest. Schwerpunkte dieses Jahr sind die Weiterentwicklung der Informations- und Kommunikationstechnologien und die Intensivierung der Beratungsleistungen im Bereich Ertragsoptimierung. Neben Autohäusern und Autohausketten will man zukünftig verstärkt Flotten- und Flottenbetreiber betreuen. Die bundesweite Marktbedienung wird dabei sukzessive ins europäische Ausland ausgeweitet. Tuning aktivNicht weniger interessante Offerten des TÜV Süd: Webbasierte Führerscheinkontrolle für Flottenbetreiber, regelmäßiger Check von Flottenfahrzeugen zur Früherkennung übermäßiger Abnutzung sowie die Schadenberatung und das Unfallfahrzeugmanagement. Mit beiden letztgenannten Leistungen bietet man vor allem kleinen und mittleren Betrieben Unterstützung bei allen Aspekten der Reparaturdurchführung inklusive telefonischer Anwaltsberatung. Mit seinem bereits im November 2007 gestarteten, kostenlosen "Proficheck" leistet der TÜV Rheinland auch dieses Jahr einen wichtigen Beitrag zur Verkehrssicherheit junger Autofahrer. Nach bestandener Führerscheinprüfung erhält der Prüfling einen Gutschein für die kostenlose Überprüfung des ersten Wagens. Mit dem rechtzeitigen Aufdecken technischer Mängel lässt sich das statistisch überproportional hohe Unfallrisiko junger Autofahrer minimieren. Vergleichbar den anderen Organisationen geht der TÜV Rheinland zudem mit dem Fuhrparkmanagement weiter in die Fläche und baut das Gebrauchtwagenmanagement sowie den Kfz-Zulassungsdienst in diesem Jahr weiter aus. Beim Thema Tuning will man die Szene aktiver ansprechen und in Form von Sonderveranstaltungen auf den Prüfstellen (Servicestationen) sicheres Tunen erklären, zeigen und regionale Ansprechpartner vorstellen. In Sachen Oldtimer wird man sich an den "Schloss Dyck Classic Days" in Jüchen beteiligen. Rund 100 hochkarätige historische Renn-Boliden und Tourenwagen erwartet der Veranstalter auf dem 2,8 Kilometer langen Rundkurs. Die Oldtimer-Spezialisten von TÜV Rheinland kontrollieren dort den technischen Zustand aller startenden Oldies (Lenkung, Räder, Reifen, Beleuchtung, Bremsen, Flüssigkeitsstände) und beraten zu Themen rund um den Oldtimer (H-Kennzeichen, Zulassung, Schaden- und Wertgutachten). Wie man sieht, hält auch das Jahr 2008 für alle Prüforganisationen viel Abwechslung bereit. ts

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