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VW-Sparprogramm: Einstellungsstopp und "jeden Euro umdrehen"

15.07.2020 10:30 Uhr
VW-Sparprogramm: Einstellungsstopp und "jeden Euro umdrehen"
VW-Konzernchef Herbert Diess stand stark unter Druck - nun stärkt ihm die Gewerkschaft den Rücken.
© Foto: Volkswagen

Wie verdaut Volkswagen die Corona-Krise? Zum Nachfrageeinbruch kamen zuletzt interne Streitigkeiten um Technik und Führung. Der Nachfolger von Herbert Diess an der Spitze der Kernmarke bekommt vom Betriebsrat einen Vertrauensvorschuss - doch die kommende Zeit wird nicht leicht.

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Keine Neuzugänge von außen, bessere Führung nach innen: Volkswagen muss beim Personal noch stärker sparen und will den Kostendruck für klarere Schwerpunkte im Umbau zu E-Mobilität und Digitalisierung nutzen. "Der Vorstand fährt wegen Corona und Liquiditätssicherung einen Einstellungsstopp bis mindestens Ende des Jahres", sagte Betriebsratschef Bernd Osterloh der VW-Firmenzeitung 'Mitbestimmen'. "Ich denke, das bringt Druck auf ein Thema, was wir dringend brauchen: Transformation. Wir müssen uns überlegen, was wesentlich ist." Der neue Kernmarkenchef Ralf Brandstätter sagte, Auslieferungen und Umsatz brächen vielfach weg. "Daher haben wir uns entschieden, zunächst einmal keine neuen Menschen an Bord zu holen."

Der Manager, der Konzernchef Herbert Diess kürzlich in der Leitung der VW-Hauptmarke abgelöst hatte, betonte, grundsätzlich gelte im Unternehmen die Beschäftigungssicherung weiter bis zum Jahr 2029. Durch den vorläufigen Verzicht auf externe Neueinstellungen werde nun aber eine bessere Priorisierung der Personalressourcen sowie eine Balance zwischen dem Wegfall alter und dem Aufbau neuer Jobs angestrebt.

Osterloh räumte ein: "Wir haben zu wenig Zeit investiert in das Thema Transformation." Jetzt sei VW an einem Punkt, an dem man auch mit Blick auf den zunehmenden Sparbedarf erkennen müsse: "Zu sagen, dass man nicht mehr extern einstellt, führt natürlich dazu, sich verstärkt überlegen zu müssen, wie ich Beschäftigte weiterentwickele."

"Festlegen was wir verstärkt weglassen"

Laut Brandstätter muss der Autohersteller vorsichtig sein: "Es gilt jetzt wirklich, jeden Euro umzudrehen, bevor wir ihn ausgeben - und mit absoluter Kostendisziplin zu arbeiten. (...) Das Unternehmen ist in einer wirklich schwierigen Situation." Dabei sei es wichtig, die Belegschaft "kontinuierlich mitzunehmen". Ein Sprecher erklärte, es gebe keinen zusätzlichen Personalaufbau - Neueinstellungen begrenze man "auf ein absolutes Minimum". Lehrlinge seien davon ausgenommen. Gleichzeitig werde die interne Weiterqualifikation ausgebaut.

Die Autobranche ist wegen der Zurückhaltung der Verbraucher unter Druck. Die Lager sind voll, der Verkauf fertiggebauter Modelle ist schwierig. "Corona wird uns weiter viel abverlangen - dem gilt meine ganze Aufmerksamkeit", sagte Brandstätter. Diess sieht leichte Anzeichen einer Besserung, doch die finanziellen Einbußen blieben vorerst gewaltig. "Wir haben eine Erholung, die noch weit weg vom Vorkrisenniveau ist", sagte er in einer Gesprächsrunde der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC.

Zwar spüre VW auch im Massengeschäft einen belebten Auftragseingang. Aber die Finanzlage sei angespannt. "Wir verlieren Substanz", so Diess. Für das laufende Jahr habe man anfangs mit bis zu zehn Milliarden Euro an verbrauchten Liquiditätsreserven kalkuliert.

