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Fahrbericht BMW X7: Größer geht's kaum

20.03.2019 10:20 Uhr
An der riesigen Doppelniere scheiden sich die Geister. Für die einen Statussymbol, für die anderen einfach nur protzig.
© Foto: BMW

Mit dem neuen X7 hat BMW zum Mercedes GLS aufgeschlossen und Audis Q7 in puncto Größe deutlich hinter sich gelassen. Aber es bleibt für alle deutschen Top-SUV trotzdem noch Luft nach oben.

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Von Stefan Anker/SP-X

"Das neue Maß der Dinge", so steht es selbstbewusst auf der Preisliste des neuen BMW X7. Und tatsächlich muss neu denken, wer bislang schon den BMW X5 für groß oder gar protzig gehalten hat. Der X7 schiebt diese Grenzen mit Leichtigkeit nach außen und oben. Das liegt nicht nur an der schieren Länge von 5,15 Metern (X5: 4,92 Meter) – was als erstes ins Auge sticht, ist die gewaltige Doppelniere.

Nie war das klassische Erkennungszeichen eines BMW größer, sein Kühlergrill nämlich. Angesichts der Stattlichkeit des gesamten Autos ist es folgerichtig, keine zu kleinen Nierchen einzusetzen, dennoch hat der Auftritt des X7 auch ein gewisses Abschreckungspotenzial, man stelle sich diese Kühlermaske im eigenen Rückspiegel vor. Was zugunsten der Designer spricht: Im realen Leben und in natürlicher, dreidimensionaler Ansicht wirkt das Auto nicht ganz so martialisch wie auf den Fotos. Tatsächlich zeigt es sogar eine – für diese Größenklasse – ganz eigene Anmut, die sich auch aus der hohen Design- und Verarbeitungsqualität im Detail speist.

In seinen Ausmaßen und auch in der grundsätzlichen Form entspricht der X7 dem Mercedes GLS, der schon seit 2012 beweist, dass auch deutsche Hersteller die amerikanische Disziplin beherrschen, SUV immer größer werden zu lassen. Fullsize-SUV heißt diese Fünfmeter-Plus-Kategorie in den Vereinigten Staaten, Autos wie BMW X5, Mercedes GLE oder Audi Q7 werden dagegen nur als Midsize geführt. Und wer mit dem X7 ein paar Hundert Meilen durch Nevada und Kalifornien zurücklegt, lernt schnell, dass es auch noch so etwas wie Supersize-Autos gibt. Pkw nämlich, die von kleinen Trucks abgeleitet sind und den X7 an Länge und Höhe noch überragen. Cadillac Escalade oder Lincoln Navigator zum Beispiel – und natürlich ein nicht geringer Teil der allgegenwärtigen Pick-up-Flotte.

SAV und nicht SUV

Man muss sich den amerikanischen Way of Drive zwar nicht unbedingt zum Vorbild nehmen, die BMW-Strategen aber sehen gerade jenseits des Atlantiks hohe Absatzchancen für ihr Fullsize-Modell, das sie wie üblich nicht SUV nennen, sondern SAV: Sports Activity Vehicle statt Sports Utitlity Vehicle – um dem Ganzen schon sprachlich etwas mehr Glanz und Eleganz zu verleihen.

Solche Semantik-Spielchen haben sie in München eigentlich gar nicht nötig, denn der Fahreindruck der bisherigen X-Modelle (von X1 bis X6) lässt an Agilität, Komfort und – in den oberen Klassen – einem Schuss Luxus nicht zweifeln. Diese Grundtugenden nimmt natürlich auch der X7 auf und hebt sie in ein höheres Segment, wo BMW bislang nicht war, wo es aber weltweit Kunden gibt, die laut Hersteller tatsächlich nach so einem Auto gefragt haben.


BMW X7 (2019)

BMW X7 (2019) Bildergalerie

Seit Mitte März ist der X7 nun in den USA verfügbar, der Verkaufsstart in Deutschland folgt im Mai. Und wer jetzt ein Auto bestellt, das in seiner Basiskonfiguration mindestens 86.300 Euro kostet, wird sich bis Ende 2019 gedulden müssen, bevor er es besitzen kann.

X7-Käufer müssen sich entscheiden zwischen zwei Dieselvarianten (265 oder 400 PS) und einem Benziner. Da die Diesel in den USA keine Rolle spielen, standen für die Testfahrt zunächst nur die Benzinmodelle X7 xDrive 40i und xDrive 50i zur Verfügung. Den 50i mit seinem 462 PS starken 4,4-Liter-V8 gibt es in Deutschland vorerst nicht, den 40i (Normverbrauch 8,7 l) schätzt BMW als weltweit meistverkauftes Modell ein. Sein drei Liter großer Reihensechszylinder mit doppelter Turboaufladung wird auch im neuen Z4 und als vorläufige Topmotorisierung der neuen 3er-Reihe eingesetzt. Dort liefern die 250 kW / 340 PS des Motors sahnig-souveränen Vortrieb – ein Eindruck, der angesichts der 2.395 Kilogramm Lebendgewicht des X7 ein wenig getrübt wird.

