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Wachstumsmarkt: Autozulieferer scheuen große Investitionen in Indien

27.06.2016 04:39 Uhr
Wachstumsmarkt: Autozulieferer scheuen große Investitionen in Indien
Trotz großer Wachstumspotenziale üben sich deutsche Autozulieferer bei ihren Investitionen in Indien eher in Vorsicht.
© Foto: Audi

Indiens Automarkt gewinnt an Tempo. Das sollte doch auch deutsche Zulieferer freuen, die in dem südasiatischen Riesenland aktiv sind. Doch es sind Sorgenfalten sichtbar - Probleme vor Ort gibt es zuhauf.

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Trotz großer Wachstumspotenziale üben sich deutsche Autozulieferer bei ihren Investitionen in Indien eher in Vorsicht. Zwar will der Technologiekonzern Bosch dieses Jahr gut 100 Millionen Euro ausgeben für den Ausbau lokaler Standorte in dem südasiatischen Riesenland, eine Zunahme ist dies aber nicht - in den vergangenen fünf Jahren waren es bereits 680 Millionen Euro.

Zudem steht Bosch mit solchen Ankündigungen ziemlich allein da: Andere Firmen wie Continental, ElringKlinger, Brose und ZF nennen auf Anfrage keine größeren Investitionen. Stattdessen ist die Rede von "kontinuierlichen" Ausgaben oder von "Vertiefung und Ausbau der bestehenden Geschäfte", wie es ein ZF-Sprecher sagt.

Deutsche Zulieferer sind mittlerweile präsenter in Indien als früher: Von 2011 bis 2015 hat sich die Zahl ihrer Standorte in dem südasiatischen Staat von 71 auf 119 erhöht, wie der Verband der Automobilindustrie (VDA) mitteilte. Doch im Gegensatz etwa zu Mexiko oder China, wo die Branche ihre Präsenz ebenfalls deutlich verstärkt hat, zeigen deutsche Manager und andere Experten deutliche Skepsis.

"Indien schafft es einfach nicht, insbesondere die mangelhafte Infrastruktur in den Griff zu bekommen", sagt Peter Fuß vom Beratungsunternehmen Ernst & Young. Zwar investierten die deutschen Firmen weiter in indische Standorte, die Ausgaben seien aber im Vergleich zu Tätigkeiten in anderen Wachstumsmärkten gering.

Potenzial und Probleme

Vertreter aus Deutschlands Auto- und Zulieferbranche äußern sich häufig ähnlich über Indien: Sie schwärmen von dem Potenzial des riesigen Marktes und verweisen zugleich auf Probleme. So nennt der Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Matthias Wissmann, das Land "einen wichtigen Zukunftsmarkt für deutsche Hersteller und Zulieferer". Da nur 22 Autos auf 1.000 Einwohner kämen, biete das Land "eigentlich gute Wachstumschancen". Zum Vergleich: In Deutschland kommen laut VDA 555 Autos auf 1.000 Einwohner.

Zugleich lässt Wissmann aber auch Bedenken erkennen. "Dass der indische Markt sein Potenzial bisher trotzdem nicht ausschöpft, liegt vor allem an der protektionistischen Politik des Landes", sagt Wissmann. Er appelliert an die Zentralregierung in Delhi, Handelsbarrieren abzubauen. Neuen Schwung verspricht sich Wissmann von einem möglichen Freihandelsabkommen zwischen Indien und der EU. Das aber ist noch in weiter Ferne - die Verhandlungen liegen auf Eis.

Indien kämpft seit Jahrzehnten mit grassierender Korruption und einem Bürokratiewust. Teilweise müssen sogar innerhalb Indiens Zölle bezahlt werden, wenn Bauteile nach ihrer Produktion in einem anderen Bundesstaat weiterverarbeitet werden. Die Transportwege sind lang, der Zustand der Straßen ist insgesamt schlecht. Zugleich ist den Zulieferern aber klar, dass die Bevölkerung von 1,3 Milliarden Menschen - viele davon jung und relativ gut qualifiziert - großes Potenzial bietet, sowohl zur Produktion als auch zum Verkauf.

Mangelnde Infrastruktur und Bürokratie

Brose vermeldet ein Indien-Umsatzplus von einem Drittel binnen drei Jahren, bis 2020 wird eine Verdopplung erwartet - absolute Zahlen werden nicht genannt. Bosch konnte seinen Umsatz binnen zehn Jahren von 0,7 auf 1,7 Milliarden Euro hochschrauben. "Wir sehen auch künftig positive Impulse", sagt Bosch-Asienchef Peter Tyroller. Die Zwei-Milliarden-Euro-Schwelle werde "bald" erreicht. Als Probleme nennt er die mangelnde Infrastruktur und die Bürokratie. Zugleich übt sich Tyroller in Zuversicht: Die indische Regierung habe in den vergangenen zwei Jahren "wichtige Themen konsequent aufgegriffen". Erste Resultate seien sichtbar, so Tyroller. "Wir gehen davon aus, dass sich die Rahmenbedingungen daher noch weiter verbessern werden." (dpa)

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