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Susanne Ziegler, Vertriebsdirektorin Nissan Deutschland: "Wir können nicht auf drei Jahre planen"

13.12.2022 12:19 Uhr | Lesezeit: 6 min
Susanne Ziegler, Vertriebsdirektorin Nissan Deutschland, spricht im Interview über das Autojahr 2022 und blickt in die Zukunft. 
© Foto: Nissan

Zwischen Lieferengpässen und Chipmangel hat Nissan dieses Jahr fünf neue Modelle eingeführt. Susanne Ziegler, Vertriebsdirektorin von Nissan Deutschland, blickt im exklusiven AUTOHAUS-Interview auf das Jahr 2022 zurück - voller Herausforderungen, Höhen und Tiefen.

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AH: Frau Ziegler, wie beurteilen Sie die Marktperformance von Nissan in diesem Jahr?

Susanne Ziegler: Die Marktgegebenheiten und die Lieferproduktionssituation sind für alle schwierig. Was kann geliefert werden, was ist verfügbar – diese Herausforderungen beschäftigten uns tagtäglich. Unser Vorteil im zweiten Halbjahr waren unsere fünf neuen Produkte und Modelleinführungen, die geben uns Rückenwind. Wir haben die Aufmerksamkeit der Medien auf uns gezogen, Interesse generiert – und die Leute kommen. Wir sind mit dem Kaufvertragseingang sehr zufrieden. Allerdings haben wir noch nicht das Volumen erreicht, das in den Büchern steht, und die Zulassungszahlen sind noch nicht da, wo wir sie gerne gehabt hätten. Trotzdem war es insgesamt ein gutes Jahr. Wir verkaufen zurzeit eher in das Privat- und das Flottengeschäft, andere Kanäle sind gerade schwächer. Fakt ist auch: Wir könnten mehr verkaufen, wenn wir die Fahrzeuge hätten.

AH: Wie ist die aktuelle Liefersituation?

S. Ziegler: Die Lieferschwierigkeiten werden sich noch bis in das nächste Jahr ziehen, wir versuchen das bestmöglich zu managen. Zum Ende dieses Jahres hat sich die Situation etwas erholt – aber es kommt auch auf die einzelnen Modelle an, welche Teile gebraucht werden. Gerade ist es schwierig voraus zu planen, da sich die Versorgungslage stetig ändert. Die Flexibilität begleitet uns noch ein wenig. 

AH: Wie beurteilen Sie die Modellpalette?

S. Ziegler: Wir haben jetzt einige wirklich tolle Autos neu ins Programm bekommen, das ging Schlag auf Schlag. Der Ariya ist unser Flaggschiff und hat schon einige Design-Awards gewonnen. Er hat eine Anmutung – das ist einfach ein neues Kapitel für die Marke. Im November ist der neue X-Trail gestartet, die ersten Kundenreaktionen sind sehr positiv und die Händler begeistert. Jetzt geht es darum, darauf aufzubauen. Wir sind gut gewappnet für 2023.

AH: Was bringt Ihnen die Kooperation mit dem ADAC?

S. Ziegler: Mit der Kooperation, bei der ADAC-Mitglieder spezielle Konditionen bekommen, wollen wir zusätzliche Interessenten für die Marke Nissan generieren. Gleichzeitig liegt uns aber auch die Fortsetzung einer schon länger gelebten Partnerschaft mit dem ADAC am Herzen. So haben wir eine gestärkte Position als verlässlicher Partner, auch für den Kunden. Bisher hat sich die Kooperation gut bewährt.


Nissan X-Trail (2023)

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AH: Die Preise der Neuwagen steigen, gleichzeitig setzt man auf höherpreisige Fahrzeuge. Gehen da alle Kunden mit?

S. Ziegler: Wir beobachten den Markt stetig. Dieser bewegt sich auf Grund der vermehrten Technologien, die in den Fahrzeugen stecken, preislich nach oben. Schuld daran ist auch die Erhöhung der Materialkosten. Nissan ist preislich definitiv im Wettbewerbsfeld positioniert. Mit den neuen Produkten gibt es eine Chance, neue Kundengruppen zu erschließen, für die bisher noch nichts Passendes dabei war. Wir haben auch gute Leasing- und Finanzierungsangebote, oder auch mit "Nissan Flex", ein Abonnement-Angebot für Kunden. Damit bieten wir denjenigen ein optimales Produktangebot, die eine flexible und einfache Mobilitätslösung suchen.Es gibt immer mehr Offerten auf dem Markt, auch hinsichtlich einer Finanzierung oder eines Leasings für eine kürzere Dauer, da müssen wir mithalten.

AH: Mit welchen Highlights ist 2023 zu rechnen?