Nach Einschätzung Osterlohs dürfte der VW-Konzern - die größte Autogruppe der Welt - in diesem Jahr "natürlich nicht wieder auf elf Millionen Fahrzeuge kommen und in der Marke auch spürbar verlieren". In der 'Wolfsburger Allgemeinen Zeitung' und 'Braunschweiger Zeitung' sprach der Betriebsratschef von einer realistischen Jahresproduktion von etwas mehr als einer halben Million Autos im Stammwerk. Ursprünglich hätten in Wolfsburg rund 700.000 Fahrzeuge gefertigt werden sollen.

Osterloh bekräftigte Forderungen, der Hauptsitz brauche ein weiteres Modell. Er sorge sich überdies um Zulieferer. Nach dem Auslaufen der Kurzarbeit könne es "noch brutale Erkenntnisse geben": "Wenn Schlüsselzulieferer insolvent sind und abgewickelt werden müssen, kriegen wir unter Umständen keine Teile mehr." Brandstätter sagte zur Auslastung: "Wir wollen eine optimale Lösung für alle Werke finden."

Streit beigelegt 

Jüngst hatte es heftigen Streit über die Kommunikation des Managements rund um den schleppenden Anlauf des Golf 8 gegeben. Viele Beschäftigte fühlten sich allein gelassen. Der Konflikt hatte sich so sehr hochgeschaukelt, dass sich Diess im Aufsichtsrat zu den Technik- und Softwareproblemen erklären musste. Osterloh mahnte: "Wir müssen noch stärker sagen und erklären, was nicht funktioniert. Wir müssen intern ehrlicher sagen, was nicht läuft und wo wir noch nicht auf dem Stand sind, den wir eigentlich wollen. Das ist auch Führungsaufgabe."

Osterloh war Diess im Frühjahr wegen dessen Management-Stils und Technikproblemen beim neuen Golf hart angegangen. Zuletzt stellte er sich bei einer Befragung durch Investoren hinter den Konzernchef. Er habe Diess die "volle Unterstützung der Gewerkschaften" zugesagt und betont, dass IG Metall und Management in strategischen Fragen voll übereinstimmten, hieß es in einem Bericht eines Finanzdienstleisters jüngst. Zuvor hatte die 'Wirtschaftswoche' darüber berichtet.

Seinem Eindruck nach funktioniere das beim Golf-Anlauf inzwischen besser. "Ich hoffe, dass wir dieses Auto jetzt noch einmal mit neuem Schwung beim Händler präsentieren können", so Osterloh. Brandstätter meinte zu Beratungen mit Vertrauensleuten der IG Metall im Juni: "Das war ein gutes Treffen." Er bekannte sich zur Belegschaftsmitsprache: "Streitpunkte müssen wir zusammen lösen im Sinne des Unternehmens und dann auch sauber an die Belegschaft kommunizieren. Die Mitbestimmung und auch der intensive Dialog mit dem Betriebsrat gehören zu Volkswagen wie der Käfer, wie der Golf und wie die VW-Currywurst." (dpa)

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KOMMENTARE


bernhard Herpel

15.07.2020 - 17:37 Uhr

Sehr geehrter Herr DiessDann soll VW bitte die Schwierigkeiten aus dem Weg räumen denen VW Händler ausgesetzt sind zum Beispiel in Italien werden die zur Zeit Massiv unter Druck gesetztvon VW Nutzfahrzeuge Italien, angenommene Aufträge werden nicht ausgeliefert, Händler werden unter Druck gesetzt bei bestellten Fahrzeugen mit Endkunden, Ausweiskopie und Endkundenmandat nur mit Tageszulassung auszuliefern, -die kostet in Italien 750 Euro mit Abmeldung und COC-Vielleicht hat VW noch immer nicht kapiert, das der Endkunde der in Deutschland ein Fahrzeug auf dem EG bestellt , letztlich ein VW KUNDE ist, der sich für das Produkt VW entschieden hat. Dieser Kunde wird von VW mit diesen Maßnahmen vergrault und dann braucht sich VW auch nicht zu wundern dass Umsätze einbrechen, denn der vergraulte Kunde wird für VW auf keinen Fall weiterempfehlen. VW hat auch nicht kapiert dass der Kunde der im EG Markt kauft das Fahrzeug nie beim deutschen VW Händler kauft , der würde in Deutschland dann vielleicht einen Citroen oder Fiat kaufen.Hier sehr geehrter Herr Diess, an der Basis sollten Sie Ihre mittleres Management mal auf diese Misstände aufmerksam machen.


