Audatex AUTOonline und die führenden Kfz-Versicherer Deutschlands gingen offen und kritisch, aber vor allem konstruktiv an die kommenden Aufgaben. Die 41. BGA -Tagung Ende Mai in Frankfurt am Main stand ganz im Zeichen des Wandels. Eines werde sich aber trotz des Veranstaltungsmottos "Just change it" auch in Zukunft nicht ändern, betonte Michael Bergmann schon zu Beginn der zweiten Sitzung, die er als Audatex AUTOonline Geschäftsführer ausrichtete – nämlich die besondere Bedeutung dieser Veranstaltung und des gesamten Gremiums für sein Haus: "Wir verändern uns, weil der Markt sich verändert. Dies können wir nur gemeinsam mit Ihnen tun, in enger Abstimmung mit unseren Kunden. Nur dann werden unsere Produkte den Anforderungen, denen sich die Branche als ganze stellen muss, auch weiterhin gerecht werden. Dies ist unser Anspruch als Audatex AUTOonline, daran lasse ich mich auch persönlich gerne messen."
Als ein gelungenes Beispiel dieser Kooperation führte Bergmann die Anpassung der Audatex AUTOonline Produkttechnik in Sachen always online an: "Über die Rückmeldungen aus dem Markt wurde deutlich, dass das Endziel nach wie vor die papierlose Schadenabwicklung ist und bleiben wird. Für den Moment sind aber Hybridlösungen, die eine Offline-Schadenerfassung ermöglichen und bei der nächstmöglichen Verbindung via W-LAN oder Mobilfunknetz die Kalkulationsdaten übertragen, für den mobilen Einsatz schlichtweg besser geeignet."
Managementteam mit vier Säulen
Die angesprochene Nähe zu Markt und Anwendern gilt dabei laut Michael Bergmann nicht nur für die in Frankfurt anwesende Versicherungswirtschaft, sondern auch die anderen zentralen Kernkundengruppen seines Hauses, die Instandsetzungsbetriebe und Sachverständigenwesen: "Bei sechs Terminen deutschlandweit präsentieren wir auf der Audatex AUTOonline Roadshow 2017 eine Vielzahl aktueller und innovativer Produkt-Themen für Werkstätten und SV-Büros sowie -Organisationen."
Wie schon bei der BGA 2016 (wir berichteten) sprachen Michael Bergmann und seine drei Kollegen aus der Geschäftsführung, Erik Jahn (Operations und Customer Services, Retail Vertrieb), Dimitra Theocharidou-Sohns (Produktmanagement) und André Grothues (Entwicklung) Versäumnisse ehrlich an und übernahmen Verantwortung für die Anfang des Jahres in Folge des Umzugs nach Berlin aufgetretenen Probleme: "Im Vergleich zur Vergangenheit haben wir die von Ihnen gemeldeten Komplikationen sehr schnell und gut in den Griff bekommen. Die Lehren daraus sind bereits gezogen, die von uns gelieferten Daten sind auch in Zukunft das Fundament des Hauses Audatex AUTOonline", betonte Erik Jahn, der im Anschluss gemeinsam mit Claude Heinis, dem Chef des in München ansässigen Global Automotive Center von Solera, die umfangreichen Maßnahmen zur Qualitätssicherung im Detail vorstellte.
Bergmann: "Audatex wird liefern"
Die anwesenden BGA-Mitglieder, die in ihren Diskussionsbeiträgen und Fragen durchaus teils kritische Töne anschlugen, honorierten diese Haltung denn auch. Peter Boecker, Leiter Abteilung Kraftfahrtschaden der DEVK und Mitglied im Federführenden Ausschuss der BGA, fasste die Stimmung treffend zusammen und appellierte an seine Kollegen der anderen Häuser: "Auch wir Anwender sollten in Zukunft weiter auf Kooperation und ein vertrauensvolles Miteinander setzen. Wenn unsere Wünsche und Anregungen aus Pilotphasen produktseitig umgesetzt werden, wäre es angemessen, die neuen Technologien hinterher zu verwenden und diese weiterhin kritisch, aber eben auch produktiv im Markt zu begleiten." So war die 41. BGA-Tagung vom beiderseitigen Willen geprägt, erlebte Schwierigkeiten zu überwinden und die aktuellen und kommenden Herausforderungen gemeinsam anzugehen.
