Im Bewusstsein um die besondere Bedeutung für den deutschen und internationalen Schadenmarkt will Audatex AUTOonline zu alter Stärke zurückfinden. Für 2021 hat die neue Führungsmannschaft auch produktseitig klare Ziele vorgegeben.
Starke Aufstellung im Assekuranzmarkt
Kaum ein Unternehmensname dürfte hierzulande so untrennbar mit der Erfassung, Kalkulation und Reparatur von Unfallschäden verbunden sein wie Audatex AUTOonline.
Passend zur Tradition des im eigenen Haus vor mehr als einem halben Jahrhundert
erfundenen Papiertypenbogens sind die Zahlen der Marke nach wie vor beeindruckend: Mehr als 60 Versicherungskunden bearbeiten mit ihren Kfz-Sachverständigen Schadenfälle über Audatex – von den 15 größten Gesellschaften alle bis auf eine Ausnahme. Über alle Solera-Lösungen hinweg werden pro Jahr weit über vier Millionen Abrufe generiert.
Dienstleistungen für SV und K&L Werkstätten
Vergleichbares gilt für den Sachverständigenmarkt: Trotz Corona wurden 2020 über 1,8 Millionen Fälle mit den großen SV-Organisationen abgewickelt, dazu Tausende mit unabhängigen Sachverständigen-Büros. Mehr als 80 Prozent der freien Kfz-Reparaturwerkstätten sind Audatex-Kunden und steuern Unfallschäden über Carisma und KSR ein. Mit AUTOonline und Sachcontrol gehören darüber hinaus auch die führenden Marken in Sachen Restwertbörse und Property Claims zum Firmenverbund.
Neues Managementteam
Nach vollzogenem Umzug vom Gründungsstandort Minden ins deutlich technikaffinere Berlin hat man in der Hauptstadt ein neues Managementteam aufgebaut, das die Traditionsmarken Audatex AUTOonline zusammen mit ihren Kunden in die digitalisierte Zukunft führen möchte. Deutschland-Chef Karol Englert erläutert im AUTOHAUS-Interview, wie dies gelingen soll.
AH: Herr Englert, zusammen mit altbewährten Audatex-Recken wie Erik Jahn und Klaus Gutland, aber auch neuem Führungspersonal geht Ihr Unternehmen ins Jahr 2021. Was war bei der Zusammenstellung der Chefetage ausschlaggebend?
K. Englert: Wie bei jeder erfolgreichen Mannschaft kommt es auf die richtige Mischung von persönlichen Stärken an. Audatex Deutschland hat ein Managementteam aufgebaut, das nationale und internationale Erfahrung in sich vereint. Die von Ihnen angesprochenen langjährigen Audatex-Kollegen treffen auf frische Einsteiger, echte Marktkompetenz, auf innovative Ideen von jungen, kreativen Köpfen. Gemeinsam wollen wir unsere Kunden auf dem Weg zum Erfolg begleiten.
AH: In den vergangenen ein bis zwei Jahren war es vergleichsweise ruhig um Audatex, traditionsreiche Veranstaltungen wurden schon vor der Pandemie abgesagt. Worin lagen die Gründe?
K. Englert: Solera ist ein weltweit aktives Unternehmen mit globalen Strukturen. Dies bietet viele Vorteile, denn diese ermöglichen es uns, technische Innovationen noch schneller international einzuführen. Unsere Muttergesellschaft ist eine agile Firma voller Marktexperten, die die volle Unterstützung einer unabhängigen Private Equity-Organisation genießt. Bei all den Chancen, die das bietet, werden wir im Gegenzug dafür sorgen, dass das Mutterland der Marke Audatex die starke Stimme behält, die es verdient. Wir sind uns der Verantwortung für die Marktteilnehmer auch in Deutschland bewusst. Unsere langjährigen Kundenbeziehungen haben auch in den vergangenen Jahrzehnten verschiedentliche Höhen und Tiefen des Marktes durchlebt. Die Loyalität, die wir uns erarbeitet haben, ist jedoch alles andere als selbstverständlich und für dieses Vertrauen möchte ich mich an dieser Stelle bedanken.
