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VW-Chef Müller zu Gehältern: "Immer mit einem Fuß im Gefängnis"

25.03.2018 06:08 Uhr
Matthias Müller
Matthias Müller: "Ich habe auf einen großen Betrag verzichtet."
© Foto: Julian Stratenschulte/dpa

VW-Boss Müller hält die hohe Vergütung von Spitzenmanagern angesichts der großen Verantwortung für gerechtfertigt. Für einen DDR-Vergleich bekommt er einen Rüffel.

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Inmitten der Aufregung über das Gehaltsplus für den Volkswagen-Vorstand hat Konzernchef Matthias Müller seine Vergütung verteidigt. Es gebe zwei Gründe für ein hohes Gehalt: Die Relevanz des Unternehmens für die Volkswirtschaft sowie das Risiko, das man als Konzernchef trage, sagte er dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". "Als solcher steht man immer mit einem Fuß im Gefängnis." Aus seiner Sicht seien "unsere Gehälter angesichts dieser Verantwortung gerechtfertigt". Solche Gehaltsdebatten seien ein vor allem deutsches Phänomen: "Das Thema ist halt extrem emotional."

Bei Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) treffen die Äußerungen des VW-Chefs auf Unverständnis. Müllers Argument, nach dem ein VW-Vorstandschef schließlich auch eine sehr große Verantwortung trage, könnten auch ganz andere Berufsgruppen für sich in Anspruch nehmen, die wesentlich weniger verdienen, sagte Weil der Zeitung "Die Welt". Der Politiker sitzt auch im VW-Aufsichtsrat, das Land Niedersachsen ist ein wesentlicher Anteilseigner von Volkswagen.

Zuvor hatte bereits Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer das Gehaltsplus für den VW-Vorstand scharf kritisiert. Er hätte "nach den Abgas-Skandaljahren eine höhere Sensibilität gerade der Top-Manager in Wolfsburg erwartet", sagte der CSU-Politiker kürzlich. Auch Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte sich "schon erstaunt" geäußert.

Mitte März hatte Volkswagen bekanntgegeben, dass die Mitglieder des Volkswagen-Konzernvorstands für das abgelaufene Jahr deutlich mehr Gehalt als noch 2016 kassieren. Insgesamt summieren sich die Bezüge auf rund 50,3 Millionen Euro – nach rund 39,5 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Volkswagen begründete den Anstieg vor allem mit der guten Geschäftsentwicklung. Spitzenverdiener ist Vorstandschef Müller, der mehr als 10,1 Millionen Euro einstrich. Ein Jahr zuvor waren es 7,25 Millionen Euro. Ohne Nebenleistungen und Versorgungsaufwand kam Müller 2017 auf rund 9,5 Millionen Euro.

Höchstgrenzen seit 2017

Der Konzern hatte zum Geschäftsjahr 2017 sein System zur Bestimmung der Vorstandsgehälter reformiert – nach Kritik an der Höhe der Bezüge. So gibt es für den Vorstandschef seit 2017 eine Höchstgrenze von zehn Millionen Euro, für Vorstandsmitglieder von 5,5 Millionen Euro. Während die festen Grundgehälter tendenziell angehoben werden, fallen die Regeln zur Berechnung erfolgsabhängiger Bonuszahlungen strikter aus und orientieren sich teils an der künftigen Entwicklung.

Müller betonte im "Spiegel", ohne das neue Gehaltssystem und nach seinem alten Vertrag hätte er im vergangenen Jahr rund 14 Millionen Euro verdient: "Ich habe also auf einen großen Betrag verzichtet." Auf die Frage nach einer generellen Gehalts-Obergrenze von beispielsweise fünf Millionen Euro antwortete der Manager: "In Deutschland besteht der Drang, alles politisch regeln zu wollen. Aber wo soll das enden? Wir hatten so was bereits einmal in Form der DDR. Da ist auch alles geregelt worden."

Diesen Vergleich nannte Weil "komplett abwegig". Der SPD-Politiker sagte, mit diesen Äußerungen werde Müller "den Verhältnissen in Deutschland nicht einmal von Ferne gerecht". In der DDR hätten die Menschen "sicher andere Probleme als Spitzengehälter von Managern" gehabt. (dpa)

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KOMMENTARE


Hansb.

25.03.2018 - 21:35 Uhr

Müller - verliert jeglichen Bezug zur Realität. Die "Konzernchefs" Müller, Zetsche und Co, sowie Winterkorn als ehemaliger VW Boss sollten ruhig mit beiden Beinen und nicht nur einem Bein ins Gefängnis wandern. Dort können sie über die betrügerischen Vorgehensweisen die verursachten volkswirtschaftlichen Schäden, sowie dem Betrug am Kunden nachdenken. Dafür sollte Verantwortung übernommen werden. Es muss Regularien zum Einkommen geben bei der Selbstbedienungsmentalität dieser und und auch anderer Herren. Hier wird jeglicher Realitätssinn mit Füßen getreten. Worte der Mitverantwortung für die entstandene Misere gehen diesen Herren nicht über die Lippen. Es gibt nur eine Devise - Raffgier.


Gerd

26.03.2018 - 19:05 Uhr

Dazu fällt mir nur noch eines ein:ARROGANZ IST DIE KUNST, AUF SEINE EIGENE DUMMHEIT STOLZ ZU SEIN.


JS

26.03.2018 - 22:18 Uhr

Welche Verantwortung tragen denn diese Nieten in Nadelstreifen? Abfindungen für kriminelles Handeln und Fehlentscheidungen! Ich würde gerne einige von diesen Herren, die nur eine Selbstbedienungsmentalität haben und offenbar tatsächlich glauben daß sie für ihre Unternehmen so wichtig sind und so wertvoll , mit beiden Beinen im Gefängnis sehen.


