Schadenersatzklagen in Milliardenhöhe drohen die für kommendes Jahr geplante Verschmelzung von Porsche und Volkswagen zu bremsen. Im Extremfall könnte es sogar Jahre dauern, bis der Sportwagenbauer komplett unter das Dach von Europas größtem Autobauer schlüpft. In Gefahr sei der Zusammenschluss aber nicht, sagte VW-Konzernchef Martin Winterkorn, der auch die Porsche- Obergesellschaft Porsche SE führt, am Dienstag in Stuttgart. "Der integrierte Automobilkonzern wird umgesetzt."
Grund für eine Verzögerung könnte die noch immer schwelenden juristischen Auseinandersetzung vor allem in den USA nach dem verlorenen Übernahmekampf mit VW sein, sagte Winterkorn bei der Bilanzvorlage von Porsche. Die Stuttgarter hatten sich mit schwer durchschaubaren Aktiengeschäften 2008 die Mehrheit an Volkswagen gesichert und dabei erdrutschartige Aktienkursbewegungen ausgelöst. Deshalb kämpft Porsche derzeit juristisch an mehreren Fronten.
In den USA hat eine Gruppe von Investmentfonds wegen angeblicher Falschinformationen und Marktpreismanipulation gegen die Schwaben geklagt. Es geht um mehrere Milliarden US-Dollar Schadenersatz. Mitte Januar will das Gericht entscheiden, ob es die Klage zulässt. Sollte dies der Fall sein, droht Porsche ein jahrelanger Rechtsstreit. Auch in Deutschland ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts auf Marktmanipulation.
Komplexe Transaktion
Zu einer Verschiebung des ursprünglichen Zeitplans könnte es nach Angaben von Porsche-SE-Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch auch kommen, weil die steuerliche und rechtliche Prüfung der komplexen Transaktion noch nicht abgeschlossen sei. Ein neuer Zeitplan könnte wegen der Unwägbarkeiten derzeit nicht aufgestellt werden.
"Unser erklärtes Ziel ist und bleibt die Verschmelzung", betonte Winterkorn. Dabei ist geplant, die Volkswagen AG mit der Dachgesellschaft Porsche SE zu vereinen. Sollte dies nicht gelingen, haben sich die Autobauer ein Hintertürchen offengehalten, um Porsche komplett in den VW-Konzern zu integrieren. Die Wolfsburger haben im Fall der Fälle auch die Möglichkeit, die restlichen 50,1 Prozent der Anteile am Porsche-Sportwagengeschäft zu übernehmen. Bisher hält VW 49,9 Prozent. Die Aufstockung wäre aber erst im Zeitraum zwischen dem 15. November 2012 und 31. Januar 2015 möglich.