BMW-Chef Harald Krüger meidet bei der Neuausrichtung des Autobauers radikale Veränderungen. Mit einem Mix aus bewährtem Geschäft und neuen Technologien will er das Unternehmen für den wachsenden Konkurrenzdruck in der Branche wappnen. "In einem komplexen Wettbewerbsumfeld wird sich der Kostenwettbewerb weiter verschärfen", sagte Krüger am Mittwoch auf der Bilanz-Pressekonferenz in München. Auch in der Oberklasse drängten neue, branchenfremde Spieler mit großen finanziellen Spielräumen aggressiv auf den Markt. Hinzu komme die andauernde wirtschaftliche und politische Unsicherheit. "Wir brauchen daher höchste Flexibilität, um in einem ungewissen Umfeld Kurs halten zu können», sagte Krüger.
Neue Technologien und digitale Dienste veränderten zwar heutige Geschäftsfelder, doch werde der Wandel nicht abrupt eintreten. Daher wolle man weiter mehrgleisig unterwegs sein: So will BMW stärker ins autonome Fahren investieren und die Entwicklung der E-Mobilität vorantreiben. Zugleich dürfte der Verbrennungsmotor aber noch auf Jahre hinaus eine wichtige Rolle spielen. Daher habe man die Strategie "dynamisch-evolutionär weiterentwickelt – mit disruptiven Bestandteilen", so Krüger. Die BMW-Führung betonte, auch der Diesel bleibe trotz des VW-Skandals ein Eckpfeiler der neuen Strategie.
Neues Oberklasse-SUV ab 2018
Neben dem neuen elektrischen i-Modell "iNext", das frühestens ab 2020 in die Autohäuser kommen soll, plant der Autobauer auch zusätzliche Hybridmodelle und arbeitet weiter an der Wasserstoff-Brennstoffzellen-Technologie. Ein erstes Fahrzeug mit dieser Technologie für Privatkunden will BMW 2025 anbieten. Mit dem Projekt i2.0 soll das automatisierte Fahren vorangetrieben werden, und auch neue Mobilitätsdienstleistungen sowie die Beteiligung an erfolgversprechenden Start-ups stehen auf Krügers Agenda. Zugleich wolle man Wachstumschancen in renditestarken Segmenten wie der Luxusklasse nutzen, sagte er. Dafür schickt der Autobauer beispielsweise 2018 den X7 ins Rennen.
Die für den Wandel nötigen Investitionen kosten Geld, dazu passt auch Krügers vorsichtige Langfrist-Prognose: Vor Zinsen und Steuern sollen wie bisher acht bis zehn Prozent vom Umsatz übrig bleiben. Für die Umsatzrendite vor Steuern strebt der Konzernchef von 2017 an mindestens zehn Prozent an.
Entwicklung "grundsätzlich positiv"
Die vorsichtige Neuausrichtung spiegelt sich auch im Ausblick für das laufende Jahr wider: Zwar peilt das Unternehmen neue Bestmarken bei den Auslieferungen und dem Konzernergebnis vor Steuern an, rechnet aber lediglich mit leichten Zuwächsen. Einer "grundsätzlich positiven Entwicklung" auf den Automobilmärkten stünden ein harter Wettbewerb, steigende Personalkosten und hohe Investitionen in Zukunftstechnologien gegenüber, erklärte BMW.
Grundsätzlich beansprucht Krüger beim Absatz auch weiterhin die Führung in der Oberklasse -– obwohl BMW dem Konkurrenten Daimler zuletzt hinterherfuhr. Analysten sehen wenig Überraschendes in Krügers Strategie. NordLB-Experte Frank Schwope sagte, das nächste i-Modell hätte auch zwei Jahre früher kommen können.
Im vergangenen Jahr verkaufte BMW 2,2 Millionen Autos und damit so viele wie nie zuvor. Der Umsatz kletterte um fast 15 Prozent auf 92,2 Milliarden Euro, und das Vorsteuerergebnis legte um knapp sechs Prozent auf 9,2 Milliarden Euro zu. Unter dem Strich verdiente das Unternehmen rund 6,4 Milliarden Euro und damit zehn Prozent mehr als vor Jahresfrist. (dpa)