Von Carsten Hoefer, dpa
Die geplante Übernahme des Beleuchtungsherstellers Osram ist geplatzt. Der österreichische Sensorhersteller AMS hat das selbst gesetzte Ziel verfehlt, 62,5 Prozent der Osram-Anteile unter seine Kontrolle zu bringen, wie das Unternehmen aus der Steiermark am Freitagabend mitteilte. AMS-Vorstandschef Alexander Everke brachte lediglich die Eigentümer von etwas mehr als der Hälfte der Osram-Aktien auf seine Seite, die die Offerte von 41 Euro je Aktie annahmen. Der Kurs der Osram-Aktie rutschte anschließend im außerbörslichen Handel sofort ab.
Everke will seinen Traum von der Erschaffung eines Weltchampions für optische Sensoren und Optoelektronik aber nicht aufgeben: "Unsere Vision mit Osram ist es, einen global führenden Anbieter von Sensoriklösungen und Photonik zu schaffen, der auf europäischer Technologie basiert und damit sicherstellt, dass Europa seine weltweite Spitzenstellung bei optischen Technologien beibehält", erklärte der Manager.
Doch Osram würde lieber selbstständig bleiben: "Nach dem Scheitern der bisherigen Übernahmeversuche behalten wir jetzt unsere Eigenständigkeit und gestalten unsere Zukunft selbst", erklärte anschließend Olaf Berlien, Vorstandschef von Osram. Das Management des Münchner Beleuchtungsherstellers lud die AMS-Führung zu Gesprächen ein, "wie eine sinnvolle und für beide Unternehmen vorteilhafte Kooperation im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben aussehen könnte".
Osram-Vorstand und Aufsichtsrat hatten das Übernahmeangebot von AMS zwar befürwortet, aber mit so vielen Bedenken, dass dies von vielen als verstecktes Nein gewertet wurde. Die IG Metall lehnt eine Übernahme durch AMS ohnehin strikt ab, weil die Gewerkschaft eine Zerschlagung Osrams fürchtete. Die mehrwöchige Bieterschlacht war von zwei US-Finanzinvestoren gestartet worden, die aber nur 35 Euro je Aktie boten und deshalb keine Chance hatten.
Finanzierung bleibt Hauptsorge
Osram bleibt nun selbstständig, doch schreibt das Unternehmen hohe Verluste. AMS hat im Verlauf der Bieterschlacht knapp 20 Prozent der Osram-Aktien an der Börse gekauft und ist damit jetzt größter Anteilseigner. Eine Hauptsorge bei Osram war die Finanzierung. Osram-Vorstandschef Olaf Berlien und der Aufsichtsratsvorsitzende Peter Bauer hatten sich entschieden, ihre eigenen Aktien nicht an AMS zu verkaufen.
Denn um Osram übernehmen zu können, wollte AMS ungeachtet einer jetzt schon hohen langfristigen Verschuldung von mehr als 1,4 Milliarden Euro weitere Kredite in Höhe von knapp 3,9 Milliarden Euro aufnehmen.
Aus diesem Grund sind auch die IG Metall und der Osram-Betriebsrat gegen die Übernahme – die Arbeitnehmervertreter fürchten eine Zerschlagung Osrams, damit würden letztlich die weltweit 24.000 Mitarbeiter die Kosten der Übernahme tragen. Frisches eigenes Geld wollte sich AMS mit einer Kapitalerhöhung beschaffen – der Plan sah vor, neue Aktien für 1,5 Milliarden Euro auszugeben und zu verkaufen.
Unklar ist, wie es nun mit Osram weitergeht. Osram-Vorstand und Aufsichtsrat hatten ursprünglich eine Übernahme durch die zwei US-Finanzinvestoren Bain Capital und Carlyle befürwortet. Wegen des rasanten technologischen Wandels in der Beleuchtungsbranche sind nach Einschätzung der Osram-Führungsetage permanente Investitionen notwendig.
Doch da das über 110 Jahre alte Unternehmen derzeit Verluste schreibt, ist die Finanzierung von Zukunftsprojekten sehr schwierig. Die Übernahme durch die Investoren hätte Osram nach Einschätzung des Managements sowohl Geld als auch Planungssicherheit für die nächsten Jahre verschafft. AMS-Chef Everke will jedenfalls auf Grundlage des 19,99 Prozent-Anteils an Osram seine Übernahmepläne weiter verfolgen.