Detlef Rüdel

26.03.2018 - 23:18 Uhr

(...) Offenbar hat Herr Müller noch nie von einer D&O gehört, oder will er uns glaubhaft versichern, dass er eine solche Versicherung nicht hat. Herr Müller, und alle Verantwortlichen haben jeglichen Bezug zur Realität verloren. Auch blendet Herr Müller völlig aus, dass wir betrogen wurden. Sowohl Frau Merkel (Kanzlerin) wie auch Herr Scheuer, haben sich zu der massiven Boni Zahlung, massiv verschnupft gezeigt. Den Verantwortlichen fehlt es nicht nur an Anstand, Demut, sondern auch das Bewusstsein sich darüber im Klaren zu sein, dass 2.500.000 Kunden aus diesem Konzern, bewusst belogen und betrogen wurden. Vor diesem Hintergrund, ist jegliche Bonuszahlung als völlig inakzeptabel einzustufen. Darüber hinaus hoffe ich, dass die Verantwortlichen sich dafür noch verantworten müssen.


RR77

27.03.2018 - 08:28 Uhr

Ach ja, genau wie Herr Winterkorn, der sitzt ja auch im Gefängnis und steht für den Milliardenschaden, der unter seiner Führung entstanden ist, gerade . Oder habe ich das nur geträumt?


KLB

27.03.2018 - 09:11 Uhr

Wenn die Obergrenze der Einkommen von VW-Vorständen konzernintern geregelt wäre, würden die Herren auch für 1/10 des derzeitigen Einkommens ihren Job mit Genuss erledigen.Ein Kleinunternehmer z.B. VW Partner quält sich mit hohen finanziellen Risiken durchs Leben, hat ca. 1 - 2 % Rendite und keine so einfache Möglichkeit sein Einkommen wie es bei den Vorständen von VW möglich ist zu erhöhen. Weiterhin liegt die Existenz eines Vertragspartners sehr nahe an den Entscheidungen des Herstellers. Immer mehr Firmen schließen die Tore bzw. fusionieren mit anderen Bertrieben um überleben zu können. 1-2 % Rendite eines Vertragshändlers sind halt keine 8-10 % Rendite des Konzerns. Zumal diese Gewinne durch Unfähigkeitverbrannt werden, sowie die Arbeiter/Angestellte und Staat dadurch gewaltige Belastungen und Nachteile haben. Durch Prämienzahlung versucht man deshalb,trotz Verfehlungen und Unfähigkeit, alle Beteiligten ruhig zu stellen. Jeder vernünftig denkende Manager müsste eigentlich mit einer Kürzung und Anpassung einverstanden sein, wenn man die Vorgeschichte in Betracht zieht.Jeder hat ja einen Vorwand bzw. eine Entschuldigung um sein Fehlverhalten zu rechtfertigen.Gewissensfrage: Ist das alles gerechtfertigt? KLB


Uwe

27.03.2018 - 09:28 Uhr

Mit einem Fuß im Gefängniss ??? Ja - VW Manager sind im Knast gelandet aber nur die Bauernopfer einige Gehaltsklassen tiefer. Auf Vorstandsebene ist das Risiko gleich Null. Um tatsächlich in Haft zu kommen Bedarf es schon aussergewöhnlicher Vergehen- siehe Middelhoff. Für Unfähigkeit, Arroganz und Fehlentscheidungen aller Art droht maximal in etwaiger Rauswurf, der dann mit einigen Millionen Abfindungen versüßt wird. Wieviele Vorstände haben finanziellen Schaden durch Ihr Verhalten??? Kennt jemand ein Beispiel ?Für so etwas zahlen immer die Kunden oder Mitarbeiter ( Mitarbeiter auch gerne mit Ihrem Job...)


Insider

27.03.2018 - 09:32 Uhr

Die Erklärungen, warum ein Vorstand so viel verdienen darf oder muss sind immer die Gleichen. Wenn es jedoch darum geht Verantwortung zu übernehmen (und das ist ja einer der erklärten Gründe für das hohe Gehalt) ducken sich die Topmanager weg. Wo ist denn Herr Winterkorn, der die gleichen Gründe für seine Spitzengehälter angab, wenn es darum geht Verantwortung für den Dieselskandal zu übernehmen: "ich habe von nichts gewußt". Aber zumindest moralische Verantwortung übernehmen könnte er dennoch und seinen Bonus, den er nicht bekommen hätte, wenn es die Manipulationen nicht gegeben hätte - freiwillig - zurückzahlen.


Dieter Buschhorn

27.03.2018 - 15:18 Uhr

Und warum ist Herr Müller nicht schon dort wo er mit einem Fuß bereits steht ?Kunden millionenfach betrügen und Untergebenen die Verantwortung anlasten hat Herr Müller ja bereits mehrfach unter Beweis gestellt. Und mit dem DDR Vergleich hat Müller sich wieder einmal selbst disqualifiziert.


Andreas

28.03.2018 - 18:01 Uhr

Es gibt kaum einen Spitzenmanager, der - mit Verlaub - so dämlich und instinktlos argumentiert wie Herr Müller von der Volkswagen AG. Seine Einlassungen zur Entlohnung sind ein erneutes Beispiel für kommunikativen Blindflug. Und dass man als Vorstandsvorsitzer u.a. für das Risiko entlohnt wird, mit einem Bein im Gefängnis zu stehen, hat man bis dato auch noch nicht gehört - das scheint ein "VW-Insider" zu sein...


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