Zwischen Fahrzeugalter, Fahreralter und Unfallrisiko besteht laut Dekra Verkehrssicherheitsreport ein Zusammenhang. Die aktuelle Ausgabe unter der Präambel "Mobilität im Alter" basiere auf eigenen (Dekra)-Auswertungen der amtlichen Unfallstatistik. Die Zahl der Pkw, die in Deutschland an einem polizeilich registrierten Verkehrsunfall mit Personenschaden beteiligt sind, entspreche demnach über die letzten Jahre hinweg etwa 0,75 Prozent der zugelassenen Pkw. Insgesamt unterliege der Anteil mit zunehmendem Fahrzeugalter darüberhinaus nur sehr geringen Schwankungen.
Auf den ersten Blick spiele das zunehmende Alter von Pkw keine Rolle beim Risiko, in einen Unfall mit Personenschaden verwickelt zu werden – "allerdings nur, wenn die Fahrleistung unberücksichtigt bleibt". Grundsätzlich nehme auch die durchschnittliche Jahresfahrleistung ab, je älter das Fahrzeug ist. Daraus ergebe sich ein ansteigendes Unfallrisiko mit zunehmendem Fahrzeugalter. "Dieses Bild verstärkt sich, wenn die Hauptschuld an Unfällen mit Personenschaden und das Fahrzeugalter gemeinsam betrachtet werden", sagt Dekra Experte Walter Niewöhner.
"Senioren zu 70 Prozent schuld an Unfällen mit 12+ Fahrzeugen"
Im Jahr 2019 wurden in Deutschland knapp 50 Prozent der Unfälle, an denen ein Pkw im Alter von unter einem Jahr beteiligt war, von diesem verursacht. Dieser Wert erhöhe sich mit zunehmendem Fahrzeugalter und erreiche bei Autos, die zwölf oder mehr Jahre alt sind, einen Anteil von 59,4 Prozent. Betrachte man zusätzlich noch das Fahreralter, werde der größere Anteil der von Senioren verschuldeten Unfälle deutlich: "Er lag 2019 bei Fahrzeugen, die mindestens zwölf Jahre alt waren, bei rund 70 Prozent", so Niewöhner.
Pkw-Durchschnittsalter um 2,7 Jahre angestiegen
Die Zahlen machen laut Dekra deutlich, dass die Weiterentwicklungen in der Fahrzeugtechnik durchaus das Potenzial haben, die Zahl an Unfällen insgesamt und auch das Risiko von Unfällen mit Personenschäden zu senken. Das zunehmende Durchschnittsalter von Pkw – es ist in Deutschland seit 2001 von damals 7,1 Jahren konstant auf 9,8 Jahre zu Jahresbeginn 2021 angestiegen – verlangsame allerdings eine Abnahme der Zahl der im Straßenverkehr Verunglückten.
Vor 10 Jahren bereits überproportionaler Anstieg erkennbar
Der Zusammenhang zwischen Fahrzeugalter, Fahreralter und Unfallrisiko lasse sich anhand statistischer Daten aus Deutschland für die Vergleichszeiträume 2005 bis 2009 und 2015 bis 2019 beispielhaft aufzeigen. Als Basis verwendet Dekra alle Unfälle mit Personenschäden, an denen mindestens ein Pkw beteiligt war. Zwischen 2005 und 2009 stachen demnach vor allem die jungen Fahranfänger mit beteiligten Fahrzeugen von zehn und mehr Jahren hervor – diese verunfallten zu mehr als der Hälfte mit so alten Fahrzeugen. Mit zunehmendem Fahreralter sei indes auch das Alter der unfallbeteiligten Fahrzeuge gesunken: Bei den 55- bis 64-jährigen lag der Anteil der Fahrzeuge über zehn Jahren bei 30,6 Prozent. In der Altersgruppe 65+ stieg der Wert auf 34,1 Prozent, er lag aber unter dem Gesamtdurchschnitt von 35,9 Prozent.
Altauto-Nutzung bei Generation 65+ steigt weiter auf 42,7 Prozent
Im Vergleichszeitraum 2015 bis 2019 haben sich teilweise erhebliche Änderungen ergeben. Bei den Pkw mit einem Alter von zehn und mehr Jahren kam es bei den jüngeren Fahrern bis 30 Jahre zu Zunahmen um bis zu 3,5 Prozentpunkte, in den folgenden Altersgruppen bis 65 Jahre um bis zu 4,8 Prozentpunkte. Bei der Altersgruppe 65+ betrug der Anstieg sogar 8,6 Prozentpunkte auf 42,7 %. Damit lag der Anteil der Senioren mit alten Fahrzeugen deutlich über dem Gesamtschnitt von 39,6 %. Die inzwischen für 2020 vorliegenden Unfallzahlen zeigen hierzu keine großen Veränderungen, eine Trendumkehr ist vorerst nicht in Sicht.
Assistenzsysteme halten nur langsam Einzug bei Senioren
Grundsätzlich bestätige das Unfallgeschehen die aus anderen Statistiken hergeleiteten Erkenntnisse: Der Anteil älterer Menschen, die ältere Pkw fahren, nehme überproportional zu. "Mit zunehmendem Lebensalter werden die Fahrzeuge seltener ersetzt, weil die Nutzung häufiger unter dem Aspekt ,Es fährt doch noch‘ in Verbindung mit einer geringen jährlichen Kilometerleistung erfolgt. Entsprechend langsam halten aber auch Fahrerassistenzsysteme, die vor allem in komplexen und anspruchsvollen Verkehrssituationen unterstützen, Einzug in den Fahrzeugbestand der Senioren", so Dekra Experte Walter Niewöhner.
Hintergründe zum Thema liefert der aktuelle Dekra Verkehrssicherheitsreport 2021 "Mobilität im Alter". Er steht online unter www.dekra-roadsafety.com zur Verfügung. (fi)