Die Hauptschlagader der HUK-Coburg, das Kraftfahrtgeschäft, pulst weiterhin kräftig. Ein neuerliches Wachstum verzeichnete die Versicherungsgruppe neben Kfz allerdings auch in den anderen Sparten. Zugleich stellte sie mit dem geplanten Projekt der Mehrwertplattform onpier und ihrem Investment beim Digitalversicherer Neodigital wesentliche Weichen für ein nutzerorientiertes Angebot im größer werdenden Mobilitätsmarkt. Mit der digitalen Unfallmeldung ergänzt sie ein weiteres Mal ihr Telematik-Angebot.
"Ich freue mich sehr, dass wir uns weiter klar als Deutschlands Kfz-Versicherer Nummer 1 behaupten konnten", sagte Klaus-Jürgen Heitmann (54), Sprecher des Vorstands der HUK-Coburg, vergangene Woche im Rahmen der jährlichen Bilanzpressekonferenz des Unternehmens. Vor dem Hintergrund des "anhaltend starken Wettbewerbs" in dieser Sparte ist dies nach dem Dafürhalten Heitmanns "keine Selbstverständlichkeit" – obgleich er selbst mit am meisten zu dieser bereits vor Jahren erreichten Marktstellung beigetragen hat.
350 % Kfz-Bestandswachstum seit 2003
In der Zeit, seit Heitmann Anfang 2003 vom damaligen Vorstandssprecher Rolf-Peter Hoenen zur HUK-Coburg geholt wurde, legte die HUK beim Kfz-Bestand zu wie kein anderes Versicherungsunternehmen in Deutschland. Mehr als 10 Millionen zusätzlich unter Vertrag genommene Fahrzeuge – das entspricht einem Wachstum von knapp 350 % – unterstreichen die klare Positionierung, die auch in der "Ära Weiler" unverändert fortgesetzt wurde und seit Mitte 2017 Klaus-Jürgen Heitmann nun selbst als Vorstandschef vorgibt. Heitmanns frühere Position als Kraftfahrt-Vorstand hat mit Dr. Jörg Rheinländer (53) seit 2017 längst ein Intimus aus eigenen Reihen inne: Rheinländer ist seit 1999 bei der HUK, kennt ebenfalls alle Bereiche und verantwortet zusätzlich das Tarifwesen, den Schaden sowie die Haftpflicht-, Unfall- und Sachversicherungen.
"Haben die Kraft für onpier und Neodigital"
Das Geschäft in der Autosparte reichte 2021 mit 1,4 Millionen neu versicherten Fahrzeugen annähernd an das Rekordgeschäft von 2020 (1,5 Mio.) heran, wie auf der aktuellen Bilanzpressekonferenz verlautbart wurde. In den Haftpflicht-, Unfall- und Sachversicherungen konnte der Versicherer seinen Neugeschäftsrekord aus dem Vorjahr sogar übertreffen. "Diese Position der Stärke, gekoppelt mit unserer finanziellen Solidität, ermöglicht uns, nicht nur kostengünstige Angebote zu machen. Vielmehr können wir damit auch bedarfsgerechte Lösungen im Mobilitätsmarkt der Zukunft entwickeln und umsetzen", so Heitmann über das Engagement zu onpier und Neodigital. Beide Initiativen sollen noch in 2022 an den Markt gehen.
Beitragsaufkommen aktuell bei 8,2 Mrd. Euro
Die gebuchten Bruttobeiträge der HUK-Coburg stiegen in 2021 um 2,1% auf 8,2 (8,0) Milliarden Euro. Das Kapitalanlagenergebnis im Konzern verbesserte sich im Vergleich zum Vorjahr um 5,9% auf rund 824 (777) Mio. Euro, die Nettoverzinsung der Kapitalanlagen lag bei soliden 2,2 (2,2)%. Insgesamt weist das Unternehmen ein hohes Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit von 629 (584) Millionen Euro aus. Der Jahresüberschuss nach Steuern lag bei rund 381 (393) Mio. Euro und damit ebenfalls auf hohem Niveau.
Autoversicherung mit 13,4 Mio. Fahrzeugen und 185.000 E-Mobilen
Mit einem deutlichen Bestandszuwachs von 3,3% auf 13,4 Millionen versicherte Fahrzeuge wuchs die HUK-Coburg in der Kfz-Sparte um mehr als das Doppelte als der Markt. Auch bei der Anzahl der Elektroautos hat die Versicherungsgruppe ihren Bestand von 78.000 Fahrzeugen in 2020 deutlich auf über 185.000 Stück in 2021 gesteigert. Davon sind rund 120.000 rein elektrisch betrieben, 65.000 hybrid.
Wegen gesunkener Durchschnittsbeiträge lagen die Bruttobeitragseinnahmen im Kfz-Versicherungsgeschäft nur um 0,4% über dem Vorjahreswert bei 4,3 Milliarden Euro. Die kombinierte Schaden-/Kostenquote (brutto) lag bei 93,3 (85,4)% und stieg damit gegenüber dem ersten Corona-Jahr deutlich an. Für Kfz-Schäden entstand im vergangenen Jahr ein Gesamtaufwand (Unfälle, Hagel, Hochwasser etc.) von deutlich überdurchschnittlichen 3,4 (3,1) Milliarden Euro.
