Die Tesla-Rallye geht weiter: Der US-Elektroautobauer hat sich dank hoher Nachfrage in Europa und China zum Jahresende überraschend gut geschlagen und kommt mit seinen neuen Projekten schneller voran als erwartet. In den drei Monaten bis Ende Dezember schaffte die Firma von Tech-Milliardär Elon Musk das zweite Quartal mit schwarzen Zahlen in Folge - und der Gewinn übertraf klar die Erwartungen.
Zudem stellte Tesla für 2020 Auslieferungen von mehr als 500.000 Autos in Aussicht. Nachdem mit dem Mittelklassewagen Model 3 viele neue Kunden erreicht werden konnten, drückt Musk jetzt beim Schwestermodell aufs Tempo, dem Kompakt-SUV Model Y. Das Fahrzeug, das ab 2021 auch in der Nähe von Berlin gebaut werden könnte, werde bereits in kleinen Stückzahlen zusammengebaut. Ab März sollen die Auslieferungen beginnen - ursprünglich war das für den Sommer angekündigt.
Anleger versetzte der Geschäftsbericht in Feierlaune. Die Aktie stieg im vorbörslichen Handel am Donnerstag zeitweise um rund elf Prozent und lag damit deutlich über der Marke von 600 Dollar. Teslas Gewinn im Vorquartal, Rekordauslieferungen, der Turbo-Start des Werks in China und die ambitionierten Pläne für die erste europäische Fabrik in Grünheide bei Berlin hatten den Kurs bereits in den vergangenen Monaten explodieren lassen. Seit Jahresbeginn hat die Aktie um 39 Prozent zugelegt, seit Herbst hat sich der Kurs mehr als verdoppelt.
Mit einem Börsenwert von zuletzt knapp 105 Milliarden Dollar wird Tesla am Finanzmarkt inzwischen deutlich höher gehandelt als die beiden an Produktion und Marktanteilen gemessen größten US-Rivalen General Motors (GM) und Ford zusammen. Kürzlich zog Tesla sogar am weltgrößten Hersteller Volkswagen vorbei, auch wenn der Vergleich hier wegen der unterschiedlichen Kapitalstrukturen etwas schwieriger ist. Fest steht in jedem Fall, dass das kalifornische Unternehmen an der Wall Street schon länger einen sehr beeindruckenden Lauf hat.
Ob die Geschäftszahlen diese Euphorie rechtfertigen, steht auf einem anderen Blatt. Im vierten Quartal übertraf Tesla die Markterwartungen mit einem Gewinn von 105 Millionen Dollar (95 Mio Euro). Verglichen mit dem Vorjahreswert ist dies allerdings ein Rückgang um 25 Prozent. Der Umsatz fiel mit 7,4 Milliarden Dollar zwar deutlich höher aus als angenommen, im Jahresvergleich ergibt sich hier aber nur ein leichter Anstieg um zwei Prozent. Der erste Jahresgewinn seit Unternehmensgründung 2003 lässt weiter auf sich warten. 2019 fiel unterm Strich ein Verlust von 862 Millionen Dollar an. Das waren immerhin weniger als die 976 Millionen Dollar Miese im Vorjahr.
Nummer drei bei Neuzulassungen in Europa
Doch nach viel anfänglicher Skepsis und Problemen mit den ehrgeizigen Vorgaben von Konzernchef Musk scheint Tesla tatsächlich in die Spur gefunden zu haben. Der Plan, mit dem Model 3 den Massenmarkt zu erobern und dabei Geld zu verdienen, scheint aufzugehen. So war das Model 3 nach Berechnungen der Analysefirma Jato im Dezember die Nummer drei bei Neuzulassungen in Europa nach dem Volkswagen Golf und dem Renault Clio.
2020 will Tesla nun mehr als 500.000 Autos ausliefern, im Vorjahr waren es 367.500. Mit dem Model Y kann Musk nun auch beweisen, dass holprige Produktionsstarts der Vergangenheit angehören. Ein Frage bleibt, ob für die ambitionierten Pläne noch mehr frisches Geld her muss - Tesla verneint das bisher.
Musk versicherte nun erneut, dass Tesla ab jetzt grundsätzlich profitabel arbeiten werde. Das war auch schon die Botschaft vor einem Jahr - es folgten zwei tiefrote Quartal mit Verlusten von mehr als einer Milliarde Dollar. Auch jetzt schränkte Tesla ein, dass es Ausreißer etwa bei der Einführung neuer Modelle geben könnte. In diesem Jahr soll auch der Elektro-Sattelschlepper Tesla Semi in die Produktion gehen. (dpa)