Pünktlich zum 150-jährigen Bestehen hat der TÜV Rheinland einen Jahresabschluss auf Rekordniveau präsentiert. Den Wachstumskurs wolle man beibehalten, sagte Michael Fübi, Vorstandschef der TÜV Rheinland AG, bei der Bilanzpressekonferenz am Dienstag. "Die Restrukturierungsphase ist so gut wie abgeschlossen."
Fübi verwies auf die glänzenden Zahlen des vergangenen Jahres. Der Umsatz legte nach seinen Angaben um sieben Prozent auf 2,091 Milliarden Euro zu – ein neuer Bestwert. Das gilt auch für das Betriebsergebnis (Ebit) mit 157,8 Millionen Euro. 2021 hatte man bedingt durch einmalige Sondereffekte ein Minus von 23,6 Millionen Euro verbucht. Grund für die positive Entwicklung seien "erfolgreiche Maßnahmen zur Erhöhung der Effizienz" gewesen, womit man nun "zusätzlichen Spielraum für Investitionen habe", betonte der Manager.
Die Entwicklung im Geschäftsbereich Mobilität war nach wie vor von Corona geprägt. Dennoch machte TÜV Rheinland hier bessere Geschäfte, der Spartenumsatz kletterte spürbar um 7,5 Prozent auf 595,4 Millionen Euro. In Deutschland und Lettland habe das Volumen an den Fahrzeugprüfstellen wieder Normalniveau, hieß es. In Chile habe ein deutliches Wachstum registriert, dagegen sei das Fahrzeugprüfgeschäft in Spanien und Frankreich pandemiebedingt hinter den Erwartungen zurückgeblieben.
Investitionen in E-Mobilität
Künftig will der Prüfkonzern sich verstärkt dem Segment der Elektromobilität widmen. Hierfür hat TÜV Rheinland im vergangenen Jahr mit dem Bau eines Prüflabors in Aachen begonnen, das im Juni dieses Jahres eröffnet werden soll. Damit wolle man Kontrollen und Tests an bis zu 800 Kilogramm schweren Traktionsbatterien durchführen und so wertvolle Erkenntnisse über die Technologie sammeln, hieß es.
Ein weiteres Indiz für die E-Ambitionen des TÜV Rheinland ist die im März 2022 gemeinsam mit dem Münchener Start-up Twice gegründete Battery Quick Check GmbH. Ab Herbst sollen die Antriebsbatterien gebrauchter Elektroautos durch das neu gegründete Unternehmen auf ihren Gesundheitszustand hin untersucht werden können.
Ein weiteres Feld, das der Prüfdienstleister in Zukunft weiter ausbauen will, ist das autonome Fahren. Auch hier gibt es mit der Homologation des weltweit ersten Fahrassistenzsystems für hochautomatisiertes Fahren (SAE-Level 3) Erfolge zu verzeichnen. An diese wolle man anknüpfen, so Fübi.
Im Sinne der Technologieoffenheit hat TÜV Rheinland 2021 zudem ein globales Wasserstoff-Kompetenzzentrum gegründet, um sich dort den Themen sichere Gewinnung, Speicherung, Transport und Nutzung von Wasserstoff anzunehmen. Weitere Investitionen sind im Bereich Software- und Digitalisierungsprojekte sowie im Ausbau von Prüfkapazitäten geplant.
TÜV Rheinland begeht in diesem Jahr seinen 150. Geburtstag. Gegründet am 31. Oktober 1872 als "Verein zur Überwachung der Dampfkessel in den Kreisen Elberfeld und Barmen" ist das Unternehmen mittlerweile als internationaler Prüfdienstleister aktiv. Ende 2021 hatte der Konzern 20.241 Mitarbeitende (minus zwei Prozent).