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US-Richter: Ultimatum im Abgas-Skandal

26.02.2016 09:03 Uhr
Im Mammut-Prozess um manipulierte Abgaswerte hat der zuständige US-Richter den Zeitdruck auf Volkswagen erhöht.

Neuer Stress für Volkswagen im Dieselgate: Im US-Mega-Rechtsstreit mit zahlreichen Autobesitzern und -händlern fordert der zuständige Richter, dass der Konzern Tempo macht. In einem Monat müsse eine Ansage her, wie die Abgas-Trickserei beendet werden soll.

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Im Mammut-Prozess um manipulierte Abgaswerte hat der zuständige US-Richter den Zeitdruck auf Volkswagen erhöht. "Es gibt ein Ultimatum - bis zum 24. März fordere ich von VW und der EPA eine definitive Antwort, ob es eine Lösung gibt", sagte Bezirksrichter Charles Breyer am Donnerstag in San Francisco bei der ersten Anhörung in dem Rechtsstreit.  

Das festgefahrene Ringen von VW mit der US-Umweltbehörde EPA um einen Plan zur Beseitigung von Betrugsprogrammen zum Austricksen von Emissionstests in Hunderttausenden Diesel-Wagen erschwere das Verfahren erheblich, so Breyer. Die Höhe der Entschädigungen, über die er zu befinden habe, hänge davon ab, wann die Autos repariert würden. Die bisherigen Vorschläge von VW waren abgelehnt worden. 

"Ich habe einige ernsthafte Sorgen", sagte der Richter beim Auftakt des Mega-Prozesses, für den über 500 Zivilklagen von US-Autobesitzern und -händlern zu drei Sammelklagen gebündelt wurden. "Fast 600.000 Fahrzeuge sind bis zum heutigen Tag auf den Straßen unterwegs - ohne gültige Zulassung". Es sei ein anhaltendes Problem, das dringend gelöst werden müsse, weil die Fahrzeuge die Umwelt verschmutzten. 

Die Kläger fordern Schadenersatz und zusätzliche Strafen wegen Betrugs, Vertragsbruchs, irreführender Werbung und Wettbewerbsverzerrung. Beschuldigt werden VW, die Konzerntöchter Audi und Porsche sowie der Zulieferer Bosch, der die zur Manipulation nötige Software geliefert haben soll. Außerdem sollen mehrere amtierende und ehemalige Top-Manager und -Ingenieure wie Matthias Müller und Martin Winterkorn persönlich haftbar gemacht werden.

VW verspricht volle Kooperation

VW-Anwalt Robert Giuffra versprach vor Gericht volle Kooperation im Sinne einer zügigen und fairen Entschädigung, betonte jedoch: "Jede Lösung, die wir anbieten, braucht die Zustimmung der US-Behörden". Es handele sich um hochkomplexe technische Vorgänge. Richter Breyer kritisierte, das Top-Management sei spätestens seit September informiert - "sechs Monate sollten reichen, um Beschlüsse zu fassen." 

Eigentlich müsste VW selbst hohes Interesse an einer raschen Einigung haben - wegen der Kalkulation der finanziellen Folgen des Skandals hat der der Konzern bereits seine Jahreshauptversammlung verschoben.

Zankapfel Datenschutz

Ein Zankapfel bleiben Protokolle und Dateien, die von den US-Ermittlern angefordert wurden und die laut VW dem deutschen Datenschutzgesetz unterliegen. Auch diese Informationen sollen bis zum 24. März vorliegen. Die Anwälte von VW beteuern zwar, sich darum zu bemühen, Giuffra sagte aber auch: "In Deutschland und Europa werden die Datenschutzgesetze sehr, sehr ernst genommen." 

Auch das US-Justizministerium, das VW im Januar verklagt hatte - ein separates Verfahren, in dem theoretisch eine Strafe von bis zu 46 Milliarden Dollar droht - will die sensiblen Daten auswerten. Der Verweis auf die Gesetze in Deutschland und Europa wird von einigen US-Ermittlern als Schutzbehauptung betrachtet.

VW hatte nach Vorwürfen, die am 18. September von der EPA öffentlich gemacht wurden, eingeräumt, bereits seit 2009 in großem Stil Abgaswerte in den USA manipuliert zu haben. Weltweit sind über elf Millionen Diesel-Fahrzeuge des Konzerns betroffen. (dpa)

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KOMMENTARE


M.T.

26.02.2016 - 17:52 Uhr

Während in Europa und vor allem in Deutschland die Behörden schön brav die Füße still halten, wird über dem Deich mächtig Druck gemacht, richtig so. Man wundert sich in Deutschland über die Abgasbelastung in den Großstädten, dabei ist der Verursacher doch längst bekannt. Der Konzern spielt entweder auf Zeit, weil er keine Lösung für den US Markt hat, oder er ist sich den Konsequenzen nicht bewusst. Wir dürfen gespannt sein, ob die Nudelsieb-Lösung für Europa überhaupt was bringt, wenigstens ist der ADAC hinter dem Thema her und man muss sich wundern warum der Sieb in Nordamerika nicht akzeptiert wird.


Rainer Mayer

26.02.2016 - 18:12 Uhr

Das in Deutschland und Europa der Datenschutz sehr ernst genommen wird, kann man ja wunderbar daran erkennen, das sowohl die Landesregierung und die Bundesregierung Millionensummen an Leute zahlen, die gestohlene Bankdaten in Form von Daten CDs verkaufen. Für meine Begriffe ist beides mindestens genauso strafbar wie die angeschmierte Steuerhinterziehung selbst.Aber welche Daten sollen denn da bei VW geschützt werden? Das ist doch Lachhaft! Der Herr Müller hatte bei Amtsantritt vollumfängliche und schnelle Aufklärung versprochen. Das sieht klar nach Verzögerungstaktik aus, um Zeit zu gewinnen. Wofür diese Top Manager die Zeit brauchen kann sich jeder selbst ausmalen. Den eigenen Ars… zu retten steht hier wohl mehr im Vordergrund als die versprochene schonungslose Aufklärung. Aber der Schuss wird bei den Amerikanern ganz böse nach hinten los gehen. Die übertreiben es zwar gewaltig, aber auch das ist ja nun wirklich kein Geheimnis. Ich finde es unglaublich, welche Fehler hier immer noch im VW Management gemacht werden. Am Ende auf Kosten derer, die mal gar nichts dafür können, die Mitarbeiter von VW und in den Autohäuser, die geprellten Kunden, und letztlich auch wir, die Steuerzahler. Gut gemacht, VW!


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