Im Rahmen der jüngsten Bilanz-Pressekonferenz der HUK-COBURG-Gruppe antworteten Vorstandschef Klaus-Jürgen Heitmann und sein Vorstandskollege Dr. Jörg Rheinländer auch auf konkrete Fragen der AUTOHAUS-Redaktion zu den Themen Schadenmanagement, Werkstattnetz, HUK-AutoWelt und HUK-AutoService.
AutoWelt expandiert trotz Corona-Rückschlägen
Die HUK-AutoWelt, bei der Gebrauchtfahrzeuge an- und wieder verkauft werden, war laut Heitmann "massiv" bereits vom ersten Lockdown betroffen, da die entsprechenden Stationen pandemiebedingt über Monate hinweg für den Kundenverkehr geschlossen bleiben mussten. Dies habe man "natürlich in den Zahlen gemerkt", insgesamt leide bekanntermaßen der gesamte Handel unter den Corona-Beschränkungen. Unbenommen davon sei der noch junge Geschäftszweig bei der HUK-COBURG bei "inzwischen deutlich vierstelligen An- und Verkaufszahlen" angelangt. Die Entwicklung bewertete der Vorstandssprecher – auch unter Berücksichtigung der Rahmenbedingungen – als "durchaus erfreulich". In Düsseldorf erfolge aktuell sogar ein Umzug der AutoWelt "auf eine deutlich größere Verkaufsfläche".
"AutoService muss für Kunden spürbarer werden"
"Grundsätzlich überarbeitet" werde derzeit auch das Konzept HUK-AutoService. Die bestehenden rund 180 Werkstattpartner sollen in diesem Zusammenhang erheblich weiter aufgestockt werden, "um deutlich mehr Relevanz aus Kundensicht" zu bekommen. Heitmann wörtlich: "Beim AutoService sind wir momentan einfach noch zu klein, das muss deutlich spürbarer werden in der Fläche. Mehr kann ich dazu aber im Moment noch nicht sagen." Unbenommen davon sei die Versicherungsgruppe aber von allen neuen Mobilitätsthemen, die sie für eigene Kunden gestartet habe, "nach wie vor überzeugt". Man werde die Ziele deshalb "auch weiterhin verfolgen".
"Keine Verwerfungen im Werkstattnetz"
Dr. Jörg Rheinländer nahm anschließend sehr ausführlich zu den Schadenmanagement- und Werkstattnetz-Themen Stellung. Insbesondere beim Werkstattnetz sah er "über die vielen Jahre hinweg eine sehr harmonische Entwicklung". Es gebe – wie überall in einem jahreszeitlichen Verlauf – Bewegungen dergestalt, dass einige K&L Betriebe das Netz verlassen, dafür andere neu hinzukommen. Unter dem Strich sei es aber "zu keiner Zeit zu irgendwelchen Verwerfungen gekommen", das Netz mit aktuell rund 1.600 Partnerunternehmen deshalb auch "sehr stabil".
Auf konkrete AUTOHAUS-Frage nach coronabedingten Insolvenzen antwortete Rheinländer, dass ihm solche nicht bekannt seien. Als Gründe für die Konstanz führte er zwei Maßnahmen an, die aus frühen Beratungen zu Beginn bereits des ersten Lockdowns mit den Werkstatt-Partnerbetrieben herrührten:
Reparatur statt Totalschadenabrechnung
"Zunächst haben wir sehr schnell 50 Prozent der Reparatursumme im Voraus auf den reinen Kostenvoranschlag bezahlt, um die Liquidität in den Betrieben aufrecht zu erhalten. Die zweite große Maßnahme war, dass wir uns nachhaltig bemüht hatten, noch mehr Aufträge direkt in unsere Partner-Werkstätten hinein zu steuern." Insbesondere habe man darauf geachtet, auch solche Schäden, die "normalerweise auf Totalschadenbasis abgerechnet würden, mehrheitlich einer Reparatur zuzuführen". Nicht zuletzt sei diese Maßnahme sogar den Versicherungskunden selbst zugute gekommen, "denn vor einem Jahr war es bekanntlich sehr schwierig, sich überhaupt ein Ersatzfahrzeug zu besorgen".
Unterstützungs- statt Infektionskostenpauschale
Beim SchadenService in den Partnerbetrieben habe sich die HUK frühzeitig zudem für die Zahlung einer sogenannten "Unterstützungspauschale" entschieden. Weitgehend vermieden habe man bewußt das "emotional betroffen machende Wort Infektionskostenpauschale". Dafür gab es laut Vorstand Rheinländer allerdings noch einen weiteren Grund: "Wir waren von Anfang an der Ansicht, dass die Einbringung der Desinfektionsmittel in die Autos überhaupt nicht sachgerecht ist. Wenn Sie nämlich damit Ihr Lenkrad abwischen, dann sieht das nachher ganz anders aus. Das ist viel zu scharfer Alkohol, den Sie im Auto gar nicht verwenden dürfen."
Vorzeitige SVS-Erhöhung als Umsatzausgleich
Die quasi ersatzweise an die K&L Betriebe ausbezahlte "Unterstützungspauschale" sei dann im Sommer 2020 abgelöst worden durch die vorgezogene – und ursprünglich erst für 2021 vorgesehene – Erhöhung der Stundenverrechnungssätze um 3,50 Euro netto bei den Karosseriearbeiten bzw. 4,50 Euro beim Lack. Diese Maßnahmen wurden laut Rheinländer von den HUK-Partnerwerkstätten "auch sehr stark honoriert". Durch die vorzeitig erhöhten SVS hätten die Unternehmer "zudem gewußt, wie sie im Folgejahr planen konnten".
Ob denn ein finanzieller Ausgleich für die letztlich nicht haltbaren Umsatzgarantien an die Partnerbetriebe angemacht sei, wollte unsere Redaktion abschließend von Vorstandschef Heitmann und seinem Kraftfahrtkollegen Jörg Rheinländer wissen. Letzterer verwies darauf, dass rückläufige Umsatzvolumina nicht durch die HUK-COBURG bedingt waren, sondern in erster Linie durch die pandemiebedingt rückläufigen Fahrleistungen und Unfälle. Da es die Werkstätten durch Corona aber auch anderweitig getroffen habe, sei in Coburg eine klare Entscheidung für die oben bereits benannten Unterstützungsmaßnahmen inklusive vor allem der vorzeitigen SVS-Erhöhung gefallen.
"Stehen verlässlich zu unseren Partnerbetrieben"
Vorstand Jörg Rheinländer beschrieb das Credo der HUK-COBURG zusammenfassend wie folgt: "Wir haben uns zweifellos sehr nachhaltig bemüht, gerade in die zum Teil jahrzehntealten, partnerschaftlichen Beziehungen hinein zu investieren. Auch, um zu verdeutlichen, dass wir als verlässlicher Partner zu den Betrieben in unserem Netz stehen. Wir haben all diese Maßnahmen wiederholt im Werkstattbeirat mit den Inhabern und Kfz-Meistern diskutiert, um von dort entsprechendes Feedback zu bekommen. Und ich kann Ihnen abschließend nur sagen: Unsere Konzepte kamen überall wirklich gut an." (kaf)
Joachim Otting