Mit dem U6ion hatte der chinesische Hersteller Aiways im Frühjahr schon mal die Richtung für sein neues Crossover-SUV vorgegeben. Jetzt steht die finale Version des vollelektrischen U5-Bruders auf dem Laufsteg. Und zwar in kräftigem Gelb, kontrastiert von schwarzen Luftleit-Elementen an der Karosserie. Schwarz sind auch das durchgehende Glasdach und das geschwungene Heckfenster. Im Vergleich zum ersten Streich von Aiways, dem U5, tritt der Neuzugang deutlich markanter und selbstbewusster auf.
Mit einer Länge von 4,80 Metern übertrifft der U6 seinen Plattform-Bruder U5 um zwölf Zentimeter, die Breite von 1,88 Meter variiert nur um einen Zentimeter, die U6-Höhe von 1,64 Meter bleibt um sechs Zentimeter hinter der des Erstlings zurück. Trotz der deutlich nach hinten abfallenden Dachlinie zwingt der Fond-Einstieg nicht zu Verrenkungen. In Reihe zwei sitzen auch große Passagiere menschenwürdig mit Luft nach oben – und mit einer mehr als nur ordentlichen Beinfreiheit. Vorne geht es, typisch Elektroauto, sowieso recht geräumig zu.
Aiways U6: Beim Frunk wird noch nachgebessert
Ein deutlicher Unterschied zum U5: Die Heckklappe öffnet höher, Kopfnüsse können sich nur noch Menschen mit mehr als 1,90 Meter Körpergröße einfangen. Das Kofferraumvolumen gibt Aiways mit 472 bis 1.260 Liter an, im U5 sind es 496 bis 1.619 Liter – hier macht sich das schicke Coupé-Heck bemerkbar. Außerdem nimmt der Subwoofer etwas Platz weg. Er gehört zum serienmäßigen Magnat-Soundsystem, das noch elf Lautsprecher und die Aux-Konnektivität per USB und Bluetooth mitbringt. Auf einen Frunk müssen künftige U6-Nutzer zunächst verzichten. Laut Alexander Klose, dem deutschen Vertriebschef des ansonsten nur von Chinesen geführten Unternehmens aus Shanghai, wird hier aber nachgebessert und mit einer Mulde zumindest Platz für die Ladekabel geschaffen.
Aiways U6
BildergalerieDie Steckdose zum Stromtanken ist auf dem Weg vom U5 zum U6 von unter dem linken Scheinwerfer ans hintere obere Ende des linken Kotflügels gewandert. Nachdem in beiden Modellen weitgehend die identische Technik verwendet wird, lädt auch der U6 mit vergleichsweise bescheidenen 90 Kilowatt. Der 63-kWh-Akku soll im Idealfall in 35 Minuten von 20 auf 80 Prozent seiner Kapazität gefüllt sein. Mit dem dreiphasigen 11-kW-Bordlader vergehen von ganz leer bis ganz voll sieben Stunden. Die WLTP-Reichweite liegt bei 400 Kilometern, Aiways verspricht einen Durchschnittsverbrauch von 15,6 bis 16,6 kWh je 100 Kilometer. Mit verantwortlich dafür sind das relativ niedrige Leergewicht von 1.790 Kilo und der für ein Crossover-SUV günstige Luftwiderstandsbeiwert von 0,248. Und natürlich die serienmäßig installierte Wärmepumpe.
Aiways U6: Ein Tick mehr Leistung
Der Elektromotor liefert mit 160 kW / 218 PS einen Tick mehr Leistung als der im U5, das maximale Drehmoment von 315 Nm ist identisch. Aiways verspricht eine Beschleunigung von null bis 100 km/h in exakt 7,0 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit ist auf 160 km/h limitiert. Das passt zum Ziel von Klose, mit dem U6 einen "sportlich-attraktiven, aber nicht aggressiven" Stromer anzubieten. Bekannt ist die Ausstattungspolitik von Aiways: Es gibt auch den Neuzugang entweder mit Vollausstattung – oder mit Vollausstattung plus. "Das Paket soll überzeugen", sagt Klose. Zu dessen Inhalt gehören unter anderem elf serienmäßige Assistenzsysteme.
Die Materialien wirken optisch und haptisch angenehm und gut verarbeitet. Einzelne Design-Elemente im Innenraum wie die grafisch gestalteten Aluminium-Interieurleisten mit dem integrierten Ambientelicht für 360 verschiedene Stimmungen erzeugen einen fast schon edlen Eindruck. Ein Hingucker ist der Schubhebel wie im Flugzeug. Sein Griff wird zum Einlegen von Vorwärts- oder Rückwärtsgang gedreht – er hat es tatsächlich aus der Studie in die Serie geschafft. Interessanter Aspekt am Rande: Die Lichtleisten unter den vorderen Seitenscheiben gehen bei geöffneten Türen in einen Blink-Modus über, um nachfolgende Verkehrsteilnehmer zu warnen.
Aiways U6 ion
Bildergaleriesdsdd
Aiways U6 mit neuem Bedienkonzept
Gegenüber dem U5 hat der chinesische Hersteller seinem zweiten Streich ein neues Bedienkonzept verordnet. Irgendwo zwischen Tesla und dem Mainstream siedelt es der Vertriebschef an. Er hält digitale Rundinstrumente, die früher verwendete Analog-Anzeigen imitieren sollen, für schlicht überflüssig, will den Mensch am Lenkrad aber auch nicht so minimalistisch informieren, wie das bei Model 3 bis Model S der Fall ist. Deshalb findet sich hinter dem Lenkrad ein schmales 8,2-Zoll-Display, auf dem Tempo, Akkustand, Reichweite und Uhrzeit angezeigt werden.
Alle übrigen Anzeigen sind im Touchscreen im 14,6-Zoll-Format untergebracht. Dank hoher Auflösung und Rechentechnik der neuesten Generation ist die Auflösung gestochen scharf und das Tempo beim Ausprobieren der Funktionen im Rahmen der ersten Sitzprobe sehr flott. Das Display im linken Drittel ist als zusätzliche Fahrerinformation angelegt und zeigt etwa die Fahrzeuge im direkten Umfeld, nochmal das Tempo und den gewählten Fahrmodus an. Die zwei übrigen Touchscreen-Drittel lassen sich mit frei konfigurierbarem Widget individuell konfigurieren. Statusleisten am oberen und unteren Bildschirmrand ermöglichen den Schnellzugriff auf wichtige Fahrzeugfunktionen wie die Klimatisierung.
Neu ist auch, dass im U6 neben Apple CarPlay ab 2023 auch Android Auto laufen wird. So lässt sich übers Smartphone eine Echtzeit-Navigation realisieren, die in Kombination mit einer App eine ständig aktualisierte Ladestopp-Planung ermöglicht. Und zwar auf Basis von Echtzeit-Verbrauch, Ladestand und aktueller Belegung von DC-Schnellladestationen.
Und wann gibt es den U6 tatsächlich zu kaufen? Bestellungen sollen laut Klose noch im vierten Quartal 2022 möglich sein, die ersten Auslieferungen sind für Anfang 2023 geplant. Zum exakten Preis hält sich der Vertriebschef noch zurück. Realistisch sind wohl knapp über 40.000 Euro nach Abzug der Elektroauto-Förderung.