Inmitten der Aufregung über das Gehaltsplus für den Volkswagen-Vorstand hat Konzernchef Matthias Müller seine Vergütung verteidigt. Es gebe zwei Gründe für ein hohes Gehalt: Die Relevanz des Unternehmens für die Volkswirtschaft sowie das Risiko, das man als Konzernchef trage, sagte er dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". "Als solcher steht man immer mit einem Fuß im Gefängnis." Aus seiner Sicht seien "unsere Gehälter angesichts dieser Verantwortung gerechtfertigt". Solche Gehaltsdebatten seien ein vor allem deutsches Phänomen: "Das Thema ist halt extrem emotional."
Bei Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) treffen die Äußerungen des VW-Chefs auf Unverständnis. Müllers Argument, nach dem ein VW-Vorstandschef schließlich auch eine sehr große Verantwortung trage, könnten auch ganz andere Berufsgruppen für sich in Anspruch nehmen, die wesentlich weniger verdienen, sagte Weil der Zeitung "Die Welt". Der Politiker sitzt auch im VW-Aufsichtsrat, das Land Niedersachsen ist ein wesentlicher Anteilseigner von Volkswagen.
Zuvor hatte bereits Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer das Gehaltsplus für den VW-Vorstand scharf kritisiert. Er hätte "nach den Abgas-Skandaljahren eine höhere Sensibilität gerade der Top-Manager in Wolfsburg erwartet", sagte der CSU-Politiker kürzlich. Auch Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte sich "schon erstaunt" geäußert.
Mitte März hatte Volkswagen bekanntgegeben, dass die Mitglieder des Volkswagen-Konzernvorstands für das abgelaufene Jahr deutlich mehr Gehalt als noch 2016 kassieren. Insgesamt summieren sich die Bezüge auf rund 50,3 Millionen Euro – nach rund 39,5 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Volkswagen begründete den Anstieg vor allem mit der guten Geschäftsentwicklung. Spitzenverdiener ist Vorstandschef Müller, der mehr als 10,1 Millionen Euro einstrich. Ein Jahr zuvor waren es 7,25 Millionen Euro. Ohne Nebenleistungen und Versorgungsaufwand kam Müller 2017 auf rund 9,5 Millionen Euro.
Höchstgrenzen seit 2017
Der Konzern hatte zum Geschäftsjahr 2017 sein System zur Bestimmung der Vorstandsgehälter reformiert – nach Kritik an der Höhe der Bezüge. So gibt es für den Vorstandschef seit 2017 eine Höchstgrenze von zehn Millionen Euro, für Vorstandsmitglieder von 5,5 Millionen Euro. Während die festen Grundgehälter tendenziell angehoben werden, fallen die Regeln zur Berechnung erfolgsabhängiger Bonuszahlungen strikter aus und orientieren sich teils an der künftigen Entwicklung.
Müller betonte im "Spiegel", ohne das neue Gehaltssystem und nach seinem alten Vertrag hätte er im vergangenen Jahr rund 14 Millionen Euro verdient: "Ich habe also auf einen großen Betrag verzichtet." Auf die Frage nach einer generellen Gehalts-Obergrenze von beispielsweise fünf Millionen Euro antwortete der Manager: "In Deutschland besteht der Drang, alles politisch regeln zu wollen. Aber wo soll das enden? Wir hatten so was bereits einmal in Form der DDR. Da ist auch alles geregelt worden."
Diesen Vergleich nannte Weil "komplett abwegig". Der SPD-Politiker sagte, mit diesen Äußerungen werde Müller "den Verhältnissen in Deutschland nicht einmal von Ferne gerecht". In der DDR hätten die Menschen "sicher andere Probleme als Spitzengehälter von Managern" gehabt. (dpa)
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