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Fahrbericht Lexus NX II: Der Tür-Trickser

08.10.2021 11:00 Uhr | Lesezeit: 5 min
Zum Jahreswechsel geht in Deutschland die zweite Generation des Lexus NX unter anderem als Plug-in-Hybrid 450h+ an den Start.
© Foto: Lexus

Außen schrill, innen still – so ging 2014 der neue Lexus NX an den Start. Die Neuauflage setzt auf deutlich entschärfte Optik. Im Gegenzug gibt es viele vernetzte Lösungen und starke Türtechnik.

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Über Jahre hinweg war die 2014 von Lexus eingeführte SUV-Baureihe NX das meistverkaufte Modell der japanischen Marke in Deutschland - trotz oder wegen ihrer polarisierenden Optik. Das gewagte Äußere haben die Japaner in der nun startenden Neuauflage entschärft und auf leicht verdaulich getrimmt. Zugleich ist das mit dem Toyota RAV4 eng verwandte Modell elektrischer und digitaler als zuvor. Ein paar clevere Tricks bei den Türen gibt es obendrauf. Insofern stehen die Chancen gar nicht mal schlecht, dass der 4,66 Meter lange Hochbeiner den Titel als markeninterner Verkaufsschlager hält.

Trotz seines relativen Erfolgs ist der NX wie andere Lexus-Modelle im Straßenbild eine Ausnahmeerscheinung, weshalb selbst Autokenner auf den ersten Blick die neue Version für den Vorgänger halten könnten. Mit scharf dreinschauenden Scheinwerfern, einem mächtigen Kühlergrill sowie weiterhin markanten Charakterlinien bietet die Neuauflage jedenfalls Wiedererkennungswert. Erst im direkten Vergleich wird deutlich, dass Generation 2 moderner, breitenbetonter und eleganter wirkt, was manchen einst vom schrillen Vorgänger verschreckten Markenfan versöhnlich stimmen könnte.

Deutlich modernisiert hat Lexus den NX auch innen. Statt wie bisher auf eine größere Anzahl physischer Knöpfe und einen großen Screen mit Touchpad-Bedienung setzen die Japaner auf die eine große Touchscreen-Lösung und wenige Knöpfen. Der für den Fahrer griffgünstig positionierte Bildschirm dient somit als Bedienoberfläche für Multimedia-Anwendungen und etliche Fahrzeugfunktionen. Im schwarzen Bildschirmrahmen gruppieren sich zudem Regler für Klima- und Audio-Technik sowie der Startknopf.

Abhängig von der Ausstattung gibt es den Touchscreen im 9,8-Zoll- oder 14-Zoll-Widescreen-Format. Wie mittlerweile üblich, bietet das selbstverständlich vernetzte Bordsystem ein schnelles Rechenhirn sowie die Konnektivitätshelfer Apple Carplay und Android Auto. Das entsprechend gekoppelte Smartphone kann in der Induktionsladeschale der Mittelkonsole ohne Kabelanschluss am Strom nuckeln. Neben der bordeigenen Lexus-Navigation, die Echtzeitverkehrsdaten integriert, stehen über verbundene Smartphones alternativ auch Wegweiser wie Google Maps zur Verfügung. Selbstverständlich beherrscht die Bordelektronik auch Over-the-Air-Updates, außerdem sind der Sprach-Assistent "Hey Lexus" und die Smartphone-App Lexus Link verfügbar. Letzteres erlaubt es dem Nutzer, per Handy den Fahrzeugstandort zu ermitteln, den NX aus der Ferne ver- und entriegeln oder den Ladevorgang des 450h+ zu überwachen.


Lexus NX (2022)

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Erstes PHEV-Modell von Lexus

Ladevorgang? Yep, mit dem neuen NX bringt Lexus zugleich sein erstes Modell mit Plug-in-Hybridantrieb auf den Markt. Die Doppelherztechnik wurde schlicht vom Technikspender RAV4 übernommen, der seit 2020 als allradgetriebener PHEV zu haben ist. Parallel schickt Lexus den neuen NX analog zum Toyota RAV4 auch als Vollhybrid 350h ins Rennen, der wahlweise mit Frontantrieb sowie der Allradvariante mit zusätzlicher E-Achse bestellbar ist.

