Ein Jahr nach Beginn des Ermittlungsverfahrens wegen der Abgas-Tricksereien kann die Staatsanwaltschaft München noch kein Ende absehen. "Das wird noch dauern" – eine Anklage sei in nächster Zeit jedenfalls nicht zu erwarten, sagte Staatsanwältin Karin Jung am Donnerstag. Es gebe zwar täglich Neues, aber nichts Bahnbrechendes und auch keinen Kronzeugen.
Die Staatsanwaltschaft hatte am Mittwoch die Wohnungen von sechs Audi-Technikern und Ingenieuren durchsucht und Unterlagen sichergestellt. Dabei sei es ausschließlich um die Manipulation der Abgaswerte von Dieselmotoren in den USA gegangen. Die Staatsanwaltschaft ermittle inzwischen gegen 13 Beschuldigte wegen Verdacht des Betrugs und strafbarer Werbung. Heutige oder ehemalige Audi-Vorstände seien nicht unter den Beschuldigten, sagte Jung.
"Das Problem ist die Auswertung. Wir haben Datenmengen, mit denen man sich 20 Jahre beschäftigen kann", sagte die Staatsanwältin. Zwei Beschuldigte hätten zugegeben, an Manipulationen mitgewirkt zu haben.
Die Staatsanwaltschaft hatte am 15. März 2017 während der Jahres-Pressekonferenz von Audi-Chef Rupert Stadler in Ingolstadt die Konzernzentrale durchsucht. Der ehemalige Chef der Audi-Motorenentwicklung und Porsche-Entwicklungsvorstand sitzt seit September 2017 in Untersuchungshaft. Einer seiner früheren Mitarbeiter bei Audi in Neckarsulm war nach mehreren Monaten Untersuchungshaft im November 2017 wieder freigekommen. (dpa)