S. Ziegler: 2023 bringen wir zunächst den Nissan Townstar als Elektrofahrzeug auf den Markt. Die zweite große Aufgabe ist es, alle Modelle, die wir in den vergangenen Wochen lanciert haben, im nächsten Jahr auch richtig auf dem Markt zu etablieren. Damit sind wir dann gut aufgestellt.

AH: Wann kommt der Micra-Nachfolger?

S. Ziegler: Es wird schon kommuniziert, dass ein Nachfolger geplant ist – und zwar vollelektrisch. Er wird von uns selbst entworfen und von Renault entwickelt. Der Stromer wird auf der neuen CMF-BEV-Plattform stehen.

AH: Was versteht Nissan unter "E-Power"?

S. Ziegler: E-Power ist ein Nissan-Unikat. Ein Antrieb, der das elektrische Fahrgefühl und elektrisches Fahren ermöglicht. All das kann man ohne die Reichweitenangst nutzen. Die aktuelle Ladeinfrastruktur ist noch nicht so ausgereift - für alle, die davor Angst haben, ist unser E-Power perfekt. Ein Elektrofahrgefühl ohne Kabel. Im Klartext bedeutet das: Der Elektromotor treibt die Räder an, wird aber vom Benzinmotor gespeist, um die Energie an die Räder zu bringen. Blicken wir auf die CO2-Zahlen, macht das im Vergleich zum Verbrenner absolut Sinn: ein guter CO2-Wert, aber kein allzu hoher Verbrauch. Das ist vor allem für Menschen gedacht, die noch nicht bereit sind, auf ein rein elektrisches Fahrzeug umzusteigen. Für uns ist das eine Brückentechnologie.

AH: Warum setzt Nissan nicht ausschließlich auf BEV? Schließlich war man mit dem Leaf Vorreiter?

S. Ziegler: Wir arbeiten weiterhin an den zukünftigen BEV-Modellen. Manchmal geht es einfach nicht so schnell. Kundengruppen und Infrastruktur sind noch nicht bereit, komplett auf BEV umzusteigen.


Nissan Ariya Fahrbericht (2022)

Nissan Ariya Fahrbericht (2022) Bildergalerie

AH: Im IfA MarkenMonitor 2022 konnte sich Nissan verbessern. Welche Bedeutung hat die Händlerzufriedenheit für Sie?

S. Ziegler: Wir freuen uns, dass wir uns im MarkenMonitor 2022 verbessert haben. Nochmal wichtiger als die Note ist für uns allerdings der Dialog mit den Händlern – wir haben einen guten Austausch, auch mit dem Händlerverband, mit dem wir alle zwei Wochen über die Gegebenheiten sprechen. Während der Pandemie war das besonders wichtig, aber auch jetzt mit der gesamten Liefersituation. Wir gehen weiter Hand in Hand mit dem Handel.

AH: Ist das Händlernetz aktuell gut aufgestellt?

S. Ziegler: Wir haben ein Netz mit einigen Partnern, die einen guten Marktanteil in ihrem Gebiet erreichen. Auf der anderen Seite gibt es auch unbesetzte Gebiete, in denen wir noch gar nicht präsent sind. Aktuell zählen wir in Deutschland 21 Open Points. Wir arbeiten daran, neue Partner zu finden. Dazu haben wir auch einige Vereinbarungen dieses Jahr getroffen, die nach und nach an den Start gehen. Bis Ende 2023 wollen wir alle Gebiete gut abgedeckt haben.

AH: Wie beurteilen Sie die Rendite im Netz? Die Umsätze des Handels sind gesunken.

S. Ziegler: Wir bieten aktuell ein starkes Paket mit der Marge, den neuen Produkten und dem Verkaufsförderprogramm – die Rendite liegt bei drei Prozent national, das ist in allen Bereichen sehr profitabel. Momentan sieht es sehr gut aus für die Händler. Zukünftig planen wir auch weiterhin mit einer durchschnittlichen Umsatzrendite in Höhe von zwei Prozent.

AH: Wie steht Nissan zum Agenturgeschäft?

S. Ziegler: Wir beobachten das Marktgeschehen, da ist viel Bewegung. Das hat Vor- und Nachteile. Für uns ist wichtig, dass der Kunde das Konzept annimmt – das wird sich erst noch zeigen. Deshalb haben wir momentan keine Pläne, das Agenturmodell in Deutschland zu implementieren. Wir arbeiten allerdings daran, gemeinsam mit den Händlern E-Commerce für den Kunden anzubieten.

AH: Was erwarten Sie von 2023?

S. Ziegler: Wenn ich einen Wunsch äußern dürfte, wäre das mehr Ruhe im Markt und fürs Geschäft nach diesem herausfordernden Jahr 2022. Aber das ist sehr schwierig zu sagen. Momentan können wir nicht auf drei oder fünf Jahre planen. Wir freuen uns auf eine spannende Zukunft mit Nissan.


Nissan Qashqai e-Power (2022)

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