Nur selten wird Digitalisierung für Endkunden, aber auch die Branche selbst so greifbar wie im Rahmen von Massenschadenereignissen nach Hagelunwettern. In den letzten Jahren haben sich verschiedene Anbieter von Hagelscannern am deutschen Markt etabliert, die Kfz-Sachverständige dabei unterstützen, Schäden an Fahrzeugen schnell und ermüdungsfrei mit digitaler Hilfe zu erfassen.
Unterschiede in der Technik
In dieser Diversität liegt aber auch ein grundlegendes Problem begründet, wie Lars Rottmann, Präsident des Bundesverbands Ausbeultechnik und Hagelinstandsetzung (BVAT) e.V. betont: "Aktuell unterscheiden sich die Hagelscanner stark, was die eingesetzte Technik angeht – die Bandbreite reicht von Videoaufzeichnung über 3D-Modelle bis zu Einzelbildern und KI-Tools. Viele Betriebe, aber auch Sachbearbeiter oder Experten kennen sich bestenfalls mit einem System aus, was ihnen aber nicht weiterhilft, wenn der Schaden mit einem anderen Scanner erfasst wurde. Die Ergebnisse unterscheiden sich nach wie vor stark und lassen sich untereinander nur bedingt vergleichen."
Aktueller Stand skizziert
Der Verband engagiert sich deshalb aktuell dafür, mehr Vergleichbarkeit im Markt herzustellen und hat Ende November in Marktheidenfeld einen ersten Arbeitskreis unter dem Motto "Umgang und Kalkulation mit Hagelscannern" abgehalten. Das Teilnehmerfeld war mit Kalkulationsanbietern, Scannerherstellern und Vertretern führender Kfz-Versicherer hochkarätig besetzt. Ziel war es, den aktuellen Stand der Technik und die praktische Anwendung von Hagelscannern zu bewerten sowie Perspektiven für deren Weiterentwicklung zu erarbeiten. Dazu berichteten die Teilnehmer zunächst von ihren Erfahrungen aus der abgeschlossenen Saison mit unterschiedlichen Technologien wie ADI, Buddah, Colibri und SAM.
Konkretes Verbesserungspotenzial
Trotz erster Erfolge ließen sich im Rahmen der Veranstaltung Optimierungsmöglichkeiten und verschiedene Herausforderungen festhalten – etwa bei der Farbdetektion, der Wiederholbarkeit der Ergebnisse oder der Integration in bestehende Systeme. Ein Schwerpunkt der Diskussion lag auf der Vergleichbarkeit und Transparenz der Ergebnisse sowie der Effizienz und Revisionssicherheit der Systeme. Darüber hinaus wurden konkrete Kriterien für den Benchmark identifiziert, darunter:
- Dokumentation und Archivierung: Bilder pro Bauteil und Revisionssicherheit
- Effizienz: Durchlaufzeiten und Reduzierung der Fehlerquote durch KI. Und Kontrollprozesse
- Handling: Bedienbarkeit, Aufbau- und Transportzeit sowie Kostentransparenz
- Genauigkeit bei Dellenanzahl, Größe und Bauteilzuordnung
- Sichtbarkeit der eingesetzten Technik sowie Zulassungen und Patente
Weitere Schritte geplant
Nach dem gelungenen Auftakt haben sich die Teilnehmer für die kommenden Monate einen konkreten Zeitplan gesetzt. Noch vor Beginn der nächsten Elementarsaison wird es einen weiteren Arbeitskreis mit den bisherigen und zusätzlichen Kfz-Versicherern geben. Dieser soll im Rahmen der Hauptversammlung des BVAT am Rande der Fachmesse IASRE Anfang März bezüglich des weiteren Vorgehens von den Mitgliedern des Verbandes abgesegnet werden.
Im April könnten dann auf der kommenden Ausgabe der Hagel-Akademie erste Ergebnisse vorgestellt werden – dort soll der aktuelle Stand der Scantechnologie ohnehin thematischer Schwerpunkt sein (wir berichteten mehrfach).