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EU: Rückenwind für Maut-Modell der CSU

31.10.2013 15:00 Uhr
Siim Kallas
EU-Verkehrskommissar Siim Kallas: Senkung der Steuern für Inländer ist keine Diskriminierung.
© Foto: European Commission

Der Streit um die Pkw-Maut kocht in den Koalitionsgesprächen hoch: Die CSU sieht sich durch die EU-Kommission in den Plänen bestätigt und auf dem richtigen Weg. Die SPD bleibt bei ihrem Nein.

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Die CSU erhöht in den schwarz-roten Koalitionsverhandlungen den Druck für die Einführung einer Pkw-Maut. Bestärkt von einer Stellungnahme der EU-Kommission zu rechtlichen Möglichkeiten stellte CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt am Donnerstag klar: "Ohne Pkw-Maut für Ausländer werden wir einem Koalitionsvertrag nicht zustimmen." Die SPD bleibt dagegen bei ihrem Nein. Für EU-Verkehrskommissar Siim Kallas kann eine Gebühr für alle Autos – mit einem Ausgleich für Inländer über die Kfz-Steuer – zulässig sein. Ein solches Modell will die CSU. Die Brüsseler Behörde wies aber zurück, einer Maut schon grünes Licht gegeben zu haben.

Der amtierende Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) sagte: "Das Signal aus Brüssel gibt uns gewaltigen Rückenwind." Deutsche Autofahrer sollten nicht zusätzlich belastet werden. "Wir wollen, dass Mittel, die aus der Straße kommen, wieder zweckgebunden und unmittelbar in die Straße investiert werden. Und wir wollen keine Diskriminierung für im Ausland zugelassene Fahrzeuge."

Die SPD hatte die Mautforderung der CSU bisher auch mit Verweis auf EU-Recht zurückgewiesen, das eine Benachteiligung wegen der Nationalität verbietet. Auch die CDU-Spitze lehnt eine Pkw-Maut ab. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte im Wahlkampf gesagt: "Mit mir wird es keine Pkw-Maut geben."

EU-Verkehrskommissar Siim Kallas erklärte nun auf eine Frage der Grünen im EU-Parlament, dass ein Modell wie von der CSU vorgeschlagen rechtlich möglich sein könne: "Grundsätzlich stellt eine Senkung der Kraftfahrzeugsteuern für gebietsansässige Nutzer (...) bei gleichzeitiger Erhebung angemessener Nutzungsgebühren für alle Nutzer also keine Diskriminierung aus Gründen der Staatsangehörigkeit dar." Konkret schwebt der CSU eine Vignette vor.

SPD sagt weiter Nein

Die SPD lehnt dies weiterhin ab. "Die EU sagt eindeutig, es geht nur mit einer Einführung der Pkw-Maut für alle", sagte SPD-Verkehrsexperte Sören Bartol. Eine Steuer-Kompensation für deutsche Fahrer bevorzuge große Autos mit hohem CO2-Ausstoß. Einnahmen einer Maut, die im Ergebnis nur Ausländer träfe, würden wieder durch die Erhebungskosten aufgefressen. Laut Schätzungen könnten die Einnahmen zwischen 225 Millionen und 800 Millionen Euro jährlich liegen. Die existierende Lkw-Maut bringt jährlich rund 4,5 Milliarden Euro ein.

In den Koalitionsgesprächen von Union und SPD sind deutlich höhere Investitionen zur Sanierung von Straßen und Schienen ein wichtiges Thema. Auf dem Tisch liegt auch ein Konzept aller 16 Länder. Es sieht einen 40 Milliarden Euro umfassenden Sonderfonds aus zusätzlichen Bundesmitteln vor. Als ergänzende "Nutzerfinanzierung" werden eine Ausweitung der Lkw-Maut und die Pkw-Maut für Ausländer als Optionen genannt – die auf Vereinbarkeit mit EU-Recht geprüft werden solle.

Die EU-Kommission stellte in Brüssel klar, dass deutsche Fahrer eine Vignette nicht gratis erhalten dürften. Ein Sprecher von EU- Kommissionspräsident José Manuel Barroso schrieb auf Twitter zu einer Pkw-Maut in Deutschland: "Kein grünes Licht von EU-Kommission, da Ob und Wie unklar. Was gilt ist das Prinzip der Nicht-Diskriminierung." Kallas sagte der "Bild"-Zeitung (Freitag): "Wenn Inländer und Ausländer die mautpflichtige Infrastruktur benutzen wollen, müssten alle eine Vignette kaufen und zwar zu den gleichen transparenten und fairen Bedingungen: gleicher Preis, gleiche Bezahlmethode."

"Hoher Verwaltungsaufwand frisst Einnahmen auf"

Die Grünen kritisierten die CSU-Pläne. Möglich wäre nur eine Maut für alle Fahrer. "Diese muss nutzungsabhängig, also auf Grundlage der gefahrenen Kilometer, erhoben werden." Damit sei ein Vignetten-Modell illegal. Die Linke warnte, eine Maut belastete Menschen mit niedrigem Einkommen über Gebühr. Der Auto Club Europa (ACE) erklärte: "Niedrige Einnahmen werden aufgefressen von hohem Verwaltungsaufwand." ADAC- Präsident Peter Meyer sagte, eine Ausländer-Maut sei nicht das geeignete Mittel, um Mehreinnahmen für kaputte und überlastete Straßen zu erwirtschaften. (dpa)

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KOMMENTARE


B.B.

