Die Deutsche Umwelthilfe wirft den deutschen Autoherstellern vor, für ihre Fahrzeuge viel zu niedrige Verbrauchswerte anzugeben. Bei den zehn meistverkauften Pkw sei der tatsächliche Kraftstoffverbrauch 2014 im Durchschnitt um 38 Prozent vom Normverbrauch abgewichen, sagte der Geschäftsführer des Umweltverbandes, Jürgen Resch, am Donnerstag in Berlin. Das hätten die Angaben auf Spritverbrauchsportalen und eigene Berechnungen ergeben. Dem Staat seien dadurch im vergangenen Jahr 1,4 Milliarden Euro an Kraftfahrzeugsteuer entgangen. Diese wird für Personenwagen nach Hubraum und Schadstoffausstoß berechnet.
Der Verband der Automobilindustrie (VDA) verwies auf gesetzliche Vorschriften, die alle Autobauer befolgen müssten, die in der Europäischen Union Neuwagen verkaufen. Der Kraftstoffverbrauch von neuen Pkw deutscher Konzernmarken sinke kontinuierlich. Seit 2008 sei er um 20 Prozent zurückgegangen, sagte VDA-Geschäftsführer Ulrich Eichhorn. Die Umwelthilfe bezieht sich bei ihrer Kritik auf die Flottenbilanz aller in- und ausländischen Hersteller. Sie stützt sich auch auf Erkenntnisse der US-Umweltbehörde EPA, die einen Teil der Neuzulassungen per Zufallsauswahl überprüft.
In den vergangenen drei Jahren habe die EPA Verbrauchswerte von fünf Herstellern und mehr als 1,4 Millionen davon betroffenen Fahrzeugen korrigiert - um bis zu 18 Prozent. Anders als die EPA verfolge das in Deutschland für die Kontrollen zuständige Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) solche Rechtsverstöße nicht, kritisierte die Umwelthilfe. (dpa)
A. Aslau