Im Zusammenspiel mit Achtgangautomatik und Allradantrieb lässt der X7 40i zwar nicht viel anbrennen, was die Beschleunigung aus dem Stand anlangt. Doch wenn es darum geht, während der Fahrt kurzfristig zu beschleunigen, um etwa eine gelbe Ampel noch zu schaffen oder einem Missverständnis beim Überholen und Einscheren lassen aus dem Weg zu gehen, dann muss der Motor eben auch heftig zurückgeschaltet und sehr schnell hochgedreht werden, um seine Aufgabe zu bewältigen.

Minimale Fahrgeräusche sorgen für hohen Komfort

Das ist dann übrigens auch eine der wenigen Situationen, in denen man ihn tatsächlich arbeiten hört. Der nachhaltigste Fahreindruck auf den kilometerlangen Geraden durchs Death Valley war der unglaubliche Akustik-Komfort dieses großen Wagens. Windgeräusche? Bei amerikanischem Tempolimits zwischen 65 und 80 Meilen (105 bis 129 km/h) sind sie praktisch nicht zu verifizieren. Motor? Ist da, aber man bemerkt ihn eigentlich nur, weil sich das Auto eben bewegt. Reifen? Auffällig unauffällig, geradezu extrem leise. Das geht auf das Konto von zusätzlich eingebauten Schwingungstilgern an den vorderen Radaufhängungen. Außerdem haben die Ingenieure sehr konsequent alle unnötigen Luftlöcher im Bereich der Vorderachse geschlossen.

Derart gut aufgehoben, verwöhnt von präziser, nicht zu leichtgängiger Lenkung und einer satten und komfortablen Straßenlage, lässt sich die große Geräumigkeit des stets mit drei Sitzreihen gelieferten Autos genießen. Selbst die beiden Sitze ganz hinten bieten einem Erwachsenen unter 1,80 Metern eine anständige Bein- und Kopffreiheit, und der Sitz ist auch nicht so tief angebracht, dass man Gefahr läuft, sich die eigenen Knie ins Gesicht zu stoßen. Da zusätzlich die Luftfederung einen sehr guten Job macht, ist gegen eine kurze Reise ganz hinten im X7 nicht viel einzuwenden. Und wenn man mit dem Vordermann uneins ist über die gewährte Beinfreiheit, so kann der Fahrer notfalls per Tastendruck eingreifen und den Einzelsitz der zweiten Reihe elektrisch nach vorn rücken.

Kofferraum ist über jeden Zweifel erhaben

Der Kofferraum ist natürlich bei umgelegten Rücksitzen über jeden Zweifel erhaben, aber selbst bei voller Bestuhlung lassen sich noch zwei, drei Reisetaschen stapeln. Man kann über riesige SUVs denken, was man will: Praktische Qualitäten haben sie. Der X7 lässt sich dazu noch gut beladen, weil die Heckklappe zweigeteilt ist – der größere Teil öffnet nach oben, der kleinere nach unten. Natürlich alles elektrisch und mit einem einzigen Knopfdruck für beide Klappen. Genauso komfortabel lassen sich vom Kofferraum aus auch die Sitze bewegen, schließlich geht das bei Mercedes auch, und überhaupt: Dies ist nun mal die Oberklasse.

Alles in allem ist ein BMW X7 vielleicht nicht das Auto, auf das die Welt gewartet hat. Dennoch wird man ihn auch bald jenseits des Death Valley sehen – weil die deutsche Spielart des American Way of Drive sehr attraktiv sein kann.

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KOMMENTARE


Rudi S.

20.03.2019 - 16:16 Uhr

Ein Auto, das die Welt nicht braucht!


Detlef Rüdel

21.03.2019 - 07:50 Uhr

@Rudi.S. völlig richtig, darüber hinaus muss die Frage erlaubt sein: ein solches Fahrzeug heute überhaupt noch zu produzieren, wo wir offen über das Thema Tempolimit, Umweltschutz, Klimaziele, Fahrverbote, für Dieselfahrzeuge usw. diskutieren, und uns jeden Freitag junge Menschen (welche unsere Kinder sein könnten) vor Augen führen, wie die Politik und alle Verantwortlichen eklatant versagt haben. Die Verantwortlichen dieser Fahrzeuge, sollten all ihre Kraft dazu nützen, wie wir in Deutschland den Anschluss zum Elektro - Fahrzeug hinbekommen. Wir brauchen diese Fahrzeuge genauso wenig wie das Zahnweh. Danke.....


Franzi

21.03.2019 - 13:20 Uhr

Geiles Auto und schön das solche Autos noch gebaut werden. Lob an BMW


Rudi S.

