Käufer von Nutzfahrzeugen sind bekanntlich weniger anspruchsvoll. Da geht es nicht um Nanometer bei den Spaltmaßen, das Fahrwerk muss robust und nicht so komfortabel sein, bei der Ausstattung genügt eher ein grober Stoff. Es muss also kein Krokodilleder sein. Der Motor darf eher rau sein, muss dafür in jedem Zustand laufen. Der VW-Bus oder VW-Transporter von Anfang an als Nutzfahrzeug konzipiert, hat sich trotzdem oder gerade deshalb als Familienkutsche, Peoplemover oder Wohnmobil in den unterschiedlichsten Ausbaustufen über Jahrzehnte eine starke Fangemeinde geschaffen.
Der 911er für vernünftige Familienväter
Für die alten T1- oder T2-Modelle werden hohe Preise erzielt. Das Auto genießt definitiv Kultstatus und ist so etwas wie ein 911er für vernünftige Familienväter. Jeder will ihn haben, nicht alle können ihn sich leisten. Bei der Entwicklung hatten die Ingenieure den gewerblichen Bereich im Visier. Um den privaten Bedarf zu bedienen, hat VW dann den Multivan entwickelt und erfolgreich verkauft. Damit wurde der Kaltblüter zwar nicht zum Rennpferd – seine Gene konnte er nicht verleugnen. Allerdings war die Kundschaft insgesamt damit mehr als zufrieden.
Die neueste gerade präsentierte Ausführung mit der internen Bezeichnung T7 wird jetzt von seinem Schöpfer VW als Multi Utility Vehicle (MUV) bezeichnet. Er wird mit seinem neu entwickelten Sitz- und Laderaumkonzept sicher in viele Mobilitätsszenarien passen. Die Antriebs- und Elektroniksysteme des neuen Multivan basieren auf den Komponenten des Modularen Querbaukastens (MQB). Mit dem MQB will der Hersteller für seinen Van ein neues Spektrum technischer Innovationen erschließen: Variabler, vernetzter und nachhaltiger, sagt VW.
Die Nutzfahrzeugwurzeln sind passé
Der neue Van ist jetzt allerdings als Pkw konzipiert. Damit hat VW das Nutzfahrzeug in ihm beerdigt. Die Arbeitskombifraktion muss übrigens noch etwas länger auf den Nachfolger des aktuellen T6.1 warten, der weiter produziert wird.
"Die angestrebte Zielgruppe des neuen Multivan sind aktive Menschen, die ein geräumiges Reisefahrzeug benötigen und selbstverständlich Familien", sagte Kai Grünitz, Entwicklungsleiter bei Volkswagen Nutzfahrzeuge im Gespräch mit AUTOHAUS. Das Auto überzeugt zweifellos mit seinem Komfort, dem Raumangebot und dem gebotenen technischen Spektrum. Allen Varianten wurde beispielsweise ein Doppelkupplungsgetriebe (DSG) spendiert.
Allerdings ist der Neue kein reiner Bulli als Namenskombination aus Bus und Lieferwagen mehr. Die Frachter-Allüren hat man ihm jetzt bewusst abtrainiert. Das wird dem Erfolg des gelungenen Fahrzeugs, das in Hannover gebaut wird, sicher nicht im Weg stehen (ab rund 44.900 Euro) – ganz im Gegenteil.
Dem grünen Zeitgeist geschuldet, ist allerdings das Motorenangebot zum Verkaufsstart übersichtlich. Zwei Benziner mit wahlweise 100 kW / 136 PS und 150 kW / 204 PS sowie ein Plug-in-Hybrid mit 160 kW / 218 PS stehen zur Wahl. Im zweiten Quartal 2022 soll dann erst ein leider eher kleiner Diesel mit 110 kW / 150 PS folgen.