Fünf Jahre nach der letzten BGA-Tagung, die 2018 noch vom damaligen Geschäftsführer Michael Bergmann geleitet wurde, kam es Ende Mai 2023 erstmals wieder zu einem Treffen der sogenannten "Benutzergemeinschaft Audatex", kurz BGA: Ende Juni 1976 eingeführt, zählte sie über viele Jahre zu den einflussreichen Fachorganen des Branchendienstleisters. In ihr hatten die Assekuranzen ihr Gremium im Bereich Kraftfahrt und K-Schaden gefunden, in der sie als Interessengemeinschaft in die Entwicklung neuer Produkte mit eingebunden waren bzw. eigene Vorschläge und Anregungen vorbringen konnten, die zuvor in Ausschüssen erarbeitet wurden.
Adé europäischer Hotspot
Nach vier tagungsfreien Jahren seit 2018, die zum Teil auch der Corona-Pandemie geschuldet waren, versuchten nun Dr. Ingo Blöink, Vice President Sales von Solera Audatex AUTOonline in Deutschland, und Marketing-Manager Dr. Richard McKenzie, das BGA-Gremium zu revitalisieren. Während die Standorte Minden (Audatex) und Neuss (AUTOonline) ja schon seit langem nurmehr in den Geschichtsbüchern der beiden seit dem 20. März 2015 miteinander verschmolzenen Unternehmen auftauchen, ist jetzt endgültig auch der Standort Berlin, der noch 2016 als "europäischer Hotspot für Innovation und Technologie" hoch gepriesen wurde, lediglich noch ein eher belangloser Teil der Firmengeschichte.
Grüß Gott in Oberbayern
Nur sieben Jahre später heißt es seit 24. Mai 2023 jetzt: "Mit der Eröffnung der Niederlassung in München (..) möchte das Unternehmen sein Angebot und seine Expertise im Versicherungs- und Schadenbereich in Deutschland weiter ausbauen." Der dem Gemeinschaftsunternehmen Audatex AUTOonline vorangestellte Name Solera soll die (eigentlich schon seit 2006 gültige) Eigentümergemeinschaft zur amerikanischen Investmentgesellschaft offensichtlich noch deutlicher sichtbar machen, gleichzeitig wird man in der Presseeinladung schon im ersten Absatz darauf hingewiesen, dass "Solera Audatex AUTOonline der Weltmarktführer im Bereich Fahrzeug-Lebenszyklus-Management" sei. Damit ist also auch der Unternehmens-Schwerpunkt endgültig frisch fixiert.
Die neue Niederlassung, mit der das Unternehmen seine "Präsenz auf dem deutschen Markt stärken" möchte und die man am 24. Mai am Rande der BGA-Tagung den Gästen aus der Versicherungsbranche vorstellte, befindet sich in der Gemeinde Unterföhring bei München.
Zwei DAX-Konzerne als Nachbarn…
Nach der Begrüßung durch VP Ingo Blöink, dem Unterföhring aus seiner Zeit vor 23 Jahren bereits bekannt war, als er hier mal ein Start-Up leitete, sprach Andreas Kemmelmeyer, der seit 2014 amtierende 1. Bürgermeister der Münchner Vorort-Gemeinde. Und er tat dies mit stolzer Brust, schließlich sieht er Unterföhring nicht nur als "Medienstandort Nummer Eins in ganz Deutschland – weit vor Düsseldorf, Berlin oder Köln", sondern seine Gemeinde auch als "Global Player", der mit SAT1 ProSieben Media SE und der Allianz zwei DAX-Unternehmen beheimatet". 11.500 Einwohner hat Unterföhring, 23.000 Arbeitsplätze bieten die dort ansässigen 2.300 Gewerbebetriebe, 13.000 davon alleine die Allianz Versicherung an ihrem "weltweit größten Standort".
Solera Audatex AUTOonline wurde "Am Bahnhof 4" herzlich begrüßt, die Mitarbeiterzahlen vor Ort – Ingo Blöink sprach von ca. 40 – werden indes mit den großen Nachbarn nicht ganz mithalten können. Die Attraktivität des Standorts – die heute schon mit dem nur 50 Meter entfernt liegenden S-Bahnhof für Pendler zweifelsfrei hoch ist – wird nach Angaben von BM Kemmelmeyer noch zunehmen: Immerhin soll "sein" neues Rathaus 2027 ("sofern mich die Bürger bis dahin wiederwählen") genau hier als der dann neuen Ortsmitte von Unterföhring entstehen. VHS Musikschule mit Erwachsenenbildung existiert bereits seit 2018 am Platz, neu dazukommen soll künftig in weiteren Bauabschnitten auch Wohnraum und Nahversorgung.