Führungsposition behaupten
AH: Was kann Audatex Deutschland dem Markt 2021 bieten?
K. Englert: Wir sind nach wie vor führender Anbieter im Bereich Schadenmanagement und investieren viel dafür, damit dies auch so bleibt – mehr, als manche unserer Wettbewerber pro Jahr erwirtschaften. Ganz konkret geht es um die größte Abdeckung in Bezug auf die Fahrzeugmodelle, die Markterfahrung, die Nutzerzahlen. Unseren Job haben wir dann gut gemacht, wenn die Erfahrungen unserer Kunden in unsere Lösungen mit einfließen und es keine offenen Fälle in unseren Technik-Hotlines gibt. Wir haben aber auch verstanden, dass wir uns in einem dynamischen Markt immer wieder neu erfinden müssen, um bestehen zu können. Für dieses Geschäftsjahr haben wir uns deshalb drei Schwerpunkte gesetzt.
AH: Wo liegen diese konkret?
K. Englert: Die Reparaturbetriebe arbeiten schon zu 100 Prozent erfolgreich mit den neuen Qapter Online-Lösungen, mehr als 3.500 Werkstätten. Hier waren wir in Deutschland weltweit führend und haben es den Betrieben in Zeiten von Fachkräftemangel ermöglicht, uns auf die Instandsetzung zu konzentrieren, indem die grundlegende Schadenerfassung maßgeblich vereinfacht wurde. In einem nächsten Schritt werden auch Versicherungs- und Sachverständigenkunden migriert. Alle Kernprozesse stehen, der im Bereich SV-Büros bereits gestartete Rollout geht weiter.
Als zweiten Punkt wollen wir neue Partnerschaften schließen: Zu Plattformen, Steuerungsanbietern, Schaden- und Servicedienstleistern, Dealer Management Systemen. Nur mit den richtigen Schnittstellen kommen wir unserem gemeinsamem Ziel, den Kunden die beste Lösung bieten zu können, Schritt für Schritt näher.
Ein echtes Highlight steht zudem mit der Einführung der Visuellen Intelligenz (VI) an. Diese Solera-Lösung zur Bilderkennung wird nahtlos und komplett in die bestehenden Schadensprozesse und Kalkulationssoftware eingebunden.
Flotten und Remarketing
AH: Wie sehen Sie die Rolle der zweiten Marke unter dem Solera-Dach in Deutschland, AUTOonline?
K. Englert: Unsere Restwertbörse ist – wie auch Audatex – Marktführer und das aus gutem Grund. Wir können kontinuierlich belegen, dass unser professionelles Aufkäufer-Netzwerk die höchsten Restwerte erzielt – zum Vorteil aller Beteiligten, der Geschädigten ebenso wie der Versicherungswirtschaft. Auch wenn heute viele Fahrzeuge in mehrere Börsen parallel eingestellt werden, AUTOonline ist immer mit dabei. Dass unsere Kundenbeziehungen robust sind, sehen wir am Pandemiejahr 2020: Nach den Einbrüchen, die der gesamte Markt erlebt hat, sind die eingestellten Volumen wie auch in der Vergangenheit sehr schnell wieder nach oben gegangen.
AH: Welche Ziele verfolgen Sie mit dem neuen Vertriebschef Stefan Tomicic?
K. Englert: Mit Stefan konnten wir einen echten Vertriebsmann mit einem sehr guten Netzwerk für uns gewinnen. Bei AUTOonline steht vor allem der Ausbau des Flottengeschäfts und der Aufbau eines innovativen Remarketing-Prozesses in Kooperation mit dem deutschen Fahrzeughandel im Fokus. Mit seinem Wissen und seiner Erfahrung auf diesen Gebieten wird uns Stefan Tomicic dabei helfen, Solera auch in den Bereichen Flottenvermarktung und Remarketing zum Marktführer zu machen.
AH: Herr Englert, vielen Dank für dieses Gespräch. (kt)
Dipl.-Ing. Otto-Leonhard Peus