31.10.2013 - 11:58 Uhr

Die PKW-Maut sollte nur in Bayern gelten.


Mr.T

31.10.2013 - 13:15 Uhr

Nein B.B., in ganz Deutschland, jedoch nur für Bayern ;)


Erwin.Bach

31.10.2013 - 13:45 Uhr

Qualifizierter (Vor)-Kommentar.In anderen Länder muss für eine Autobahn-Nutzung bezahlt werden.Eine Gebühr für Inländer ist aufgrund der momentanen Steuereinnahmen bzw. Steuerbelastung absurd. Das Bundesland Bayern zahlt durch den Länderfinanzausgleich sehr viel für das "Wohlbefinden" der Restlichen, wird allerdings immer gerne durch den Kakao gezogen. Nein, ich wohne in NRW.


Jürgen Sangl

31.10.2013 - 15:18 Uhr

Ich bin gespannt wie das über die Kfz-Steuer verrechnet werden soll. Herr Seehofer weiß hoffentlich daß die Kfz-Steuer für einen Kleinwagen mit 1,0l Hubraum und weniger als 110g CO2 lediglich Euro 20,-/Jahr kostet, für einen Mittelklasse-Pkw im Schnitt um die Euro 240,-


E.Kühlwetter (wallibelli)

31.10.2013 - 16:42 Uhr

@Jürgen Sangl, ein Kennzeichen von Politikern ist: sie reden viel über Dinge von denen sie keine Ahnung haben. Damit Frau Merkel ihr Ziel von 1 Mio E-Auto - Zulassungen bis 2020 überhaupt erreichen kann, hat die alte Regierung (inkl. Seehofer-CSU) im Mai 2013 beschlossen, für E-Autos und Plug-in Hybride (diese gelten, sofern sie mind. 25 km elektrisch fahren, auch als E-Autos) ab sofort 10 Jahre lang keine KFZ-Steuer zu erheben. Wer keine Steuern zahlt, dem kann man keine erstatten. Sollen Betroffene etwa von der Maut befreit werden? Die bekommen dann eine "Freie Fahrt" Vignette an die Scheibe gepappt. Man konterkariert mit der geplanten Mautlösung Anreize kleine, CO2 arme Autos zu kaufen. Hier hat sich wahrscheinlich wieder die deutsche Autolobby unter Herrn Wissmann der mehrheitlich Diesel fahrenden Firmen- und Dienstwagen durchgesetzt. Die wollen wohl 2x kassiern. Die Mautkosten setzen sie als Betriebsausgabe ab, die Steuererstattung verbuchen sie als Einnahmen.


Michael Kühn

31.10.2013 - 18:08 Uhr

Mein ursprünglicher Kommentar war auf LKW-Maut auf Landstraßen gemünzt, betrifft jedoch auch die PKW-Maut ! --"Solange es Millionengräber wie z.B. BER, Stuttgart 21 usw. gibt, ist genügend "Kohle" vorhanden, um Straßen zu sanieren. Und es gibt viele weitere "Statussymbole" von einzelnen Landespolitikern, die nix bringen, aber viel kosten ! -- Und mit Verlaub, LKW-Maut auf den Bundesstraßen wird noch mehr 40-Tonner durch die kleinen/keinsten Ortschaften lenken... Das wäre nur eine Problemverlagerung zu Lasten der kleinen Gemeinden und Ortschaften. -- Ich kenne einige Kleine Orte, in denen für kleine Kinder, Radfahrer sowie Anwohner das Leben deutlich gefährlicher und lebensfeindlicher wurde. Ampelregelungen usw. bedeuten Abbremsen, Anfahren mit einem 40 T-Fzg. = Fenster schließen an der Ortsdurchgangsstraße !!! -- Was soll der Quatsch mit der Maut, glaubt denn ernsthaft irgendwer daran, daß sich PKW-Fahrer anders verhalten werden ??? Privatfahrer sicher auch nicht, denn oft sind die Strecken sogar kürzer in Km + sparen teuren Kraftstoff... "


D.Buschhorn

04.11.2013 - 10:00 Uhr

E-Kühlwetter ( wallibelli ) meint das eine Änderung der KFZ.-Steuer bei E-Fahrzeugen auch für Hybride gilt sofern sie mindestens 25 Km rein elektrisch fahren können. Er gibt einen Regierungsbeschluss aus Mai 2013 an.Nach Auskunft meines Finanzamtes ist dort davon nichts bekannt. Es efolgte lediglich eine Erweiterung der Steuerbefreiung von 5 auf 10 Jahre für reine " E-Mobile ". Also zahlen Hybriden und alle E-Fahrzeuge mit Range Extender weiterhin den vollen Steuersatz.


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