21.03.2019 - 17:47 Uhr

@ Franzi: So Mancher hat den Schuß noch nicht gehört!


Autofahrer

22.03.2019 - 10:04 Uhr

@Rudi S. das scheint wohl eher für Sie zu gelten wo Sie anderen ihre dogmatische EInstellung aufzwingen wollen.


Nordlicht

22.03.2019 - 16:00 Uhr

@FranzI, @Autofahrer: Zu sagen, dass solche Autos weder ökologisch, noch ökonomisch und auch politisch nicht mehr tragbar sind, ist nicht dogmatisch, sondern nur logisch und vernünftig! Solche spritschluckenden, viel Platz benötigende Fahrzeuge können doch in keiner Stadt mehr sinnvoll eingesetzt werden.


Frank E.

25.03.2019 - 22:14 Uhr

Ich denke auch nicht, dass es hier BMW um "vernünftige" Autos geht, sondern um Kundenwünsche - insbesondere aus Ländern der unbegrenzten Umweltverschmutzung - und einem Stück vom Kuchen in diesen Märkten. Die Zulassungszahlen in Deutschland werden sicherlich homöopathisch sein. Parkplatz, Spritpreise,... werden schon dafür sorgen. Ich kenne hier auch nur EINEN Mercedes GLS, und das ist ein Handwerkerfahrzeug (Chef fährt!) für schwere Anhänger und 5 Mann Monategtrupp, also noch nicht mal eine echte Nische.


jb

03.12.2019 - 15:46 Uhr

War ja mal wieder klar! Diese Autos gehen wie oben erwähnt in kleinen Stückzahlen an einen kleinen Kundenkreis. Es ist nicht davon auszugehen, dass auf Grund eines BMW X7 unser Klima in Gefahr ist. In Gefahr ist nur die Freiheit der eigenen Entscheidung ohne Neid und Missgunst des kommentierenden Umfeldes. Das gilt zumindest in Deutschland. Fahrer dieser Kategorie von Auto eines x7, haben mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, eine mit Sicht auf die finanziellen Möglichkeiten eine sehr moderne Klimabilanz in ihrem privaten wie beruflichen Umfeld. Und nur zur Information, mein X7 hat eine deutlich bessere CO2 Bilanz als der statistisch in Deutschland genutzte 12 Jahre alte Kleinwagen. Aber was interessiert das schon, lassen wir dem Neid den Vortritt und schalten den Kopf ab-Weiter so!


Dieter M. Hölzel

04.12.2019 - 08:22 Uhr

Verehrte(r) jb, besten Dank für Ihren Kommentar ! Die Kinder vom Freitag, da ist ja dieser Kühnert von den Juso mal so ein richtiges " Vorbild ", keinen Abschluss, keine Ausbildung aber den Leuten sagen wie sie zu leben haben. Ich kann all diese " Rotznasen " nicht mehr sehen, dennoch wird es bald eine Rot-Rot - GRÜNE Regierung geben, aber viele die es in ihrem Leben zu was gebracht haben, setzen sich ins Ausland ab. Dann sind die Erfolglosen unter sich, mal sehen von welchem Geld die dann ihr Leben finanzieren. Wir " Alten " werden beschimpft, aber von dem was wir geschaffen haben leben diese " Berufs Demo Aktivisten ", benutzen Kanal und Straßen, tummeln sich erfolglos an den Uni´s recht bequem herum. Diese Leute spucken in den Brunnen aus dem sie trinken. Wenn´s dann nicht so recht klappen will, macht man ein Fernstudium. Da werden jetzt einige böse Kommentare schreiben, aber sie sollen ruhig schreiben, unkluge Leute können mich nicht treffen damit.


Detlef Rüdel

04.12.2019 - 10:38 Uhr

@Dieter M. Hölzel, es ist nicht verwunderlich, Ihre dazu immer wieder aufs neue und bekannten Kommentare dazu zu lesen. Frage: wenn Sie sich so unwohl in Deutschland fühlen? Warum sind dann, nicht schon lange ausgewandert? Und ja, Sie haben recht, spätestens im Jahr 2021 werden wir eine neue-andere Regierung haben, welche mit Sicherheit massiv grün geprägt sein wird. (schön wenn es dazu kommt). Und zum Thema wir alten: selbige werden nicht beschimpft, sollten aber mal ernsthaft ihre Standpunkte hinterfragen, gemäß dem Motto: höher, weiter, schneller, ob diese sehr einseitige Sichtweise heute noch zeitgemäß ist? Und ja, Sie werden auch in Zukunft mit der Meinung anders denkender konfrontiert werden, das ist eben Demokratie. Somit müssen Sie damit leben, womit wir/ich aber ein Problem haben: wenn Sie aus dem Füllhorn von Frust, Unzufriedenheit, oder sonstiger Umstände, anfangen verbal um sich zu schlagen. Bleiben Sie sachlich/konstruktiv so wie man dass erwarten sollte von einem "Alten" besten Dank....


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