Der TÜV Nord will seinen Wandel zum Mischkonzern vorantreiben. Dafür sind weitere Zukäufe geplant. "Wir könnten aus dem Stand über 200 Millionen Euro finanzieren", sagte Finanzchef Elmar Legge am Freitag in Hannover. Das Unternehmen wolle unabhängiger von konjunkturellen Schwankungen in unterschiedlichen Branchen werden.
Als neue Geschäftsbereiche geplant sind bereits seit längerem IT sowie Dienstleistungen für die Luftfahrtindustrie, bisher scheiterten mögliche Neuerwerbungen aber am Preis. Der TÜV Nord konzentriert sich seit Jahren darauf, neue Geschäftsfelder aufzubauen. Zuvor waren geplante Fusionen von TÜV-Gruppen in Deutschland aus kartellrechtlichen Gründen gescheitert (wir berichteten).
Vorstandschef Guido Rettig sagte, bis 2015 solle der Umsatz auf dann 1,3 bis 1,5 Milliarden Euro steigen. 2009 erhöhten sich die Erlöse im Vergleich zum Vorjahr um 2,4 Prozent auf 850,4 Millionen. Im laufenden Jahr wird ein Plus von rund zehn Prozent erwartet.
Hauptgrund ist der Kauf der Bildungssparte des Bergbaukonzerns RAG. Damit baut die drittgrößte deutsche TÜV-Gruppe ihren Geschäftsbereich Bildung massiv aus. Die RAG Bildung erwirtschaftet mit rund 1.500 Beschäftigten einen Umsatz von 112 Millionen Euro. Die Zahl der Beschäftigten beim TÜV Nord steigt aufgrund der Übernahme auf rund 10.000.
Rückläufiges Vorsteuerergebnis
Im Gegensatz zum Umsatz verzeichnete der TÜV Nord im vergangenen Jahr beim Ergebnis Rückgänge. Das Vorsteuerergebnis sank um knapp acht Prozent auf 27,7 Millionen Euro. Dies lag vor allem an deutlich höheren Beiträgen zur Insolvenzversicherung beim Pensions-Sicherungs-Verein. Rettig kritisierte, ein Unternehmen wie der TÜV Nord, das Jobs schaffe, werde durch "Fehlentwicklungen" zur Kasse gebeten. Der Pensions-Sicherungs-Verein schützt die betriebliche Altersvorsorge der Arbeitnehmer vor Insolvenzen ihrer Unternehmen. Der Verein wurde 2009 vor allem durch die Pleite des Warenhauskonzerns Arcandor belastet. (dpa)