Die Kritik an der trotz des teuren Abgasskandals üppigen Bezahlung des VW-Vorstands reißt nicht ab. Finanzminister Wolfgang Schäuble griff die Konzernspitze scharf an, vor allem für das Beharren der Vorstände auf den Großteil ihrer Bonus-Zahlungen. "Ich habe kein Verständnis dafür, wenn man ein großes Dax-Unternehmen erst in eine existenzbedrohende Krise führt und dann in einer öffentlichen Debatte die eigenen Boni verteidigt", sagte der CDU-Politiker der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". "Das zeigt, dass etwas nicht funktioniert", sagte Schäuble dem Blatt.
Nach langem Ringen hatte sich die Führungsspitze von VW darauf geeinigt, dass 30 Prozent der variablen Bezüge einbehalten und so behandelt werden, als wären es Aktien. Nach Ablauf von drei Jahren wird geprüft, wie sich der Aktienkurs entwickelt hat. Liegt der um ein Viertel über dem jüngsten Niveau, soll das Geld ausbezahlt werden, liegt er darüber, gibt es sogar mehr Geld - das Modell könnte sich angesichts der niedrigen Zinsen als Geldanlage erweisen. Quer durch die Politik und bei Gewerkschaften stößt das auf Unverständnis.
Dabei bekommen die Vorstände im VW-Konzern neben ihren Millionen-Gehältern auch stattliche Zusatzleistungen für den Ruhestand. Das gilt allerdings auch für Top-Manager anderer Unternehmen. Während die jährlichen Zahlungen aus der aktiven Zeit der Vorstände oft in der öffentlichen Kritik stehen, stehen die Pensionsleistungen der Top-Manager dagegen aber kaum im Fokus. Doch auch die haben es in sich: Der VW-Konzern hat für ausgeschiedene Mitglieder des Vorstandes mit Stand 2015 fast eine Viertelmilliarde Euro zurückgestellt (243 Millionen Euro), wie die jüngste Bilanz ausweist.
Allein die Pension für den wegen des Diesel-Skandals zurückgetretenen Konzernboss Martin Winterkorn hatte Ende 2015 einen Barwert von 28,6 Millionen Euro. Für Horst Neumann, den Ende November ausgeschiedenen Personalvorstand, weist die Bilanz einen Pensionsbarwert von 23,7 Millionen Euro aus. Dicht dahinter liegt der Winterkorn-Nachfolger Matthias Müller mit einer 22,6 Millionen Euro schweren Pension.
Gehaltsgebaren immer wieder in der Kritik
Das Gehaltsgebaren für den Vorstand des Autobauers steht seit Jahren immer wieder in der Kritik. Nachdem Winterkorn für 2011 rund 17,5 Millionen Euro kassiert hatte, zurrte der VW-Aufsichtsrat Anfang 2013 eine Neuregelung der umstrittenen Bonuszahlungen fest. Sie senkte auch Winterkorns Vergütung. Für 2012 bekam er 14,5 Millionen Euro. 2013 waren es gut 15 Millionen Euro und 2014 fast 16 Millionen Euro. Für 2015, in dem Winterkorn Ende September in der Diesel-Affäre zurücktrat, nennt der Geschäftsbericht 7,3 Millionen Euro Vergütung.
Am Donnerstag hatte Konzernchef Matthias Müller bei der Bilanzvorlage die öffentlich ausgetragene Debatte über die millionenschweren Vorstands-Boni kritisiert. "Ich verstehe die öffentliche Diskussion, ich verstehe nicht, dass die Diskussion in die Öffentlichkeit getragen wurde." Und die Diskussion um die Bezahlung der Spitzen des Konzerns dürfte Müller noch eine Weile erhalten bleiben.
VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh will künftig auch die Bezahlung der Aufsichtsräte verändern. "Langfristig müssen wir im Aufsichtsrat über dieses Thema unserer Auffassung nach sprechen", sagte Osterloh der "Welt am Sonntag". Ein Wechsel zu einer fixen Bezahlung - und so eine Streichung der variablen Teile der Bezahlung der Aufsichtsräte - sei derzeit das falsche Signal. "Wenn wir wieder einen normalen Geschäftsverlauf haben, sollten wir hier über eine Veränderung des Systems nachdenken", sagte Osterloh, der selbst Aufsichtsrat ist.
"Bei der Aufsichtsratsvergütung von Volkswagen ist es ganz einfach: Die orientiert sich an der Dividende." Da diese angesichts der milliardenschweren Kosten für den Abgas-Skandal auf nur noch elf Cent je Stammaktie sinken soll, fällt auch die Bezahlung der Aufseher ohnehin deutlich schmaler aus, da die variablen Zulagen in guten Zeiten mit hoher Dividende einen großen Teil der Vergütung ausmachen. (dpa)
MK
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