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Studie zu Rückrufaktionen: "Das Produkt reift beim Kunden"

29.07.2020 13:00 Uhr
Studie zu Rückrufaktionen: "Das Produkt reift beim Kunden"
Rückrufquoten (Zahl der Rückrufe/Neuwagenabsatz) im US-Markt 2005 bis 2020 (in Prozent).
© Foto: CAM

Der Trend zu millionenfachen Rückrufaktionen der Autoindustrie setzt sich weiter fort. Sie sind Ausdruck einer sich im Wandel befindlichen Industrie, die zunehmend stärker ihre Produkte beim Kunden reifen lässt.

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Die Rückrufquoten der Autohersteller haben 2019 und 2020 erneut ein hohes Niveau erreicht. Wie eine Untersuchung des Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach zeigt, wurden allein im Referenzmarkt USA in 2019 und dem ersten Halbjahr 2020 rund 55 Millionen Pkw in die Werkstätten beordert. Damit sind die Rückrufquoten - also die Zahl zurückgerufener Fahrzeuge relativ zur Zahl der Neuzulassungen - wieder besonders hoch.

Für 2019 berechneten die Analysten eine Quote von 219 Prozent. Im Jahr zuvor waren es 159 Prozent. Das erste Halbjahr dieses Jahres lag mit 266 Prozent nochmals deutlich höher. In den Jahren von 2014 und 2019 kam es zu einem Allzeit-Negativrekord von über 250 Millionen zurückgerufenen Fahrzeugen allein in den USA. Das entspricht einer Rückrufquote von 243 Prozent. Damit wurden fast zweieinhalb Mal mehr Fahrzeuge in Werkstätten zurückbeordert als im gleichen Zeitraum verkauft wurden.

Im vergangenen Jahr wiesen die Hersteller Subaru (473 Prozent), Volkswagen (403 Prozent), Daimler (400 Prozent), Ford (292 Prozent) und BMW (286 Prozent) die höchsten sicherheitstechnischen Rückrufquoten in den USA auf. Im ersten Halbjahr 2020 liegen Toyota (555 Prozent), Nissan (488 Prozent) und Honda (467 Prozent) sowie Ford (341 Prozent) und BMW (304 Prozent) vorne.

Bei der Rückrufmenge belegen die Negativ-Spitzenplätze Ford mit 7,01 Millionen, GM mit 6,35 Millionen sowie Fiat-Chrysler mit 4,90 Millionen zurückgerufenen Pkw. Die Mängel betreffen im Einzelfall sehr unterschiedliche sicherheitsrelevante Bauteile. Hier nennt das CAM unter anderem Automatikgetriebe, Bremslicht oder Airbags.

Als Gründe für die wachsenden Qualitätsprobleme sieht das Institut die steigende technische Komplexität der Fahrzeuge, eine Zunahme der Entwicklungsgeschwindigkeit angesichts steigenden Wettbewerbs und den damit einhergehenden Kostendruck. Außerdem wurden erhebliche Teile der Wertschöpfung Zulieferern übertragen, was nach einem unternehmensübergreifenden sowie internationalen und damit komplexeren Qualitätsmanagement verlangt. Schließlich sorgt die Gleichteilestrategie zu Mengeneffekten, die bei spät entdeckten Fehlern zu millionenfachen Rückrufen führen.

Studienleiter Stefan Bratzel erklärte: "Die hohen Rückrufzahlen der letzten Jahre sind auch Kennzeichen des enormen Veränderungsdrucks, der auf der Branche lastet. Und die sicherheitstechnischen Rückrufe stellen dabei nur die Spitze des Eisbergs dar. Nicht selten gleicht die Produktherstellung mancher Automobilunternehmen einer 'Bananenentwicklung' an: Das Produkt reift erst beim Kunden. Das verärgert vielfach die Autokäufer und kann zu Personen- und Sachschäden führen. Außerdem kostet es die Hersteller mittel- und langfristig viel Geld und schadet ihrem Image." (SP-X)

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