Niedersachsens Ministerpräsident und VW-Aufsichtsrat David McAllister hat ein Ende des öffentlich ausgetragenen Streits zwischen Volkswagen und Suzuki gefordert. "Als Aufsichtsrat mische ich mich nicht ins operative Geschäft ein, aber es wäre gut, wenn solche Auseinandersetzungen intern und nicht öffentlich ausgetragen werden", sagte der CDU-Politiker dem "Handelsblatt" (Montagsausgabe). Niedersachsen hält gut 20 Prozent der VW-Stimmrechte.
Laut dem Blatt droht Suzuki den Wolfsburgern mittlerweile mit der Anrufung eines Schiedsgerichts. Aus Sicht der Japaner müsste sich VW einem solchen Urteilsspruch dann unterwerfen und sogar seine Anteile wieder verkaufen. Im Kooperationsvertrag sei vereinbart, dass der Spruch eines Schiedsgerichts bindend sei, meldete die Zeitung. Ein VW-Sprecher wollte den Bericht nicht kommentieren.
Die beiden Autobauer liegen seit Wochen im Clinch, zuletzt hatten sich die Fronten weiter verhärtet. Nachdem die Wolfsburger dem Partner vor einem Monat den Bruch des Ende 2009 geschlossenen Kooperationsvertrags vorgeworfen hatten, schoss das Suzuki-Management am vergangenen Freitag mit derselben Anschuldigung zurück (wir berichteten). VW will nun das weitere Vorgehen beraten. Auch juristische Schritte sind denkbar.
VW und Suzuki hatten im Dezember 2009 eine mit großer Hoffnung verbundene Partnerschaft in Form einer so genannten Überkreuzbeteiligung geschlossen: Die Deutschen übernahmen knapp 20 Prozent von Suzuki, während sich die Japaner mit 1,5 Prozent bei den Deutschen einkauften. Nachdem VW den Japanern vorgeworfen hatte, den Kooperationsvertrag verletzt zu haben, forderte Suzuki VW auf, sein Aktienpaket zurückzugeben.
Zeit-Faktor
VW stellte am Montag noch einmal klipp und klar fest, an dem Bündnis ungeachtet aller Querelen festzuhalten. Damit ist der Autobauer nach Expertenmeinung gut beraten. "Man sollte der Geschichte Zeit geben, damit die Wunden vernarben können, und in fünf bis sechs Jahren einen Neustart für die Partnerschaft versuchen", so der Autoanalyst der NordLB, Frank Schwope. Suzuki-Chef Osamu Suzuki sei ja immerhin auch schon weit über 80 Jahre alt.
Wenn VW seine Anteile jetzt aufgebe, würde der Konkurrenz in die Hände gespielt, meint Schwope. Auch wenn das Projekt derzeit in der Sackgasse stecke – Volkswagen habe genug Mittel und Zeit, um die Sache auszusitzen. Und er halte es für ziemlich unwahrscheinlich, dass VW zum Verkauf der Suzuki-Anteile gezwungen werden könnte. "Normalerweise kann sich ein Unternehmen ja nicht gegen seine Aktionäre wehren." Schon ein Schiedsverfahren wäre doch sehr ungewöhnlich. (dpa)