Zu einer Feierstunde in der Station auf dem Gelände der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz kamen Anfang Juli Innenminister Roger Lewentz, Frédéric Bruder, Geschäftsführer der ADAC Luftrettung, sowie führende Vertreter der Universitätsmedizin Mainz, des Landkreises und der Stadt zusammen. Sie würdigten die oft lebensrettende Hilfe der fliegenden Gelben Engel. "Christoph 77" flog in den vergangenen 25 Jahren rund 30.000 Einsätze. Die durchschnittliche Einsatzzahl der vergangenen Jahre lag stets über 1.500, im Jahr 2021 waren es insgesamt 1.699 Einsätze.
Unfallopfer, Corona-Patienten und Kriegsverletzte
Der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz, dessen Ministerium Träger der Luftrettung des Bundeslands ist, lobte bei der Jubiläumsfeier das gute Zusammenspiel und das große Know-how der Einsatzkräfte: "Seit mittlerweile 25 Jahren startet Christoph 77 der ADAC Luftrettung im Auftrag des Landes von der Universitätsmedizin in Mainz. Die Kombination aus Spitzentechnologie und notfallmedizinischer Expertise hilft Patientinnen und Patienten. Der Rettungs- und Intensivtransporthubschrauber ist bei vielen Notfalleinsätzen, aber auch zur Verlegung von Intensivpatienten unterwegs", erklärte Lewentz. So war "Christoph 77" auch im Rahmen der "Kleeblatt"-Verlegungen von beatmeten COVID-19-Intensivpatienten im Einsatz und ganz aktuell bei der Übernahme von Kriegsverletzten aus der Ukraine zur Versorgung in Kliniken im Südwesten Deutschlands.
Ziel ist bundesweite Rettung auch nachts
"Unsere Crews in Mainz leisten erstklassige Arbeit für Menschen in Not", betonte der Geschäftsführer der ADAC Luftrettung gGmbH, Frédéric Bruder. "Diese stets weiter auszubauen ist fest in unserem Satzungsauftrag verankert. Eine bundesweite Initiative für Flüge nach Sonnenuntergang soll den Rettungsdienst aus der Luft deutlich verbessern und ist in Mainz bereits etabliert. ‚Christoph 77‘ ist 365 Tage von 7 Uhr bis 22 Uhr alarmierbar."
Für die hoch anspruchsvollen Spezialeinsätze bei geringen Lichtverhältnissen sind Piloten und Notfallsanitäter zusätzlich ausgebildet und tragen modernste Spezialbrillen, die zum Helikopter-Nachtsichtbildsystem (Night-Vision-Imaging-System, kurz NVIS) gehören. Von den insgesamt 37 von der ADAC Luftrettung betriebenen Stationen sind neben Mainz noch weitere fünf für den NVIS-Betrieb aufgestellt: Senftenberg (Brandenburg), Sanderbusch (Niedersachsen), Münster/Greven und Köln (Nordrhein-Westfalen) sowie Ulm (Baden-Württemberg).
Fliegende Intensivstation
Als sogenannter Dual-Use-Hubschrauber ist "Christoph 77" als Primärrettungs- und Sekundärtransportmittel unterwegs. Primäreinsätze sind Rettungsflüge, bei denen der Notarzt auf schnellstem Weg zum Einsatzort gebracht wird, um Verletzte oder Kranke notfallmedizinisch zu versorgen, bevor sie in eine Klinik gebracht werden. Bei Sekundärtransporten werden (Intensiv-)Patienten von einem Krankenhaus zur Weiterbehandlung in eine Spezialklinik geflogen. Der Helikopter vom Typ H145 kann deshalb neben der Notfallausrüstung mit erheblich erweitertem Equipment für die Intensivtherapie ausgerüstet werden. Dazu gehören unter anderem ein ECMO-System (extrakorporale Membranoxygenierung), eine Art "künstliche Lunge" zur Beatmung von Patienten, und spezielle Geräte wie Inkubator und "Baby Pod" für den Transport von Neugeborenen und Säuglingen.
Höchste Anerkennung
"Ich freue mich sehr, dass unsere Universitätsmedizin Mainz seit nunmehr einem Vierteljahrhundert Standort für eine wichtige Säule der Notfallversorgung ist. Und eine besondere dazu, denn die Station direkt auf unserem Gelände vereint universitäre Hochleistungsmedizin mit Spitzentechnik der Luftfahrt und ermöglicht eine besonders effiziente Zusammenarbeit", betonte der Vorstandsvorsitzende und Medizinische Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, Univ.-Prof. Dr. Norbert Pfeiffer, im Rahmen der Feier. Ergänzend fügte er mit an: "Die Crew des Christophs mit der närrischen Mainzer Zahl 77 bildet eine starke, höchst engagierte und erfolgreiche Einheit, die hervorragende Arbeit leistet. Dies verdient unser aller Dank, Anerkennung und Respekt."
1. Juli 1997 – als alles begann
Am 1. Juli 1997 nahmen die fliegenden Gelben Engel in einer provisorischen Station auf dem Klinikcampus mit "Christoph 77" die Arbeit auf. In den folgenden zehn Jahren starteten sie 24 Stunden am Tag zu den oftmals lebensrettenden Einsätzen, ab 2007 ausschließlich im Tagdienst. Im August 2008 folgte der Umzug auf das Dach eines neu gebauten Gebäudes der Universitätsmedizin Mainz. Die ADAC Luftrettung stattete bei dieser Gelegenheit die Station mit modernstem Equipment aus. Beide Maßnahmen führten zu einer deutlich verringerten Geräuschbelastung für die umliegende Nachbarschaft.
Top-Personal auf allen Sitzen
Vier Piloten und fünf Notfallsanitäter mit NVIS-Zusatzqualifikation (Technical Crew Member Night Vision Imaging System, kurz TC NVIS) sowie 14 Notärztinnen und -ärzte der Klinik für Anästhesiologie der Universitätsmedizin Mainz bilden die im Zweischichtsystem arbeitenden Mainzer Crews. Für mehr Sicherheit für Crew und Patient stellen bei NVIS-Einsätzen in Mainz vier statt drei Mitglieder die Helikopterbesatzung. Neben Piloten, Notärztin bzw. -arzt und TC NVIS ist eine "Flightnurse" mit an Bord. Das sind speziell geschulte Notfallsanitäterinnen und -sanitäter, die eine höhere Versorgungsqualität der Patientinnen und Patienten sichern. Das Flightnurse-Team zählt sieben Mitglieder und wird vom DRK-Rettungsdienst Rheinhessen-Nahe gestellt. Stationsleiter ist Pilot Hieronymus Sarholz, die Leitung der Notfallsanitäter hat Bernd Kindervater inne, Leitende Hubschrauberärztin ist Dr. Nicole Didion.
Alarmierung über Notrufnummer 112
Die Einsatzkoordination erfolgt durch die Rettungsleitstelle Mainz und die Zentrale Koordinierungsstelle Rheinland-Pfalz, die Anforderung über die Notrufnummer 112. Der Einsatzradius von "Christoph 77" ist tagsüber für Primäreinsätze mindestens 70 Kilometer groß, für Sekundärtransporte gibt es keine Limitierung. Für primäre wie sekundäre NVIS-Einsätze ist der Radius 185 Kilometer. (bs)