Armin Günther

15.07.2020 - 19:29 Uhr

Du bist top Manager und leistest gefühlt nichts unter deiner Leitung gibt es bei fast jedem Modell Probleme ?Sei kompetent mach dich selbst zum sparvorschlag. Man glaubt nicht wieviel Euro man da bei einem einzelnen Manager umdrehen kann.


Bernd Jürgen Ulrich

16.07.2020 - 09:16 Uhr

So so, die Leute wollen keine Autos kaufen? Ich habe vor 2-3 Wochen in Rosenheim angerufen und wollte einen Crafter kaufen, gebraucht oder vielleicht neu je nach dem was für ein Angebot ich bekomme,....war niemand zu erreichen, landete immer in der Zentrale und das Beste kommt noch (!), es wurde auch nicht zurückgerufen!!Ganz großes Kino VW!!! Soll ich noch erzählen, was die VW-Bank mit mir gemacht hat in 2015, als ich 2 Raten in Höhe von gesamt 600€ in Rückstand war? Ich aber eine Anstellung in der Schweiz bekam bei meinem alten Arbeitgeber! Ich bat um Stundung und jede Woche hätte ich eine Rate bezahlt bei 40€ Stundenlohn geht das auch. Nein man sagte mir, ich müsse am nächsten Tag mein Transporter bei einen VW-Vertragspartner abgeben und wenn nicht, würde ich polizeilich gesucht werden !!!!Wow,....ganz großes Kino, echt !Kurz danach fing das mit dem Dieselskandal an und man konnte sehen was für Kriminelle Energie in dem Unternehmen VAG steckt! Und ja, 25.000.000.000,00 € hat das ca. bis jetzt gekostet,.....und man müsse jetzt wegen Corona sparen?!?!?!Wer immer weiter die Leute verarscht, der braucht sich nicht wundern wenn die Leute/exKunden sich von einem abwenden! 2008 habe ich mir einen Kindheitstraum erfüllt und meinen ersten Porsche Carrera 4 gekauft. Wenn man aber dann lesen muss, dass mehrfach Porsche Carreras an der Tankstelle abfackeln und deshalb ein Ausliefern nicht möglich ist/war, ...Ja meine Herren soll ich weiter schreiben VW T5....Fachzeitschriften darüber,....schlechter als ihr Ruf und Rostanfällig, ....aber ja alles nur wegen Corona,....ja jaOMG


Bernd Jürgen Ulrich

16.07.2020 - 16:06 Uhr

Hallo Bernhard Herpel,....ich würde mir schon einen neuen Crafter in Deutschland kaufen, der Hauspreis bei VAG, in 2012 in Berlin Tegel war für ein nach meinen Wünschen ausgestatteten Crafter , Listenpreis ca. 42.000,00€Nur(!) 25.000,00€ ! Ohne zu zucken bekam ich das Angebot! Warum soll ich da nicht ja sagen, aber wenn man halt 25.000.000.000 € und kein Ende in Sicht, wieder Aufholen muss, ja dann gehen solche Hauspreise nicht mehr und der Kunde geht oder kauft wie ich einen guten Gebrauchten. Na mal sehen wie es weitergeht???


M.Bellinger

16.07.2020 - 16:47 Uhr

@Bernd Jürgen Ulrich: Leider habe ich die „Message“ dieses Artikels nicht verstanden. Nur soviel, wenn sie einen Ratenrückstand bei einer Bank haben, aus welchem Grund auch immer, sollten sie umgehend mit dem Kreditgeber Kontakt aufnehmen. Sonst sind sie schneller im gerichtlichen Mahnverfahren ( Notleidendes Darlehen ) als ihnen lieb ist........


herbie

17.07.2020 - 19:57 Uhr

Herr Diess verzichtet auf das Weihnachtsgeld, dafür bekommen seine Mitarbeiter eine CO2 Prämie, weil sie E Fahrzeuge produzieren. :-)


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