Der Kostenfaktor Kundenmobilität hat massive Auswirkungen auf das Reparaturgeschäft, bilanziert der BVdP nach Auswertung seiner jüngsten Mitgliederbefragung und stellt weiter fest: "Seit geraumer Zeit weisen wir darauf hin, dass die verschiedenen Kostentreiber, die nicht nur die Betriebe in der Schadensteuerung an den Rand der finanziellen Leistungsfähigkeit bringen, nicht isoliert voneinander betrachtet werden können." Nur die Gesamtsicht auf die Gemengelage "Kostenexplosion" werde zu nachhaltigen Lösungen im Sinne des kooperativen Schadenmanagements führen, "von denen sowohl Werkstätten als auch Steuerer und deren gemeinsame Kunden profitieren".
Der BVdP befragt seine Verbandsmitglieder immer wieder zur Situation in den Betrieben, um sich ein fundiertes Bild von der Lage vor Ort machen zu können und auf der Basis der erhobenen Daten an tragfähigen Lösungen für die Branche mitarbeiten zu können.
"Tragende Säule der Schadensteuerung"
In seiner letzten Umfrage bei den Mitgliedsbetrieben, die im Juli durchgeführt und im September detailliert vorgestellt wurde, hat der BVdP das Thema "Kundenmobilität / Werkstatt-Ersatzwagen" aufgegriffen, da die Aufrechterhaltung der Mobilität von Autofahrer:innen während der Reparatur "eine der tragenden Säulen der Schadensteuerung darstellt und von den Betrieben finanziert werden muss". Die Ergebnisse "zeigen deutlich, wie besorgniserregend die Situation vor Ort ist".
Ersatzfahrzeuge fast eine Woche länger beim Kunden
Über zwei Drittel der Betriebe geben an, dass sie aktuell Probleme haben, die Werkstattkunden mobil zu halten. Hinzu kommt, dass bei rund 96 % der Betriebe die Ersatzfahrzeuge mittlerweile um 6,5 Tage länger beim Kunden gebunden sind, weil Ersatzteile fehlen und in der Folge die Reparaturen nicht fertiggestellt werden können.
Das mindere auf der einen Seite die Kundenzufriedenheit und verursache auf der anderen Seite signifikante Zusatzkosten. Darüber hinaus zeige diese Entwicklung, wie sehr die verschiedenen Faktoren der aktuellen Kostenexplosion miteinander verwoben sind.
Direkter Einfluss auf Aufträge und Ertrag
Beinahe 80 % der Betriebe müssen Aufträge verschieben, weil keine freien Werkstattersatzwagen zur Verfügung stehen. Eine besonders alarmierende Entwicklung zeichnet sich in fast 30 % der Werkstätten ab, die nach eigenen Angaben mangels verfügbarer Ersatzwagen bereits Aufträge ablehnen müssen. Hier werden also nicht nur Erträge, die an und für sich sofort realisierbar gewesen wären, in die Zukunft verschoben. Der Ersatzwagenmangel sorgt sogar für den Wegfall von Erträgen.
Fahrzeug-Wartezeiten von mehr als 6 Monaten
Lediglich 17,1 % der Betriebe schaffen es, Fahrzeuge, deren Leasingverträge auslaufen, kurzfristig zu ersetzen. Betrachtet man dazu, dass über 62 % der Werkstätten länger als 6 Monate auf ein neues Ersatzfahrzeug warten müssen, zeige das, wie prekär sich die Situation in den Fachbetrieben entwickelt hat: "Ein dramatischer Engpass, der sich auch nicht durch Ersatzfahrzeuge von Autovermietern abfedern lässt, denn für 82,2 % der befragten Unternehmen ist dies nicht ohne Probleme möglich", so der Verband.
Kosten für Mobilität steigen immens
Deutliche 92,5 % der Betriebe haben nicht mehr die Möglichkeit, Ersatzfahrzeuge zu Kosten, die denen des zu ersetzenden Fahrzeugs vergleichbar sind, zu leasen. 40 % der Betriebe haben bis zu 25 % Mehrkosten bei der Beschaffung, bei über 50 % der Befragten liegt die Spanne der Mehrkosten zwischen 25 % und 50 % und rund 10 % liegen sogar über den 50 % Mehrkosten.
Nüchternes Fazit
Die Kosten für die Mobilität der Kunden gehen signifikant nach oben. Neue Ersatzfahrzeuge haben lange Lieferzeiten und sind erheblich teurer geworden. Die durchschnittliche Reparaturdauer hat sich deutlich erhöht. Neue Aufträge können zum Teil nicht angenommen werden, weil Fahrzeuge nicht zur Verfügung stehen. Das schlägt sich schwer auf der Kostenseite in den Unternehmen nieder. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass 91,8 % der befragten Unternehmen an neuen Konzepten für die Bereitstellung von Werkstattersatzwagen interessiert sind.
"Die Ergebnisse unserer Umfrage zeigen mehr als deutlich, dass die kostenlose Mobilität zulasten der Betriebe nicht mehr in die Zeit passt", so die BVdP-Bilanz. Auch hier helfe kein "Weiter so", sondern nur der gemeinsame Wille und die konzertierte Anstrengung aller Player im Schadenmarkt, neue kreative und tragfähige Lösungsansätze zu entwickeln.
Gesamtkostensteigerung nicht kompensierbar
Neben dem Kostenfaktor Kundenmobilität müssten auch die "massiv gestiegenen Kosten für Energie, Personal, Dienstleistungen und Material" gesehen werden, um die gesamte Tragweite dieser "prekären Gemengelage und die daraus resultierenden notwendigen Schritte" zu erkennen. "Damit Schadensteuerungsbetriebe weiterhin zuverlässig und nachhaltig im Markt agieren können, braucht es zeitnahe Lösungen auf Basis einer vollumfänglichen Betrachtung der aktuellen Lage", fordert der Verband. Schließlich könne "kein Schadensteuerungsbetrieb diese enormen Preissteigerungen aus eigener Kraft kompensieren".
Hilferuf: "Es geht um Existenzen"
Jeder Tag, an dem nichts passiere, sei ein Tag zu viel, "denn es geht schließlich um Existenzen, Arbeitsplätze und Geschäftsmodelle in der Schadenbrache. Deshalb ist es unseres Erachtens höchste Zeit, das Zeitintervall für die Kooperationsgespräche zu verkürzen und sich flexibel mehrfach pro Jahr am Verhandlungstisch zu treffen, um auf Augenhöhe partnerschaftliche Konditionsgespräche zu führen, die das Ziel haben, eine Win-Win-Situation herbeizuführen. Nun ist aktives Handeln statt Abwarten angesagt, denn die Zeit wird knapp", heißt es in der Umfrage-Auswertung des BVdP wörtlich.
Wenn es gemeinsam gelinge, "die genannten Störfaktoren jetzt schnell zu beseitigen, dann werden alle Player im Schadenmanagement profitieren. Sollte das nicht gelingen, dann besteht die große Gefahr, dass sich der Schadenmarkt in eine Richtung entwickelt, die mittelfristig vor allem den Schadensteuerern auf die Füße fallen wird. Der BVdP e. V. setzt weiter auf das kooperative Schadenmanagement, denn eines ist klar: Unfälle passieren und diese können nur von den qualifizierten Fachbetrieben repariert werden."