Wegen technischer Probleme bei der Umrüstung des Passats im Zuge des Abgas-Skandals will VW ab dem kommenden Dienstag zunächst manipulierte Modelle des Golfs in die Werkstätten rufen. Volkswagen einigte sich mit dem Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) auf ein entsprechendes Vorgehen, wie der Konzern am Donnerstag mitteilte. Zuvor hatte dies bereits VW-Chef Matthias Müller angekündigt. Er entschuldigte sich für die Verzögerungen beim Rückruf der vom Diesel-Debakel betroffenen Autos in Deutschland.
Der Rückruf gilt demnach zunächst für rund 15.000 Fahrzeuge mit Schaltgetriebe und 2,0 Liter-Motor. Dabei handelt es sich um den Golf TDI Blue Motion Technology (BMT) mit 2,0 Liter-Motor. Im Rückrufprozess werden weitere Modelle der Marke Volkswagen Pkw in Kürze folgen, hieß es in einer Pressemitteilung.
Volkswagen reagiert damit wie erwartet auf die seit Monaten unlösbaren Probleme bei der Umrüstung des Passats. Die Fahrzeuge hatten nach der Umrüstung teils erhöhte Verbrauchswerte aufgewiesen und deshalb keine Freigabe durch das KBA erhalten. Diese wird nur erteilt, wenn die technische Lösung keine Veränderung der Verbrauchswerte, der Leistungsdaten und Geräuschemissionen bei den betroffenen Fahrzeugen herbeiführt.
In der kommenden Woche sollen den Angaben eines VW-Sprechers zufolge die betroffenen Kunden von Volkswagen Post erhalten. Sie können dann mit ihren Vertragswerkstätten einen Termin für die Umrüstung ausmachen. Das Aufspielen der neuen Software soll rund 30 Minuten dauern.
Ursprünglich wollte Volkswagen als erstes Volumenmodell bereits Ende Februar den Startschuss für den Rückruf von knapp 160.000 Passat-Modellen geben. Im Januar war der Rückruf mit dem Pickup Amarok offiziell gestartet. Weltweit sind von den Softwaremanipulationen mehr als elf Millionen Fahrzeuge betroffen, davon rund 2,5 Millionen in Deutschland.
Passat nicht im Zeitplan
Der Rückruf beim VW Passat ist derzeit weit hinter dem Zeitplan. "Wir sind damit noch nicht so weit, wie wir es gerne wären", sagte Müller. Nach dem geplanten Start im Januar mit dem Pick-up Amarok habe sich das weitere Ausrollen des Planes beim Volumenmodell Passat "unerwartet verzögert". Deshalb könne möglicherweise ein anderes Modell vorgezogen werden. VW muss allein in Deutschland rund 2,5 Millionen Dieselfahrzeuge umrüsten.
Die VW-Limousine Passat hätte mit ersten Modellvarianten bereits von Ende Februar an bei dem Abgas-Rückruf für ein Software-Update in die Werkstätten gesollt. Doch es gab hartnäckige Probleme, weil einige Werte - anders als zugesagt - mit dem Werkstatt-Update schlechter ausgefallen wären als zuvor. Welche Varianten vom Golf nun den Vorzug bekommen ist bisher ebenso unbekannt wie der Starttermin.
Keine Entschädigungen in Europa wie in den USA
Müller hat für Deutschland und Europa Entschädigungen im gleichen Umfang wie in den USA ausgeschlossen. Es werde keine eins zu eins Übertragung der Lösung geben, die in den USA diskutiert werde. Unbestätigten Berichten zufolge ist in den Vereinigten Staaten eine Zahlung von bis zu 5.000 Euro für jeden Besitzer eines betroffenen Diesel im Gespräch. Bereits in der vergangenen Woche hatte VW mitgeteilt, "die sich nun abzeichnenden Regelungen in den USA werden in Verfahren außerhalb der USA keine rechtlichen Wirkungen entfalten." (dpa)