Volkswagen wird künftig keine Modelle mit Erdgasantrieb mehr entwickeln. "Diese Autos bekommen keine Nachfolger mehr", sagte VW-Entwicklungschef Frank Welsch dem "Handelsblatt" (Montag). Grund dafür seien geringe Verkaufszahlen der Modelle. "Die Resonanz am Markt ist nicht gewachsen", so Welsch. Es sei auch nicht absehbar, dass sich die Verkaufszahlen erkennbar steigern ließen.
Stattdessen konzentriert sich VW dem Bericht zufolge auf die Elektromobilität – auch alternative Antriebe wie synthetische Kraftstoffe und Wasserstoff sind laut Welsch für die Serienmodelle außen vor. "Wenn wir die Mobilitätswende und die Umweltziele ernst nehmen, müssen wir uns auf den batterieelektrischen Antrieb konzentrieren." Alles andere verschwende regenerative Energie.
Im Sommer 2017 hatte der VW-Konzern eine Erdgas-Offensive für Deutschland ausgerufen. Ziel war es, die Zulassungszahlen in diesem Bereich signifikant zu steigern. Das Bekenntnis zum Alternativantrieb wurde unter anderem von neuen Modellen bei VW, Audi, Seat und Skoda flankiert, die seither jedoch kaum Verbreitung fanden.
Noch 2019 beteuerte VW trotz ausbleibender Erfolge beim Verkauf von CNG-Fahrzeugen, weiter an der Strategie festhalten zu wollen und den Ausbau des Erdgas-Tankstellennetzes in Deutschland voranzutreiben. Tatsächlich wurden im vergangenen Jahr allerdings keine 8.000 Erdgasautos in Deutschland neu zugelassen, während es allein bei batterieelektrischen Pkw über 63.000 Stück waren. Auch bei der Zahl der Erdgas-Zapfsäulen gab es keine signifikanten Änderungen.
Erdgaswirtschaft in Unruhe
Die Ankündigung des VW-Konzerns, künftig keine Erdgas-Modelle mehr zu entwickeln, versetzte am Montag vor allem die deutsche Erdgaswirtschaft in Unruhe. Demnach sei "der Volkswagen-Konzern weit entfernt von einem kurzfristigen Abschied vom Gasauto", teilte der Vorstand der Brancheninitiative Zukunft Erdgas, Timm Kehler, mit. "So sollen sich mehrere neue CNG-Modelle der Konzernmarken derzeit kurz vor der Markteinführung befinden."
VW bestätigte am Montag indes den "Handelsblatt"-Bericht und die darin zu lesenden Aussagen des Entwicklungschefs. Allerdings betonte ein Sprecher, es handele sich nicht um einen Schritt, der "von heute auf morgen erfolgt, sondern perspektivisch".
Die Initiative Zukunft Erdgas erneuerte die Kritik an der EU, Elektroantriebe gegenüber Antriebsalternativen zu bevorzugen. "Die EU legt damit alle Eier in einen Korb", heißt es in dem Statement, das der Deutschen Presse-Agentur am Montag vorlag. (dpa/SP-X)
M.Bellinger
Wolf
Dieter M. Hölzel