In allen Versionen bietet der NX kultiviert, kraftvolle und zugleich sparsame Antriebe. Im Fall des mindestens 1,8 Tonnen schweren 350h AWD liefern die harmonisch ineinandergreifenden Aggregate 179 kW / 244 PS, was einen Sprint aus dem Stand auf 100 km/h in 7,7 Sekunden sowie eine Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h erlaubt. Ist man gelassen unterwegs, macht der 2,5-Liter-Benziner sogar recht häufig Pause. Wird hingegen Leistung gefordert, meldet sich der Vierzylinder mit kernigem Klang zurück. Angenehm dabei: Der Gummibandeffekt ist trotz CVT-Getriebe nicht mehr so ausgeprägt wie bei älteren Toyota-Hybridgenerationen. Sogar erfreulich niedrig blieb der Spritverbrauch mit 5,5 Litern auf einer fast 100 Kilometer langen Route auf Mallorca, was unter dem WLTP-Messwert von 5,9 Liter lag.

Insgesamt 227 kW / 309 PS stellt der 450h+ bereit, was reicht, um den dank großer Traktionsbatterie zwei Tonnen wiegenden NX in 6,3 Sekunden auf die 100er-Marke zu treiben. Auch hier verwaltet ein CVT-Getriebe die Kräfte, die dank mächtigem E-Boost ein Gefühl von Leichtfüßigkeit vermitteln. Besonders bei Zwischensprints bietet der Allradantrieb Suchtpotenzial, denn mit seinem Elektro-Punch vermittelt der Antrieb ein Gefühl der Souveränität. Neben dem E-Motor an der Frontachse mit 134 kW / 182 PS hilft noch eine kleinere Maschine mit 40 kW / 54 PS an der Hinterachse auch beim auf Wunsch auch zügigen Null-Emissions-Fahren bis zu 135 km/h schnell und dank 18-kWh-Batterie bis zu 76 Kilometer weit. Und sehr wahrscheinlich wird es wie im RAV4 möglich sein, diese rein elektrische Reichweite auch praktisch abrufen zu können. Auf unserer 130 Kilometer langen Testfahrt im Hybridmodus haben wir den Akku vollständig leer gefahren und dabei auch häufiger den Benziner gefordert, was in der Summe dessen Durchschnittsbenzinverbrauch auf 3,0 Liter getrieben hat. Wie bei einem Plug-in-Hybriden üblich, variiert dieser Wert abhängig von Ladedisziplin sowie Fahr- und Streckenprofil stark.

Zu den markanten Neuerungen des Design gehören die LED-Rückleuchten, die mit einer feinen Lichtspange verbunden sind.
© Foto: Lexus

Hochwertige Materialien, gute Platzverhältnisse

Obwohl der NX technisch ein RAV4-Klon ist, erlebt man ihn praktisch als dennoch anderes und zudem komfortbetontes Auto. Innenraum und Cockpit vermitteln mit feinen Oberflächen und Materialien Premium-Niveau. Vorne wie hinten genießen die Insassen zudem gute Platzverhältnisse. Für Kokon-Feeling sorgen die gute Geräuschdämmung und ein komfortabel abgestimmtes Fahrwerk. Wer zusätzlich noch gehobenen Fahrspaß wünscht, kann die F-Sport-Version bestellen, deren Fahrwerk gewagtere Links-Rechts-Manöver lässiger pariert.

Richtig flott ist zudem die elektrische Heckklappe des neuen NX, die für den automatischen Schließvorgang von bisher acht auf nun vier Sekunden verkürzt hat. Gemessen haben wir 4,5 Sekunden. Dahinter eröffnet sich ein übrigens 545 Liter großen Kofferraum, der sich auf 1.436 Liter erweitern lässt. Auch weiter vorne gibt es neuerdings eine elektromechanische Türöffnung namens E-Latch, die smarter Weise mit dem Totwinkel-Warner gekoppelt wurde und das Öffnen einer Tür unterbindet, sollte sich von hinten ein Radfahrer nähern. Die gefürchteten Dooring-Unfälle soll diese Technik verhindern. Apropos rückwärtiger Verkehr: Optional gibt es einen digitalen Rückspiegel, der Echtzeitbilder der Rückfahrkamera verwertet. Die zeigt mehr als es der klassische Glasspiegel kann, allerdings war die Perspektive gewöhnungsbedürftig.

Technik und Komfort à la Lexus haben ihren Preis. Ab rund 45.000 Euro geht es beim NX los. Wer den mindestens 60.300 Euro teuren 450h+ in der Version F-Sport und außerdem mit den wenigen dann noch verfügbaren Extras will, treibt den Preis auf gut 75.000 Euro.

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