Volkswagen-Chef Herbert Diess hat die Neu-Besetzung mehrerer Spitzenposten bei dem Autobauer verteidigt und verknüpft die Führungswechsel mit klaren Vorgaben für die betroffenen Konzernmarken. In einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ/Samstag) nannte Diess Skoda "nicht aggressiv" genug am Volumenmarkt im Wettbewerb mit den Koreanern oder Franzosen. "Da vergeben wir uns eine Chance. Es nutzt uns nichts, wenn sich Skoda zu einer dritten Premiummarke im Konzern entwickeln würde", sagte er dem Blatt. Skoda müsse im Segment der preiswerten Autos stärker werden.
Bei MAN wiederum gebe es ein strukturelles Problem. MAN hänge in der Rentabilität weit hinter Scania zurück. Nötig sei ein Umbau mit deutlichen Einschnitten wie dem Abbau von Arbeitsplätzen.
Diess selbst musste im Juni die Führung der Kernmarke VW und damit Macht abgeben. Mit Blick auf den Umbau in dem Wolfsburger Konzern sagte er: "Mein Anspruch wird nicht nachlassen. Wolfsburg muss sich schneller und stärker reformieren." Der Volkswagen-Chef widersprach Spekulationen, Veränderungen im Spitzenmanagement hingen mit dem Machtkampf mit den Gewerkschaften in den vergangenen Wochen zusammen: "Auch wenn die zeitliche Abfolge den Anschein erwecken mag, sind die Personalentscheidungen an der Spitze des Konzerns natürlich von langer Hand geplant gewesen."
Nach den Worten von Diess ist Volkswagen mit den personellen Veränderungen "jetzt zu 80 Prozent durch". Volkswagen habe das Ziel, in Zukunft möglichst wenige hohe Manager von außerhalb zu holen: "Die Entwicklung von Top-Führungskräften gehört bei Volkswagen bislang nicht zu den ausgewiesenen Stärken", sagte Diess.
Ermutigende Erholung
Nach dem Einbruch bei Verkäufen und Gewinn wegen der Corona-Krise im ersten Halbjahr zeigte sich Diess zuversichtlich für die Zukunft. "Die Erholung, die wir jetzt spüren, ist sehr ermutigend", sagte er. "Es wird jetzt darauf ankommen, dass wir keinen zweiten Lockdown bekommen. Dann würde es schwer." Die Wende zur Elektromobilität sieht Diess durch die Corona-Pandemie nicht gefährdet. Sie werde eher beschleunigt, nachdem die staatlichen Förderprogramme für Elektroautos auf vielen Märkten aufgestockt worden seien. (dpa)
Eckart Ramthun
Renato
Thomas Peckruhn