Mit welchen Produkten Audatex AUTOonline seine Anwender dabei optimal unterstützen möchte, stand im Mittelpunkt der weiteren Tagung. Maßgabe war Michael Bergmann zufolge vor allem, nicht nur Visionen zu präsentieren: "Die hier größtenteils live vorgeführten Systeme sind entweder in anderen Märkten produktiv oder befinden sich bereits in einer Pilotphase in Deutschland. Wir haben verstanden und wir werden liefern."
Evolution statt Revolution
Seine Mannschaft folgte dieser Vorgabe und präsentierte eine ganze Reihe von Weiter- und Neuentwicklungen, etwa die browserbasierte und damit von Hard- und Softwareplattformen unabhängige graphische Schadenerfassung Quapter, ein europaweites Projekt, das noch 2017 Marktreife erreichen und im kommenden Jahr ausgerollt werden wird. In Sachen Fahrzeugdiagnostik kooperiert Audatex AUTOonline mit Bosch, um den Sachverständigen künftig die Möglichkeit zu geben, nicht nur sichtbare Schäden zu bewerten, sondern auch Informationen aus Steuergeräten in ihre Arbeit einzubeziehen – eine Forderung führender Branchenverbände.
Bereits auf dem deutschen Markt im Einsatz ist das gemeinsam mit dem Kooperationspartner FSL entwickelte dynamische Einsatzplanungstool zur optimalen Steuerung von Außendienstmitarbeitern in Echtzeit.
Besondere Beachtung fand der Einblick in die Digital Garage, vorgestellt von André Balzer, Senior Director der Solera-Innovationsschmiede R3PI mit Sitz im schweizerischen Zürich. Er führte ein in Österreich bereits umgesetztes Claims Modul live vor, mit dem Endkunden Kleinschäden selbst graphisch erfassen und ihrer Versicherung melden können. Kurz vor der Pilotphase steht eine Lösung für Reparaturbetriebe, die auf Basis noch genauerer Fotos eine schnelle Reparaturfreigabe ermöglichen soll. "Ein nächster Schritt ist aus meiner Sicht das Scannen des Autos mittels einer Kamera und der automatische Abgleich der Beschädigungen mit im System hinterlegten 3D-Modellen. Die Basis für die Verbesserung der künstlichen Intelligenz sind eine Vielzahl von Fotos, die die Systeme lernen lassen – auch das ist keine Zukunftsmusik mehr, daran arbeiten wir bereits mit Hochdruck", stellte Balzer heraus.
"Führung bleibt auch in Zukunft analog"
Einen weiteren gelungenen Akzent setzte der ehemalige "Albatross" Dr. Michael Groß, der als promovierter Sozialwissenschaftler heute eine Beratungsgesellschaft für Change Management und Talent Management leitet und einen Lehrauftrag an der Frankfurt School of Finance & Management inne hat. Die mit drei Olympiasiegen und fünf Weltmeistertiteln dekorierte deutsche Schwimmlegende machte den BGA-Mitgliedern in ihrem Gastvortrag klar, wie viel Arbeit hinter solchen Erfolgen steckt: "Um entscheidende Finals zu erreichen und dort 4.000 Meter zurückzulegen, bin ich in meinem Leben 38.000 Kilometer geschwommen. Trotz der klaren Regeln im Sport, dies es in der freien Wirtschaft nicht gibt, hatte ich nur Einfluss auf 12,5 Prozent des Wettkampfes – meine eigene Leistung." Auch in Zeiten von Digitalisierung und sich stetig wandelnder Technologie sei bei Managern deshalb vor allem eines gefragt: "Führung wird auch in Zukunft immer analog bleiben, es kommt auf Ihren persönlichen Einsatz an. Reden Sie mit Ihren Mitarbeitern, seien Sie Vordenker, Steuermann, Entwickler, Vorbild und vor allem Macher", riet Dr. Groß dem Auditorium für seine tägliche Arbeit.
Eine ausführliche Berichterstattung zu allen Vorträgen, Produktneuheiten und den teils leidenschaftlich geführten Diskussionen der anwesenden Teilnehmer zur Zukunft der Schadenbranche finden Sie in den kommenden Ausgaben der SchadenBusiness-Medienfamilie. (kt)