Trotz der einschneidenden Corona-Krise wurden seit Anfang des Jahres 4.578.408 Besitzumschreibungen beim Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) registriert. Dank der starken Monate Juli und August liegt der Markt damit kumuliert nur noch 6,2 Prozent unter dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum.
Der August in der Einzelbetrachtung konnte 629.810 Einheiten zu dieser Bilanz beisteuern. Das sind zwar 15,8 Prozent weniger als im Rekordmonat Juli 2020, aber immerhin 3,9 Prozent mehr als im August 2019. Erfahrungsgemäß waren die Sommermonate in den vergangenen Jahren eher schwächer als der Frühling, aber dieses wichtige Geschäft ist in diesem Jahr Corona-bedingt ausgefallen.
Wie die Deutsche Automobil Treuhand (DAT) analysiert, ist die Situation auf dem GW-Markt insgesamt sehr dynamisch. Auf den Rekord-Juli sei ein starker August gefolgt. Gleichzeitig würden aber die vom Handel angebotenen Stückzahlen in den Fahrzeugbörsen steigen. "Wir beobachten, dass mittlerweile jede Woche große Einheiten junger Gebrauchter bis 24 Monate hinzukommen. Mehr Angebot trifft also auf derzeit noch hohe Nachfrage. Allerdings: Wie lange wird diese anhalten?", heißt es.
Der Bedarf an jungen Fahrzeugen ist laut DAT groß, zumindest hat dies die Auswertung für den Juli ergeben. August-Zahlen lagen zunächst noch nicht vor. Die Fahrzeugwerte dieser bis 24 Monate alten Pkw sind sehr stabil, in Teilen sogar leicht steigend. Das ist auch ein Effekt aus der teilweisen Nicht-Verfügbarkeit von Neufahrzeugen, die während des Lockdowns nicht produziert werden konnten. Hinzu kommt, dass die Standtage von Diesel- und Benzin-Gebrauchtwagen aktuell im Schnitt unter 90 Tage gefallen sind. Insofern scheint im Moment der Gebrauchtwagenmarkt für den Handel die attraktivere Ertragssäule zu sein.
Plug-in-Hybride als Gebrauchte attraktiv?
Ein für den GW-Markt allerdings noch undurchsichtiges Thema stellen die Plug-in-Hybride dar: In verhältnismäßig großen Stückzahlen neu zugelassen, kommen diese peu à peu auf den Gebrauchtwagenmarkt, wie die Branchenbeobachter erklären. Beflügelt vor allen durch die günstige Versteuerung bei der Dienstwagennutzung würden diese als gepflegte Firmenwagen aus Vorbesitz beim Handel landen. Viele davon seien keine SUV, und es würden auch momentan viele Nicht-SUV als Plug-ins zugelassen (A-, C- und E-Klassen von Mercedes-Benz sowie der VW Passat). "Umso mehr stellt sich die Frage: Werden diese Fahrzeuge als Gebrauchtwagen attraktiv für den Käufer sein, wenn sie weder SUV noch mit einer Prämie versehen sind? Immerhin muss der Käufer sowohl mit einem entsprechenden Fahrprofil als auch mit einer verfügbaren Lademöglichkeit aufwarten."
Aktuell kommen diese Fahrzeuge auch unter eine besondere Beobachtung, da die Gefahr bestehe, dass sie bei nicht bestimmungsgemäßer Nutzung ihren Beitrag zur CO2-Reduzierung nicht vollständig leisten könnten, so die DAT. Immerhin seien seit 2016 über das Bafa 95.718 Plug-In-Hybride beantragt worden, einige davon dürften bereits wieder im Gebrauchtwagenmarkt angekommen sein. (AH)