Von Michael Gebhardt/SP-X
Während der neue Hyundai Kona in seinem Heimatmarkt Korea ab sofort bestellbar ist, müssen wir uns in Deutschland noch eine Weile gedulden. Erst ab November steht das Klein-SUV bei den hiesigen Händlern. Auf Hyundais hauseigenem Testgelände am Entwicklungszentrum in Namyang bei Seoul konnten wir mit dem 4,17 Meter langen Koreaner aber bereits eine erste Runde drehen.
Zwar handelte es sich bei den ersten Testwagen noch um Vorserien-Fahrzeuge, doch selbst die können schon mit guter Verarbeitungsqualität glänzen; ordentlich montiert wirkt auch das viele Hartplastik im Innenraum nicht wirklich störend. Im Vergleich zum extrovertierten Äußeren präsentiert sich das Interieur allerdings ziemlich schlicht. "Wir haben uns hier bewusst zurückgehalten", erklärt Hyundai-Designer Luc Donckerwolke und betont: "Der Fokus lag klar auf einem funktionalen Cockpit." Das ist den Koreaner gelungen, nicht nur Hyundai-Fahrer finden sich im Kona schnell zurecht.
Erfreulich: Auch die Sitze haben auf unserer ersten Proberunde einen ordentlichen Eindruck hinterlassen. Und zwar nicht nur vorne! Platzangebot und Sitzkomfort sind auch im Fond ok, zumal die Ingenieure die Kardanwelle für den Allradantrieb so tief montieren konnten, dass die Hinterbänkler nicht durch einen Tunnel im Fußraum gestört werden. Allradantrieb? Richtig gehört. Anders als zum Beispiel Renault beim Capture oder Opel beim Crossland X verzichtet Hyundai auch im B-Segment nicht auf den Allradantrieb; der soll zwar vor allem den Kunden in den USA den Kona schmackhaft machen, ist aber auch bei uns verfügbar.
Komfortorientiert abgestimmt
Der Allrad schickt – bedarfsgerecht verteilt – bis zu 50 Prozent seiner Kraft an die Hinterachse, per Tastendruck kann der Fahrer die paritätische Drehmomentaufteilung auch erzwingen. Damit wird der Kona zwar nicht zum harten Geländegänger, doch dort, wo es im Alltag nötig ist – also auf Schnee oder Schotter – kommt er problemlos weiter. Und schließlich sorgt der 4WD-Antrieb auch bei der ambitionierten Kurvenhatz für etwas mehr Sicherheit. Zu forsch sollte man das SUV allerdings nicht ums Eck treiben: Zum einen, weil die Lenkung zwar ziemlich direkt, aber leider auch gefühllos arbeitet, zum anderen, weil sich der Kona auf den ersten Testkilometern eher komfortorientiert denn ausgesprochen dynamisch abgestimmt präsentierte. Schlechten Asphalt und Bahnschienen verdaute der neu entwickelte Unterbau mit McPherson-Federbeinen vorne und Multilenker-Hinterradaufhängung dafür ausgesprochen gut.
Der Allradantrieb ist bei uns vorerst fest mit dem 130 kW / 177 PS starken 1,6-Liter-Benziner verbunden, der seine 265 Newtonmeter außerdem ebenfalls serienmäßig an ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe abgibt. Das arbeitet unauffällig, aber nicht sonderlich schnell und vor allem im Sportmodus zwingt es den Vierzylinder zu hohen Drehzahlen, die mit einer entsprechenden Lärmkulisse einhergehen; überhaupt geht es im Kona aber nicht sonderlich leise zu.
Wie sich der kleinere Benziner schlägt, muss er erst noch unter Beweis stellen. Fest steht bislang, dass es den Einliter-Dreizylinder-Turbo anders als seinen großen Bruder weder mit Allrad, noch mit Doppelkupplung gibt. Trotzdem dürfte sich wohl das Gros der Kunden für das mit 88 kW / 120 PS nicht gerade schwächliche Einstiegsaggregat entscheiden. Ab April sollen schließlich zwei Diesel mit 85 kW / 115 PS und 100 kW / 136 PS das Angebot erweitern – auch hier gilt: Der kleine kommt als handgeschaltete Frontantriebsversion, der große mit 4x4-Antrieb und Automatik. Ebenfalls ab 2018 wird es den Kona außerdem als Elektroversion mit über 390 Kilometern Reichweite geben.
Zu den deutschen Preisen äußert sich in Korea derzeit noch niemand, ein Einstiegspreis von rund 19.000 Euro dürfte allerdings realistisch sein; für die starke Allradvariante wird freilich deutlich mehr fällig, und was die E-Version kosten mag, steht auch noch in den Sternen. Auch die Ausstattungsoptionen sind noch nicht final festgelegt. Fix ist, dass es vier Ausstattungsvarianten geben wird und die Preisliste unter anderem Sicherheitsschmankerl wie einen aktiven Spurhalter, Notbremsassistent mit Fußgängererkennung und Querverkehrswarner bereithält. Als erster Hyundai lässt sich der Kona außerdem mit einem Head-up-Display ausrüsten: Wie in dieser Klasse üblich, setzen auch die Koreaner auf eine ausklappbare Scheibe hinter dem Kombiinstrument, auf die die wichtigsten Informationen projiziert werden. Mit einer besonders hellen Leuchtstärke das Display zwar auch bei Sonnenschein gut zu sehen, allerdings erscheinen aus dem Blickwinkel großer Fahrer die Hinweise eher auf der Motorhaube als auf der Straße.