Neue Gremien-Zusammensetzung
Vor und nach der Eröffnung des neuen Deutschland-Büros trafen sich die Führungskräfte von 19 deutschen Versicherern im Münchner Rilano Hotel, um die neuesten Entwicklungen von Solera Audatex AUTOonline im Bereich datengesteuerter Schaden- und Risikomanagement-Technologien kennenzulernen und an Diskussionen über die Zukunft der Schadenbearbeitung sowie der Kundenerfahrung teilzunehmen.
Der Neubeginn nach gut vier Jahren Pause zeigte sich auch an der Teilnehmerschaft: 19 Versicherer ist ein guter Restart-Wert, allerdings waren in früheren Jahren stets gut doppelt so viele Repräsentanten aus der Assekuranz, darunter auch viele Schadenchefs und Chef-Sachverständige, vertreten. Über 50 Kfz-Versicherer gehörten zudem schon vor gut zehn Jahren der BGA als Mitglieder an. Repräsentanten, die in früheren Jahren im Kundengremium, dem "Technischen Beirat Audatex" (TBA) saßen, fanden sich 2023 ebenfalls in der BGA wieder. Das könnte ein Indiz dafür sein, dass künftig nurmehr ein Gremium – die BGA in gemischter(er) Zusammensetzung – erhalten bleibt.
Thematische Inhalte
Vorträge standen 2023 zu folgenden Themen auf der zweitägigen Veranstaltungs-Agenda:
• Die Rolle der künstlichen Intelligenz (AI) und der visuellen Intelligenz (VI) bei der Schadensbewertung
• Der durch die Schadensberechnung entstehende CO2-Fußabdruck und wie Solera Audatex AUTOonline mit den eigenen Angeboten eine nachhaltigere Schadenbearbeitung fördert
• Die Auswirkungen der Digitalisierung für die Schadenwelt – der Weg zu einem schlankeren, kanalübergreifenden, "berührungslosen" Prozess
Teilnehmende konnten außerdem den Sessions der Gastredner von Carglass (Matthias Wittenberg, Jens Stäglin), NTT Data (Firas Larbi, Arben Ndue), BMW (Mario Zierer) sowie den Vorträgen der Solera Audatex AUTOonline Experten (Ingo Blöink, Norbert Meyer, Erik Jahn) live vor Ort folgen.
Die Kfz-Schadensregulierungsbranche steht nach Ansicht des Veranstalters "an einem wichtigen Scheideweg, da die Kundenerwartungen aufgrund von Innovationen in den Bereichen Technologie und Kundenerfahrung in allen Branchen steigen". So hat der im vergangenen Jahr erschienene, globale "Innovation Index" von Solera Audatex AUTOonline ergeben, dass 70 % der Verbraucher für eine schnellere digitale Schadenerfahrung den Versicherer wechseln würden, während 65 % der Fahrer eine Werkstatt wählen würden, die KI einsetzt, um das Risiko von Fehlern im Schadenprozess zu minimieren.
Um dieser Nachfrage "in Deutschland und auf der ganzen Welt gerecht" zu werden, optimiert Solera Audatex AUTOonline laut VP Blöink den Kfz-Schadenprozess durch automatisierte, KI-gesteuerte Lösungen. Durch die Nutzung von KI und VI-Fotoschätzungen durch Qapter, C@risma, AUTOonline, e-Driving sowie Mentor sorgt das Unternehmen laut Erik Jahn für eine reibungslosere und effizientere Abwicklung von Kfz-Schäden.
Statements des Deutschland-Chefs
Diese Expertise habe Solera Audatex AUTOonline "seit Jahrzehnten zu einem vertrauenswürdigen Partner für deutsche Versicherer gemacht". Derzeit arbeite das Unternehmen "bundesweit mit 93 Versicherungsgesellschaften zusammen, bei denen fast 50 Millionen Fahrzeuge registriert sind", so Ingo Blöink.
"Die Kunden sind nicht mehr nur zufrieden mit dem tradierten Schadenbearbeitungs-Verfahren, das seit Jahrzehnten nahezu unverändert geblieben ist", sagte er weiter. "Ungenaue Daten und langsame Reaktionszeiten" würden außerdem "bedeuten, dass die Versicherungsbranche hinterherhinkt, wenn es darum geht, das Niveau der Kundenerfahrung zu liefern, das die Verbraucher heute aus anderen Bereichen kennen und vielfach erwarten". Durch den Einsatz von Spitzentechnologien wie KI und Digitalisierung könne die "Schadenabwicklung völlig neu gestaltet werden, wobei der Endverbraucher und seine Bedürfnisse im Mittelpunkt stehen".
Mit der Eröffnung der Niederlassung in München möchte Solera Audatex AUTOonline sein Engagement im deutschen Markt untermauern, führte Blöink weiter aus. Kunden könnten so "noch besser von den innovativen Lösungen profitieren" und erhielten gleichzeitig einen umfassenden Service vor Ort. "Der deutsche Markt bietet großes Potenzial für uns. Wir investieren in das Wachstum und die Entwicklung unseres Teams, um unsere Kunden und potenzielle Kunden noch besser bedienen zu können", so Blöink. (kaf/wkp)