Eco Drive bei Telematik bringt über 740.000 Euro für guten Zweck
Als "wegweisend und voller Erfolg" erwies sich der im letzten Jahr eingeführte Eco Drive, der in der Telematik-App das Fahrverhalten anhand ökologischer Kriterien analysiert. Der durch umweltbewusstes Fahren eingesammelte Gesamtbetrag von über 740.000 Euro wurde im Februar anteilig an die jeweils von Kundinnen und Kunden mit ausgewählten Partnerorganisationen übergeben. Mittlerweile haben sich rund 450.000 Menschen für den seit drei Jahren am Markt angebotenen Telematik-Tarif der HUK-Coburg entschieden. Im Vorjahr waren dies rund 400.000.
Rekord bei Haftpflicht-, Unfall- und Sachversicherungen
In den Haftpflicht-, Unfall- und Sachversicherungen konnte die HUK-Coburg wiederholt ein Rekordneugeschäft verzeichnen. Der Bestand legte um 3,5% auf 13,7 Millionen Risiken zu, während der Markt hier stagnierte. Die gebuchten Beiträge stiegen um 4,5% auf 1.050,3 (1.004,6) Millionen Euro.
Teuerstes Elementarschaden-Jahr in der HUK-Geschichte
Das Tiefdruckgebiet "Bernd" Mitte Juli mit enormen Hochwasser-Schäden vor allem in Nordrhein-Westfalen und im Rheinland sowie die bereits ab Mitte Juni vorangegangene Unwetterserie mit Starkregen, Überschwemmungen und vor allem dem "Süddeutschlandhagel" machten 2021 zum schadenträchtigsten Jahr in der Geschichte der HUK-Coburg. Insgesamt belief sich der Elementarschadenaufwand (brutto) auf mehr als eine halbe Milliarde Euro, wobei alleine schon das Hochwasserereignis im Juli mit rund 260 Millionen Euro Aufwand zu Buche schlug. Insgesamt waren über 10.000 Kundinnen und Kunden der HUK betroffen.
Rechtsschutzversicherung auf gutem Kurs
Mit einem hohen Neugeschäft von rund 123.000 (130.000) Verträgen erzielte die Rechtsschutzversicherung, die in diesem Jahr ihr 50-jähriges Bestehen feiert, ein Bestandswachstum von 1,1%. Die Beitragseinnahmen erhöhten sich um 2,9% auf 289,3 (281,1) Millionen Euro.
Steigerungen in der "Leben"-Sparte
Das Neugeschäft gemessen in Brutto-Beitragssumme erhöhte sich um 4,8% auf 1,65 (1,57) Milliarden Euro. Ausschlaggebend für dieses Ergebnis war die verstärkte Nachfrage nach Risikolebensversicherungen und nach der Premium-Rente, der fondsgebundenen Rentenversicherung der HUK-Coburg. Die gebuchten Bruttobeitragseinnahmen legten um 1,1% auf 823,0 (814,0) Millionen Euro zu. Der Bestand, gemessen am laufenden Beitrag, lag mit 746,7 (744,6) Millionen Euro um 0,3% über dem Vorjahreswert.
Krankenversicherung wächst nachhaltig
In der Krankenversicherung stieg der Gesamtbestand zum Jahresende um 6,7% auf 150,1 (140,7) Millionen Euro Monatssollbeitrag. Der Bestand an vollversicherten Personen wuchs um über 2.200 (1.400) Personen auf mehr als 457.000 (455.000) Personen an. Die Prämieneinnahmen konnten um 5,3% auf knapp 1,8 (1,7) Milliarden Euro zulegen. Die Zuwächse lagen damit laut Vorstandssprecher Heitmann "wieder über denen des Marktes, der um 5,0% gewachsen ist". Die Ergebnisse würden ferner zeigen, "dass wir neben unserem Kerngeschäft auch mit unseren Personensparten sehr gut im Markt positioniert sind", fasste Heitmann das Geschäftsjahr 2021 abschließend zusammen.
Ausblick 2022 kriegsbedingt eher verhalten
Das Kfz-Wechselgeschäft, das in die Betrachtung des Jahres 2022 einfließt, verlief angesichts anhaltender Corona-Pandemie und bereits anziehender Energiepreise ruhig. Der schreckliche Krieg in der Ukraine und seine Auswirkungen auf Wirtschaftswachstum und Inflation sowie auf eine ohnehin schon verhaltene Automobilkonjunktur werden das unterjährige Kfz-Geschäft beeinflussen. "Wir gehen hier von einer begrenzten Wachstumsperspektive aus", sagt Heitmann. Die restlichen Sparten werden seiner Einschätzung nach dagegen zufriedenstellend verlaufen.
Digitale Unfallmeldung auch als Lebensretter
Ungeachtet dieser Entwicklungen baut die HUK-Coburg konsequent ihre Serviceangebote für Kundinnen und Kunden aus. Mitte April bringt sie einen digitalen Unfallmeldeservice an den Markt. Der Telematik-Sensor, der mit der HUK-App "Mein Auto" verbunden ist, ermöglicht neben einer allgemeinen Schadenmeldung auch ein automatisches Weiterrouten an den Unfallmeldedienstleister bzw. an Rettungskräfte. Auf diesem Weg könne schnelle Hilfe erfolgen, sollte es bei einem Unfall Verletzte geben.
"Neben unseren anderen Initiativen zum Aufbau unseres Ökosystems Mobilität liegt mir der digitale Unfallmeldeservice besonders am Herzen", erläuterte Heitmann. "Nicht nur, weil er der konsequente Ausbau unseres Telematik-Tarifs ist, mit dem wir von Anfang an den Vorsatz verfolgen, Menschen zu sicherem Fahren zu animieren. Sondern vielmehr, weil wir darüber nun auch verletzten Menschen schnell helfen können". (wkp)