Der Prüfkonzern Dekra hat vor allem wegen eines Einbruchs im Geschäft mit Zeitarbeitern nach 16 Wachstumsjahren erstmals wieder ein Umsatzminus verbucht. Die Erlöse in diesem Jahr werden gemessen am Vorjahr voraussichtlich um rund sechs Prozent auf 3,2 Milliarden Euro sinken, wie das Unternehmen am Montag in Stuttgart mitteilte. Man werde das Jahr dennoch mit einem "sehr ordentlichen" Gewinn abschließen, sagte Vorstandschef Stefan Kölbl. Im Detail machte er zum Netto-Jahresergebnis noch keine Angaben, betonte allerdings: "Wir machen in keinem Geschäftsfeld Verluste."
Rund zwei Drittel des Umsatzeinbruchs von etwa 200 Millionen Euro fielen nach Dekra-Angaben im Geschäftsfeld Zeitarbeit an. Dieser Bereich habe angesichts einiger coronabedingter Lockdowns stark unter Druck gestanden, sagte Kölbl. Dekra stellt in 21 Ländern Zeitarbeiter an und vermittelt diese weiter. Im Oktober hätten staatenübergreifend rund 14.000 Leiharbeiter bei Dekra unter Vertrag gestanden, ein Jahr zuvor seien es etwa 3.000 mehr gewesen, hieß es. Die Zeitarbeitssparte ist das vom Umsatz her viertgrößte Geschäftsfeld bei Dekra hinter den Segmenten Fahrzeugprüfungen, Industrieprüfungen sowie Schadenregulierung/Gutachten.
HU und AU können Umsatzeinbußen in anderen Bereichen nicht ausgleichen
Schon vergangenes Jahr hatte Dekra bei der Zeitarbeit ein deutliches Umsatzminus eingefahren, dieses wurde jedoch durch Zuwächse in anderen Bereichen locker kompensiert. Wachstumstreiber waren jahrelang Fahrzeugprüfungen etwa für Haupt- und Abgasuntersuchungen, Dekra untersucht nach eigenen Angaben in mehreren Ländern jährlich rund 27 Millionen Fahrzeuge und bezeichnet sich als Weltmarktführer. Dieses Jahr reichte es hier wegen der Corona-Pandemie aber nur zu einem kleinen Umsatzplus.
Kölbl sagte, angesichts von Lockdowns seien die Prüfstationen seines Unternehmens in mehreren Ländern teils über Monate geschlossen geblieben. Deutschland zählte allerdings nicht dazu, hier galten die Fahrzeugprüfer als systemrelevant und durften offen bleiben.
Dekra geht nach eigenem Bekunden davon aus, spätestens im ersten Halbjahr 2022 wieder an die hohen Wachstumswerte aus den Vorjahren herankommen zu können. Allein zwischen 2017 und 2019 war der Umsatz um 17 Prozent und damit mehr als 500 Millionen Euro gestiegen, der Nettogewinn 2019 lag bei 85 Millionen Euro. Der Konzern beschäftigt mehr als 43 000 Mitarbeiter in rund 60 Ländern. (dpa)